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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Angefangen hat alles in Danzig - Mauerfall



perepere
09.11.2009, 09:30
Lech Walesa zum Mauerfall

http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/5422/_revolutionaere_denken_anders.html

Gruss

perepere

Wolfgang
09.11.2009, 11:06
Schönen guten Morgen,

kürzlich sagte mir ein Kollege als wir uns über den Einfluss der Solidarnosc auf den Berliner Mauerfall unterhielten "Quatsch, das haben die Bürger der DDR und Berlins gemacht. Wenn wir über einen Anfang sprechen wollen, dann können wir gleich auf Adam und Eva zurück gehen".

Ist diese Aussage so falsch? In vielen Interviews mit Walesa wird deutliche Verbitterung spürbar, Verbitterung darüber, dass er die Rolle Polens beim Fall der Mauer nicht genügend gewürdigt sieht. Er sieht SEINE Rolle nicht genügend gewürdigt.

Wollen wir abwarten, was die Geschichtsschreibung in 10, in 20 Jahren sagt. Sie wird ja noch heute laufend ergänzt, teils umgeschrieben und es kann durchaus sein, dass sich da nicht nur Nuancen ändern werden.

Ich halte nichts von der "Domino-Theorie" nach der ein Steinchen in Danzig fiel und dann fast automatisch und zwangsläufig alle anderen fielen bis ein freies Europa dabei herauskam. Europa setzt sich zusammen aus vielen Ländern, Nationen, Mosaiksteinchen. Die Menschen vieler dieser Länder hatten ihren Anteil daran, auch viele Politiker. In der entscheidenden Phase vor dem vollkommenen Zusammenbruch des Sowjetimperiums war Polen mit sich beschäftigt. Symbolträchtiges mit großer Wirkung auf die sich anbahnende Implosion der DDR geschah auch in Ungarn, in Tschechien, in Leipzig, in Berlin. Wenn Walesa sagt, in Polen sei der Kommunismus niedergerungen worden, während die Mauer wegen der DDR-Flüchtlinge (Walesa spricht hier geringschätzig von "Deserteuren") fiel, dann frage ich mich schon, ob er die richtige Sicht auf die tatsächlichen Geschehnisse hat. Oder veranlasst ihn zu diesen Worten tatsächlich nur tiefste Verbitterung?

Walesa bezeichnet Gorbatschow als schwachen Mann. Ist das so? Welcher andere Mann im Kreml wäre so stark gewesen, die Völker Osteuropas aus dem Sowjetimperium friedlich zu entlassen? In Ost-Berlin haben die Berliner zum 40.Jahrestag der DDR Gorbatschow gezeigt, welche Hoffnungen sie in ihn setzen.

Walesa widerspricht sich aber auch selbst. Er sagt "Ich hatte große Sorgen, dass der sowjetische Führer Michail Gorbatschow sich entschließen könnte, die Massenflucht zu stoppen und damit unseren Sieg kaputt machen würde". Ja, hmmm, wenn er nun so schwach war, wie hätte er denn den polnischen Sieg kaputt machen können?". Oder war der russische Bär vielleicht doch noch so stark, um mit brutaler Gewalt (vorübergehend) alles beenden zu können? Es gibt das Sprichwort "Viele Hunde sind des Hasen Tod" und Gorbatschow hatte im Kreml große und mächtige Gegner die ein Auseinanderbrechen des Sowjetimperiums auch mit Gewalt verhindern wollten. Seine Größe, seine Stärke war, dass er gewaltsame Maßnahmen weitestgehend verhinderte. Gorbatschow wurde vor 20 Jahren im Spiegel als "der nach seinen neuerworbenen Kompetenzen mächtigste Sowjetführer aller Zeiten" bezeichnet (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494757.html)

Polen und seine Menschen hatte große Verdienste um ein freies Europa. Die künftige Geschichtsschreibung wird jedoch zeigen ob es sich bewahrheitet, dass ohne die vorausgegangenen Vorgänge in Polen der Mauerfall unmöglich gewesen wäre. Ich wage die These, dass der russische Bär zwar geschwächt war, aber erlegt, fortgeschwemmt von einer Flutwelle, von einem Tsunami, wurde er von den Menschen in der DDR mit ihrem unbeugsamen Willen zur Freiheit und Einheit. Mit dem 09.11.1989 war das Ende der alten Sowjetmacht endgültig eingeläutet.

