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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DANZIG und die Stadtteile



Pommuchelskopp
27.06.2009, 09:59
Hallo Freunde,

ich bin hier neu und stelle gleich eine Frage:

Es gibt in jeder Stadt Stadtteile die einen bestimmten Ruf haben.
Wie war es in Danzig in den 20iger bis 40iger Jahren?

Wo war es toll zu wohnen? Wo war es teuer?. Wo war es etwas anrüchig?
Wo gab es einen Rotlichtbereich? Wo waren Arbeiterwohngebiete?
Wo war das gesetzte Bürgertum ansässig? Wo wohnten die wirklich Reichen?
Gab es Stadtteile für Minderheiten? Wo wohnten die ganz Armen?
Gab es überhaupt eine Schichtung in den Wohngebieten?

Viele Fragen ich weis! Aber es muss ja nicht jeder alle beantworten.
Wer etwas über einen Stadtteil weis, schreibe es mir hier bitte.

Ich bin mir sicher, dass es auch viele andere Mitleser interessiert.

jonny810
25.07.2009, 10:01
Ich weiß auf die vielen Fragen zu mindest eine Antwort.

Nach Aussage meines Vaters kamen aus Ohra, die Schläger und Messerstecher.

Wobei ich nicht gesagt haben möchte, dass es dort nicht auch "Andere" gab.

Nur hat mich das in letzter Zeit hier Gelesene in der Annahme bestärkt, er

könnte Recht gehabt haben. Was meinst du, Wolfgang? war das nicht so?


(Ich schicke dir eine Truppe, die dir mal die Fresse poliert)

Helga +, Ehrenmitglied
25.07.2009, 10:18
Also ehrlich Erhart, das wird ja alle die hoch erfreuen, die möglicherweise auch aus Ohra kommen. Es lebe eben doch die Pauschalierung....

jonny810
25.07.2009, 11:45
Helga, bitte lese meinen Beitrag richtig.

Da ist nichts pauschalisiert. Ich hatte meinen Vater zitiert, und nebenbei

festgestellt, nachdem Wolfgang ein so vielversprechendes Angebot bekam,

er könnte nicht ganz Unrecht haben. Mein Vater kannte sich gut aus in Danzig. War ein richtiger Bowke.

Für alle aus Ohra stammende Mitglieder betone ich hier nochmal ganz aus drücklich.

Das war die Aussage meines verstorbebnen Vaters. Sollte sich jemand dennoch angesprochen fühlen, bzw. durch meinen Beitrag beleidigt worden sein,

entschuldige ich mich in aller Form.

Allerdings war der nette Herr, der unserem Wolfgang das Angebot gemacht hat, rein zufällig ein Zeitgenosse aus dem Ortsteil Ohra

Helga +, Ehrenmitglied
25.07.2009, 20:10
Sorry Erhart, ich wollte damit nur sagen, daß es Schäger und ähnliches wahrscheinlich auch in Langfuhr, Brösen oder der Altstadt gab. Ich mag die Aussage -wer da wohnt, kann schon mal nix taugen - nicht. Egal ob früher oder heute.

In meiner Stadt ist das auch so. Hier bei uns im Süden wohnen die Guten, aber nördlich des Bahnhofs - und je nördlicher desto schlimmer . wohnen sozusagen die Schmuddelkinder. Und das stimmt so halt einfach nicht. Nur das wollte ich ausdrücken....

jonny810
25.07.2009, 20:48
Schon in Ordnung, Helga.

Ein gewisser Herr hatte einige Fragen gestellt. Ich habe versucht, eine mir bekannte Aussage meines Vaters weiterzugeben.

Ältere Danziger werden es bestätigen, dass auf Tanzveranstaltungen oft heiß her ging, u. mein Vater gar nicht so Unrecht mit der Aussage hatte.

Man ist aus Ohra gekommen und es ging rund. Das zu der damaligen Zeit öfter das Messer gezückt wurde als heut' zu Tage, ist auch mir noch gegenwärtig.

Es war nun mal so. Die Zeiten haben sich verändert.

Du wirst auch weiterhin in meinen Beiträgen keine Pauschalierung feststellen. Mußt nur richtig lesen. Ich mag das auch nicht.

Erst neulich, im Zusammenhang mit Anna Nyma,(ich hasse die Engländer) hatte ich es noch mal bekundet.

