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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Kindertransporte" - ein Denkmal für die jüdischen Kinder in Danzig



Regina
02.06.2009, 13:54
Am 5. Mai, genau 70 Jahre nachdem der erste Transport juedischer Kinder,
Danzig verlassen hatte und Richtung England fuhr, wurde in Danzig ein neues Denkmal enthuellt. Es heisst "Kindertransporte" und steht auf der rechten Seite vor dem Hauptbahnhof. Es stellt 5 Kinder , in verschiedenen Alter vor. Das aelteste traegt einen Koffer, das kleinste hat eine Puppe.
Der Autor Frank Meisler, ein israelischer Bildhauer, Schoepfer vieler Werke in Europa, ist damals am 25. August 1939 als Kind, mit dem letzten, vierten Transport aus Danzig weg gefahren.Bei der Feier waren viele ehrwuerdige Gaeste dabei, der Autor und 7 von dem letzten Transport, die dazu aus Israel, Amerika und England gekommen sind. Kinder haben Geige gespielt, was besonders ergreifent war. Die Fererlichkeiten haben zwei Tage gedauert.Es gabt ein Treffen mit den damaligen Kindern in der Neuen Sinagoge in Langfuhr, ein Treffen bei der Universitaet, auf dem Friedhof Stolzenberg an den der raninen aus dem achtzehnten Jh., ein konzert im
Altstaedtischen Rathaus und die Eroeffnung einer Austellung des isreaelischen Fotografs Erwin Schenkelbach.
An dem Dekmal ist eine Tafel auf der in vier Sprachen folgendes steht:
DEN KINDERTRANSPORTEN
GEWIDMET
DEN JUEDUSCHEN KINDERN
DIE IM JAHRE 1939 OHNE IHRE ELTERN
AUS DER FREIEN STADT DANZIG
NACH GROSSBRITANNIEN AUSREISEN
UND DADURCH VON VERFOLGUNGEN
DER DEITSCHEN NATIONALSOZIALISTEN
GERETTET WURDEN

Liebe Gruesse
In Danzig bisschen Regen, bisschen Sonne
Regina

Wolfgang
07.06.2009, 10:07
Schönen guten Morgen,

von Gerhard Olter, Bund der Deutschen Minderheit in Langfuhr, stammt folgender Artikel (http://www.dfk-danzig.de/index.php?option=com_content&task=view&id=143&Itemid=40&lang=de)

Kindertransporte

1938 und bis zum Kriegsausbruch 1939 haben Juden aus den vom Faschismus beherrschten Ländern ihre Kinder ins sichere England geschickt. Auf diese Weise sind etwa zehn- bis elftausend jüdische Kinder dem Holocaust entgangen. Diese Transporte gingen von vielen Städten des Reichs (u.a. Berlin, München, Hamburg, Frankfurt/Main, Breslau, Düsseldorf, Leipzig), aus der von Hitler besetzten Tschechoslowakei (Prag) und auch von der Freistadt Danzig ab.

Von Danzig gingen insgesamt vier Transporte ab: am 3. Mai, 5. und 10. Juli sowie am 25. September 1939. Auf diesen Transporten verließen etwa 140 Kinder Danzig. Die Kinder und ihre Betreuer fuhren mit Bussen nach Marienburg, wo sie in den Zug Königsberg-Berlin einstiegen. In Berlin, auf dem Bahnhof Friedrichstraße, stiegen sie in den Zug nach Hoek van Holland um, von wo aus sie mit dem Schiff nach Harwich fuhren und erneut in einen Zug umstiegen, der sie dann ans Ziel - die Liverpool Street Station in London- brachte. Viele von ihnen fuhren weiter nach Palästina, andere wieder blieben in England.