Die Geschehnisse in Danzig und ihre Auswirkungen sollen nicht geschmälert oder relativiert werden, aber es ist Zeit, den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit in einen gesamteuropäischen Kontext zu stellen und zu gewichten.

Wolfgang
09.11.2009, 14:32
Hier noch ein Interview mit dem Dichter Antoni Pawlak, der die Dinge ein bisschen differenzierter sieht als Lech Walesa: http://www.n-tv.de/politik/dossier/Ich-habe-wirklich-geweint-article512731.html

Peter von Groddeck
09.11.2009, 15:49
Hallo,
man darf auch nicht den Anteil Ungarns am Fall der Mauer vergessen. Sie öffneten die Grenze nach Österreich und gaben somit vielen Bürgern der DDR die Möglichkeit der Ausreise.
Gruß Peter

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
09.11.2009, 17:46
Hallo
Verfolge natürlich auch hier die Berichte/ Kommentare zum Mauerfall vor 20 Jahren..alle allerdings zum großen Teil aus heutiger Sicht…….!!!
Genau so wichtig sehe ich aber wie es die Menschen zu jener Zeit und davor empfunden haben…langsame Auflösung der Sowjetunion …Freiheitsbewegungen in den ehemaligen Ostblockstaaten.
Ob nun ein Mosaik- oder Dominostein ..auf jeden Fall gehört Lech Walesa / Danzig dazu.
Bin heut Abend mit einer kleinen Gruppe ( Grünkohlessen) zusammen und werde vorschlagen mit einer Runde auf diesen schönen Feiertag anzustoßen.
20 Jahre Mauerfall - für mich ein unvergessener Tag.
Viele Grüße
Hans-Jörg

badenia
09.11.2009, 17:50
Hallo
Walesas Taten hatten schon immer mehr Gewicht als seine Aussagen. Polens Anteil am Zerfall des Kommunismus, und damit auch am Fall der Mauer, liegt für mich darin, dass seit spätestens 1980 immer deutlicher wurde, dass organisierter Widerstand das System auf Dauer ins Schwanken bringen kann. Eine tiefgreifende Analyse der 80-er Jahre würde wohl den Rahmen der Diskussion hier im Forum sprengen. Dazu kommt noch, dass es in der heutigen Publizistik immer wieder Leute gibt und noch lange Zeit geben wird, die den Einfluss des einen Landes über den eines anderen hervorheben, weil dahinter nicht selten ein politisches Interesse versteckt ist.
Grüße
Marek

Wolfgang
09.11.2009, 22:10
Schönen guten Abend,

so, ein langer Fernsehabend neigt sich seinem Ende entgegen. 20 Jahre Mauerfall!!! Wahnsinn! Erst in Phoenix, in ZDF, nun in ARD - es ist immer wieder von Neuem phasizinierend, wie die Mauer fiel und sich die Einheit anbahnte.

Vor 20 Jahren saß ich ebenfalls vor dem Fernseher. Wie auch viele Tage davor. Ich konnte nicht fassen, was ich sah. Ich schrie, weinte, konnte nicht ruhig sitzen, sprang auf, war fassungslos.

