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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wasserspeier in Danzig



waldkind
20.08.2009, 00:23
Guten Morgen, liebe Forumsfreunde.

In früheren Jahrhunderten brachte man an größeren Kirchen oder Klöstern Wasserspeier an. Dies waren steinerne Figuren, die das vom Dach herabströmende Regenwasser auffingen und vom Gemäuer wegführten. Sie hatten ebenso die Funktion böse Geister fernzuhalten. In späteren Zeiten wurden diese Wasserspeier auch aus Metall konstruiert.
Meine Frage ist: An welcher Kirche oder welchem Kloster in Danzig gab es oder gibt es einen solchen Wasserspeier? Wer kennt sich aus und kann mir einen Tipp geben?

Für Hinweise jeder Art herzlichen Dank.
Gute Grüße vom waldkind.

Wolfgang
20.08.2009, 00:44
Schönen guten Morgen,

Danzig war eine Stadt der Beischläge und steinernen Wasserspeier. In vielen zur Mottlau führenden Gassen waren sie zu sehen. Heute, nach dem Wiederaufbau Danzigs, sind diese Beischläge durchgehend nur noch in der Frauengasse zu finden (Vieles davon stammt aus den Ruinen der Hundegasse). Auch in der Jopengasse kommen sie noch vor und vereinzelt in der Heilig-Geist-Gasse.

Mir ist in Danzig kein kirchliches Gebäude bekannt, das heute Wasserspeier aufweist. Auch für die Vergangenheit ist mir nichts bekannt.

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
20.08.2009, 09:52
Guten Morgen Waldkind und Wolfgang,
sowie alle Interessierten,

in einem ältesten Nachkriegswerk, "Nie vergessene Heimat"
Verlag Johannes Tordsen jun Hamburg 1950,
findet man ein Detail-Foto schwarz/weiß auf Seite 105.
Text: "Eine Besonderheit des alten Danzig waren die Beischläge,
Freitreppen die in die Straßen vorsprangen und den Gast wie mit einer
steingewordenen Geste zum Eitritt einluden. Oftmals flankiert vom architektonischen Schmuck grotesker Wasserspeier, konnten sie zumeist wohl auch als die Bekundung solider bürgerlicher Wohlhäbigkeit gelten."

Der dargestellte Wasserspeier hat als Ausflußöffnung ein aufgesperrtes
Fischmaul, so entstand gleichzeitig ein Wassenstrahl, der das abfließende
Regenwasser auf die Gasse hinausschleuderte. Aber auch bei wenig Wasser
als Tropfnase diente und die Durchnässung der Fassade verhinderte.

Wie schon erwähnt hatten die alten Gassen immer ein Gefälle zum nächsten
Flußlauf (Vorfluter). Kanalisation gab es ja erst ab dem Ende des
19. Jahrhunderts.

Die Häuser hatten immer einen Giebel zur jeweiligen Gasse.
Zwischen zwei Anwesen, die tief bebaut waren, verlief in Höhe der Traufe
eine abgedichtete Rinne zum offenen Wasserspeier.

Mit Ausbau der Stadtentwässerung mit unterirdischen Abwasserkänälen
und im 20. Jahrhundert mit Trennsystem. Schmutzwasser aus den Häusern zur Kläranlage und Regenwasser direkt in die Flüsse, verschwanden die
ersten frei "spuckenden" Speier. Das Regenwasser wurde dann am Ausflußende in Auffangkästen aus Kupfer- oder Zinkblech aufgenommen
und in die Regenfallrohre geleitet. Der an Volumen größer bemessene Kasten, sorgte für einen Ausgleich der Wassermenge beim Einlauf in das
Fallrohr und verhinderte so ein Überlaufen, an der Fassade herunter.

