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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schöne Madonna in der Marienkirche



Anonymus
14.04.2009, 21:09
Liebe Danziger Freunde,

die schöne Madonna um 1420 (siehe Anhänge) ist aus weichem, kreideartigen Kalkstein vollrund gearbeitet. Höhe mit Krone 2 Meter. Im 20 Jh. stand sie in der Reinholdskapelle, ehemals im südlichen Freipfeiler vor dem Hochaltar. In der Barockzeit wurde sie naturalistisch neugefasst, mit rotgoldenem Brokatkleid, blauem, goldgerandetem, goldgemustertem Mantel, goldenen Haarlocken. Die Krone ist mit zierlichen radialen Ornamenten aus Blei besteckt, die um 1515/20 zugefügt wurden.

Seit dem Anfang des 16. Jh., um 1515/20, steht die Madonna in einem hohen, sechsseitigen Holzschrein, Höhe 2,60 Meter, Breite 0,90 Meter, Tiefe 0,60 Meter. Die drei Seiten des Innern, die im aufgeklappten Zustand sichtbar werden, sind blau ausgenalt, hinter der Figur sind sie mit goldenen Strahlen, im oberen Teil mit goldenen Sternen besetzt. Ein silberner Rosenkranz bildet einen Rahmen, der durch sieben Medaillons mit bunt gefassten Reliefs der Passion Christi unterbrochen wird.

(Teil einer Beschreibung der Figur aus dem Jahre 1963)

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Christkind
14.04.2009, 21:53
Ein Vergleich der alten und jetzigen Aufnahmen zeigen ziemliche Unterschiede.
In Danzig / L war auch schon von der Schönen Madonna die Rede.
Dort erfuhr ich damals von Alicja, dass die Figur am Ende des Krieges eingemauert war. Nach dem Krieg war sie ohne Krone. Deshalb sieht die jetzige Krone auch anders aus.
Stanislaw Bogdanowicz hat über die Marienkirche ein Buch geschrieben, das hatte Alicja erwähnt.
Der Priester kannte auch die Geschichte von der Madonna.


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Grüße von Christkind

Marc Malbork
14.04.2009, 23:53
St. Bogdanowicz, Marienkirche in Danzig, 1993, S. 72f. schreibt nichts weiter zur Krone. Sein Text wird, soweit ich sehe, noch heute auf der Website der Marienkirche verwendet:

http://www.bazylikamariacka.pl/024.html

Text und Bilder des ersten Beitrages hier stammen aus W. Drosts Standardwerk zur Marienkirche, erschienen 1963 mit Vorkriegsfotografien. Der "Danziger Hauskalender" 1984 hat übrigens eine schöne Aufnahme der Madonna als Titelbild.

Ein Vergleich der heutigen mit der "Vorkriegskrone" scheint mir zu zeigen, dass der Korpus der Krone derselbe ist, man hat jedoch heute nicht mehr die Ergänzungen aus 1515/20, das gilt auch für die Strahlen am Kopf des Kindes. Es wäre interessant zu wissen, ob es sich insoweit tatsächlich um Kriegsverluste handelt oder ob man im Stil der fünfziger Jahre die Krone und den Kopf des Kindes nur in den Ursprungszustand von 1420 "purifiziert" hat. Das kann ich hier mit meinen Bordmitteln leider nicht klären.

Bogdanowicz schreibt noch, dass der Schrein hinter der Madonna 1979 stark beschädigt aus dem Warschauer Nationalmuseum zurückkam und in der Basilika restauriert wurde. Einige der Passionszenen waren Kriegsverlust und sind rekonstruiert worden.

Sein Urteil: Ein ungewöhnliches Kunstwerk von zeitloser Schönheit.