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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stimmungsbilder aus dem Danziger Gebiet (Januar 1945 - November 1946)



Wolfgang
03.08.2009, 23:46
Schönen guten Abend,

unter der nachfolgenden Link-Adresse könnt Ihr einen Erlebnisbericht herunterladen, den Frau Dr. Charlotte Schierling über ihre Erlebnisse in den ersten Nachkriegsmonaten im Danziger Werder schrieb. Das Original dieses durch seine Authenzität beeindruckenden Berichtes liegt im Bundesarchiv Koblenz.

Nach Aufruf des Links http://www.archive.org/details/StimmungsbilderAusDemDanzigerGebietjanuar1945-November1946 klickt bitte im Fenster auf der linken Seite "PDF" an und Ihr bekommt eine PDF-Datei.

MeinEichwalde
10.01.2010, 13:37
LIebe Danziger, liebe Tiegenhöfer, liebe VErwandte und Freunde der FAmilie Schierling, bzw Thimm,

über diesen ERlebnisbericht bin ich be geis tert !!!!

ich lese ihn noch zuende...wer hat ihn auch schon gelesen ???
Gab es noch keine Reaktionen.. naja ich lese ihn ja auch erst jetzt.
Die Volkslistenproblematik ist ja extrem genau geschildert..
Bis bald,
Eure Delia
Enkelin von Schroedter Eichwalde

MeinEichwalde
10.01.2010, 15:39
Liebe Danziger,
Dr. Charlotte Schierling, Jg. 1911 hatte schon 1951/52 einen Beitrag im Westpreussen Jahrbuch gebracht: Die deutschen als freie Leute.

Wer von Euch besitzt die Westpreussen Jahrbücher ?
die Geschichten die sie für das Bundesarchiv erinnert hat, sind bis zum
Schluss anschaulich. Besonders das Thema "einpolung" finde ich wichtig. Diese Fragen hat sich sicher schon jeder von uns gestellt.

Liebe Sonntagnachmittagsgrüße, übrigens sind die Tiegenhöfer Nachrichten seit ein paar Wochen raus, ein Hoch auf diese redaktionelle Leistung !
und man kann sich treffen im MaritimHotel in Travemünde !!!

Eure Delia

Wolfgang
10.01.2010, 16:08
Hallo Delia,

der Beitrag Frau Dr. Schierlings im Westpreußen-Jahrbuch 1951/52 ist ein Auszug aus ihrer Dissertation. Es ist schade, dass sie dort nicht ihre Quellen bzw. die herangezogenen Archivalien nennt, denn dies bildete die Voraussetzung, sich tiefer in ihre Aussagen und Feststellungen einzuarbeiten.

Übrigens, sollte Frau Dr. Schierling noch leben, so feiert sie heute ihren 99. Geburtstag.

Die Westpreußen-Jahrbücher -die ich vollständig besitze- sind für mich eine sehr wichtige Informationsquelle die ich immer wieder heranziehe.

Wolfgang
10.01.2010, 16:11
Noch eins, ich vergaß es gerade zu erwähnen: Ein Gesamtinhaltsverzeichnis sämtlicher Ausgaben der Westpreußen-Jahrbücher (1950-2009) kann heruntergeladen werden unter www.westpreussen-online.de/Inhaltsverzeichnis_der_Westpreussen-Jahrbucher.pdf