Die nächsten Fehlbelastungen der Entwässerungsleitungen für das
sogenannte Reinwasser (ohne Fäkalien) entstand bei den Straßen-
Einläufen im 20. Jahrhundert.
Im Jahre 2007 stand ich, bei meinem letzten Danzig-Besuch in Zoppt.
an einer offenen Baugrube. Es handelte sich um einen Zwischenschacht
der aus der Stadt in Richtung Ostsee geführten "Reinwasserhauptleitung".
Der von mir geschätzte Rohrdurchmesser war größer als 60 cm.
Das Wasser an Seestädten wird dann mit seinen Ausläufen vom Strand weg, zum Grund der See geführt. Aber inzwischen fahren in aller Welt in den
Städten so viel Kraftfahrzeuge, die auf den Straßen Schmier- und Treibstoffe verlieren und weiterhin von den Bremsbelägen Abriebstoffe
verlieren, die das Regenabflu0wasser stark belasten.
So muß jede Generation technische Vorausetzungen in der
Stadtentwässerung schaffen, um z.B. die Qualität SEEBAD zu erhalten.

Grüße an Alle von Erwin Völz

waldkind
20.08.2009, 13:40
Hallo Wolfgang, hallo Erwin, schönen guten Tag an alle.

Zunächst vielen Dank für eure Antworten, Wolfgang und Erwin. Wasserspeier habe ich, nun nach euren Ausführungen, auf Abbildungen in Kürtz seinem Danzig-Buch entdeckt, so auf den Seiten 50/51, 56/57 und 14. Wirklich interessante und groteske Wesen. Als Regenwasserentsorgung ein ausgeklügeltes System und hübsch dazu. Ob nun diese Speier der Patrizierhäuser diese auch vor bösen Geistern schützten?

Dass die Patrizierhäuser Wasserspeier hatten, die Kirchen aber nicht, ist verwunderlich. Wie gingen die Kirchen mit dem Regenwasser um?
Ich suche für eine kleine Geschichte einen Wasserspeier an einer Kirche oder einem Kloster. Wenn jemandem ein solches kirchliches Gebäude in Danzig einfällt, bitte sagt Bescheid.

Ansonsten, finde ich, sind diese Wasserspeier ein spannendes Thema, sowohl architektonisch, wie wasserwirtschaftlich, wie auch mythisch betrachtet.

Hallo Erwin,
jede Entwässerungsart hat seine Vor- und Nachteile. Bei der Trennkanalisation hat es bei starken Regengüssen den Vorteil, dass die Abwasserentsorgung der Häuser nicht blockiert wird. Dann läuft selbst bei Überschwemmungen die Abwasserentsorgung weiter. Dass bei zunehmendem Autoverkehr auch das Regenwasser geklärt werden muss, steht außer Frage - der Umwelt zuliebe. Bei einer Mischkanalisation braucht man wahrscheinlich Auffangbecken, die bei starken Regengüssen das überschüssige Mischwasser aufnehmen, um eine Überlastung der Kläranlagen zu verhindern.

Liebe Grüße vom waldkind.

waldkind
20.08.2009, 14:08
Hallo an alle,
da habe ich gerade einen Wasserspeier in der Frauengasse gefunden.

http://www.danzig.org/Gallery-img_id=1384-Stadt-Danzig---Wasserspeier.html

Fische schienen als Skulptur beliebt gewesen zu sein. Aber ob diese auch eine Schutzfunktion vor bösen Geistern erfüllen konnten?

mottlau1
20.08.2009, 16:55
Hallo Miriam,

danke für den Hinweis mit den Wasserspeiern und vielem mehr.
Sehr ergiebige Seite. War gleich bei Weichselmünde wo meine Großeltern
lebten. Werde noch mehr auf dieser Seite ansehen.

Schönen Tag ohne Gewitter u. Hagel.
Aachen wird wohl heute noch davon heimgesucht.
Neulich standen mehrere Stadtteile unter Wasser. Paßt zu diesem Thema.;)

Gruß Mottlau1

Wolfgang
20.08.2009, 19:28
Hier noch zwei ganz aktuelle Photos aus der Frauengasse, aufgenommen letzte Woche am Freitag. D Wasserspeier waren nur vereinzelt zu sehen, da sie mit Ständen und Sonnenschirmen -es war ja der Dominik!- zugestellt waren.

waldkind
21.08.2009, 21:15
@Jutta:
Hallo Jutta,
ich merke meist beim zweiten Hinsehen erst, was ich für Seiten herauszupfe. Stimmt, man kann dort manches entdecken, wie etwa das Strandbad in Brösen in alten Zeiten als man Männlein und Weiblein noch an der Kleidung unterscheiden konnte. Das könnte auch dem Hans-Joerg gefallen. Und echte Dampfschiffe entdeckt man auf den alten Postkarten. Ich habe in der Briefmarkensammlung gestöbert und mich an die danziger Marken meiner Kindheit erinnert.