Ich weiß heute schon, wenn ich eines Tages einmal Rückblick auf mein Leben halte und mich frage, ob ich irgend etwas versäumt hätte, dann werde ich sagen "ja, nur eine einzige Sache: ich war am 09.11.1989 nicht in Berlin".

badenia
09.11.2009, 23:23
Hallo
Auch bei mir war heute ARD- und ZDF-Abend angesagt. Meine 5-jährige Tochter hatte wohl was dagegen, aber Gute Nacht-Geschichten gibt es doch jeden Tag. Sowas aber nicht! Ich hoffe sie hat es mir verziehen.
Schöne Nacht aus Danzig

grabschau, + 06.11.2012
10.11.2009, 00:23
Es war fuer mich der freudigste Abend im Leben 1989 ! mit Tränen in den Augen um ca. 20 Uhr in der intern. Schule bei einem frühzeitigen Weihnachtsessen meiner beiden Kinder !! Ich kam grad von meiner Arbeit, 1 Ägypter saß neben mir am Tisch und sagte : Madame, haben sie schon vom Mauerfall in Berlin gehört ??? Tränen und Tränen aus Freude flossen bei mir u. heute habe ich mir von morgens bis spät abends alle deutsche u. frz.Sendungen angeschaut, ich war in Gedanken echt bei Eurem 20 jährigen Mauerfall !!! Sigi in Paris grüßt Euch, die ganz stolz ist, daß meine Enkelin Julie 1 franco/allemande Berlinerin ist !!!

Wolfgang
10.11.2009, 00:34
Schönen guten Abend,

und ich schau noch immer Fernsehen. Jetzt MDR wo ich zum zweiten Mal das "Schabowski-Papier" sehe. Noch immer UNFASSBAR und ganz, ganz wunderbar!

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
10.11.2009, 01:16
Schönen "Guten Morgen.".....
Dito Wolfgang..habe mir den "Zettel"- Bericht auch zum x-ten mal angeschaut....ergreifend !!!
Nun aber doch wohl ins Bett
Gute Nacht für Alle
Viele Grüße
Hans-Jörg

Wolfgang
10.11.2009, 01:49
Ich schau noch immer im MDR.

Vor ein paar Wochen erfuhr ich, dass Steffen Möller (Kabarettist, Autor von "Viva Polonia" und, wie man sagt, beliebtester Deutscher in Polen) im November auf einer Tournee in Deutschland ist. Im Internet nachgeschaut, festgestellt, dass er auch in Stuttgart sein wird, Karte bestellt und bezahlt... - und vor ein paar Tagen stellte ich fest, dass sein Stuttgarter Termin am 09.11. statt findet.

Am 09.11. - ausgerechnet am 09.11.!!! Nu ja, habe die Karte eben verfallen lassen. Und der Fernsehabend hat sich gelohnt!

