Gerhard Jeske
17.04.2009, 23:50
Putschplan in Danzig 1934
Da war mir ein Fehler unterlaufen. Der Generalfeldmarschall hieß nicht Werner sondern Walter von Brauchitsch. Dabei entdeckte ich in einem Buch meiner Bibliothek folgende aufregende Information. In seiner Doktorarbeit, heraus gegeben im Biblio Verlag, beschäftigt sich Herr Wolfgang Ramonat, über 500 Seiten lang, mit dem Thema: Der Völkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920 – 1939.“
Der Danziger Senatspräsident Hermann Rauschning kam aus Westpreußen. ihm wurden staatspolitische Qualitäten in seinem Werdegang nachgesagt. Diese setzte er zunächst ein, um die Nationalsozialisten in Danzig stark zu machen. Zu seiner politischen Perspektive gehörte eine intensive Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet mit Polen, es war ein Programm, das weder dem Gauleiter, noch Hitler gefiel. Man warf Rauschning vor, eine langfristige Verständigung mit Polen anzustreben. Dagegen wollten Forster und Hitler nur taktische, kurzeitige Beziehungen eingehen. Forster formulierte schon 1935 das Endziel „ Der Völkerbund hat hier nichts zu sagen, er muss mit seinen Wurzeln ausgerottet werden. Und mit ihm alle anderen. Ich will ganz offen reden: Mit ihm auch Polen „Danzig Chronik-H.G. Siegler. Von Monat zu Monat wurde die Danziger Verfassung gebrochen, ja außer Kraft gesetzt, Das führte zu größeren Spannungen mit dem Senatspräsidenten. hinzu kam, dass der Innensenator Arthur Greiser dem Senatspräsidenten Rauschning in Berlin ein Ultimatum vorlegte, die Oppositionspresse für mehrere Jahre zu verbieten. Rauschning protestierte gegen die Abberufung mehrerer Beamter aus seiner Umgebung. Rauschning selbst suchte Verbündete, die ihn unterstützen sollten, den Gauleiter Forster aus Danzig abzuberufen, weil er eine Gefährdung der außenpolitischen und unabhängigen Stellung darstellte. Der Höhepunkt der konspirativen Politik gipfelte in einem Putschplan gegen die Parteispitze der NSDAP.
Der Standortgeneral in Königsberg, Walter von Brauchitsch verfolgte ähnliche Ziele. Ihm war die Bewaffnung der SS ein Dorn im Auge. So kam es zu mehreren Gesprächen zwischen Rauschning und von Brauchitsch in Danzig. Sicherlich konnten diese Gespräche nicht verheimlicht bleiben, denn in Danzig war eine sehr aktive Außenstelle des Canaris Geheimdienstes tätig, außerdem befand sich der größte Teil der Kriminalpolizei auf Seiten der NSDAP. Der Putschplan sah vor, dass die SS und paramilitärischen Verbände entwaffnet werden und Forster und andere Funktionäre die Reichsdeutsche, also Ausländer waren, ausgewiesen werden sollten. Tatsächlich hatte der General von Brauchitsch in Ostpreußen mit der Entwaffnung der SS begonnen. Gespräche mit Polen verliefen im Sande. Polen konnte nicht diese Pläne unterstützen, weil es damit die Danziger Verfassung verletzte und die Verträge mit dem Völkerbund. Danzig und Polen wären international geächtet worden. In Berlin wusste man Bescheid, denn General von Brauchitsch musste die SS Verbände wieder bewaffnen, dadurch erhielt Himmler noch größeren Einfluss in Ostpreußen. Der Schuss war also nach Hinten losgegangen. Warum wurde General von Brauchitsch nicht zur Rechenschaft gezogen? Später wurde er sogar zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht ernannt? Diese Frage wird in dem Buch nicht beantwortet. Wegen der Kontakte hätte gegen von Brauchitsch und Rauschning ein Hochverratsprozess eingeleitet werden können. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Hitler den General in der Hand hatte, der seinerseits ein williges Werkzeug des Reichskanzlers dadurch geworden war. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Forster in Danzig wäre Rauschning nicht belangt worden. Weil er aber mit Warschau über den Putschplan gesprochen hatte, so wäre ein Hochverratsprozess möglich gewesen. Eventuell erklärt das seine schnelle Flucht von Danzig nach Polen. Genaues darüber werden wir wohl nie erfahren, weil solche Pläne nur auf Gesprächsebene geführt werden. Das erfordert schon die Sicherheit der betroffenen Personen. Und nach 75 Jahren die Zeugen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Zeit ist darüber hinweg gegangen. unserer Generation kann sich nur wundern, was sie alles nicht gewusst hatte. gerhard jeske
