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Wolfgang
11.10.2009, 15:33
Der nachfolgende Beitrag ist entnommen aus dem Buch "Die Stadt Danzig /
Ihre geschichtliche Entwickelung und ihre öffentlichen Einrichtungen", herausgegeben im Auftrag des Magistrats 1904 (Auszug aus den Seiten 80-91). Die beigefügte PDF-Datei kann ausgedrucktg werden.

Schulen

A. Die höheren Schulen.

Bis zum Jahre 1876 waren in Danzig nur städtische höhere Schulen vorhanden, das humanistische „städtische Gymnasium“, dessen Ursprung auf das Jahr 1558 zurückgeht, und die beiden Realschulen IO zu St. Petri und Pauli und St. Johann, die, wie alle derartigen Schulen in Preußen, 1882 die Bezeichnung „Realgymnasium“ erhielten. Sie können beide ihren Anfang auf die Reformationszeit zurückführen, und zwar auf Lateinschulen, deren sich damals sechs in engem Zusammenhange mit den Kirchspielen herausgebildet hatten.

Da diese drei höheren Schulen zu Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zur Aufnahme der städtischen Jugend nicht mehr ausreichten, entschloß sich die Staatsregierung zur Errichtung eines Kgl. Gymnasiums; ein solches wurde mit seinen drei unteren Klassen im Jahre 1876 eröffnet. Es war zunächst provisorisch in einem Hause auf Langgarten untergebracht und siedelte 1881 in sein jetziges Heim in der Weidengasse über. Von den drei städtischen Anstalten hat das Gymnasium sein stattliches, nach einem Entwurf von Schinkel aufgeführtes, später mehrfach durch An- und Ausbauten erweitertes Haus seit 1837 an dem Winterplatz, die Petrischule einen nicht mehr zureichenden Gebäudekomplex im Poggenpfuhl inne; die Johannisschule ist in dem für Schul- und Museumszwecke ausgebauten Franziskanerkloster untergebracht.

Den Strömungen der Zeit in dem höheren Schulwesen folgend, haben diese beiden Schulen in den beiden letzten Jahrzehnten in ihrer Organisation wichtige Änderungen erfahren. Das Realgymnasium St. Petri wurde vom Jahre 1888 an von unten auf in eine lateinlose sechs-klassige Realschule verwandelt und jene wieder durch weitere Ausgestaltung nach oben in den Jahren 1899-1902 zu einer neunklassigen Oberrealschule erweitert. Diese Schule, ebenso wie die beiden Gymnasien eine Doppelanstalt, außerdem die einzige städtische mit einer Vorschule, hat nach Auflösung der „Handelsakademie“ (Kabrun'sche Stiftung), einer höheren Schule für solche Knaben, die sich dem kaufmännischen Beruf widmen wollten, in ihren Lehrplan auch Handelsunterricht aufgenommen. Sie ist die am stärksten besuchte höhere Schule der Provinz; im Oktober 1904 soll sie in ein neues, allen Anforderungen an eine moderne höhere Schule entsprechendes Schulgebäude am Hansaplatz einziehen.

Die beiden anderen Schulen haben gleichzeitig im Jahre 1900 mit der Verwandlung ihrer Klassen in Reformklassen nach Frankfurter System begonnen. Daneben blieb der eine Cötus des Gymnasiums in seiner bisherigen humanistischen Lehrverfassung bestehen. Die Reformklassen dieser Schulen sind jetzt bis zur Untersekunda durchgeführt und erfreuen sich in hohem Maße der Wertschätzung unseres Publikums. Die fortschreitende Steigerung, die die Bevölkerung Danzigs in den letzten Jahrzehnten aufweist, legte den Wunsch nach einer weiteren höheren Lehranstalt nahe. Durch ein Zusammenwirken der Staatsregierung mit der Stadtgemeinde wurde das v. Conradi'sche Erziehungsinstitut, das in Jenkau ein Progymnasium mit geringer Schülerzahl unterhielt, auf ein mit neuen stattlichen Schulgebäuden ausgestattetes Grundstück dicht bei Langfuhr verpflanzt und hier zu einer Realschule mit Alumnat (Conradinum) ausgebildet. Den Wünschen zahlreicher Bewohner von Langfuhr, namentlich aus dem Beamtenstande, Rechnung tragend, beginnt man jetzt diese Anstalt auch mit Latein lehrenden Nebenklassen zu versehen. Von den angeführten fünf Schulen zählen die beiden Gymnasien und auch das Conradinum je ca. 500, das Reform-Realgymnasinm annähernd 250, die Oberrealschule über 700 Schüler. Der Pflege von Leibesübungen dient außer den Turnhallen der einzelnen Schulen ein Jugendspielplatz, den die Stadt auf der südlichen Seite der Großen Allee, unweit des Olivaertors gegenüber dem Steffenspark, angelegt hat. Dieser Platz wird auch von Schülern der Mittel- und Volksschulen benutzt.