Der in Danzig geborene Frank Meisler war einer jener Kinder, die auf dem letzten Transport Danzig verließen. Heute lebt er in Tel Aviv und ist ein bekannter Bildhauer. Auf Wunsch von Prinz Charles entstand an der Liverpool Street Station ein von Frank Meisler geschaffenes Denkmal, das eine Gruppe jüdischer Kinder, die aus einem Eisenbahnwaggon steigen sowie eine Bahnschiene darstellt, die deren Reise ins Unbestimmte symbolisiert. Das zweite Denkmal dieser Art wurde am 30.11. 2008 auf dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße enthüllt. Die Skulptur mit dem Titel „Züge ins Leben - Züge in den Tod“ zeigt zwei Kindergruppen auf Eisenbahnschienen: eine davon bilden durch Kindertransporte gerettete Kinder, die zweite zeigt in Lagern ums Leben gekommene Kinder.

Am 6. Mai 2009 wurde das dritte Denkmal dieser Serie vor dem Danziger Hauptbahnhof enthüllt. Es zeigt fünf Kinder mit Koffern, Schulranzen, Geigen und Teddybären, die auf dem Bahnsteig auf ihren Zug warten. Dabei handelt es sich um dieselben Kinder, die später den Zug auf der Liverpool Street Station wieder verlassen. Alle Denkmäler zeigen die Kinder in Lebensgröße.

Die Kindertransporte wurden von der jüdischen Gemeinschaft, charitativen und zionistischen Gesellschaften organisiert. Nur England hatte sich bereit erklärt, sie aufzunehmen. Die geretteten Kinder leben heute in England, den USA, Kanada, Australien und Israel.

An der feierlichen Denkmalseinweihung nahmen sieben jener Kinder, die auf Transporten Danzig verlassen hatten, Pawel Adamowicz der Danziger Bürgermeister (der 2008 das Denkmal in London gesehen und beschlossen hat, dass auch in Danzig ein solches stehen soll), Zvi Rav-Ner der Botschafter von Israel in Polen sowie Petra Pau die Bundestagsvizepräsidentin teil.

Dieses Denkmal ist das in Danzig zweifellos schönste, sind doch die einstigen deutschen Denkmäler von der Bildfläche verschwunden und unter den polnischen Nachkriegsdenkmälern sucht es seinesgleichen.

Die feierliche Einweihung ging nicht ohne politische Panne über die Bühne. Ein Abpraller war die Sorge der Redner um die polnische politische Richtigkeit, wobei sie sich derart vergaloppierten, dass sie unter den Ländern, aus denen die Transporte abgingen, neben Deutschland und Österreich auch …Polen nannten, und die polnische Stadt, in der diese organisiert wurden, hieß Gdansk. Auf dem Denkmalssockel sind alle jene Städte genannt, darunter auch Gdansk, anstatt Freie Stadt Danzig oder Danzig. Hoffentlich wird daraus nicht wieder so ein Skandal wie im Falle der „polnischen Konzentrationslager“.

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Weitere Artikel zu diesem Thema sind zu finden unter:



"Jüdische Zeitung", Januar 2009: "Wir konnten ein neues Leben beginnen":
http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.1674.html

"taz.de", 18.05.2009: "Reale Gräber, virtuelle Schtetl":
http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/reale-graeber-virtuelle-schtetl/

"Deutschlandradio Kultur", 03.06.2009, "Züge ins Leben":
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/975042/

"Deutscher Bundestag":"Kindertransporte":
https://www.bundestag.de/wissen/analysen/2008/kindertransporte.pdf

"Frank Meisler" in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Meisler

Aussie
08.06.2009, 02:52
Stellte soebend beim ausdrucken fest dass Du ja keinen Musketier-Hut auf hast und dieses Dein eigenes windverwehtes Haar ist, mit Mottlau im Hintergrund.
Na, so was!