In Berlin haben wir nun auch unsere sintflutartigen Gewitter abbekommen. Wenn es mit den extremen Wetterlagen so weitergeht, müssen wir wirklich wieder über neue Entwässerungssysteme nachdenken. Vielleicht kommen die alten Wasserspeier dann sinnvoll wieder zum Einsatz. Ein paar kräftige große Sandsteinbecken vor die Speier, die einen Teil des Wassers auffangen, um Überschwemmungen in der Stadt zu vermeiden, sähen in der Frauengasse gewiss hübsch aus.

@Wolfgang.
Hallo Wolfgang,
ich habe nun auf alten Bildern und Stichen herumgeblättert. Du hast recht, die Kirchen hatten keine Wasserspeier, sonst müsste auf dem einen oder andern Stich mal was auftauchen. Da die Heilig-Geist-Gasse und die Frauengasse um die Marienkirche liegen, werde ich mir meine Geschichte aus dieser Situation heraus ausdenken.

Das Zeughaus muss am Anfang mit Wasserspeiern aus vergoldetem Kupferblech ausgestattet gewesen sein. Diese sollen meterweit über die Fassade herausgeragt haben. Später wurden diese durch kürzere ersetzt. Die Wasserspeier des Zeughauses wurden im Krieg zerstört, aber nicht wieder ersetzt.
Danke auch für die Fotos, Wolfgang. Kann es sein, dass die Mauer unter dem Wasserspeier aus Beton nachgegossen wurde?

Die alten Postkarten der Frauengasse vermitteln einen Eindruck wie es dort ausgesehen haben könnte. Die Häuser waren vermutlich aus Backstein, die Ballustraden, Treppen und Speier aus Sandstein, das Gelände der Treppen aus Eisen?

Mit gutem Gruß, waldkind.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
21.08.2009, 21:54
... wie etwa das Strandbad in Brösen in alten Zeiten als man Männlein und Weiblein noch an der Kleidung unterscheiden konnte. Das könnte auch dem Hans-Joerg gefallen
Danke Waldkind....kannte schon den Link....aber schön Dein Hinweis.

Viele Grüße
Hans-Jörg

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
22.08.2009, 01:53
Hallo Waldkind
und andere Freunde der alten Entwässerungstechnik,
die Entwässerungstechnik hat sich immer weiter entwickelt und muß es auch in der Zukunft tun.
Die Abwässer der alten Stadt Danzig nach ca. 1880 bis 1945, wurden durch ein Pumpwerk auf dem Holm, bis zu den Rieselfeldern östlich von Weichselmünde gepumpt und sind dort in den sandigen Rieselfeldern über Verteiler versickert. Wenn kein Regenwasser anfiel, wurden die Leitungen
sogar zusätzlich mit Flußwasser gespült. Über Planung, Bau und Betrieb habe ich Litereratur. Das gehört in mein Berufsfach hinein.
Schon früher habe ich beschrieben wie ein Regenüberlaufbauwerk zu planen ist. Das war ein Teil meiner Ingenieurprüfung im Fach Entwässerungstechnik vor 55 Jahren.
Die flächenmäßige Vergrößerung der Stadt Danzig nach 1945, hat auch dadurch Probleme gebracht, weil man Regenwasser der westlichen Erweiterungssiedlungen direkt in den Radaunekanal entwässert hat.
Bei meinen Besuchen in Praust habe ich mir die Eimündungen der Regenwasserkanäle in den Radaunekanal angesehen und fotografiert.
Das hat zu den großen Überschwemmungen von Praust bis zum Hbf Danzig
geführt. Der große Dammbruch war so eine Folge dieser Nichtbeachtung
von Auswirkungen, bei der Einleitung in einen Vorfluter. Der Kanal ist es jedenfalls nicht ! - Ebenso ist der enge Strießbach total überlastet gewesen
und hat durch Überschwemmung benachbarter Gebäude alte Archivakten vernichtet. Nach einem Exkursionsbericht der Aachener RWTH aus dem Jahre 1976, hat ein polnischer Bausachverständiger aus Danzig, vor den Problemen der schon damals geplanten Westerweiterung in die
Höhenzüge gewarnt. Dazu gehört dann eben eine entspreche Kenntnis
und eine Beachtung durch die Verantwortlichen in den Ämtern.