Familie Lowitsch
10.11.2009, 10:20
Liebe Freunde, eigentlich hat es mich schon gestern "gejuckt" zum Thema zu schreiben. Aber ich habe zunächst gewartet, ob sich ältere Semester mit ostdeutscher Prägung zu Wort melden. Nun aber platze ich, wenn ich nicht schreibe. Ich möchte vorweg klar stellen, dass auch ich mir die DDR nicht zurück wünsche und ich lange Zeit benötigte, um mich mit diesem System zu arangieren (dieser Prozess ist nicht abgeschlossen)!
Den Anteil Polens, explizit von Solidarnosc oder Walesa am Fall der Mauer sehe ich überbewertet. Wärend meines Pädagogikstudiums von 1984 bis 1988 (Berlin/DDR), war ich wärend der Sommerferien in verschiedenen Kinderferienlagern tätig. Dort war ich, weil mir die polnische Mentalität nah war, ich eine gewisse Seelenverwandschaft spürte (ohne, dass ich das damals verstand oder begründen konnte), meist für die Betreuung der polnischen Kindergruppen verantwortlich. Sich für die poln. Freunde zu begeistern und dies auch noch zu bekennen, war nicht unumstritten. Spätestens seid Beginn der 80er Jahre, der Abschottung Polens (auch hier gab es keinen uneingeschränkten Reiseverkehr mehr, was sich z.B. so äußerte, dass ich eine schriftliche Einladung mit genauem Zeitramen benötigte, um Freunde besuchen zu dürfen)schauten die Masse der DDR-Bürger eher hämisch auf den östlichen Nachbarn. Abfällige Witze über die Versorgungslage kursierten und im Centrum-Warenhaus am Berliner Alexanderplatz wurden schon mal Bügeleisen, Kaffeemaschinen etc. unter den Ladentisch gestellt, wenn ich mit den polnischen Betreuern wärend eines Berlin-Ausflugs durch das Kaufhaus ging. Heute denke ich, auch mit dem Wissen über historisch gewachsene Vorurteile, das das Verhalten der DDR-Bürger damals auch ein Ergebnis von Flucht und Vertreibung war denn diese Verächtlichkeit und Arroganz ist mir gegenüber Ungarn,Tschechen,...und Gruppen aus der UdSSR nicht in Erinnerung.
Auch mit Kindergruppen deren Ferienaustausch von Solidarnosc organisiert war, hatte ich zu tun und mir war schon damals merkwürdig erschinen wie wenig Interesse die meisten begleitenden Erwachsenen an Gesprächen über das Zeitgeschehen hatten. Vielleicht, könnte man meinen, hatten sie Angst darüber mit uns zu sprechen. Jedenfalls hatten sie keine Bedenken vor ihren Bungalows eine 4x2 Meter große Solidarnosc-Fahne zu hissen.
Zurück zum 9. November 1989! Damals war ich hoch schwanger mit meinem ersten Sohn, der am 18. Dezember 1989 geboren ist - und ich war fassungslos (ängstlich?!) angesichts der Ereignisse!!! Heute weiß ich. dass das viel mehr Menschen in der DDR so erging als ehemalige Bürgerbewegte, Bergprediger oder... gern war haben möchten und das das nicht ausschließlich Stasi-Leute und Berufsrevolutionäre betraf.
Zu Schabowski möchte ich noch anmerken, er war durch seine langjährige Tätigkeit als Chefradakteur des Zentralorgans der SED, als Chef der Berliner SED Bezirksleitung und Mitglied des ZK ein aus gesprochener4 Medienprofi. Oft genug habe ich ihn zu DDR-Zeiten bei (agitatorischen)Veranstaltungen erlebt, wo ihn keine, noch so kluge oder auch blösinnige Fragestellung aus den Schuhen geworfen hätte. Um so verwunderlicher erscheint sein Gestammel und Gestotter auf jener bewußten Pressekonferenz - deren ware Hintergründe wir sicher nie oder erst in Jahrzehnten erfahren, wenn ein verärgerter Staatssekretär oder der 25. Bleistifthalter von wem auch immer dringenden Redebedarf anmeldet.
Schlußendlich möchte ich noch bemerken, dass ich mich froh und glücklich wähne westdeutsche wie auch ostdeutsche Freunde zu haben (das würde ohne den Mauerfall so nicht sein), dieses Forum inbegriffen, die mich in meiner Standortbestimmung, in der Aufarbeitung meines DDR-Bildes begleiten und dies`nie mit erhobenem Zeigefinger.
Ich umarme euch alle und für Sigi einen extra dicken Drücker (Glückwunsch zum Enkelchen!). Ohne den Fall der Mauer würde ich dich/euch wohl nicht
kennen...

wenzkauer
10.11.2009, 11:46
Hallo Mandy,
genauso sehe ich das auch, meine Zoppoter Verwandtschaft in Schwerin saß mit Zukunftsängsten am Fernseher. Nicht ganz unbegründet, wie man heute weiß und sie waren ebenfalls keine überzeugten DDR-Bürger.
Ich wäre nicht mit meinen Kindern zur Mauer gelaufen, aus der Verantwortung heraus. Ein Grenzer hätte schnell durchdrehen können und als Gedenkstein sollten wir nicht enden. Es ging ja gut und alle sind froh....?
Die Revolution frißt zuerst ihre Kinder, das ist bis auf ganz wenige Ausnahmen auch nach der Wende geschehen. Ein trauriges Beispiel dafür ist die Danziger Werft aus heutiger Sicht.
Viele Grüße Michael