Da war mir ein Fehler unterlaufen. Der Generalfeldmarschall hieß nicht Werner sondern Walter von Brauchitsch. Dabei entdeckte ich in einem Buch meiner Bibliothek folgende aufregende Information. In seiner Doktorarbeit, heraus gegeben im Biblio Verlag, beschäftigt sich Herr Wolfgang Ramonat, über 500 Seiten lang, mit dem Thema: Der Völkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920 – 1939.“
Der Danziger Senatspräsident Hermann Rauschning kam aus Westpreußen. ihm wurden staatspolitische Qualitäten in seinem Werdegang nachgesagt. Diese setzte er zunächst ein, um die Nationalsozialisten in Danzig stark zu machen. Zu seiner politischen Perspektive gehörte eine intensive Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet mit Polen, es war ein Programm, das weder dem Gauleiter, noch Hitler gefiel. Man warf Rauschning vor, eine langfristige Verständigung mit Polen anzustreben. Dagegen wollten Forster und Hitler nur taktische, kurzeitige Beziehungen eingehen. Forster formulierte schon 1935 das Endziel „ Der Völkerbund hat hier nichts zu sagen, er muss mit seinen Wurzeln ausgerottet werden. Und mit ihm alle anderen. Ich will ganz offen reden: Mit ihm auch Polen „Danzig Chronik-H.G. Siegler. Von Monat zu Monat wurde die Danziger Verfassung gebrochen, ja außer Kraft gesetzt, Das führte zu größeren Spannungen mit dem Senatspräsidenten. hinzu kam, dass der Innensenator Arthur Greiser dem Senatspräsidenten Rauschning in Berlin ein Ultimatum vorlegte, die Oppositionspresse für mehrere Jahre zu verbieten. Rauschning protestierte gegen die Abberufung mehrerer Beamter aus seiner Umgebung. Rauschning selbst suchte Verbündete, die ihn unterstützen sollten, den Gauleiter Forster aus Danzig abzuberufen, weil er eine Gefährdung der außenpolitischen und unabhängigen Stellung darstellte. Der Höhepunkt der konspirativen Politik gipfelte in einem Putschplan gegen die Parteispitze der NSDAP.
Der Standortgeneral in Königsberg, Walter von Brauchitsch verfolgte ähnliche Ziele. Ihm war die Bewaffnung der SS ein Dorn im Auge. So kam es zu mehreren Gesprächen zwischen Rauschning und von Brauchitsch in Danzig. Sicherlich konnten diese Gespräche nicht verheimlicht bleiben, denn in Danzig war eine sehr aktive Außenstelle des Canaris Geheimdienstes tätig, außerdem befand sich der größte Teil der Kriminalpolizei auf Seiten der NSDAP. Der Putschplan sah vor, dass die SS und paramilitärischen Verbände entwaffnet werden und Forster und andere Funktionäre die Reichsdeutsche, also Ausländer waren, ausgewiesen werden sollten. Tatsächlich hatte der General von Brauchitsch in Ostpreußen mit der Entwaffnung der SS begonnen. Gespräche mit Polen verliefen im Sande. Polen konnte nicht diese Pläne unterstützen, weil es damit die Danziger Verfassung verletzte und die Verträge mit dem Völkerbund. Danzig und Polen wären international geächtet worden. In Berlin wusste man Bescheid, denn General von Brauchitsch musste die SS Verbände wieder bewaffnen, dadurch erhielt Himmler noch größeren Einfluss in Ostpreußen. Der Schuss war also nach Hinten losgegangen. Warum wurde General von Brauchitsch nicht zur Rechenschaft gezogen? Später wurde er sogar zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht ernannt? Diese Frage wird in dem Buch nicht beantwortet. Wegen der Kontakte hätte gegen von Brauchitsch und Rauschning ein Hochverratsprozess eingeleitet werden können. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Hitler den General in der Hand hatte, der seinerseits ein williges Werkzeug des Reichskanzlers dadurch geworden war. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Forster in Danzig wäre Rauschning nicht belangt worden. Weil er aber mit Warschau über den Putschplan gesprochen hatte, so wäre ein Hochverratsprozess möglich gewesen. Eventuell erklärt das seine schnelle Flucht von Danzig nach Polen. Genaues darüber werden wir wohl nie erfahren, weil solche Pläne nur auf Gesprächsebene geführt werden. Das erfordert schon die Sicherheit der betroffenen Personen. Und nach 75 Jahren die Zeugen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Zeit ist darüber hinweg gegangen. unserer Generation kann sich nur wundern, was sie alles nicht gewusst hatte. gerhard jeske