Nun noch zur Dachentwässerung der Marienkirche, die ja auch eingeschnittene Dachflächen und somit Entwässerung der aufgesetzten Satteldachflächen an ihren Traufen hat, die in Rinnen nach Aussen zu entwässern sind. Auf alten Fotos, die aber eben nur etwas mehr als
100 Jahre bezeugen, sind Blechkästen erkennbar, die das Wasser über
Fallrohre ableiten. Fallrohre gab es ja auch früher an unseren Häusern,
als es ausserhalb noch keine Stadtentwässerung gab.
In meinen Unterlagen habe ich Radierungen
von Prof. Dr. Johhann Carl Schulz.
Da sind nun die weit auskragenden Blech-Wasserspeier gut dargestellt.
Es sind jewils 5 Stück aus den Seiten des Kohlenmarktes und auf der Seite
Wollwebergasse. Gut zu erkennen sind die Wasseraustrittsöffnungen in den
Fassaden und die Verstrebungen der Kragkonstruktion mit Verzierungsanker.
Die Auskragungslänge würde ich im Vergleich mit den anderen Öfnungen,
auf 3 bis 4 Meter schätzen. Ist schon beeindruckend !

Herzlihe Grüße von Erwin Völz

waldkind
22.08.2009, 12:10
hallo Erwin,
vielen herzlichen Dank für deine ausführlichen Beschreibungen. Ein bisschen kenne ich mich aus mit Rieselfeldern. Die gab es auch um Berlin herum und ich schrieb, lang ist es her, meine Diplomarbeit zur Ingenieurin (Landschaftsplanung) über "Nachwachsende Rohstoffe auf ehemaligen Rieselfelder". Dabei ging es um Möglichkeiten der Schwermetallsanierung.

Ich glaubte an den alten Kirchen Danzigs so etwas wie Fallrohre entdeckt zu haben auf den alten Kupferstichen. War mir nicht sicher, weil die Stiche nicht immer so deutlich sind. Nach deinen Ausführungen kann ich nun doch an so mancher Kirche diese Fallrohre erkennen. Leider sind die Stiche selten mit Datum versehen, so dass ich diese Entwässerungsmethode zeitlich nicht gleich zuordnen kann. Nun erkenne ich auch noch andere intelligente Schachzüge der Entwässerung. Wenn man genau hinsieht und den Weg des Wassers verfolgt, so sind die vielen kleinen Dächer der Kirchen so geschickt angelegt, dass das Wasser von Ziegelfläche zu Ziegelfläche geleitet wird, bis es schließlich in nur wenige Rinnen oder Rohre landet, die entweder waagerecht schräg von der Fassade wegführen oder eben in einem Fallrohr münden. Es scheint im unteren Fassadenbereich manchmal schräge Vordächer zu geben, die wohl auch die Funktion zur Wasserwegleitung erfüllen.

Mit den Blechwasserspeiern meinst du sicher das Zeughaus. Den Kohlenmarkt habe ich gefunden, die Wollwebergasse nicht. Liegt sie zwischen Kohlenmarkt und Gerbergasse? Ich finde die Länge dieser blechernen Speier auch sehr beeindruckend. Vor allem kann man ja die Figuren in Blech viel bizarrer arbeiten als in Stein, so dass man sicher ihnen mehr geisterhaften oder drachenähnlichen Ausdruck verleihen konnte. Mich erinnert das etwas an die Raumenergietheorien der Asiaten.
Nun gut, ich werde mal sehen, dass ich an die Radierungen von Carl Schulz komme, um mir die Speier anzusehen. Was sind es denn für Figuren? Fische? Drachen? Hunde?

