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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Langfuhr Mädchenschule



Christine
06.07.2009, 17:40
Hallo,
mein Vater ( Jahrgang 1928)erwähnte kürzlich eine Mädchenschule in Langfuhr. Weiß jemand wie diese Schule hieß und wo sie sich befand?
Christine

Wolfgang
06.07.2009, 19:53
Hallo Christine,

es gab das Stephan-Wetzold-Lyzeum in Langfuhr, eine private höhere Mädchenschule. Ob es weitere gab, kann ich nicht sagen.

krista
07.07.2009, 13:54
Guten Tag -

wir haben in Langfuhr in der Ostseestraße gewohnt und meine Schwester ist in die Helene-Lange-Schule gegangen. Ich habe ein paar Schul-Fotos von ihr übernommen und da sind "nur" Mädchen zu sehen - also wird es vielleicht eine reine Mädchen-Schule gewesen sein.

Grüße
-Krista-

nonnenmacher
07.07.2009, 14:43
Hallo Christine,
hier die Aufzeichnungen meiner Mutter, Jg. 1929, ergänzt mit ein paar Angaben aus den üblichen Adressbüchern. Nach1939 wurden einige Schulen umbenannt. Für Schule 2 gibt es bei Bedarf zwei Jahrgänge mit Bildern und Namen.

Schule 1
bis 1939
Name: ??
Form: Bezirks-Mädchenschule
Straße: Schlageterstraße 16a
sonst: Hauswart Leo Preuß

nach 1939
Name: ??
Form: Volksschule Langfuhr für Mädchen
Straße: Schlageterstraße 16a
sonst:


Schule 2
bis 1939
Name: Eichendorffschule
Form: Mädchen-Mittelschule
Straße: Königstaler Weg 18
sonst:

nach 1939
Name: ??
Form: Hauptschule Langfuhr für Mädchen
Straße: Königstaler Weg 19 (man beachte !)
sonst:


Schule 3
bis 1939
Name: Gudrunschule
Form:
Straße: Ostseestraße 107
sonst: oder früher auch Helene-Lange-Schule

nach 1939
Name: Gudrunschule
Form: Oberschule für Mädchen mit einem sprachlichen, hauswirtschaftlichen Zweig und kindergärtnerischen Zweig
Straße: Ostseestraße 107
sonst:


Schule 4
bis 1939
Name: Stephan-Wetzold-Oberschule
Form: Staatl. Oberschule
Straße: Taubenweg 3
sonst:

nach 1939
Name: Stephan-Wetzold-Lyzeum
Form: Staatl. Oberschule für Mädchen mit hauswirtschaftlichem Zweig
Straße: Taubenweg 3
sonst: Leiter Ob.-Stud.-Direktor Paul Müller


Viele Grüße

Manfred

nonnenmacher
07.07.2009, 14:46
Hallo Krista,
kannst du sagen in welchen Jahr deine Schwester in die "Helene-Lange-Schule" gegangen ist? Mich interessiert, ab wann die Schule in "Gudrunschule" umbenannt wurde. Vielen Dank schon mal.
Viele Grüße
Manfred

krista
07.07.2009, 17:41
Guten Abend Manfred -

meine Schwester wurde 1929 geboren. Leider kann ich sie nicht mehr befragen. Jetzt - wo ich "Gudrunschule" lese - ist mir dieser Name auch geläufig. Ich werde meinen Bruder anrufen, der weiß vielleicht mehr. Ich melde mich wieder.

Grüße
-Krista-

Hagelsberger
07.04.2011, 23:47
Liebe Forumteilnehmerinnen und Forumteilnehmer,

bei der Gelegenheit stelle ich euch der deutschsprachigen Version des Textes über ehem. Helene-Lange-Schule/Gudrunschule zur Verfügung.

In der Zukunft dieses Text, wie auch alle andere, die jetzt nur auf polnisch an der Internetseite www.dolnywrzeszcz.pl (http://www.dolnywrzeszcz.pl/) präsentiert sind, wurden übersetzt. Bis dahin aber versuche ich mindestens einige Texte früher zugänglich zu machen.

Ich warte auch auf ihre Hinweise, Erinnerungen oder Fragen, die ehem. HLL/Gudrunschule betreffen.

Jan Daniluk vel Hagelsberger (daniluk.jan@gmail.com)
______________________

Helene-Lange-Lyzeum / Gudrunschule
Institut für Pharmazie der Danziger Medizinischen Universität


Der Bau der Mädchenschule fing am 10. Mai 1928 an und dauerte 17 Monate. Die Investition kostete 1 789 000 Gulden. Der Autor des fortschrittlichen und funktionellen Projektes im Geiste des Modernismus war Ministerialdirektor der Hochbauverwaltung Martin Kiessling.

Das Gebäude wurde in dem sich in der Zwischenkriegszeit besonders intensiv entwickelnden Stadtteil Danzigs erbaut. Die Ostseestrasse (jetzt al. gen. J. Hallera, General-Haller-Allee) ist bis heute einer der wichtigeren Verkehrswege dieses Stadtteils. Dies bestätigte sich schon ein Jahr nach der Beendigung des Baus der Schule, als eine Straßenbahnlinie der Ostseestrasse entlang eröffnet wurde. Neben der günstigen Lage der Schule im Sinne des öffentlichen Verkehrs hatte das Gebäude einen anderen Vorteil - das große Gebiet um die Schule, das zur eventuellen Ausbau benutzt werden konnte. In der engen Umgebung zwischen der Schule und dem Krankenhaus bei dem Schellmühler Weg(heutige ul. Kliniczna) entstanden Reihenhäuser der Helene-Lange-Stiftung (in 1930 nach dem Projekt von Adolf Bielefeldt für die Gemeinnützige Baugenossenschaft zu Danzig gebaut), die mit der Schule und anderen Gebäuden der nächsten Umgebung bauartgleich waren. Es ist bemerkenswert, dass die neu entstandene Schule den benachbarten, im Jahre 1916 errichteten Sportplatz, unterschlagen hat. Eine interessante Kleinigkeit ist, dass genau auf diesem Sportplatz das erste Sportereignis in Danzig nach dem Ende der Kriegsauseinandersetzungen im Jahre 1945 stattfand. Dies war ein Fußballspiel der Mannschaft des 6. Milizkommissariats mit der Mannschaft der Roten Armee.

Die Einweihung und Eröffnung des Gebäudes fand am Sonntag, 13. Oktober 1929, statt. Unter den berühmten Gästen (u. a. Senator Dr. Strunk oder Staatsrat Dr. Winderlich, der einen Vortrag gehalten hat), ist natürlich die Patronin - Helene Lange (siehe unten) besonders zu nennen. Sie kam nach Danzig zusammen mit ihrer Gesellin Gertrud Bäumer, die auch sehr verdient für die Frauenbewegung war. Helene Lange war aber schon damals 81 Jahre alt und ganz kränklich – ihr Aufenthalt in Danzig war die letzte Reise ihres Lebens; sie starb kaum ein Jahr später (Mai 1930) in Berlin.

Leider gibt es wirklich wenig Informationen über die Geschichte des Helene-Lange-Lyzeums vor dem Jahre 1945. Wir wissen nur, dass man im Zuge der fortschreitenden Ideologisierung des öffentlichen Lebens in der durch die Nationalsozialisten überfluteten Stadt den Namen der Schule in 1937 oder 1938 in Gurdrunschulegeändert hat. Gudrun - eine weibliche Gestalt aus der nordischen Mythologie - schien eine bessere Patronin einer Mädchenschule zu sein als Helene Lange, eine Figur der Emanzipation und Liberalismus. Es scheint aber, dass diese Änderung keine wichtigere Folgen mit sich brachte, weil sowohl der Direktor (Dr. Lehmann-Kienast), als auch das Profil der Schule (städtisches Lyzeum und Reformrealgymnasium und Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar) unverändert blieb. In dieser Zeit gab es auch ein Kindergarten und eine Parkanlage (Garten) bei der Schule. Wahrscheinlich deshalb bezeichnete man in späteren (d. h. nach dem 1945) Arbeiten die Helene-Lange-Lyzeum / Gudrunschule als die Gärtnerinnenschule; es ist nicht auszuschließen, dass die Schülerinnen neben anderen Fächern auch Gärtnerei gelernt haben – bisher haben wir aber keine überzeugenden Bestätigungen in Quellen gefunden.

