gerhard jeske
26.06.2009, 18:35
Gerhard Jeske
Groß Walddorf wurde verheizt.
Wir wohnten bis 1938 in dem Eckhaus Grodeckgassse 5, über dem Kaiser Kaffee Geschäft. Im August zogen wir um, in unser Haus nach Groß Walddorf Dahlienweg, Ecke Vergißmeinichtweg. Der Sommer war heiß und wir badeten täglich an der Straußgasser Brücke vor dem Eisfeld im Mottlau- Umfluter, das war der Festungsgraben. Aber als Graben war er nicht einzustufen, denn er war 40 Meter breit. Hinter unserem Haus lag die Landstraße, die zwischen Gr. Walddorf und dem Schilfgürtel vor dem Umfluter verlief. Die Straße war die einzige Verbindung, die vom Leegetor an Klein Walddorf vorbei zum oberen Trift einschwenkte und von dort bis zum Kleinbahnbrücke führte. Auf dieser Strecke gab es nur zwei Holzbrücken für Fußgänger beim Hühnerberg und zur Straußgasse.
Wegen des hohen Grundwassers durften dort keine Steinhäuser gebaut werden.
Weil wir keinen festen Bunker hatten, lebten wir ab Mitte Januar 1945 bei der Familie Holz am Leegetor.
Vor dem beginnenden Beschuss und den Bombenangriffen suchten wir Deckung in der Bastion Gertrud. Am 27. 4.45 gegen 21 Uhr ging ich mit Lothar Holz auf das Plateau der Festung. Der Feuerschein vom brennenden kleinen Arsenal (Zeughaus) am Wallplatz war so hell, dass ich hätte die Zeitung lesen können. Auf dem Schneckenweg nach oben sah ich am Rande eine Gestalt. Dann erkannte ich einen Soldaten. Vor ihm lag auf der Brüstung ein Maschinengewehr, das zeigte in die Richtung zur Straße, die vom Leegetor zur roten Brücke nach Klein Walddorf führte. Was die Gefahr steigerte war, dass die Sowjetischen Soldaten hinter den Güterbahnhof vorbei diese Straße erreichen konnten.
Vom Plateau der Festung sah ich hinunter auf den Güterbahnhof und im Schein der krepierenden Granaten bis zum Stadtgebiet. Von dort beschossen sich sowjetische und deutsche Maschinengewehre, dazwischen detonierten Geschosse der Granatwerfer. Es war ein Höllenspektakel. Wir gingen zurück, vorbei an dem Soldaten. Ich grüßte ihn, wie es sich gehört, mit "Guten Abend". Dann erklärte ich meiner Mutter und Frau Holz, dass wir aus dem Bunker verschwinden müssen, denn durch das MG. war die Bastion wieder eine richtige bewaffnete Festung geworden. Die würde bald beschossen werden. So kam es dann auch. Aber da waren wir schon durch das Kellerlabyrinth vom Wallplatz zum Hinterhaus am Trumpfturm gekrochen.
Durch diesen Kellergang schlichen die Sowj. Sturmsoldaten am 29.4.1945 gegen fünf Uhr an uns vorbei, um von dort auf die Straße zum Trumpfturm zu kommen und weiter über den Güterbahnhof zu stürmen, damit sie die Thornsche Brücke erobern konnten.
Nachdem ich am 1.4.45 den Keller verließ und auf die Straße am Trumpfturm lief, entdeckte mich an der Ecke zum Wallplatz ein Soldat, der brüllte „ Stoi“ ich sah eine Gruppe Zivilisten, die er bewachte, und erkannte die Gefahr eingesammelt und abtransportiert zu werden. Wie von der Tarantel gestochen peste ich zum nächsten Hauseingang, als ich über die Treppe in den Flur sprang, knallte der Schuss los, Ich hörte hinter meinem Rücken die Gewehrkugel vorbei zischen. Solche unangenehmen Zwischenfälle wiederholten sich. Wir beschlossen nach Groß Walddorf in unser Haus zurückzukehren. Ich meldete mich freiwillig und am 2.4.45 schlich ich und mein Cousin Herbert los. Zuerst beobachteten wir das Leegetor, Da wir keinen Posten sahen, gingen wir hindurch. Auf der anderen Seite, war die Straße ein Damm, der von links und rechts vom Mottlau-Umfluter eingeengt war. Ein tiefer Panzergraben unterbrach die Straße und von einer gesprengten Panzersperre lagen viele große Balken an der Seite. Über einen Steg gelangten wir auf die andere Seite des Grabens. Da sah ich plötzlich am ende der Deichstraße, beim Holzfeld einige Zivilisten stehen. Sofort schoss es mir durch den Sinn, dass die dort eingesammelt worden waren. Uns, mit dem Rücken zugekehrt stand ein sowjetischer Soldat. Er rauchte. Was nun? zurück? Dort konnte jetzt ein zweiter Posten lauern. Also ich sagte zu Herbert. „Los! Wir arbeiten an der kaputten roten Brücke,“ wir wuchteten uns den schwersten Balken auf die Schulter!“Geh links, ich bin Kleiner, mich sieht der Soldat vorne rechts zuerst.“ und so wankten wir los. der Soldat drehte sich gelangweilt um. Ich machte einen lässigen Wink mit der Hand in Richtung Rote Brücke und er drehte sich wieder um, um seine Schäfchen zu bewachen.
