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Wolfgang
04.11.2009, 22:07
Aus "Unser Danzig", 1966, Heft Nr.06, vom 20.03.1966, Seite 15:

Aus der Leibhusarenchronik
von Gerd Stolz

Als am 31. Mai 1740 durch die Abdankungsurkunde Friedrich Wilhelms I. Preußen einen neuen König erhielt, der schon zu seinen Lebzeiten vom Volk „Der Große“ genannt werden sollte, übergab der scheidende Herrscher seinem Sohn außer der Würde und der Haltung auch ein wachsendes Land und ein starkes Heer.

In diesem Verbande dienten seit ihrer Aufstellung im Jahre 1721 auch die ersten preußischen Husarenregimenter, denen die gleiche Aufgabe zugedacht war wie den Panduren des österreichischen Heeres. Friedrich II. erkannte bald die Wichtigkeit der Reiterei in seinem Heer und vermehrte sie entsprechend. Durch Befehl vom 9. August 1741 wurde das fünfte Husaren-Regiment ins Leben gerufen und am 5. September 1741 im Lager von Göttin bei Brandenburg a. H. zusammengestellt.

Da von den Trauerfeierlichkeiten für seinen Vater noch große Mengen schwarzen Stoffes vorhanden waren und ihrer weiteren Verwendung harrten, bestimmte der König, daß die Monturen des neuen Husaren-Regimentes aus jenen Ballen schwarzen Tuches gefertigt werden sollten.
Der König wollte, daß das neu errichtete Regiment die Flügel- oder Heiduckenmütze der österreichischen Panduren trüge. Er ließ daher dem Obersten v. Massow, dem Verwalter des Bekleidungs-, Bewaffnungs- und Remontierungswesens der Armee, eine solche Mütze als Probe zugehen, um die Mützen nach dieser anfertigen zu lassen. Massow sandte sie an einen Berliner Hutmacher, der, als er die Mütze auseinander nahm, inwendig unter dem Aufschlag einen auf das Wachstuchfutter gemalten Totenkopf fand. Er meldete dies sofort seinem Auftraggeber, dieser seinerseits erstattete seinem Herrscher sogleich Bericht über den merkwürdigen Fund. Darauf befahl Friedrich II., daß seine Husaren den Totenkopf öffentlich und allen Menschen sichtbar an der Flügelmütze tragen sollten und nicht versteckt, wie die Panduren. Das Emblem wurde aus weißem, die Augenhöhlen und die Zähne jedoch aus braunem Zwirn hergestellt und an der Stirnseite der Mützen angebracht, wie es der König befahl.

Während der Aufstellung des Regiments hielt sich der Hofrat Starke im Auftrage seines Herrschers, des Fürsten Adolf von Anhalt aus dem Hause Hoym-Schaumburg, in Berlin auf, um die Söhne des Fürsten in preußischen Diensten unterzubringen. Er berichtete seinem Herrn über den Vorfall mit dem Totenkopf, und unterließ auch nicht zu bemerken, dass dies „fürchterlich genug aussehen soll“. Als aber dann Mitte Oktober 1741 eine Schwadron der „Schwartzen“ in Berlin eingerückt war, gestand er doch, sie sähen „aber lange nicht so fürchterlich aus, wie man es sich anfangs vorgestellet, denn der Todtenkopf auf der Mütze ist weggeblieben und die auf den Kleidern befindlichen weißen Rundschnüre und Knöpfe erheben das schwartze sehr; die Kerls selbst scheinen auch so eisenfreßrig nicht zu sein.“

Dass die erste in Berlin einrückende Eskadron der Schwarzen Husaren noch nicht den Totenkopf trug, hatte seinen Grund in den Rückfragen des Obersten v. Massow über den Fund des Hutmachers an den König, dessen Entscheidung noch nicht eingegangen war. Als die Truppe sich dann mit dem seltsamen Mützenschmuck zeigte, erregte sie bei der Bevölkerung ein nicht unbeträchtliches Aufsehen; es war eine Montur, die, wie Graf Lippe in seinem Husarenbuch meinte, den friedlichen Bürgern gewaltig imponieren musste.

Bald jedoch muss sich das Verharren der Bevölkerung gewandelt haben, und eine Zuneigung galt den Husaren, wie es in den Worten eines unbekannten Berliner Bürgers aus jener Anfangszeit klingt:

„Erfüllet die Lüfte mit Jubel-Getöne,
Ihr preußischen Friedrichs geliebteste Söhne!
Erhöhet, erhebet so Adler als Schwert,
Euch schätzet der König, der Liebe selbst werth;
deswegen bekommt ihr noch mehrere Brüder;
er machet mehr Haufen, mehr Rotten, mehr Glieder,
er sondert, er kieset mit weisem Bedacht,
schwarz, roth, grün, blau, grau, braun in allerhand Tracht
und theilet die flüchtigen, fliehenden Horden,
in Osten und Westen, in Süden und Norden,
er zeichnet an Stirnen, wie ehemals, dem Mann
dem Feinde zum Schrecken den Totenkopf an,
dem Feinde im Sturme die Stirne zudrehn,
dem Feinde das Blaue im Auge zu sehn.
Zwar ist euch Schwarzen die Sonne beschwerlich,
doch seyd ihr dabei auch dem Feinde gefährlich."

Bis zum Jahre 1808 trug das Regiment der Totenkopfhusaren seine Stammnummer 5. In jenem Jahre jedoch wurde es geteilt und erhielt neue Stammnummern, wie die Artikel der Pariser Konvention vom 8. September 1808 es vorschrieben. Es folgte die Teilung in das 1. Leibhusarenregiment und in das 2. Leibhusarenregiment. Nach einer Kabinettsorder sollte es aber auch noch weiterhin „ein Korps" bilden. Die Vereinigung der beiden Regimenter, die seitdem stets angestrebt wurde, erfolgte erst ein Jahrhundert später auf Bestreben des nachmaligen Generalfeldmarschalls August von Mackensen. Am 15. September 1901 wurden die Regimenter zur Leibhusaren-Brigade in Danzig in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. vereinigt deren Kommandeur General v. Mackensen wurde. Als solcher musste er die Uniform des 1. Leibhusarenregiments tragen, der einzige Fall in der preußischen Armee, dass ein General als seine Dienstuniform die Uniform eines bestimmten Regimentes mit Generalsabzeichen zu tragen hatte.

Erwähnenswert ist auch, dass im Verband der schwarzen Husaren der Ursprung für die späteren preußischen Ulanenregimenter zu suchen ist. Bei Abschluss des Friedens von Dresden im Jahre 1745, mit dem der Zweite Schlesische Krieg beendet wurde, weilten die Totenkopfhusaren daselbst. Während ihres Rückmarsches in die damaligen Garnisionen nach Ostpreußen wurden sie von einer „Fahne“ Bosniaken-Lanzenreiter begleitet, die dem Regiment angegliedert worden war. Fortan blieben diese Bosniaken bei dem Regiment und erhielten später den Namen „Towarczys“. 1788 wurden sie ein selbstständiges Regiment, jedoch blieb der Kommandeur des Leibhusarenregimentes auch ihr Kommandeur, bis sie 1808 zum 1. und 2. Ulanenregiment umgebildet wurden.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang