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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Strandhotel Heubude Sankompanie 389



StefanB
12.06.2009, 13:06
Hallo zusammen,

ich bin schon seit Jahren mehr oder weniger damit beschäftigt, etwas mehr über meinen Großvater bzw. seine letzten Tage zu erfahren.
Er war Gefreiter bei der Sankompanie 389 und ist am 27.03.1945 gefallen.
Als Ort ist nur bekannt Strandhotel Heubude.

Ich habe über den Volksbund leider auch nicht mehr herausbekommen und würde mich freuen wenn jemand hier noch einige neue Infos für mich hätte.
Vielleicht weiß jemand wo die Soldaten begraben wurden die dort gefallen sind.

Vielen Dank

Stefan Beckemeier

Rudolf
12.06.2009, 15:03
Hallo Stefan ,
ich glaube , daß es kaum möglich ist , die Bestattungsorte der gefallenen Soldaten im Raum Danzig zu benennen . Als damals 11-jähriger habe ich in Heubude - meinem damaligen Wohnort - zusammen mit anderen Jungen etwa meines Alters - die Toten ( meist Zivilisten , aber auch Soldaten ) beerdigt . Diese Bezeichnung ist eigentlich nicht korrekt , richtig gesagt haben wir sie verscharrt und das zumeist in Bombentrichtern .
Am Heubuder Strand befand sich während des Krieges eine große Flakstellung , möglicherweise gehörte auch die Sanitätskompanie 389 dazu . In Sieglers "Danzig-Chronik eines Jahrtausends" wird erwähnt , daß bei Tagesanbruch des 26. März 1945 ununterbrochene Tiefflugangriffe auf Heubude einsetzten und ständige Angriffe russischer Flugzeuge auf das mit Zivilisten und Soldaten dicht belegte Heubuder Waldgebiet sehr große Opfer an Menschenleben forderten .
Der schwerste Luftangriff auf Heubude - ebenfalls voll mit Flüchtlingen und zurückgehendem Militär - erfolgte vom Nachmittag des 27.03. bis zum frühen Morgen des 28.03.1945 . Die eigentlichen Kampfhandlungen zwischen Danzig-Troyl über Heubude bis nach Krakau/Westlich Neufähr zogen sich - nach den Beschreibungen in der Literatur sowohl von deutscher als auch sowjetischer Seite - vom 30.03. bis zum 03.04.1945 hin . Es war eine furchtbare Zeit , die ich nie vergessen werde .
Beste Grüße - Rudi

Wolfgang
13.06.2009, 10:04
Hallo Stefan,

wenn Du über Heubude mehr erfahren möchtest, vor allem auch über die letzten Kampftage und das darauf folgende Chaos, dann schau Dir mal folgende Buchrezension an: http://forum.danzig.de/showthread.php?t=883

Auch im Unterforum "Heubude / Stogi" finden sich interessante Beiträge, die Du aber wahrscheinlich schon kennst.

elfirohde
13.06.2009, 13:55
Hallo Rudi,
In Brösen erging es den Jungen genau wie dir auch hier mussten sie die Toten beerdigen/verscharren. Mein Bruder war genau wie Du damals 11 Jahre alt. Nicht genug dass die kleinen Jungens die toten Menschen verscharren mussten so mussten sie außerdem die toten Pferde verscharren doch vorher erst noch den Pferden das Fell abziehen.
Den Gestank, die Unruhe, die Angst vor den Russen etwas falsch zu machen war unbeschreiblich groß. Wohl gibt es eine Menge Literatur über diese Zeit aber niemand der diese Zeit nicht miterlebt hat kann sich die geringste Vorstellung machen wie furchtbar es in Wirklichkeit war.
Genau wie Du Rudi konnte mein Bruder, der leider vor 16 Jahren im Alter von 58 Jahren verstorben ist, seine Erlebnisse und die furchtbare Zeit nicht vergessen.
Viele Grüße //Elfi

StefanB
15.06.2009, 18:41
Hallo und erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten.