Belassen wir es dabei. Noch einen schönen Abend

Rudi
26.07.2009, 23:49
Hallo Erhard.
Ja dieselben Worte habe ich auch von meinem Vater gehoert.
Grüße von der Westküste Canada
Rudi T.

Wolfgang
29.07.2009, 21:53
Schönen guten Abend,

verschiedene hier geschriebene Beiträge die nicht zum Thema "DANZIG und seine Stadtteile" gehören habe ich in das Thema "Vorbelastete Teilnehmernamen" (http://forum.danzig.de/showthread.php?t=3996) verschoben.

Marc Malbork
29.07.2009, 23:05
Freundliches Hallo an Pommuchelskopp:

ein "guter" Stadtteil war Oliva. An der Colbatzer Straße dort soll z. B. der Gauleiter Forster gewohnt haben. Traditionell lagen die Sommersitze Danziger Patrizier an der Pelonker Straße, die nach Oliva hineinführt. Im 20. Jahrhundert waren diese sogenannten Pelonker Höfe zwar schon überwiegend nur von öffentlichen Institutionen als Heime usw. zu halten. Aber noch zuletzt "residierte" hier in einer Villa (aber kein "Hof") ab 1938 der Senatspräsident.

Schöne, alte Villen kann man auch heute noch in Zoppot bewundern, etwa südlich der Monte-Cassino-Straße, zur See hin. Sie lassen auf den Wohlstand der Erbauer um 1900 schließen.

Den sicherlich viel zu pauschalen schlechten Ruf von Ohra kann ich von meinen Vorfahren her übrigens auch bestätigen.

J.Langfuhr
30.07.2009, 11:53
Auch in Langfuhr gab es nicht nur die "gute" Wohngegend der Pensionäre südlich der S-Bahn. Ich selber bin unmittelbar nördlich an dieser Bahnlinie geboren und weiß, dass meine Eltern froh waren, in den letzten Kriegsjahren dort überhaupt als Jungverheiratete eine Bleibe zu finden. Bei meinen wiederholten Besuchen habe ich dann erst realisiert, dass dieses nördliche Langfuhr das der Arbeiter, kleinen Leute und zahlreicher Klein- aber auch Großbetriebe wie der Brauerei war. Günther Grass hat ja in einer Parallelstrasse, dem Labesweg(?) gewohnt und das Milieu dort beschrieben.

Interessant wäre zu erfahren, ob es auf dem damaligen Immobilienmarkt bereits Einteilungen wie "gute", "mittlere" und "einfache" Wohnlagen gegeben hat wie heute in jeder Stadt. Dann dürfte es beim Grundbuchamt darüber auch Kartenmaterial gegeben haben. Wer kann Auskunft geben?

Zur Soziologie der Stadt müssen auch damals schon zumindest bei den Polizeibehörden Kriminalstatistiken nach Stadtteilen geführt worden sein, die nach dem Abtreten der Erlebnisgeneration heute einen zuverlässigen Eindruck von damals geben könnten. Kennt jemand auch weitergehende Arbeiten zur Sozialgeschichte der Stadt Danzig und Umgebung?

Bei meiner Suche nach den Vorfahren ist mir aufgefallen, dass die Jungferngasse und die Plappergasse im alten Danzig ebenfalls eher als soziale Brennpunkte bekannt waren.

J.Langfuhr

Aussie
31.07.2009, 01:51
Hallo Pomuchelskopp, Du hast mir etwas zum Nachdenken gegeben. Ich weiss dass begueterte Leute natuerlich in der Naehe des 'Oliva'er Schlosses und des 'Zoppot'er Kurhauses lebten und wir nur mit offenem Munde staunen konnten. Doch in der Innenstadt, besonders der Frauengasse wohnten viele beruehmte Einwohner. Dort aber wohnten auch die nicht so begueterten Seite an Seite mit ihnen. Mein Onkel lebte ebenfalls in der Frauengasse und war ziemlich arm. Ich erinnere mich als wir dort eine endlos steile Treppe hochstiegen um ihn zu besuchen. -Henry Peter Weide's Familie wohnte in Mattenbuden. Dieses war eine begueterte Familie und wie war es mit Feli in der Weidengasse? Auch ihre Familie erfreute sich hohen Status. Ich war in Danzig-Schidlitz geboren das einen ganz anruechigen Ruf hatte. Als mein Vater es sich als Polizist mit seinem niedrigem Gehalt erlauben konnte zogen wir nach Langfuhr in die Lindenstrasse in der sich viele Villen befanden. Wir aber wohnten mit einer anderen Familie in einem einfachen Haus zwischen den Villen zur Miete. Die schoene Villa neben uns gehoerte dem Leiter des Staedtischen Krankenhauses. Weil seine einzige Tochter in meinem Alter war, hatte ich dadurch viele luxurioesen Vorteile, wie zum Beispiel mit ins Kaffee vier Jahreszeiten genommen zu werden fuer Eis oder Erdbeertorte mit Schlagsahne.
Unser Arthur Krueger aber schrieb in seinen Erinnerungen an seine Jugendzeit ueber Pruegeleien in Lokalen in Ohra. (aehnelt an Hamburg- Steindamm oder Hamburg-Hauptbahnhof-Reeperbahn, wo es abends ohne Polizeistreife nicht geht.) Also Erhard, Dein Vater hatte nicht unrecht.
Liebe Gruesse,
Christa.