Familie Lowitsch
10.11.2009, 12:37
Danke dir Michael, warum habe ich mir gedacht:surprised:das wir beide die gleichen Ansichten haben:confused:
Danke, das du mir den Vortritt gelassen hast:D
Als Nachsatz (Fußnote) zu meinen Gedanken:
Ich denke die wenigsten Menschen, die sich 1989 in der DDR auf den Weg machten Ungerechtigkeiten und Bevormundung zu beseitigen, wollten die totale Auflösung (Einverleibung) des Sozialismus. Die Angst oder Unfassbarkeit angesichts der Ereignisse war begründet in der Wertevermittlung, die in Schulen, Betriebsausbildung und an Unis vermittelt wurde. Für mich konnte da nix zusammenwachsen. Weil es eben nicht zusammen gehöhrte.Kapitalismus und Sozialismus waren für uns gegensätzlicher als Hund und Katz. Die Öffnung der Grenze hab ich doch nicht verstanden nun endlich Bananen, Nutella und Raufasertapete kaufen zu können.
Mit knapp 20 Jahren schauten wir (ich) nicht nach Bonn und Bad Salzufflen zu Tante Gerda und Jakobs-Kaffee-sonderbar-Wonderbra-etc. sondern nach Moskau zu Glasnost und Perestroika und das mit oder auch ohne Wodka! Gorbatschow (ein Jüngling unter den bisherigen Greisen,die meist breite Schultern aufwiesen,nicht weil sie russische Recken waren, sondern ihre Hertzschrittmacher mit Batterien aus der DDR-Produktion von ROBOTRON stammten) sein Umgang mit geschichtlicher Vergangenheit, Abrüstung...ob ihr es glaubt oder nicht, das war´s.

Familie Lowitsch
10.11.2009, 12:50
Die Revolution frißt zuerst ihre Kinder, das ist bis auf ganz wenige Ausnahmen auch nach der Wende geschehen.
Gutes Stichwort! Wo sind sie hin, die Kinder der Revolution?
Ein Gast erzählte mir letztens, das die gleichen Leute, die 89 in Leipzig auf der Straße für Freiheit demonstrierten, zum größten Teil verständnislos den Kopf schütteln wenn heute in Leipzig gegen Hartz IV demonstriert wird.
Wo sind sie hin die Runden Tische für Demokratie??? Wo ist es geblieben das parteiübergreifende Ringen um Themen???
Wo???
Friedrich Schorlemmer ist einer, der noch da ist bzw. sich regelmäßig zu Wort meldet. Nur, das es kaum einer zur Kenntnis nimmt was er zu sagen hat. Leider!!!
Friedrich Schorlemmer: "Freiheit als Einsicht Bausteine für die Einheit"
ISBN 3-426-80031-4
Sehr empfehlenswert!!!!

wenzkauer
10.11.2009, 13:01
Hallo Mandy, noch was banales von mir.
Gorbatschow hat mir mal mit Handschlag und gebrochenem deutsch schöne Weihnachten gewünscht. Ich war sein Busfahrer in Frankfurt/Main, das muß
1995/96 gewesen sein. Dieser Mann hatte was.......und zwar Glaubwürdigkeit. Mich stört heute, diese meist grenzenlose "Verarschung", Tschuldigung.
Gruß Michael