Als der Krieg langsam zu Ende kam, wurde das Gebäude der Gudrunschule (immer noch oft als Helene-Lange-Lyzeum bezeichnet), wie andere ähnliche Gebäuden in ein vorübergehendes Lazarett für verletzte deutsche Soldaten umgewandelt. Als in März 1945 das Rote Armee Langfuhr betritt, wurden die Zivilisten befohlen, die Verwundeten aus der Gudrunschule in die nicht weit liegende Sporthalle (gegenwärtig nach Umbau befindet sich hier der Baltische Oper) zu transportieren. Unter sowjetischer Verwaltung wurde das Gebäude der Schule stark verwüstet, weil man dort u. a. einen Pferdestall einrichtete.

Mit dem Ende des Jahres 1945 wurde das Schicksal der ehemaligen Gudrunschule bestimmt. Am 8. Oktober entschied sich man – neben der neu eingerichteten Arztfakultät der Medizinischen Akademie in Danzig – auch die Institut für Pharmazie zu gründen. Es entstand ein Senatsausschuss für Pharmazie, dessen Aufgabe war es, entsprechende Räumlichkeiten für die Fakultät zu gewinnen. Ursprünglich sollte das Gebäude an der heutigen Sobieski-Straße (ul. Sobieskiego) benutzt werden (jetzt Sitz der Chemischen Institut der Danziger Universität, früher Pädagogische Hochschule), das entsprechende Laboratorien, einen Lesesaal und einen Sportraum hatte. Es ist aber nicht gelungen, dieses Gebäude weiter zu halten und deshalb suchte man weiter. Die Entscheidung fiel auf die Schule an der ehemaligen Ostseestraße, auf welche der Kreisausschuss der Gewerkschaften verzichtet hat (dieses Gebäude wurde in der Zwischenzeit ihm zugeteilt). Die Leitung der Pharmazeutischen Fakultät hatte rasch eine Sondergruppe von Mitarbeitern gesammelt, welche in dem ungeheizten Gebäude, ohne laufendes Wasser und Licht (es wurde zusammen in einem Raum mit einem Heizkörper geschlafen) den ganzen Winter verbracht haben, um es vor Plünderern und anderen Institutionen, welche es in dem Nachkriegswirrwarr für eigene Zwecke benutzen wollen würden, zu schützen.

Anfänglich wurde ein Teil des Baus der physischen Abteilung zugeteilt, und der Sportsaal mit einem Teil anderer Räumlichkeiten - für Sportunterricht für verschiedene Schulen vorgesehen, wobei der Rest des Baus für die Arbeitsräume der zukünftigen Pharmazeutischen Fakultät der Ärzteakademie in Danzig vorgesehen war. Über das ganze nächste Jahr wurde das Gebäude auf die Lehrarbeit vorbereitet. Die Arbeiten gingen so schnell, dass man schon am 18. und 19. Oktober 1946 die erste Aufnahmeprüfung veranstaltete. Es gab 251 Willige. Zur Entstehung des Instituts für Pharmazie haben viele Personen beigetragen, vor allem aber Prof. Dr. W. Strażewicz (von der Universität Posen) und die Mitglieder des speziell dafür eingerichteten Organisationsausschusses: Prof. Dr. T. Sulma (Vorsitzender), Dr. J. Tułecki, Dr. J. Badar und Mag. C. Fink-Finowicki.

Die ehemalige Gudrunschule dient bis heute als Sitz der Institut für Pharmazie des Danziger Medizinischen Universität. Im Effekt des Ausbaus der Jahre 1962-1966 hatte aber das Gebäude ihre alte architektonische Form weitgehend verloren.