Wir schlichen am Schilfrand entlang bis zum Weg zur Hühnerbergbrücke. Dort an der Oberen Drift endete Klein Walddorf und auf der anderen Seite der Landstraße begann Groß Walddorf.
Durch das Gattertor gelangten wir zum Vergißmeinicht - Weg. Eine Menge Telefonkabel lagen auf dem Weg herum. Schilder mit den Aufschriften der verschiedenen deutschen Einheiten säumten den Weg. Der Mottlau- Umfluter war Hauptkampflinie geworden, aber nur für 24 Stunden. Dann flüchteten die Soldaten in Richtung Kneipab um zur Toten Weichsel zu kommen. Die meisten Lauben und Holzhäuser waren erhalten. Verdammter Weise hatten die Kreeten es aber auf unser Haus abgesehen. Vor dem Garten auf dem Dalienweg war ein riesiger Trichter zu sehen. Vom Süden hatte ein Granate das Dach durchschlagen und im Garten, ungefähr. 5 Meter von der Rückwand entfernt, gab es wieder einen Trichter zu bestaunen. In der Wohnung war nicht geplündert worden, es war erstaunlich, dass sogar die meisten Fensterscheiben heil geblieben waren. Das Holzhaus hatte sich gedehnt, gewackelt und so den Druck entkräftet.
Schräg gegenüber, in dem schönen großen Haus wohnte unser Schneidermeister Rhode, als ich zu ihm ging, fand ich ihn auf seinem Tisch sitzen, und er nähte: Ja, was denn“ Er nähte russische Militärmützen. Einige Offiziere hatten braune Nazi Uniformen gefunden, ebenso solche Schirmmützen und daraus fertigte er nun Russische an. Ich fragte nach Inge, seiner Tochter, aber er erzählte nicht, wo er sie versteckt hatte.
Nachdem ich das Ritterkreuz aus dem Apfelbaum abgenommen hatte, das Ritterkreuz8 jetzt : Zitterkreuz) wurde von einem deutschen Offizier bei seiner schnellen Flucht weggeworfen, warf ich diesen nichtwürdigen Orden in den Wassergraben. Einige Tote Soldaten hatten bei dieser panikartigen Flucht zwischen den Gärten ihr Leben verloren.
Nachdem ich von unserer Erkundung zurückgekommen war. Beschloss meine Mutter und vier uns bekannte Familien den Platz zu wechseln und so zogen wir neben Rhode, in Krauses Haus ein. Bis zu unserem Abzug aus Danzig, am 26.6.1945 hatte sich an der Bausubstanz nichts geändert, nur das Hochwasser von der Weichsel überschwemmte die Wohnkolonie und machte sie teilweise unbewohnbar.
Meine Tante, Roschen Parschauer, (früher Steegen ) hatte den Anschluss verpasst und war in Danzig geblieben zusammen mit ihren vier Kindern. Auf dem Wallplatz kippte sie um, ein Herzschlag hatte ihr Leben beendet. Die Kinder blieben allein zurück. Die zwei Jüngsten nahmen polnische Nonnen ins Heim, die Größeren mussten sehen, wie sie sich durchschlugen.
Unsere Familie landete nach sechs Monaten in Mittelholstein im Aukrug. Im Februar 1946 erhielten wir eine Nachricht, dass zwei ältere Parschauer Kinder, Betty und Host, in Flensburg mit einem Kindertransport aus Danzig gelandet waren. Wir beantragen für sie den Zuzug und so kamen sie vorübergehend zu uns. Nach vielen Erzählungen über diese schwere Zeit wollten wir auch wissen, ob sie auch Groß Walddort gesehen hatten. oh. du meine Güte! Wir erfuhren von ihr: Da zogen die einheimischen und Polen hin und holten Bauholz, um ihre Fenster und Türen und anderes zu reparieren. Dann kam der Frost. Über das Eis rutschten sie mehr, als das sie gingen, zu den Lauben und Häusern hin, rissen sie ab, wickelten Drähte oder Taue um die Holz-Stapel und zogen damit los, wo sie nun hausten, um mit dem Holz zu kochen und zu Heizen.
„ Ja, meinte sie, ein großer Teil von Groß Walddorf ist so zum Schornstein hinausgeflogen.