Wenn man an die letzte Überschwemmung in Danzig denkt, die Wolfgang und Regina beschrieben haben, auch was die Versiegelung von Flächen anbelangt, und nun deine Ausführungen über die Überlastung der Vorfluter mit ansieht, dann kommt man unschwer zu der Ansicht, dass in Danzig einige Spezialisten neu über Entsiegelung und Entwässerung der Stadt nachdenken sollten. So blöd das alte Kopfsteinpflaster für Instandhaltung der Straßen und beim Autofahren sind, für die Entwässerung der besiedelten Flächen war es vorteilhafter. Aber da hat man wieder das problem mit dem Schadstoffeintrag ins Grundwasser.

Noch mal herzlichen Dank für deine Erklärungen, Miriam.

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
23.08.2009, 13:50
Hallo Miriam,

Das Zeughaus hat einen Haus-Durchgang.
Die Wollwebergasse ist die Ostseite, man überquert sie wenn man
in Richtung Marienkirche geht.

Gruß Erwin

Willy
24.08.2009, 20:09
Hallo zusammen,
hier noch einige Bilder von der letzten Woche, nicht nur von den Wassserspeiern, sondern auch von den Einlaufkästen, die ich persönlich sehr interresant finde.
Gruß, nach einer sehr schönen Urlaubswoche in Danzig und Umgebung.
Willy

30Frohsinn01
24.08.2009, 20:33
Hallo Willy,
tolle Aufnahmen. Du hast den besonderen Blick dafür. Sicher kommen noch weitere Danzig-Bilder hinzu. Freue mich schon
Gruß
Karlheinz

waldkind
24.08.2009, 20:35
Hallo Willy,
vielen Dank für die Bilder. Sehen echt urig aus, die Figuren. Scheinbar gab es mehrere Wasserabführmöglichkeiten nebeneinander. Die Speier konnten also weiter oben liegen in Giebelnähe oder weiter unten in Treppennähe. Habe ich das richtig verstanden? Bild 1 habe ich noch nicht ganz verstanden. Dieser Käfer (oder Fliege) speit Wasser und hat gleichzeitig ein Fallrohr? Weißt du noch in welcher Straße du diese Bilder gemacht hast?
Hat mir auch gefallen eine danziger Ziegelwand so detailreich zu sehen. Das ursprüngliche Fenster war anders als das jetzige. Wenn man es sich so mit dem Rundbogen vorstellt, sieht es sehr harmonisch aus.

Hallo Erwin,
danke für deine Ortsbeschreibung. Jetzt kann ich es mir ungefähr vorstellen, wo die Wollweber Gasse liegt. Jedenfalls würde ich sie finden, wenn ich nach Danzig käme.

Mit gutem Gruß, Miriam.

waldkind
24.08.2009, 20:51
Hier noch ein Link, der über Johann Carl Schultz berichtet. Da schlägt mein Landschaftsplanerherz höher.

http://www.rzygacz.webd.pl/index.php?id=60,516,0,0,1,0

Hallo Erwin,
gibt es eine Möglichkeit an diese Radierungen zu kommen? Gibt es vielleicht eine Veröffentlichung dergleichen als Nachdruck? Sind es Radierungen oder sind es Stiche, das würde mich mal interessieren. Jetzt wird es richtig spannend. :)waldkind.

waldkind
24.08.2009, 21:43
Hallo an alle,

Im Meyers Konversationslexikon 1888 fand ich folgenden Satz:
"...Beischläge, die seit dem letzten Jahrzehnt wegen der dadurch veranlaßten Beschränkung der Kommunikation aus allen Hauptstraßen entfernt wurden."
Ich vermute mal, dass hier etwas entfernt wurde, um den zunehmenden Straßenverkehr nicht zu stören. Waren damit die Freitreppen gemeint oder die herausragenden Wasserspeier? Oder vielleicht beides?

Liebe Abendgrüße vom waldkind.