ada.gleisner
10.11.2009, 14:11
Auch ich habe den ganzen Tag vor dem Fernseher gesessen und es hat mich nicht einen Moment gelangweilt. Auch vor 20 Jahren habe ich vor Freude geweint und wäre am liebstn auch in Belin dabei gewesen. Wer konnte sich vorstellen, das noch zu erleben. Die Mauer schien fest zementiert. Nie hätte ich mir vorstellen können, daß die Aufstände in Ungarn, Tschechien oder gar in Danzig Einfluß auf die dortigen Betonköpfe haben könnte. Nach 1989 war ich oft in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg, auch in Potsdam um mir die Schätze der Städte und Landschaften anzusehen, auch das, was Mittelpunkt unserer Geschichte ist (Luther, Bach, Dresden und alles eben). Nachdem ich das Buch von Uwe Tellkamp "Der Turm" gelesen hatte, wurde mit auch klar, daß die Menschen, die diese Zeit der Diktatur miterlebt hatten, anders geworden sein mußten, sie hatten andere Prioritäten setzen müssen, um in diesem Staat zu überleben. Aber steter Tropfen höhlt den Stein : eines Tages waren sie so mutig (oder so verzweifelt) geworden und haben auf einzigartige Weise diesem Spuk ein Ende gemacht. In meinen Augen ist es zuerst einmal der Verdienst der Menschen in der ehemaligen DDR, der die Mauer und das System dort sterben ließ. Damit will ich nicht die Leistung anderer ehemaliger Ostblockbewohner schmälern, die bereits früher mit dem Widerstand begonnen haben. Ihnen gebührt selbstverständlich ein Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern. Grüße von Ada

ada.gleisner
10.11.2009, 14:16
Was ich noch sagen wollte : Vielen Dank Mandy für Deine sehr aufschlußreichen und vor allem authentischen Beiträge. Wir waren hier im Westen doch tatsächlich leibhaftig und mental sehr weit weg von dem Aufstand im Ostblock und daher sind Eure Stimmen immer noch so wichtig,
Ada mit Gruß

Familie Lowitsch
10.11.2009, 15:48
Ebenfalls Dank an dich Ada, für dein unvoreingenommenes Zuhöhren.
Da liegt wohl auch das grundlegenste Problem zwischen Ost und West. Das gegenseitige Warnehmen und miteinander reden. Die Geschichte wird immer vom Sieger geschrieben. Sagte meine Pommersche Oma und letztlich wollte und will auch niemand höhren oder lesen, dass man in der DDR nicht stets und ständig von Kalaschnikows und Spitzel der Staatssicherheit mit eingebautem Mikro in der Zahnfüllung umgeben war.
Wer wollte im allgemeinen Getümmel der Freuden über gewonnene Reisemöglichkeiten mit dem Traumschiff, Playboy-Abbo und Privatpatienten-Behandlung bei Dr. Brinkmann (der seine Ausbildung übrigens im Osten genossen hat)in der Schwartzwaldklinik auch etwas wissen von den kleinen aber liebenswerten Freuden des minderbemittelten Ossis. Entschuldige das ich so sarkastisch werde aber mich ätzen diese Jubelfeiern angesicht ansteigender Kinderarmut, Hartz IV, den Zuständen in unseren Kitas und Schulen, dem Beschiss an den Rentnern ......an.
Natürlich kenne ich Leute die ein besch... Leben in der DDR führten und wahrlich nicht viel zu lachen hatten aber von denen kotzt (TSCHULDIGUNG) sich keiner in der BILD aus und behauptet das wir hier 16 Millionen Gefangene waren. Geht auch nicht, wir waren laut BILD ja schon 16 Millionen Stasi-Mitarbeiter!!!
Genug ! Ein System ist untergegangen (worden), ich habe heute Möglichkeiten von denen ich vor zwanzig Jahren nicht geträumt habe, was bleibt ist eine klitzekleine winzige Frage: Warum wollen auf einmal alle möglichen und unmöglichen Leute die Werke von olle Karl dem Marx lesen? Liegt es daran, das er Wessi war???:D