Auch ich moechte mich bei Regina und Wolfgang bedanken, der Regina's Anstoss weiter sehr ausgebaut hat. Davon wusste ich noch nichts. Werde diese Links unserem Dan in Israel zukommen lassen, falls er diese nicht kennen sollte. Er war auf die Englaender oft negativ eingestellt.
Liebe Gruesse,
Christa.

danli, + 23.01.2015
10.06.2009, 18:27
Danke der lieben Regina ,die mir zwei Bilder des Denkmals schickte.!!

Das Geld fuer die Transporte aus Danzig stammte vor allem

von dem Verkauf der Synagoge in Danzig.

"komm lieber Mai und mache von Juden uns jetzt rein"

Auch das war Danzig 1938/39. Vor Anfang des II. Weltkrieges !!

warum mussten Kinder aus der "freien Stadt Danzig " nach England

geschickt werden ??

Naeheres darueber auch unter :

www.danzig-online.pl (http://www.danzig-online.pl) in polnischer oder englischer Srache.

oder auch Danziger Adressbuch 1937 !!

Danli

Wolfgang
10.06.2009, 19:01
Lieber Dan,

Erwin Lichtenstein, Syndikus der früheren jüdischen Gemeinde in Danzig, schrieb in seinem Buch "Bericht an meine Familie. Ein Leben zwischen Danzig und Israel" über die Kindertransporte und auch über die zwangsweisen Verkäufe der Immobilien der Gemeinde. Es wurde nur ein geringer Teil des tatsächlichen Wertes bezahlt und diese Einnahmen wurden dann auch verwendet um mittellosen jüdischen Mitbürgern die Ausreise nach Palästina zu ermöglichen.

Lichtenstein hat eine erschütternde Biografie geschrieben, die ich nur eindringlich empfehlen kann. Die beklemmende Geschichte, die Tragik und der Untergang der Danziger jüdischen Gemeinde wird hier von einem Zeitzeugen geschildert, der das alles hautnah erlebte.

Ich werde in Kürze eine Rezension darüber verfasssen auch wenn es das Buch nur noch antiquarisch gibt.

Das Buch wird ab 2,90 € bei Amazon angeboten: http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_w?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=erwin+lichtenstein+danzig+israel

Das Buch ist in Leinen gebunden mit Schutzumschlag. In meinen Augen gehört es neben dem Buch von Samuel Echt "Die Geschichte der Juden in Danzig" zu den absoluten MUSS-Werken für alle jene, die sich eingehender mit der Geschichte der Danziger Juden befassen wollen.

ada.gleisner
10.06.2009, 19:22
In einem Antiquariat oder Büchermarkt kaufte ich vor Jahren einen schmalen Band mit dem Titel "Danzig 1939 : Schätze einer zerstörten Gemeinde".
Die Schätze der Danziger Synagoge waren ja nach New York verkauft worden, um Geld zur Auswanderung der Danziger Juden zu habern. 1982 war eine Ausstellung dieser Sammlung in Braunschweig und auch Frankfurt am Main und zu dieser Ausstellung erschien das Büchlein. es ist sehr informativ, u.a. wird auch die jüdische Geschichte Danzigs von Gershon Bacon beleuchtet. G. Grass hat einen langen Artikel geschrieben. Es sind Abbildungen der Gerätschaften aus der Synagoge dabei. Wer dieses Büchlein irgendwo ergattern kann, sollte zugreifen, das rät mit besten abendlichen Grüßen Ada

Wolfgang
03.11.2010, 14:05
Hier noch ein aktueller Artikel zu den "Kindertransporten" vom "Bayerischen Rundfunk-online": http://www.br-online.de/bayern2/katholische-welt/kath-ev-reichspogromnacht-judentum-ID1288264585276.xml

Wolfgang
06.12.2011, 23:54
Schönen guten Abend,

ein weiteres Mahnmal des in Danzig geborenen Künstlers Frank Meisler wurde nun in Rotterdam enthüllt. Näheres dazu unter http://www.das-parlament.de/2011/49-50/Thema/36909840.html

Viele Grüße aus dem frostigen Danzig
Wolfgang