MeinEichwalde
11.01.2010, 19:00
ich fasse zusammen:
der Beginn wirkt poetisch, ein Stimmungsbild aus der Luft gesehen.
Dann ruft sie Bilder wach, wobei sie sich nicht vorstellt. Man weiss also nicht welches Haus sie meint.
Feldherrnhalle: (wiki)Aufgrund des großen Symbolwertes, den die Nationalsozialisten (http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialismus) der Feldherrnhalle beimaßen, erhielten folgende Kampfverbände (http://de.wikipedia.org/wiki/Kampfverband) der Deutschen Wehrmacht (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Wehrmacht) den Zusatz „Feldherrnhalle“: Panzerbrigade 106 Feldherrnhalle (http://de.wikipedia.org/wiki/Panzerbrigade_106_Feldherrnhalle), Panzerbrigade 110 Feldherrnhalle und Panzergrenadier-Division Feldherrnhalle. Des Weiteren wurde die schwere Heeres-Panzer-Abteilung 503 (s.H.Pz.Abt. 503) im Zuge der Umbenennung und Neuordnungen 1944 in „schwere Heeres-Panzer-Abteilung Feldherrnhalle“ umbenannt.
Jalta KOnferenz fand vonm 4 bis 11. Februar statt.
Meine Oma war zehn Jahre älter als Charlotte Schierling, sie war Hofbesitzerin und schon in Mariensee zu der Zeit, wo die WErderaner solange warten sollten bis sie wieder zurück könnten. Am 4. Febr. schrieb meine Oma
""Also unser Gehöft steht noch, es sind in unserem Haus ein Leutnant und 90 Mann, also das ganze Haus voll. In der Küche waren 4 Ukrainer Mädchen zum helfen. Es hat aber schon noch sauber aus gesehen. Das Badezimmer war sogar gewischt. An der Herrenzimmertür war ein Schild: Füße sauber machen. Die Möbel waren zwar anders hingestellt. Aber Friedel bekam im Eßzimmer Kaffee. Bei Walter Sprunck (http://forum.danzig.de/#_edn1) steht Artillerie. Im Dorf sind ein Hauptmann und 15 Mann beerdigt, die bei einem Gefecht am 1.Febr. Gr.Lesewitz Irrgang gefallen sind. Bis Tannsee sind die Russen gewesen. Bei Störmer ist die Scheune abgebrannt und ebenso vier Scheunen in Lindenau. Unser Vieh ist alles fort gewesen, auch die meisten Schweine, paar Hühner waren noch. Ich hatte Friedel einiges gesagt, was er mit bringen sollte. Er hat aber das Wenigste gefunden.""
Auf SEite 5 berichtet die Autorin von den Besichtigungen in Stutthof
S. 6 dass sie Amerikaner vor Ort schon Berichte der deutschen Opfer einsammelten über ihre Leiden
Dann noch das Argument, wenn die Deutschen sich als Demokraten erwiesen, könnten sie DAnzig zurückhaben....
Die Einpolung wird auf S. 7 beschrieben. DAzu habe ich auch etwas geschrieben
dass ich in meiner nächsten mail bringe.
vorerst Herzlichen SChneegruss aus Tempelhof
Eure
Delia