Groß Walddorf wurde verheizt.
Wir wohnten bis 1938 in dem Eckhaus Grodeckgassse 5, über dem Kaiser Kaffee Geschäft. Im August zogen wir um, in unser Haus nach Groß Walddorf Dahlienweg, Ecke Vergißmeinichtweg. Der Sommer war heiß und wir badeten täglich an der Straußgasser Brücke vor dem Eisfeld im Mottlau- Umfluter, das war der Festungsgraben. Aber als Graben war er nicht einzustufen, denn er war 40 Meter breit. Hinter unserem Haus lag die Landstraße, die zwischen Gr. Walddorf und dem Schilfgürtel vor dem Umfluter verlief. Die Straße war die einzige Verbindung, die vom Leegetor an Klein Walddorf vorbei zum oberen Trift einschwenkte und von dort bis zum Kleinbahnbrücke führte. Auf dieser Strecke gab es nur zwei Holzbrücken für Fußgänger beim Hühnerberg und zur Straußgasse.
Wegen des hohen Grundwassers durften dort keine Steinhäuser gebaut werden.
Weil wir keinen festen Bunker hatten, lebten wir ab Mitte Januar 1945 bei der Familie Holz am Leegetor.
Vor dem beginnenden Beschuss und den Bombenangriffen suchten wir Deckung in der Bastion Gertrud. Am 27. 4.45 gegen 21 Uhr ging ich mit Lothar Holz auf das Plateau der Festung. Der Feuerschein vom brennenden kleinen Arsenal (Zeughaus) am Wallplatz war so hell, dass ich hätte die Zeitung lesen können. Auf dem Schneckenweg nach oben sah ich am Rande eine Gestalt. Dann erkannte ich einen Soldaten. Vor ihm lag auf der Brüstung ein Maschinengewehr, das zeigte in die Richtung zur Straße, die vom Leegetor zur roten Brücke nach Klein Walddorf führte. Was die Gefahr steigerte war, dass die Sowjetischen Soldaten hinter den Güterbahnhof vorbei diese Straße erreichen konnten.
Vom Plateau der Festung sah ich hinunter auf den Güterbahnhof und im Schein der krepierenden Granaten bis zum Stadtgebiet. Von dort beschossen sich sowjetische und deutsche Maschinengewehre, dazwischen detonierten Geschosse der Granatwerfer. Es war ein Höllenspektakel. Wir gingen zurück, vorbei an dem Soldaten. Ich grüßte ihn, wie es sich gehört, mit "Guten Abend". Dann erklärte ich meiner Mutter und Frau Holz, dass wir aus dem Bunker verschwinden müssen, denn durch das MG. war die Bastion wieder eine richtige bewaffnete Festung geworden. Die würde bald beschossen werden. So kam es dann auch. Aber da waren wir schon durch das Kellerlabyrinth vom Wallplatz zum Hinterhaus am Trumpfturm gekrochen.
Durch diesen Kellergang schlichen die Sowj. Sturmsoldaten am 29.4.1945 gegen fünf Uhr an uns vorbei, um von dort auf die Straße zum Trumpfturm zu kommen und weiter über den Güterbahnhof zu stürmen, damit sie die Thornsche Brücke erobern konnten.
Nachdem ich am 1.4.45 den Keller verließ und auf die Straße am Trumpfturm lief, entdeckte mich an der Ecke zum Wallplatz ein Soldat, der brüllte „ Stoi“ ich sah eine Gruppe Zivilisten, die er bewachte, und erkannte die Gefahr eingesammelt und abtransportiert zu werden. Wie von der Tarantel gestochen peste ich zum nächsten Hauseingang, als ich über die Treppe in den Flur sprang, knallte der Schuss los, Ich hörte hinter meinem Rücken die Gewehrkugel vorbei zischen. Solche unangenehmen Zwischenfälle wiederholten sich. Wir beschlossen nach Groß Walddorf in unser Haus zurückzukehren. Ich meldete mich freiwillig und am 2.4.45 schlich ich und mein Cousin Herbert los. Zuerst beobachteten wir das Leegetor, Da wir keinen Posten sahen, gingen wir hindurch. Auf der anderen Seite, war die Straße ein Damm, der von links und rechts vom Mottlau-Umfluter eingeengt war. Ein tiefer Panzergraben unterbrach die Straße und von einer gesprengten Panzersperre lagen viele große Balken an der Seite. Über einen Steg gelangten wir auf die andere Seite des Grabens. Da sah ich plötzlich am ende der Deichstraße, beim Holzfeld einige Zivilisten stehen. Sofort schoss es mir durch den Sinn, dass die dort eingesammelt worden waren. Uns, mit dem Rücken zugekehrt stand ein sowjetischer Soldat. Er rauchte. Was nun? zurück? Dort konnte jetzt ein zweiter Posten lauern. Also ich sagte zu Herbert. „Los! Wir arbeiten an der kaputten roten Brücke,“ wir wuchteten uns den schwersten Balken auf die Schulter!“Geh links, ich bin Kleiner, mich sieht der Soldat vorne rechts zuerst.“ und so wankten wir los. der Soldat drehte sich gelangweilt um. Ich machte einen lässigen Wink mit der Hand in Richtung Rote Brücke und er drehte sich wieder um, um seine Schäfchen zu bewachen.
