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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Moritz Stumpf & Sohn



Wolfgang
08.11.2009, 12:13
Aus „Deutschlands Städtebau Danzig“ 1924, Seite 140


Moritz Stumpf & Sohn
Inhaber: Erich Stumpf
Langfuhr / Danzig / Zoppot
Hofjuweliere / Kunstgewerbe
gegründet 1804


Die Firma Moritz Stumpf & Sohn wurde im Jahre 1804 von Carl Stumpf begründet. Sie gehört zu den ältesten Danziger Unternehmungen und ist die einzige, die über ein Jahrhundert durch vier Generationen in einer Familie geblieben ist. Aus den kleinsten Anfängen hat sich das Haus Stumpf im Laufe der Jahre zu der Höhe entwickelt, die es seit Jahrzehnten im Danziger Wirtschaftsleben einnimmt. Zahlreiche Silbergeräte und prächtige Schmuckstücke im öffentlichen und privaten Besitz geben beredtes Zeugnis von seiner Leistungsfähigkeit zu allen Zeiten. Einen ganz besonderen Aufschwung nahm die Firma seit der Verlegung ihres Hauptbetriebes im Jahre 1900 nach der Langgasse, der Hauptgeschäftsstraße Danzigs. Durch vielfache Vergrößerungen der Ausstellungsräume und Umbauten der Häuser, besonders durch die Angliederung eines großzügig geleiteten Kunstgewerbehauses im Jahre 1907 wurde das Unternehmen zu seiner heutigen Gestalt erweitert. In den letzten Jahren wurde eine neuzeitlich eingerichtete Fabrik und zahlreiche Kontore geschaffen, die für den modernen Großbetrieb und den Bestand von über 80 Angestellten notwendig waren. Im benachbarten Seebade Zoppot und im Vorort Langfuhr wurden die Filialen durch den Ausbau der in günstigster Lage befindlichen eigenen Grundstücke zu erstklassigen Juwelier- und Kunstgewerbegeschäften ausgestaltet. Weit über Deutschlands Grenzen reichte vor dem Kriege das Absatzgebiet der Firma, die sich durch ihre neuartigen und künstlerischen Bernsteinerzeugnisse Weltruf verschafft hatte. Zahlreiche Bestellungen wurden für das deutsche und russische Kaiserhaus und viele andere Fürstenhöfe ausgeführt. Auf allen beschickten Ausstellungen wurden die hochwertigen Erzeugnisse des Hauses mit den ersten Preisen bedacht und sie konnten sich sogar auf der Weltausstellung in Turin 1911 den „Grand Prix" und die „Große Goldene Medaille“, in Malmö 1914 die „Goldene Staatsmedaille“ sichern. Die Abtrennung Danzigs vom Deutschen Reich und die hierdurch geschaffene völlig veränderte Wirtschaftslage bedingte für die alte Danziger Firma eine vollständige Umwandlung und die Eroberung neuer Absatzgebiete, um sich ihre führende Stellung auch für die Zukunft zu sichern.

Wolfgang
13.11.2009, 22:09
Schönen guten Abend,

"Silvalein" schickte mir folgendes Mail mit einem Photo mit der Bitte, es ins Forum zu Stellen:
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Dieser kleine Bär hat einen Aufkleber: Moritz Stumpf und Sohn, Danzig, Bavaria, Abteilung für Kunst.

Seine Geschichte:
Mein Großvater in Sobbowitz hat mit Freunden so manches Fest gefeiert. Er war wohl schon "etwas angetüdelt", als er sich das Bärenfell (es diente als
Teppich) umhängte und damit die Gastgeberin fast zu Tode erschreckte... Er entschuldigte sich bei ihr mit diesem kleinen Bären (ca. 1928), der Mitte der 30er Jahre mit ihr in den Westen gelangte und mir zur Konfirmation geschenkt wurde.

1945 mußte mein Großvater Sobbowitz, wo er 42 Jahre als Apotheker tätig war, verlassen - wie so viele damals.

Viele Grüße aus Tübingen,
Hannelore
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MeinEichwalde
18.12.2009, 11:34
LIeber Wolfgang undDanziger SChmuckliebhaber
in Schleswig im Präsidentenkloster Ostdeutsches Heimatmuseum
gibt es eine schöne kleine Pappschmuckschatulle von Moritz Stumpf.
Foto anbei , ich hatte das Foto neulich beschriftet.
weil man ja das Schicksal des Schmucks nicht kennt.
Hat von Euch lieben Danzigern jemand Schmuck mit Kasten mitgebracht ?
Herzliche adventliche Grüße
von Delia,Enkelin von Schroedter-Eichwalde
www.dieheimatdelias.de

SUHR-Nachkomme
08.02.2011, 22:13
Hallo Wolfgang,
meinem Profilbild könnt Ihr entnehmen, dass es das Wappen der Stadt Danzig zeigt. Es gehört zu einem Danziger Blaker (Wandkerzenhalter) der Firma Moritz Stumpe & Sohn. Eine entsprechende Plakette ist bei Herstellung auf der Rückseite befestigt worden. Mein Interesse gilt der oben genannten Firma. Gibt es sie noch heute? Wie ist der Kontakt und glaubt ihr, dass man heute noch die zwei dazugehörenden Kerzenarme nachbestellen, die jeweils in eine quadratische Halterung eingehängt oder eingesteckt werden müssen?

Bei Bedarf kann ich noch bessere Fotos liefern.
Danke für jede Info,
Grüsse,
Ricardo SUHR-Nachkomme
SUHR-Nach

Oliva +19.08.2018
14.02.2011, 18:52
Moritz Stumpf & Sohn
in diesem rennomierten Haus hat meine Mutter, Geburtsname Maria Magarete Warzynski
vor dem ersten Weltkrieg das Kunstgewerbe erlernt und blieb dort bis zu ihrer Hochzeit 1926.
Nach der Trennung meiner Eltern kehrte sie wieder zurück in das Geschäft in der Langgasse,
und wurde später Abteilungsleiterin. Das Kunstgewerbe war ihr spezielles Fach hier konnte
sie sich entfalten. Die Kunst, die Musik (sie war eine hervorragende Pianisten) und das Theater
waren für sie eine Herzensangelegenheit.Meine Mutter könnte Euch bestimmt einiges über dieses angesehne Haus berichten. Sie verstarb 1958. Ich weiß das sie ein sehr herzliches
Verhältniss zur Familie Stumpf & Sohn hatte. Ich kenne nur einige kleine Begebenheiten die sie
mir erzählte, so z.B. der Besuch des Prinzen Louis Ferdinand (damals war er 6 Jahre alt) mit
entsprechender Begleitung im Geschäft in der Langgasse, natürlich mit der Kutsche, und das
war der Punkt denn vor dem Verlassen der Firma bemerkte der kleine Prinz lauthals
man könnte fast sagen im Danziger Dialekt: Ich mag heute überhaupt nicht mit ner zunen
Kutsche fahren. Auch sehr traurige Begebenheiten gab es wenn Kunden kamen um Schmuck
zu verkaufen, denn man hatte Ihnen alles weggenommen, bis auf einige versteckte
und sehr wertvolle Familienschmuckstücke. Meine Mutter konnte es nicht fassen wie
man Menschen so berauben kann. Anfang März 1945 wurde das Haus in der Langgasse
schwer getroffen dabei kam der Prokurist Herr Momber ums Leben. Ich kann das
nicht bestätigen, hab es nur erzählt bekommen. Vielleicht ist jemand unter Euch
der mehr weiß.
Grüße vom Jochem einem Danziger in Oberbayern