Für den höheren Mädchenunterricht wird durch die Viktoriaschule (städtische höhere Mädchenschule mit Seminar) gesorgt. Sie hat auch nach den Verfügungen vom Mai 1894 den zehnjährigen Kursus beibehalten. Mit Ausnahme der drei untersten Klassen hat sie von unten auf Doppelklassen, auch die Seminarklassen haben vor einigen Jahren verdoppelt werden müssen. Die Zahl der Schülerinnen beträgt ca. 500. Die Schule ist seit ca. 20 Jahren in einem zweckmäßigen Neubau in der Holzgasse untergebracht, der so angeordnet ist, daß zwischen einem Vordergebäude und einem Hintergebäude der Schulhof liegt, welcher von gedeckten Wandelbahnen eingefaßt ist.


B. Die Mittel- und Volksschulen.

Das Mittel Schulwesen ist in Danzig nicht so ausgebildet, wie man es nach der Größe der Stadt erwarten sollte. Es liegt das daran, daß einerseits auch die Realanstalten für eine mittlere Schulbildung mitgesorgt haben, und daß andrerseits die Volksschulen hier verhältnismäßig früh gut entwickelt sind. Es bestehen nur zwei öffentliche Knaben-Mittelschulen mit je sieben aufsteigenden Klassen. Diese Schulen sind im wesentlichen nach den Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 organisiert und zwar unter Aufnahme einer Fremdsprache in den Lehrplan; die eine Schule lehrt Französisch, die andere Englisch. Sie werden von ca. 750 Schülern besucht. Eine Erweiterung dieser Schulen steht bevor. Städtische Mädchen-Mittelschulen gibt es in Danzig nicht.

Die Volksschulen haben seit dem Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine durchgreifende Reform erfahren, die sich an den Namen des um Danzig so hochverdienten Oberbürgermeisters v. Winter knüpft. Das Danziger Volksschulwesen beruht auf der Grundlage einer örtlichen Einteilung nach Bezirken und dem Simultanschulprinzip. Von diesen Grundsätzen wird nur in ein paar zum Teil erst in letzter Zeit eingemeindeten Vororten abgewichen. Die Schulsysteme - entweder nur Knaben- oder nur Mädchenklassen, ganz ausnahmsweise Knaben- und Mädchenklassen umfassend - haben in der Regel sechs aufsteigende Klassen, an einer Stelle (in Neufahrwasser) kommt dazu noch eine siebente Oberklasse mit englischem Unterricht. Das einzelne Schulsystem, unter die Leitung eines Rektors gestellt, vereinigt gewöhnlich zwei Cöten, also zwölf Klassen, doch wächst diese Zahl an einigen Stellen durch Nebenklassen bis auf 20 und darüber an. Nach der Frequenz von 1903 haben die 25 Volksschulen Danzigs 318 Klassen mit 338 Lehrkräften — darunter 128 Lehrerinnen und einige Vertreterinnen - und ca. 16.500 Schulkinder. Zu den öffentlichen Volksschulen treten noch zwei Anstaltsschulen a) die Schule des Kinder- und Waisenhauses zu Pelonken mit ca. 130, b) die Schule des Spendhauses zu Danzig selbst mit ca. 45 Kindern. Die nun etwa 40 Jahre andauernde Sorge der städtischen Verwaltung, neben einer zeitentsprechenden Ausgestaltung der Lehrverfassung auch eine angemessene und gesundheitlich gute Unterbringung der Klassen herbeizuführen und dabei mit der Steigerung der Bevölkerung Schritt zu halten, hat unter sehr bedeutenden Aufwendungen eine große Zahl neuer Bezirksschulgebäude entstehen lassen, und zwar sowohl in der inneren Stadt (u. a. die Schulen in der Weidengasse, Almodengasse) als auch in den Vororten (in Langfuhr, Schidlitz), die mit Turnhallen, Schulgärten, zum Teil auch mit Räumen für Kinderhorte versehen sind. In dem Stadtteile, der die dichteste Volksschulbevölkerung aufweist, der Altstadt, ist 1903 ein Schulbad erbaut, in dem ca. 2500 Kinder wöchentlich ein Douchebad erhalten. Anormal befähigte Kinder finden Aufnahme in einer Hilfsschule, die zurzeit aus drei Klassen besteht, taubstumme Kinder in der städtischen Taubstummenschule, die bisher drei, von Michaelis 1904 an vier aufsteigende Klassen enthält. Für die gesundheitliche Überwachung der Schulen und Schulkinder sind seit 1902 Schulärzte bestellt, deren Pflichten und Befugnisse im wesentlichen nach der bekannten Wiesbadener Schularztordnung geregelt sind. Es amtieren deren jetzt elf, jedem derselben sind zwei bis drei Volksschulen überwiesen. Da auf ein unausgesetztes Zusammenwirken dieser Ärzte mit den Rektoren und den Schulvorständen, d. s. die Schulkommissionen für die einzelnen Schulen, Gewicht gelegt wird, so ist den Schulärzten Sitz und Stimme im Schulvorstande eingeräumt. Für die Hilfsschule und die Taubstummenschule ist ein Spezialarzt für Ohren- und Nasenleiden als Schularzt angenommen. Es gehört auch zu den schulärztlichen Funktionen, bei der Auswahl der Kinder für die Hilfsschule, sowie für gewisse gesundheitliche Veranstaltungen, wie Ferienkolonien u. dgl. mitzuwirken. Außerdem sind vier Augenärzte seit 1900 mit regelmäßigen Untersuchungen sämtlicher Schulkinder betraut. Diese Einrichtung hat ihren Ursprung in dem Auftreten einer Granulose-Epidemie um 1900, sie ist aber auch nach Erlöschen derselben als zweckmäßig beibehalten worden.