Wir schlichen am Schilfrand entlang bis zum Weg zur Hühnerbergbrücke. Dort an der Oberen Drift endete Klein Walddorf und auf der anderen Seite der Landstraße begann Groß Walddorf.
Durch das Gattertor gelangten wir zum Vergißmeinicht - Weg. Eine Menge Telefonkabel lagen auf dem Weg herum. Schilder mit den Aufschriften der verschiedenen deutschen Einheiten säumten den Weg. Der Mottlau- Umfluter war Hauptkampflinie geworden, aber nur für 24 Stunden. Dann flüchteten die Soldaten in Richtung Kneipab um zur Toten Weichsel zu kommen. Die meisten Lauben und Holzhäuser waren erhalten. Verdammter Weise hatten die Kreeten es aber auf unser Haus abgesehen. Vor dem Garten auf dem Dalienweg war ein riesiger Trichter zu sehen. Vom Süden hatte ein Granate das Dach durchschlagen und im Garten, ungefähr. 5 Meter von der Rückwand entfernt, gab es wieder einen Trichter zu bestaunen. In der Wohnung war nicht geplündert worden, es war erstaunlich, dass sogar die meisten Fensterscheiben heil geblieben waren. Das Holzhaus hatte sich gedehnt, gewackelt und so den Druck entkräftet.
Schräg gegenüber, in dem schönen großen Haus wohnte unser Schneidermeister Rhode, als ich zu ihm ging, fand ich ihn auf seinem Tisch sitzen, und er nähte: Ja, was denn“ Er nähte russische Militärmützen. Einige Offiziere hatten braune Nazi Uniformen gefunden, ebenso solche Schirmmützen und daraus fertigte er nun Russische an. Ich fragte nach Inge, seiner Tochter, aber er erzählte nicht, wo er sie versteckt hatte.
Nachdem ich das Ritterkreuz aus dem Apfelbaum abgenommen hatte, das Ritterkreuz8 jetzt : Zitterkreuz) wurde von einem deutschen Offizier bei seiner schnellen Flucht weggeworfen, warf ich diesen nichtwürdigen Orden in den Wassergraben. Einige Tote Soldaten hatten bei dieser panikartigen Flucht zwischen den Gärten ihr Leben verloren.
Nachdem ich von unserer Erkundung zurückgekommen war. Beschloss meine Mutter und vier uns bekannte Familien den Platz zu wechseln und so zogen wir neben Rhode, in Krauses Haus ein. Bis zu unserem Abzug aus Danzig, am 26.6.1945 hatte sich an der Bausubstanz nichts geändert, nur das Hochwasser von der Weichsel überschwemmte die Wohnkolonie und machte sie teilweise unbewohnbar.
Meine Tante, Roschen Parschauer, (früher Steegen ) hatte den Anschluss verpasst und war in Danzig geblieben zusammen mit ihren vier Kindern. Auf dem Wallplatz kippte sie um, ein Herzschlag hatte ihr Leben beendet. Die Kinder blieben allein zurück. Die zwei Jüngsten nahmen polnische Nonnen ins Heim, die Größeren mussten sehen, wie sie sich durchschlugen.
Unsere Familie landete nach sechs Monaten in Mittelholstein im Aukrug. Im Februar 1946 erhielten wir eine Nachricht, dass zwei ältere Parschauer Kinder, Betty und Host, in Flensburg mit einem Kindertransport aus Danzig gelandet waren. Wir beantragen für sie den Zuzug und so kamen sie vorübergehend zu uns. Nach vielen Erzählungen über diese schwere Zeit wollten wir auch wissen, ob sie auch Groß Walddort gesehen hatten. oh. du meine Güte! Wir erfuhren von ihr: Da zogen die einheimischen und Polen hin und holten Bauholz, um ihre Fenster und Türen und anderes zu reparieren. Dann kam der Frost. Über das Eis rutschten sie mehr, als das sie gingen, zu den Lauben und Häusern hin, rissen sie ab, wickelten Drähte oder Taue um die Holz-Stapel und zogen damit los, wo sie nun hausten, um mit dem Holz zu kochen und zu Heizen.
„ Ja, meinte sie, ein großer Teil von Groß Walddorf ist so zum Schornstein hinausgeflogen.