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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unsere Beziehung zu Danzig



Wolfgang
26.02.2009, 00:26
Schönen guten Abend,

in den letzten Tagen habe ich mehrfach lesen können wer alles beabsichtigt, demnächst Danzig zu besuchen.

Ich finde das GRANDIOS!!! Denn eines der Ziele unseres Forums ist es, Interesse an Danzig zu wecken (falls noch nicht vorhanden:)) und dazu zu motivieren, Danzig zu besuchen.

Immer mehr unserer Teilnehmer/innen entstammen der zweiten und dritten Nachkriegsgeneration. Danzig, die Heimat ihrer Vorfahren, ist manchmal lediglich ein abstrakter Begriff, ein Ort historischer und familiärer Vergangenheit. Es ist großartig, wenn sich nun die Nachkommen alter Danziger der Heimat ihrer Vorfahren erinnern und hoffen, bei uns ein klein wenig mehr zu erfahren.

Ich sagte heute sinngemäß in einem anderen Beitrag schon einmal, es sei ein Abenteuer sich auf Danzig einzulassen. Für viele Jener, die offen und unbefangen auf Danzig zugehen, wird sich ein Blick in den Spiegel, ein Blick in das eigene Ich und in die eigene Geschichte eröffnen. Es ist wirklich ein Abenteuer. Mancher wird von Danzig nicht mehr lassen können.

Als ich selber Anfang der 90er Jahre erstmals neugierig nach Danzig ging, erst mit meinem Vater, später auch mit meiner Mutter, dann immer öfter alleine, wusste ich nicht, dass dies mein Leben (im positiven Sinne) vollkommen umkrempeln wird. Heute bin ich mit einer polnischen Danzigerin verheiratet und habe meinen Lebensmittelpunkt in Danzig, auch wenn ich momentan noch in Deutschland arbeite.

Und wie oft höre ich auch heute noch -teils in privaten Gesprächen-, dass ein Besuch in Danzig eine Offenbarung sein kann. Lebenslang Suchende werden zu Findenden. Die eigene Identität zeigt sich, wird klar. Und mancher, bisher vermeintlich wurzellos, steht plötzlich breitbeinig auf familienhistorischer Erde und wird sich des eigenen Seins und Ursprungs bewusst.

Heimatlosigkeit kann sich vererben. Eine Erkenntnis, eine Tatsache, die nicht jedem Angehörigen der Erlebnisgeneration bewusst ist. Diese nachkriegsgeborenen "Erben" einer verlorenen Heimat finden selten Verständnis. Die Eltern können es nicht verstehen -sie haben sich schließlich unter Entbehrungen selber zurecht finden und eine neue Existenz aufbauen müssen- und auch Andere zeigen sich irritiert.

Um es kurz zu machen: Danzig ist nicht nur eine Reise wert. Es ist nicht nur lediglich Touristenziel. Es kann sein, eine angeborene, eine vererbte Beziehung zu entdecken. Oder eine Beziehung zu entdecken, die aus einem -vielleicht auch unbewusstem- Verlorensein resultiert. Oder eine Beziehung zu knüpfen zu einem heute polnischen Danzig mit einer deutschen Vergangenheit. Oder -und das ist natürlich auch möglich- einfach nur eine Beziehung herzustellen zu einer großartigen Stadt mit einer großartigen Atmosphäre.