Da bin ich ja wieder ein kleines Stückchen im großen Puzzle weitergekommen.
Es bleibt nur dir Frage :
Was ist den mit den Toten später passiert?
Liegen die immer noch da oder wurden Sie später noch einmal umgebetet?
Wenn nicht könnte man es dem Volksbund ja mitteilen,es wäre sicher im Interesse vieler Leute,wenn Sie da mal tätig werden.
Ich zähle mich auch dazu !!!!!

Gibt es eigentlich organisierte Fahrten nach Danzig ?? Ich würde gerne mit meinem Vater mal dorthin.Allerdings hat er mit diesem Thema schon lange abgeschlossen aber eine gewisse Neugier steckt trozdem noch in Ihm.

Vielen Dank

Stefan B

Helga +, Ehrenmitglied
15.06.2009, 18:53
Gibt es eigentlich organisierte Fahrten nach Danzig ?? Ich würde gerne mit meinem Vater mal dorthin.

Hallo Stefan,

ja gibt es, z. B.

http://www.ostreisen.de/

http://www.busche-reisen.de/


Ich würde gerne mit meinem Vater mal dorthin.Allerdings hat er mit diesem Thema schon lange abgeschlossen aber eine gewisse Neugier steckt trozdem noch in Ihm.



Das hatte mein Vater auch, eigentlich wollte er auch nicht wieder hin. Als ich aber dann vor 3 Jahren eine Reise dorthin plante, war plötzlich alles ganz anders. Da wollte er denn doch mit. Und diese Reise war für uns beide etwas ganz Besonderes.

Er war noch einmal in der alten Heimat und konnte mir, uns (meine Tochter war auch mit) alles zeigen und erzählen und so vieles Verschüttete kam auch wieder hoch. Wir sind alle seine vertrauten Wege wieder und wieder gegangen, waren auch in Zoppot und Heubude usw. Es war sehr emotional für uns alle, aber mein Papa war nochmal da und es war ihm im Nachhinein wichtig. Ich war zum ersten Mal da und habe mich sofort in diese Stad verliebt, war wieder da und werde wieder fahren.

Heibuder
15.06.2009, 19:47
...Ich würde gerne mit meinem Vater mal dorthin....Hallo, Stefan, ich habe diese Reise mitgemacht; sie war sehr effektiv und informativ für mich.
Siehe hier (http://forum.danzig.de/showpost.php?p=307&postcount=3) meinen Reisebericht!

Heibuder
15.06.2009, 19:50
Hallo, Stefan, ich habe diese Reise mitgemacht; sie war sehr effektiv und informativ für mich.
Siehe hier (http://forum.danzig.de/showpost.php?p=307&postcount=3) meinen Reisebericht!

Ich vergaß den den aktuellen Link dazu: EOL-Reisen (http://www.eol-reisen.de/destination.php?id=15)

Wolfgang
15.06.2009, 20:49
Was ist den mit den Toten später passiert?
Liegen die immer noch da oder wurden Sie später noch einmal umgebetet?
Wenn nicht könnte man es dem Volksbund ja mitteilen,es wäre sicher im Interesse vieler Leute,wenn Sie da mal tätig werden.
Hallo Stefan,

die bisher nicht entdeckten Toten -und sie gehen in die zehntausende- liegen noch immer da wo sie starben oder verscharrt wurden. Werden heute Tote entdeckt -und das kommt sehr häufig vor- werden diese entweder "übersehen" oder sie werden -nach Untersuchung- bestattet. Es gibt auch zahlreiche "Sucher", die mit Minensuchgeräten in den Nehrungswäldern herumziehen. Teils sind sie als "Militaria-Sammler" auf Beute aus, teils suchen sie Gefallene damit sie identifiziert und würdig beigesetzt werden können.

Es gibt in Danzig und Umgebung viele Stätten in denen Tote ruhen. Viele heute alte Danziger, die den Schrecken jener Tage miterlebten, können auch heute noch sagen, wo Tote liegen.