Für den Haushaltungsunterricht der Mädchen der obersten Klassen wird durch den hiesigen Vaterländischen Frauenverein der Stadt gesorgt. Ebenso sorgt ein besonderer Verein für den Knabenhandfertigkeitsunterricht. Die Werkstätten für diesen sind in einem städtischen Schulgebäude eingerichtet. Eine Fortsetzung der Volksschule bildet die Fortbildungsschule für die männliche Jugend, die unter der Bezeichnung einer städtischen Handels- und Gewerbeschule für junge Leute von 14 bis 17 Jahren obligatorisch ist und von ca. 3.000 Schülern besucht wird. Sie bereitet sowohl für den kaufmännischen Beruf, als auch für die verschiedenen Gewerke vor und betont dementsprechend besonders das gewerbliche Zeichnen. Sie besitzt seit 1897 ein neuerbautes, namentlich mit guten Zeichensälen ausgestattetes Gebäude. Die weibliche Jugend findet ihre Weiterbildung in zwei Privatschulen, und zwar in einer „Allgemeinen gewerblichen Mädchen-Fortbildungsschule“ und einer „Gewerbe- und Handelsschule für Frauen und Mädchen“; die letztere bereitet, auch für die Prüfungen der Handarbeits- und der Industrielehrerinnen vor.


C. Die Privatschulen.

Das Privatschulwesen ist in Danzig ziemlich stark entwickelt, besonders auf dem Gebiete des höheren und mittleren Mädchenschulwesens. Hier treten neben die eine oben behandelte städtische höhere Mädchenschule (Viktoriaschule) in der Stadt und den städtischen Vororten (Langfuhr, Neufahrwasser) noch sechs Privatschulen mit 1.700-1.800 Schülerinnen, von denen zwei auch Lehrerinnen-Bildungsanstalten mitumfassen. Drei mittlere Privat-Mädchenschulen, von denen zwei neuere Fremdsprachen in ihren Lehrplan aufgenommen haben, werden von ca. 800 Schülerinnen besucht. Höherer Privat-Knabenunterricht wird in drei Privatanstalten erteilt: es handelt sich hier um die Vorbereitung für gewisse Klassen der höheren Knabenschule und das Einjährig-Freiwilligen-Examen.

Da in Danzig an den öffentlichen höheren Knabenschulen nur drei Vorbereitungsschulen bestehen, so hat sich zur Vorbereitung der Knaben zum Eintritt in die Sexta, und daneben auch der Mädchen zum Eintritt in die entsprechende Klasse der höheren Mädchenschule, eine größere Anzahl von Vorbereitungsschulen, zum Teil im Anschluß an Kindergärten, gebildet. Man zählt zurzeit deren 13.

Von diesen Schulen zeigt einen ausgesprochenen konfessionellen Charakter nur eine katholische höhere Mädchenschule (die Marienschule). In dieser Hinsicht läßt sich ihr hier noch die Pfarrstiftungsschule der Königl. Kapelle anreihen, eine katholische Schule für Knaben und Mädchen, ungefähr mit den Lehrzielen einer Mittelschule.
Stadtschulrat Dr. Damus.


Bauliches.

Die Gebäude, in denen die vorgenannten Schulen untergebracht sind, sind sehr verschiedenartig gestaltet. Die geringeren Ansprüche früherer Zeiten, die Lage der Schule im engbebauten Stadtteil oder ländlichen Vororte haben naturgemäß ihren Einfluß auf die Form des Grundrisses ausgeübt. Da Gebäude für die höheren Schulen an demselben Orte in geringerer Zahl und in verhältnismäßig großen Intervallen ausgeführt werden, so ist bei diesen eine lokale Entwickelung nicht mit Bestimmtheit bemerkbar, dagegen ist eine solche bei den niederen Schulen deutlich zu verfolgen.

Innerhalb der Stadtmauern mußten die niederen Schulen, wie allenthalben, so auch in Danzig mehrgeschossige Gebäude erhalten, während in einzelnen Vororten, in denen billiges Gelände zur Verfügung stand, das Blocksystem mit ein- bis zweistöckigen Gebäuden zur Verwendung gelangen konnte.
Die ältesten Schulen Danzigs zeigen in ihrer Grundrißentwickelung den heute noch gebräuchlichen Typus der achtklassigen preußischen Dorfschule. An einen von der Straße zum Hofe führenden Korridor schließen sich beiderseits je zwei Klassen an. Die Treppe befindet sich am Hofausgange. Die Aborte liegen auf dem Hofe. Eine besondere Kleiderablage ist nicht vorhanden. Um diese zu schaffen, hat man bei einem späteren Bau einen zweiten Korridor eingefügt, welcher zur Straße parallel läuft, so daß beide Korridore ein Kreuz bilden.

Bei dieser Anlage wollte man sich einen weiteren Vorteil nicht entgehen lassen, man konnte nämlich den Ausgang nach dem Hofe dadurch verbreitern, daß man den im Erdgeschoß belegenen Teil der Treppe an die beiden Enden des neu hinzugekommenen Korridors verlegte.

Es war nun der erforderliche Raum für die Unterbringung der Mützen usw. zwar vorhanden, aber der Längskorridor war bei dem eingebauten Grundstücke durch die an seinen Enden angebrachten Oberlichte doch nicht ganz nach Wunsch beleuchtet. Man kam daher später von dem Längskorridor wieder ab und verbreiterte den gut belichteten kürzeren Korridor in seiner ganzen Länge oder zur Hälfte so weit, daß man auf demselben eine Kleiderablage unterbringen konnte, wie dies durch die nachstehenden Zeichnungen, der Schulen in der Weidengasse und in Schidlitz zur Anschauung gebracht ist.

Bei der Schule in der Weidengasse sind die nach dem Hofe belegenen Klassen so weit auseinandergerückt, daß neben der Haupttreppe zwei für die Kleiderablage gut geeignete Räume geschaffen wurden. Die Ecken an den Querfronten, welche von den nach der Straße und den nach dem Hofe gelegenen Klassen gebildet werden, sind zweckmäßig zur Anlage von zwei Nottreppen ausgenutzt worden. Bei der Schule in Schidlitz ist der Mittelbau derartig erweitert worden, daß in jedem Geschoß noch eine fünfte Klasse hinzugekommen ist. Die Kleiderablage ist von zwei Treppen eingeschlossen, welche eine sehr schnelle Entleerung der Klassenräume ermöglichen.

Man kann bei dieser Raumverteilung 4—5 Klassen in einem Geschoß unterbringen, so daß bei drei Geschossen 12—15klassige Schulen eingerichtet werden können. Das Souterrain wird gewöhnlich für Zwecke des Kinderhortes, für die Schuldienerwohnung und für einen Kohlenraum ausgenutzt.

Nach einem ganz anderen Typus hat Herr Stadtbaurat Licht im Jahre 1868 am Faulgraben eine kleine Schule gebaut, welche einen Längskorridor nach der Straße zu gehabt hat. Die Klassen, je zwei in einem Geschosse, lagen nach dem Hofe zu und waren durch das Treppenhaus getrennt. Leider wurde diese kleine musterhafte Anlage bald nach der Fertigstellung durch zwei Flügelanbauten, um einem dringenden Bedürfnis nach Erweiterung nachzukommen, entstellt.

Einzelne der älteren Gemeindeschulen sind mit einer Zentralheizung und einer künstlichen Lüftung versehen, die neueren Schulen jedoch haben sämtlich eine lokale Ofenheizung.

Die Lüftung erfolgt durch Kippflügel in den Türen und den Fenstern. Die Kippflügel in den letzteren haben seitliche Führungsbleche, um die in der Nähe sitzenden Kinder vor der herabfallenden kalten Luft zu schützen.

Die Abortanlagen befinden sich auf dem Hofe und sind mit Hammoniaspülung eingerichtet.

Die Gebäude für die höheren Schulen sind sämtlich so ausgeführt, daß sich die Klassen zu beiden Seiten an einen Mittelkorridor anlehnen.
Einen andern Grundriß hat die neu errichtete Oberrealschule am Hansaplatz. Sie hat den größten Teil der Klassen auf der einen Seite des Korridors.
Die Schule umfaßt 6 Vorschulklassen, 18 Oberrealschulklassen, 2 Zeichensäle, 3 Unterrichtsräume für Chemie, 2 desgl. für Physik, 1 Unterrichtszimmer für mathematische Geographie, 2 für Naturwissenschaften, 3 für Handfertigkeitsunterricht, 1 Singsaal, 1 Aula, eine Schüler- und eine Lehrer-Bibliothek, Ausstellungsraum, Kartenraum, Reserveklassen.

Das Schulgrundstück ist ein Teil eines rechtwinkeligen Dreiecks mit einem ziemlich spitzen Winkel, in welchen das Gebäude derart hineingerückt ist, daß der Schwerpunkt desselben, die geräumige Aula in der Ecke und zwei Korridore mit den sie straßenseitig begleitenden Klassen an den Schenkeln liegen. Am Ende dieser Schenkel befinden sich allerdings auch an der Innenseite je zwei Klassen, welche durch eine Treppe getrennt sind. Diese Treppenanlage stellt den Vorzug des einseitig bebauten Längskorridors wieder her, denn dieselbe bringt an dieser Stelle noch einmal Licht und frische Luft in den Korridor.

Für den Verkehr zwischen den einzelnen Geschossen sind vier Treppen angelegt. Die Räume für Physik und diejenigen für Chemie sind an den Korridorenden so gruppiert, daß dieselben einzeln vom Korridor zugänglich sind und doch eine bequeme Verbindung unter sich haben. Die Zeichensäle liegen nach Nordwesten und zwar, um auch gegen Reflexlicht vom Boden her geschützt zu sein, im zweiten und dritten Geschoß. Die Fenster sind für diese Räume so zahlreich angelegt, daß jede Tischreihe ihr besonderes Fenster hat.

Die Schüler- und Lehrer-Bibliothek befindet sich über der Aula. Im Sockelgeschoß sind die Räume für den Handfertigkeitsunterricht und die Wohnräume des Schuldieners untergebracht.

Die Beheizung der Schule erfolgt durch eine Niederdruckdampfheizung, für deren Kesselanlage ein besonderes Gebäude errichtet ist. Die Heizkörper bestehen aus langen Heizschlangen, welche sich an der Außenwand in mehrfachen Windungen hinziehen. Die über den Heizkörpern befindlichen Fenster sind als einfache Fenster konstruiert, haben jedoch eine doppelte Verglasung, um die Klassen wärmer zu erhalten, ohne das Öffnen der Fenster zu erschweren. Die Lüftung der Klassen erfolgt auch hier in der Weise, daß während der Pausen sämtliche Fenster und Türen geöffnet werden und während des Unterrichts Kippflügel mit seitlichen Windblechen heruntergelassen werden. Nur für die Aula ist eine künstliche Lüftung vorgesehen derart, daß die frische Luft dem Garten entnommen, im Keller vorgewärmt und dann in die Aula gedrückt wird.

Die Turnhalle befindet sich in einem besonderen Gebäude und ebenso die Aborte. Beide Anlagen sind durch einen bedeckten Gang von der Schule zu erreichen.
Stadtbauinspektor Kleefeld.