Rudolf
10.11.2009, 18:01
Hallo , Mandy aus dem Brandenburger Wald ,
jeder kann im Forum seine Ansicht äußern . Ich - ebenfalls ein Bürger der ehemaligen DDR - kann Deine Ansicht nicht teilen - und das ist eben meine Meinung .
Ich habe mich vor 20 Jahren gefreut , als die Grenzen fielen und bin auch weiterhin froh über die friedliche Entwicklung .
Das System ist keinesfalls untergegangen "worden" , wie Du schreibst .
Es ist an sich selbst untergegangen , durch Betonköpfe und eine total unfähige und sich vom Volk gelöste Führung , gestützt auf eine flächendeckende Überwachung .
Sie handelten einfach getreu ihrem Lieblingslied : Die Partei , die Partei die hat immer Recht .... !
Und wer den "Pfad der sozialistischen Tugenden" verließ , bekam je nach Grad des Verlassens mehr oder weniger Probleme .
Soviel zu dieser Thematik an dieser Stelle .
Ich wünsche allen Forumfreunden einen schönen Abend - Rudi

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
10.11.2009, 18:13
Danke Rudi !!!!
Nur noch eine Bemerkung zur TV-Sendung "Schabowskis Zettel"....
Ganz besonders eindrucksvoll fand ich die Szene mit der einzelnen Frau vor dem Brandenburger Tor die flehendlich die Ostgrenzer bat sie noch einmal duch dieses Bauwerk zu lassen......!!!
Diesen Augenblick werde ich nie vergessen !
Viele Grüße
Hans-Jörg

Familie Lowitsch
10.11.2009, 19:46
Hallo Rudi[QUOTE][Es ist an sich selbst untergegangen , durch Betonköpfe und eine total unfähige und sich vom Volk gelöste Führung , gestützt auf eine flächendeckende Überwachung .
Sie handelten einfach getreu ihrem Lieblingslied : Die Partei , die Partei die hat immer Recht .... !
Und wer den "Pfad der sozialistischen Tugenden" verließ , bekam je nach Grad des Verlassens mehr oder weniger Probleme .
/QUOTE],das sehe ich heute ähnlich wie du. Aber eben heute! Damals hatte ich die Hoffnung mit Einrichtungen wie dem Runden Tisch für Demokratie eine Basis zu schaffen, wo sich jeder einbringen kann. Es war die Hoffnung ein Land zu schaffen, welches seine Bürger nicht länger entmündigt. Ein Land in dem das Prinzip Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit einen Sinninhalt bekommt. Nur leider sind diese Hoffnungen und Initiativen sehr schnell auf dem Grabbeltisch mit der Überschrift "Totalausverkauf", "Haste ma ne Mark- hier haste een VEB" geopfert worden.

Familie Lowitsch
10.11.2009, 19:54
Hallo Hans & Jörg,
Ganz besonders eindrucksvoll fand ich die Szene mit der einzelnen Frau vor dem Brandenburger Tor die flehendlich die Ostgrenzer bat sie noch einmal duch dieses Bauwerk zu lassen......!!!
natürlich ist das bewegend. Das kann ich verstehen. Und aus eigener Erfahrung, als ich 1990 erstmals durch das Tor ging und die Straße des 17.Juli entlang,war ich auch berührt...aber das war ich auch, als Sigmund Jähn als erster (DDR)Deutscher in den Kosmos flog.
Will sagen, das Kamarateam hat ganze Arbeit geleistet

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
10.11.2009, 20:17
... Will sagen, das Kamarateam hat ganze Arbeit geleistet
Ach Mandy...glaube nicht das diese Aufnahme "gespielt" war.....
und diese beiden Ereignisse kann man wirklich nicht vergleichen!!!