(http://forum.danzig.de/#_ednref1)Walter Sprunck

MeinEichwalde
11.01.2010, 19:03
Liebe Danziger,
hier die Bemerkungen zur" Einpolung"
....
Maria ist in Herzberg geboren. Ihr Vater verliebte sich in ihre Mutter, nachdem diese als polnische Köchin aus dem Korridorgebiet auf seinem Gut zu arbeiten begann. Wie zahlreiche deutsche Gutsarbeiter.Ihre Eltern hatten jeweils über zehn Geschwister. Die Saisonarbeiter lebten normalerweise unter Bedingungen, die sie erniedrigend empfand, wie sie heftig betont. Ihre Mutter allerdings war durchs Arbeitsamt vermittelt. Sie bekommt dann nur noch vier Kinder. Maria reichen später zweie aus .Sie ist 1927 geboren. Ihre Eltern heiraten ein Jahr darauf. Ihr Vater musste seinen Chef mit "junger Herr" anreden, was ihm schwer fiel, da sie Klassenkameraden gewesen waren. .Dieser bekam dann 1940 ein großes Gut in den "wiedergewonnenen Gebieten" Es wurde auch von diesem Treuhand-Gut her allerhand nach Herzberg abtransportiert. Seine Frau bewirtschaftete den Hof währenddessen allein. Sie hatte sechs Serben als Zwangsarbeiter, die schöne Pakete vom roten Kreuz bekamen, was sie von polnischen Gefangenen unterschied. Es gab einen deutschen Wachmann, der noch mal extra untergebracht war. Die "heim ins Reich" geholten Bessarabier hielt Marias Mutter für faule Menschen, die die Arbeit der von ihren Höfen vertriebenen Polen zunichte machten. Maria nannte übrigens wie meine Mutter die gelben Hahnenfußblüten Goldeimerchen.
Mit vierzehn zog Maria nach Rosenberg und lernte Schneiderin. 1945 rückten sie mitsamt ihrer Familie aus nach Hohenstein. Vor den russischen Soldaten musste sie sechs Monate lang beschützt werden. Sie lag zum Schein krank im Bett, mit Kopftuch und schwarz beschmierten Wangen. Ihr Bruder saß auf dem Dachfirst, um die heimkehrenden Russen rechtzeitig zu bemerken. Schnell, schnell ins Bett, hieß es dann. Sie war achtzehn Jahre und konnte kein polnisch. Anderen Mädchen wurde quer durch die Oberschenkel geschossen, wenn sie nicht die Beine breit machten. Sie kam davon. Der Bruder ihre Mutter war im ersten Krieg Gefangener der Russen gewesen und beschwichtigte nun die Russen in ihrer Sprache. Diese schickten per Post die Sachen nach Hause die sie von den Polen geklaut hatten. Nach sechs Monaten zogen sie ab. Sie vergewaltigen auch die polnischen Mädchen. In Neuteich fand Maria später Arbeit bei einem Bauern. Sie ließ Fotos machen von sich. Und während sie die ihrer Bäuerin zeigte, schnappte sich der vierundzwanzigjährige Jan C. eins davon, weil er sich in sie verliebt hatte. Er reiste zu seiner Familie nach dem Osten und zeigte sie als seine Verlobte. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah und vier Wochen später waren sie verheiratet. Mit dem einjährigen Sohn fuhren sie dann auf Verwandtenbesuch. Sie hat sich In der Lubliner Gegend dort" mit der linken Hand gekreuzigt" und sie wurden nun wie die Grafen behandelt . Das Söhnchen: " Fass ihm nicht an, Du machst ihm schmutzig... Vier Cousins ihres Mannes waren als Partisanen von Deutschen erschossen gewesen. Nun brachte er ihr polnisch bei, denn sie traute sich deshalb in Neuteich kaum aus dem Haus. Ihr Sohn bekam noch Hakenkreuze auf die Jacke gemalt als er in die Schule ging. Ihre Tochter dagegen, weigerte sich deutsch zu lernen. Die Enkelin dagegen ist sogar Deutschlehrerin geworden. Maria selbst arbeitete als Laborantin in der Neuteicher Zuckerfabrik bis sie dreiundsechzig war. Neue Maschinen gab es erst um 1970 in der Fabrik. Erntemaschinen wurden in der Gegend erst gegen 1990 eingeführt. Damit begann die Arbeitslosigkeit. Vorher gingen jeweils zwanzig Arbeiter in einer Reihe durch die Felder. Sie selber hat schon als sie zwölf war mit ihrer Mama und ihren kleineren Brüdern im Akkord gearbeitet im Rübenfeld.
Noch als Rentnerin fuhr sie nach der Insel Juist in der Nordsee, um zu arbeiten.Sogar zum Spargelstechen seien ja Leute aus Neuteich nach Deutschland gefahren. Sie beginnt zu weinen, als sie daran denkt, aus welchen Verhältnissen letzten Endes ihre Enkeltochter hervorgegangen ist, die sie so sehr liebt. Und die heute mit der Lehrerin aus der Neuteicher Partnerstadt Wilster ihre Schüler austauscht.

Sie muß nun zum Geburtstagkaffee ihres Bruders, und ich bin entlassen. Unter meinem Schirm umrunde ich die Zuckerfabrik, die noch nicht von Nordzucker oder Südzucker gekauft ist. Und in der mein Großvater Vertrauensmann der Arbeiter war.
Ein Auszug aus
"Meine Reise zu den WErdertagen"
http://www.dieheimatdelias.de/werdertage.html

LG Eure Delia