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
25.08.2009, 00:13
Hallo Waldkind,

erst einmal Thema Nachdruck der Radierungen.
Diese wurden vor Jahren als Nachdruck gehandelt, daher besitze ich sie.
Ob ich noch einen zweiten Satz habe muß ich erst nachsehen.
Da ich am Wochenende in den Schwarzwald muß zu einer
Eigentümerversammlung, habe ich im Moment wenig Zeit zur Suche.
Du könntest an meine Privat-eMail schreiben und nach der Rückkehr in
ca 3 Wochen, kann ich mich dann in meinen Unterlagen umsehen:
erwin.voelz@online.de

Nun zur Beseitigung von Beischlägen im 19. Jahrhundert.
Es gibt graphische Darstellungen von Chodowicki von der Langgasse,
dort gab es auch Beischläge und die Fahrstraße mußte ja nur für
Pferdefuhrwerke ausreichen. Ausserdem hat man Verkaufsgeschäfte
im EG, mit Schaufensteröffnungen gewollt. Ausserdem gab es ja die Entwicklung der Straßenbahnen.
Nach 1945 sind nicht alle Beischläge wieder errichtet worden.

Herzlche Grüße von Erwin

Willy
25.08.2009, 20:35
Hallo Waldkind,
der Hirschkäfer befindet sich auf der rechten Seite vom grünen Tor, vom langen Markt aus gesehen.
Gruß Willy

waldkind
26.08.2009, 20:08
Hallo Erwin, hallo Willy,
vielen Dank für die Informationen. Heute durfte ich "zufällig" auf ein Dach klettern bzw. eine hohe Gebäudewand hinauf und schwuppdiwupp, da konnte ich mich gleich etwas näher mit Dachentwässerung auseinandersetzen. Und vor allem die Sache mit dem Einlaufkasten am Dachrand habe ich jetzt verstanden.
Sorry wenn ich so viel frage, wo was liegt. Aber ich war noch nicht in Danzig und baue mir mit solchen Informationen die Altstadt in meiner Phantasie zusammen. So wird die Stadt in mir lebendig.

Lieber Erwin,
die Radierungen von Schultz interessieren mich auch deswegen, weil ich Architektur und Kupferstiche/Radierungen mag. Solche Stiche überliefern eine Menge Wissen aus einer Zeit, in der nicht fotografiert wurde. Es gibt von den meisten Städten derartige Stiche (oder Radierungen). Oft wurden sie von Kartographen angefertigt. Dass es aber so viele Radierungen von Danzig gibt, die der Schultz angefertigt hatte, das finde ich beeindruckend. Es müssen insgesamt an die 60 sein, wenn ich richtig informiert bin. Ich hatte im Internet entdeckt, dass es einen Nachdruck gegeben haben müsste, veröffentlicht 1969 von J.G. Blaschke, Darmstadt. Aber da ging auch nicht daraus hervor, dass man diesen noch erstehen könnte.
Ich melde mich bei dir per e-mail, habe die nächsten 14 Tage auch viel zu tun. Gutes Gelingen im Schwarzwald wünsche ich. waldkind.

Wolfgang
26.08.2009, 23:58
Dass es aber so viele Radierungen von Danzig gibt, die der Schultz angefertigt hatte, das finde ich beeindruckend. Es müssen insgesamt an die 60 sein, wenn ich richtig informiert bin. Ich hatte im Internet entdeckt, dass es einen Nachdruck gegeben haben müsste, veröffentlicht 1969 von J.G. Blaschke, Darmstadt. Aber da ging auch nicht daraus hervor, dass man diesen noch erstehen könnte.
Schönen guten Abend,

auch in Danzig gab es eine Mappe mit Reprints, 24 Drucke, wahrscheinlich 2001 anlässlich des 200. Geburtstages herausgegeben. Diese Reprints sind zwar recht nett, aber der Detailreichtum der Originalradierungen ist darauf nicht einmal ansatzweise zu finden. Ich besitze eine Mappe mit 54 Originalradierungen aus dem Jahre 1872, herausgegeben vom "Verlag von Ernst und Korn" in Berlin. Das Format der Originale ist etwa DIN A2. Aber auch auf ihnen sind Wasserspeier nur vereinzelt auszumachen. Bei www.zvab.de wird eine Faksimile-Ausgabe der Edition von 1872 angeboten. Ob sie in der Originalgröße nachgedruckt wurden weiß ich nicht: http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=4611115&b=1

Wer die alten Wasserkästen und -speier sehen möchte findet sie noch am ehesten in den Fotobänden "Einst in Danzig" bzw. "Byl sobie Gdansk"

waldkind
27.08.2009, 09:50
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für die Informationen.
Die Radierungen interessieren mich nicht nur wegen der Wasserspeier. Ich liebe solche Arbeiten und die Menschen, die aus eigenem Antrieb Überlieferungsarbeit betrieben.

Über die Wasserspeier selber habe ich erst mal genug Informationen. Denn es geht mir zuerst einmal darum mir in der Phantasie eine Bühne zu bauen, auf der eine ausgedachte Handlung passieren kann. Das muss jetzt erst einmal in mir passieren und dann sehe ich weiter....

Vielen Dank an alle für die Informationen. Hat mir viel Freude bereitet.:Dwaldkind

waldkind
12.10.2009, 12:09
Hallo an alle,
inzwischen habe ich die 54 Radierungen von Carl Schultz erstanden. Darin lassen sich die Wasserspeier und die gesamte Entwässerungskonzeption gut erkennen. Vielen Dank noch mal für den Tipp.

Nun habe ich eine Frage:
Die Kanalisation wurde Ende des 19.Jh. eingeführt. Zwischen 1800 und 1900 wuchs die Einwohnerzahl um 100.000, so dass Kanalisation nötig wurde. Doch wie ging man vorher mit Abwässern und Fäkalien um? Gab es Sickergruben, die von Zeit zu Zeit entleert wurden? Wohin mit Abwässern, auf die Straße?

Wer weiß hier Bescheid? LG vom waldkind.

Willy
17.05.2010, 21:36
57885787578657855784
Guten Abend,
wir sind wieder zurück, es war wieder eine schöne Reise! Das Wetter war besser als in Deutschland!
Und hier noch Bilder von den Wasserspeiern!
Gruß
Willy

Willy
17.05.2010, 21:40
2. Versuch!

waldkind
17.05.2010, 22:26
Hallo Willy und alle Wasserspeier-Liebhaber,
sehr schön deine Wasserauffangkästen, Willy.

Jetzt ist es schon neun Monate her als ich in diesem Thread anfing mich mit den Wasserspeiern in Danzig zu beschäftigen. Inzwischen habe ich auch eines der Bilder gesehen, die die alten Speier am Zeughaus zeigen. Gigantisch und traumhaft schön. Ich habe sie lieb gewonnen, diese Speier, mehr als mir lieb gewesen wäre. Meine Idee war es damals eine Geschichte zu schreiben, in denen Wasserspeier eine Rolle spielen.

Sie ist fertig geworden, diese Geschichte, kurz nur, aber gut und erscheint jetzt im Verlag Torsten-Low in der Anthologie "Geisterhafte Grotesken". Es ist ein Fantasie-Buch, in dem es nur um Wasserspeier geht. Ich bin sehr gespannt auf die vielen Geschichten rund um diese grotesken Uniki.
Bei meiner eigenen Geschichte "Ellas Hochzeit", so ihr sie lesen solltet, hoffe ich, packt euch das Gruseln. Mich hatte es beim Schreiben jedenfalls ordentlich gepackt. Alles, was ich in diesem Forum je gefühlt habe an Liebe, Zartheit, Trauer, Schmerz ist in diese Geschichte eingeflossen.
Und so möchte ich zuletzt dazu sagen, dass es mir total viel Spaß gemacht hat, mich hier in diesem Thread mit euch über das Thema auseinandergesetzt zu haben und mit dem Buch "Geisterhafte Grotesken" werde ich daran immer erinnert werden.

Danke noch mal an alle, die sich an diesem Thread beteiligt haben. Es hatte mir so viel Spaß gemacht.

Ich möchte an dieser Stelle noch sagen, dass ich die Beiträge von Erwin vermisse.
Gute Grüße
Miriam

sinus
17.05.2010, 22:50
Hallo, liebe Wasserspeierfreunde,

das ist schon eine interessante Sache mit den Wasserspeiern. Als Danzig-Neulinge waren wir (mein Sohn und ich) sehr beeindruckt davon. Zwei möchte ich deshalb auch beisteuern. Einmal die Gitarre in der Hundegasse, da muss wohl ein Rockmusik-Fan wohnen.
Und natürlich die schönen Speier am Zeughaus, obwohl sie inzwischen kurzgeschlossen sind.

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus