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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gedenkfeiern zum 01.09.1939 in Danzig



Wolfgang
01.09.2009, 10:25
Schönen guten Morgen,

heute vor 70 Jahren begann mit dem Überfall auf Polen der II. Weltkrieg. Anlässlich dieses Jahrestages finden heute in Danzig auf der Westerplatte Gedenkfeiern statt.

Praktisch alle Zeitungen berichten darüber. Wer sich umfassend informieren möchte kann das bei Google tun.

Die laufend aktualisierte Artikelübersicht ist zu finden unter http://news.google.de/news/search?pz=1&ned=de&hl=de&q=danzig&cf=all&scoring=n .

Dort finden sich auch etliche Berichte Danziger Zeitzeugen, die den Ausbruch des Krieges miterlebten.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
01.09.2009, 12:10
Hallo
Heute ab ca. 1445 Uhr auf PHOENIX
Übertragung der Gedenkfeier von der Westerplatte !!!!

Viele Grüße
Hans-Jörg

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
01.09.2009, 13:30
Hallo
ARD / ZDF Nachrichten :
Scharfe Angriffe von Lech Kaczynski an die “Sowjetunion”….siehe Videotext.
Reaktion von Putin heute bei seiner Ansprache auf der Westerplatte…….?
Viele Grüße
Hans-Jörg

lauenburger
01.09.2009, 17:01
Hallo,
Hans-Joerg ich glaube du hast was falsch verstanden,

http://www.tagesschau.de/ausland/polen150.html

Schöne Grüße

Lauenburger

Heibuder
01.09.2009, 18:09
Ohne Kommentar!
Putin betonte in seiner nüchternen Gedenkrede, dass 51000 russische Soldaten fielen - bei der "Befreiung von Danzig".

Wolfgang
02.09.2009, 00:22
Schönen guten Morgen,

Angela Merkels Rede fand in Polen überwiegend eine sehr positive Resonanz. Ich wollte sie nun komplett lesen - und fand sie bisher auf keiner deutschen Internet-Seite. Dafür aber -es darf gestaunt werden!!!- auf den Seiten der polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza" in deutscher Sprache: http://wyborcza.pl/1,76842,6990322,Przemowienie_Angeli_Merkel_po_niem iecku.html

Es ist eine große Rede:


Sehr geehrter Herr Staatspräsident,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Exzellenzen,
meine Damen und Herren,

heute vor 70 Jahren begann mit dem deutschen Überfall auf Polen das tragischste Kapitel in der Geschichte Europas. Der von Deutschland entfesselte Krieg brachte unermessliches Leid über viele Völker - Jahre der Entrechtung, der Erniedrigung und der Zerstörung.

Kein Land hat so lange unter deutscher Besatzung gelitten wie Polen. In dieser dunklen Zeit wurde das Land verwüstet. Städte und Dörfer wurden zerstört. In der Hauptstadt wurde nach der Niederschlagung des Aufstands 1944 kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Willkür und Gewalt durchzogen den Alltag. Kaum eine polnische Familie blieb davon verschont.

Hier auf der Westerplatte gedenke ich als deutsche Bundeskanzlerin aller Polen, denen unter den Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht unsägliches Leid zugefügt wurde.

Die Schrecken des 20. Jahrhunderts gipfelten im Holocaust - der systematischen Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden.

Ich gedenke der sechs Millionen Juden und aller anderen, die in deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern einen grausamen Tod erlitten.

Ich gedenke der vielen Millionen Menschen, die ihr Leben im Kampf und im Widerstand gegen Deutschland lassen mussten.

Ich gedenke aller, die unschuldig durch Hunger, Kälte und Krankheit, durch die Gewalt des Krieges und seine Folgen sterben mussten.

Ich gedenke der 60 Millionen Menschen, die durch diesen von Deutschland entfesselten Krieg ihr Leben verloren haben.

Es gibt keine Worte, die das Leid dieses Krieges und des Holocaust auch nur annähernd beschreiben könnten.

Ich verneige mich vor den Opfern.

Wir wissen: Die Gräuel des Zweiten Weltkriegs können wir nicht ungeschehen machen. Die Narben werden weiterhin sichtbar bleiben. Aber die Zukunft im Bewusstsein unserer immer währenden Verantwortung gestalten - das ist unser Auftrag.

In diesem Geist hat Europa hat sich aus einem Kontinent des Schreckens und der Gewalt in einen Kontinent der Freiheit und des Friedens verwandelt. Dass das möglich geworden ist, das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wunder.

Wir Deutschen werden dabei nie vergessen: Deutschlands Partner in Ost und in West haben diesen Weg durch Versöhnungsbereitschaft geebnet. Sie haben uns Deutschen die Hand zur Versöhnung ausgestreckt. Wir haben sie voller Dankbarkeit ergriffen.

Ja, es ist ein Wunder, dass wir in diesem Jahr nicht nur an die Abgründe europäischer Geschichte vor 70 Jahren denken müssen. Es ist ein Wunder, dass wir auch an die glücklichen Tage denken können, die vor 20 Jahren zum Fall der Berliner Mauer, zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Einheit Europas geführt haben.

Denn vollendet wurde der Weg Europas zur Freiheit erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs.

In der Tradition der Solidarnosc in Polen haben die Menschen damals überall das Tor zur Freiheit mutig aufgestoßen. Wir Deutschen werden das nie vergessen - nicht die Rolle unserer Freunde in Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei;

nicht die Rolle Michail Gorbatschows und unserer westlichen Partner und Verbündeten;

und nicht die Rolle der moralischen Kraft der Wahrheit, die keiner so überzeugend und glaubwürdig verkörperte wie Papst Johannes Paul II.

Es lag auch deshalb in der besonderen deutschen Verantwortung, Polen und den anderen Staaten Mittel- und Osteuropas auf dem Weg in die Europäische Union und die NATO zur Seite zu stehen.

Ja, es ist ein Wunder, eine Gnade, dass wir Europäer heute in Freiheit und Frieden leben können.

Kaum etwas könnte den Unterschied zu 1939 besser versinnbildlichen als die enge, die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen und die vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern.

Die Einigung Europas und die Freundschaft Deutschlands mit seinen Nachbarn finden ihre Stärke darin, dass wir uns unserer Geschichte stellen.

Dies bringen die Vorsitzenden der deutschen und polnischen Bischofskonferenzen in ihrer jüngst veröffentlichten Erklärung zum heutigen Jahrestag folgendermaßen auf den Punkt - ich zitiere:

"Gemeinsam müssen wir in die Zukunft blicken, auf die wir zugehen möchten, ohne die geschichtliche Wahrheit in all ihren Aspekten zu vergessen noch zu gering zu achten." - Zitatende.

Wenn wir in meinem Land bis heute auch an das Schicksal der Deutschen denken, die in Folge des Krieges ihre Heimat verloren haben, dann tun wir das stets genau in dem von den Bischöfen beschriebenen Sinne. Dann tun wir das in dem Bewusstsein der Verantwortung Deutschlands, die am Anfang von allem stand. Dann tun wir das, ohne irgendetwas an der immer währenden geschichtlichen Verantwortung Deutschlands umschreiben zu wollen.

Das wird niemals geschehen.

Und in genau diesem Bewusstsein bin ich heute - 70 Jahre später - hierher nach Danzig gekommen. In diese einst leidgeprüfte, nun aber glanzvoll restaurierte Stadt.

Sehr geehrter Herr Staatspräsident,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

dass Sie mich als deutsche Bundeskanzlerin zum heutigen Gedenktag eingeladen haben, berührt mich sehr.

Ich verstehe dies als ein Zeichen unserer vertrauensvollen Nachbarschaft, engen Partnerschaft und wirklichen Freundschaft zwischen unseren Ländern, zwischen den Menschen in Deutschland und Polen. Ich danke Ihnen ausdrücklich dafür!

adrian
03.09.2009, 19:04
Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die vielen Hinweise auf Veröffentlichungen in den Online-Medien. Es gibt hier so unendlich viele Wahrheiten, dass man tatsächlich anfangen muss, sich selbst ein Bild zu machen.
Danke auch für die Rede der Bundeskanzlerin, die ich etwas enttäuscht zur Kenntnis genommen habe. Wir haben in Deutschland noch sehr viel zu lernen,
einiges auch von Historikern aus unseren Nachbarländern im Westen wie im Osten. Mich wundert immer nur, dass wir hier im eigenen Land großenteils nicht dazu bereit sind, anderslautende Meinungen als die uns vorgegebenen zur Kenntnis zu nehmen und nachzufragen. Ich glaube, wir sind dies allen Opfern des Krieges schuldig.

Gruß
Werner