Helene Lange – geb. am 9.4.1848. in Oldenburg, gest. 13.5.1930 in Berlin; Lehrerin, Vertreterin der bürgerlichen Frauenbewegung; seit 1872 als Lehrerin in Berlin berufstätig, wo sie sich auch im Verein deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen engagierte; mit Unterstützung liberaler Kreise versuchte sie, eine grundlegende Änderung des Mädchenschulwesens herbeizuführen; 1888 richtete sie zusammen mit anderen Frauen eine Petition an das preußische Unterrichtsministerium und das Abgeordnetenhaus; 1889 richtete sie die Realkurse für Frauen (später: Gymnasialkurse) ein, in denen die Bildungsgrundlagen für praktische Berufe, aber auch für das Studium an Schweizer Universitäten, vermittelt wurden; 1890 hatten sich die Lehrerinnen im Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein unter ihrem Vorsitz zusammen organisiert; 1893 wurde sie in den Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gewählt, 1894 trat sie als Vorstandsmitglied der neu gegründeten Dachorganisation Bund Deutscher Frauenvereine bei; nach einer schweren Erkrankung trug sie sich mit dem Gedanken des völligen Rückzugs aus dem Beruf, aber durch die im 1899 beginnende Arbeits- u. Lebensgemeinschaft mit G. Bäumer, konnte sie ihre Tätigkeit fortsetzen; zusammen mit G. Bäumer gab sie das fünfbändige Handbuch der Frauenbewegung und die an Bedeutung allmählich zunehmende Zeitschrift Die Frau heraus; 1906 wurde sie zu Beratungen der preußischen Kulturverwaltung zugezogen, die 1908 zur preußischen Mädchenschulreform führten; im ersten Weltkrieg nahm sie am Nationalen Frauendienst teil; 1917 zog sie nach Hamburg; für die Deutsche Demokratische Partei wurde sie im 1919 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, 1920 folgte sie G. Bäumer zurück nach Berlin, dort zog sie sich allmählich aus der Vereinsarbeit zurück, blieb aber weiterhin publizistisch tätig; 1922 wurde sie zur Ehrenbürgerin Oldenburgs ernannt; 1923 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen; 1928 wurde ihr durch die Regierung die große Staatsmedaille Für Verdienste um den Staat verliehen.

mottlau1
08.04.2011, 17:03
Hallo Wolfgang,

mich würde interessieren ob in dem Stephan-Wetzold-Lyzeum in Langfuhr auch die polnische Sprache neben Englisch u. Französisch gelehrt wurde. Ich besitze ein Foto auf dem meine Mutter mit ihren Mitschülerinnen zu sehen ist. Leider weiß ich nicht ob sie in diese Schule gegangen ist. Aber ich hörte von ihr, daß Schulgeld bezahlt werden mußte.

Viele Grüsse Jutta

grabschau, + 06.11.2012
08.04.2011, 17:23
Jutta, Adr.-Buch 1942 Danzig

Staatl. Stephan-Waetzoldt-Oberschule fuer Mädchen ( Hauswirtschaftliche Form)

Langfuhr, Taubenweg 3

Leiter: Ober.Stud.-Dir. Paul Müller

Konto: Regierungsoberkasse Postscheckkonto 310 Danzig
LG von Sigi

mottlau1
08.04.2011, 22:28
Hallo liebe Sigi,

danke für den Hinweis. Meine Mutter war nie auf einer Schule die Hauswirtschaftliche Ausrichtung hatte. Sie hat aber Englisch u. auch "Polnisch" gelernt. Damit konnte sie gut nach dem Krieg zurecht kommen.

Lieben Gruß Jutta

Robert Kampe
08.04.2011, 22:54
Hallo, gibt es noch jemanden der sich an die Lehrerin Magda Meck erinnert? Sie soll an der Helene- Lange- Schule Unterrichtet haben.Es würde mich freuen mehr über sie zu erfahren. Lieben Gruß, Mene