heidizdl
31.07.2009, 14:58
Dieses Thema über die Danziger Stadtteile ist auch für mich sehr interessant. Um etwas mehr über die Vorfahren zu erfahren, ist es nicht ganz unwichtig zu wissen, in welchem sozialen Umfeld sie lebten.
Auf meine vor einiger Zeit gestellte Frage - wer lebte wo in Langfuhr - wurde leider nur darauf hingewiesen, dass ich mir die Berufe im Danziger Adressbuch ansehen sollte. Nicht gerade hilfreich, wenn man auch etwas über die Atmosphäre, den Ruf, die Lebensqualität eines Stadtteils in Erfahrung bringen möchte.
Hoffentlich gibt es jetzt weitere Beiträge zu diesem Thema. Vielleicht können auch unsere polnischen Teilnehmer sagen, ob und wie sich das Ansehen der Stadtteile verschoben hat.
Gruß
Heide-Marlen

Wolfgang
31.07.2009, 15:49
Schönen guten Nachmittag,

ich möchte noch einmal aufmerksam machen auf das Büchlein "Wohnstadt Danzig" aus dem Jahre 1914. Es gibt einen hervorragenden Eindruck über das Leben in der Stadt und einiger ihrer Stadtteile, ihre Infrastruktur, Wirtschaft, Schulen, Kirchen, Gewerbe usw. Ich habe das Büchlein eingescannt und zum Herunterladen bereitgestellt. Nähere Infos findet Ihr unter http://forum.danzig.de/showthread.php?t=422

JuHo54
01.08.2009, 13:24
Hallo Wolfgang,
bei mir lässt sich die Seite nicht herunterladen: not found....genau wie www. danzig.de generell bis auf dieses Forum....

Liebe Grüße
Jutta

Wolfgang
01.08.2009, 14:04
Hallo Jutta,

es scheint, Du warst bisher die einzige am Büchlein Interessierte;)

Es lag ein kleiner Fehler mit der Klein-/Großschreibung des Dateinamens vor. Jetzt funktioniert das Herunterladen.

Helga Zeidler
01.08.2009, 15:08
Als einzige Interessierte? Ich hab das schon seit .... heruntergeladen!

jonny810
01.08.2009, 17:15
Hallo Wolfgang, Hilfe--

mir geht es genauso wie JuHo.

Hängt das damit zusammen, ob man erster oder zehnter ist?

Dank im Voraus.

Wolfgang
01.08.2009, 17:43
Schönen guten Nachmittag,

hier der Link zum Download: www.danzig.de/download/wohnstadt.pdf (http://www.danzig.de/download/wohnstadt.pdf)

Ich habe es mehrfach probiert. Es müsste problemlos gehen.

Wer die Datei schon vor Längerem heruntergeladen hat sollte schauen, ob auch alles komplett ist. Damals fehlte nämlich eine Seite (ich glaube Seite 9). Nun steht das komplette Büchlein zur Verfügung.

jonny810
01.08.2009, 19:03
Hallo Wolfgang, ich habe es probiert, jetzt klappt es. Danke. :surprised:

badenia
01.08.2009, 19:03
Hallo
Diesmal hats geklappt
Danke

JuHo54
01.08.2009, 20:28
Danke Dir Wolfgang!:D

Jutta

Marc Malbork
01.08.2009, 22:56
Noch ein Zitat zu Ohra:

(...) I. B.: Wir wohnten in Ohra (Orunia). Da wußten alle von Stutthof. Meine Mutter war aus einer linken Familie ... Ihre Eltern und ihre Schwester waren von der SS verhaftet ... worden, Gott sei Dank nur für kurze Zeit. So ging es doch vielen Leuten. Ohra war rot. Zu 80 Prozent. Da wußte man natürlich 1944 von Stutthof, weil doch alle dahin verschwunden waren: Schon ab 1939 waren reihenweise die Sozis aus den Häusern geholt worden. Die Kommunisten ja sowieso. Und unsere polnischen Nachbarn waren auch nicht mehr da. In Ohra wohnte doch eine ganz andere Schicht von Leuten als in Danzig. Das war ein reines Arbeiterviertel. Meine Großmutter hörte auch immer Radio Moskau (...)

(I.B. = Ingrid Brede in: Danzig 1944 Gdansk - Gespräche nach 50 Jahren
- Rozmowy 50 lat pózniej, Gdansk 1994, S. 182).

Aussie
02.08.2009, 04:34
Hallo in die Runde,
Hier noch einmal etwas ueber Ohra und aus Arthur's Erzaehlungen. Durch Ruedigers Kommentar wurde mir nun einiges klar, wieso und warum. Die Langfuhrer (wie Arthur) wurden damals und nicht nur in Ohra als hochnaesig angesehen. Daher wohl die Schlaegereien. Auf den Tanzveranstaltungen wollten die Ohra'er dass ihre Maedchen nicht mit den Langfuhrern tanzten, daher sass das Messer oft sehr locker.
Doch in Langfuhr gab es ebenfalls zwei Haelften. Eine bessere und eine nicht so von Einwohnern beliebte Gegend. Arthur lebte am Jaeschkentaler Weg, eine lange Strasse mit vielen schoenen Villen, wie unsere Strasse auch. Dieses waren sehr beliebte Wohnsitze. Natuerlich wollten so viele Einwohner wie moeglich dort leben. Man musste Glueck haben, wie wir. Wie sagt es so schoen in Immobilienkreisen? Kaufe das schlechteste Haus in der besten Gegend. Wir hatten nicht das Geld zu kaufen aber konnten mieten.
Liebe Gruesse,
Christa.

Jeeno
05.08.2009, 11:33
Hallo zusammen,
ich lese die Jungferngasse als evtl. "sozialer Brennpunkt"... Da niemand viel zum Thema Altstadt und/oder Jungferngasse sagen kann, dachte ich ir schon, dass es vielleicht nicht gerade zu den besseren Viertel gehört.

Auch der Besuch vor Ort hat gezeigt, dass gerade dort überhaupt nichts geschehen ist.

Weiß trotzdem jemand mehr über die Straße und die Altstadt?

Danke und Grüße,
Jens

Eckhard W.
05.08.2009, 19:05
Hallo,

hier scheint es ja wohl einige "Insider" geben, die das alte und neu Danzig kennen. Ich richte, in der Hoffnung auf Hilfe, meine Bitte nach meinem Artikel "Reise in die Vergangenheit" an diese Wissenden. Kann mir jemand helfen, die heutige Straßenbezeichnung (am besten auch die Hausnummer oder Hausnummerbereich) herauszufinden bzw. zu bestätigen.

Ich werden in 3 Wochen nach Danzig fahren und es wäre schön, wenn ich den Ort meiner Wurzeln so genau wie möglich besuchen könnte.
Vielen Dank im voraus.

Eckhard W.

Heibuder
05.08.2009, 22:30
Kann mir jemand helfen, die heutige Straßenbezeichnung (am besten auch die Hausnummer
oder Hausnummerbereich) herauszufinden bzw. zu bestätigen.Hallo, EckardW, versuche es doch mal nach dieser Methode:
http://forum.danzig.de/showpost.php?p=21999&postcount=1

genterlein
11.08.2009, 12:09
Hallo, liebe Danziger,

ich bin neu hier und mache den Versuch, etwas über das Haus und das Geschäft meines Großvaters herauszufinden. Nachdem ich diesen Block ( Danzig und seine Stadtteile) gelesen habe, bekomme ich den Eindruck, daß ich mit der Auswahl des Threads ">>>Geschichte Danzigs >>Danziger Firmen>>Bekannte Geschäfte vor dem Kriege" nicht den richtigen Block ausgewählt habe und besser hier geschrieben hätte. Deswegen die Bitte: mal dort meine Fragen zu lesen. Danke

Gerd aus Berlin