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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Madonna



Wolfgang
28.02.2008, 14:32
Folgenden Beitrag schrieb meine Mutter im Februar 2001 in unserem Vorgängerforum "Danzig-L":

Früher konnte man nur durch Einheirat, Kauf oder Erbschaft in die Zünfte
als Meister aufgenommen werden. Da waren zwei Gesellen dies ich um die verwitwete Meisterin bemühten. Eines Tages überfiel einer von ihnen seinen Nebenbuhler auf der Strasse. Als sie miteinander rauften fiel der Eine sterbend zu Boden und rief den Leuten die dazugekommen waren zu "greift den Mörder". Diese nahmen den Beschuldigten fest, warfen ihn in den Stockturm und verurteilten in zu Tode. Voller entsetzen beteuerte er immer wieder "ich kann nichts dafür. Er hat mich überfallen. Ich hatte gar kein Messer. Er ist in seins hineingefallen."

Keiner glaubte ihm. Im Gefängnis betete er innig zur Heiligen Jungfrau. Diese erschien ihm dann auch und lächelte ihn voller Liebreiz an und verschwand wieder. Aber ihr Antitz blieb in seiner Seele haften. Er bat den Rat der Stadt Danzig um Handwerkszeug das ihm auch gewährt wurde. Und so formte er Tag und Nacht an seiner Madonna. Am Tage seiner Hinrichtung war sie fertig und er übergab sie dem Danziger Rat. Diese waren vollkommen beeindruckt von der Lieblichkeit und Reinheit das sie sagten, wer solch ein Werk schaffen kann, muss ein reines Herz haben. Unmöglich das ein Mörder soviel Holdseeligkeit in die Gesichtszüge der Madonna hinein bringen kann. Sie sprachen den Gesellen frei. Er heiratete seine Meisterin und die Madonna ist -und wie ich gelesen habe, war sie im Krieg eingemauert- wieder in der Marienkirche zu sehen.

Es ist alles so lange her. Früher las man Andersen-Grimms-Bechsteinmärchen. Gold und Trotzköpchen waren unsere Bücher und natürlich auch die Danziger Sagen. Wenn ich sie nicht so ganz richtig wiedererzählen konnte dann möge man es mir nachsehen. Aber sinngemäss stimmt sie schon.