Viele Grüße
Hans-Jörg

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
10.11.2009, 21:07
Hallo an Alle I

Der Widerstand gegen Diktaturen, die ja immer von Einzel-Parteien
und dem gekürten Oberhaupt ausgehen, wird immer Anhänger finden !
Das galt für alle uns bisher bekannten Revolutionen und Umwälzungen.
Der Mensch ist aber nicht erziehbar, schon gar nicht für diktatorische
Ideologien oder Weltanschauungen. Es wird auch immer wieder Proteste
geben, die so benannt werden. Zb. die Evangelischen Christen sind bei den
Katholiken die "Prostesttanten".
Am Ende gab es Religioskriege mit Not für Alle !
So können wir uns doch glücklich schätzen, daß es 1989 in der DDR keine Massenerschießungen gab.
Es begann alles nicht in Danzig sondern schon früher.
Bis 1959 war ich auch DDR-Bürger, weil mein Vater nach unserer Vertreibung aus unserer Heimat Danzig, als Lokführer in Magdeburg,
sofort wieder Anstellung fand. Und das auch nur weil er nachweisen konnte,
daß er nicht Mitglied der NSdAP war. In der Sowjetischen Besatzungszone
mit der Staatsmacht SU ab 1945, durfte kein ehemaliges Nazi-Parteimitglied
auf der Lok fahren. Erst später wurde das gelockert.
Im Oktober 1949 wurde die DDR gegründet, nach dem die BRD schon stand.
Klar war das im Grunde die Folge der damaligen Konfrontation der Siegermächte. Wer in der SBZ war, hatte gar keine Wahl und war damals
froh wenn er Arbeit hatte und sein Brot verdienen konnte.
Die Meisten der 16 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten, waren im Westteil Deutschlands. In der BRD ging es ab
1949 mit dem Lebensstandard sichtbar aufwärts.
Wer sich dem enstehenden DDR-Staat nicht beugen wollte, ging schon vor dem Mauerbau in Richtung Westen. Das waren wieder 3 Millionen
bis zum Bau der Mauer. Sie war der Sperrwall gegen die Abwanderung der
Menschen, die sich nicht bevormunden und beherrschen ließen,
Und wann gab es den ersten Widerstand, es war der 17. Juni 1953.
Diese Tage habe ich als Student in Magdeburg erlebt.
Es waren die Arbeiter der Betriebe in Magdeburg, die ihre Arbeit niederlegten und in Arbeitskleidung, mit Werkzeug bewaffnet, in die Innenstadt zogen
und Gewerkschaftsbüros und SED-Zentralen demolierten. Stalinbilder und die anderen damals überall aufgehängten Bilder der Ideologie wurden demoliert. Alles flog auf die Straße, auch die Karteikarten. Die damals noch junge STASI wurde ebenfalls belagert.
Erlebt habe ich dieses weil ich dringend einen Arzt für eine Kranke suchte.
Es war gegen 11°° Uhr als die sowjetischen Panzer aus ihren Quartieren
in die Hauptumgehungsstraße der Stadt rasten. Auf meinem Fahrrad konnte ich nicht mehr weiter. Mir flogen die Erdklumpen aus ihren Ketten entgegen.
Mein Weg zur damaligen Poliklinik zum entgegengesetzten Stadtteil Bukau
wurde unmöglich. Durch die Straßen marschierten in ganzer Breite sowjetische Soldaten und gaben laufend Schüsse ab und vertrieben alle von der Straße. Am Polizeipräsidium waren Schießereien im Gange.
Die Volkspolizei schoss aus den oberen Fenstern und davor gab es einige
Belagerer die Waffen hatten, ich sah Kleinkalibergewehre, es gab schon Verwundete die in den Parkanlagen provisorisch verbunden wurden.
Es gab für mich kein Durchkommen um einen Arzt zu finden.
Aus den Gefängnissen hatte man Gefangene befreit. Einige Tage später habe ich mir die Schäden angesehen, die sowjetische Panzer vor dem
Polizeipräsidium angerichtet hatten. - Die Betontragmasten mit Stromfahrleitung der Straßenbahn, lagen niedergewalzt auf der Straße.
Schienen und Weichen waren beschädigt. Bordsteine und Gehwege zermürbt. Es gab Nachts Ausgangssperre.
Und nach Durchsetzung der Staatsgewalt, gab es Tote bei den Demostranten und danach Hinrichtungen wegen des Widerstandes.
Genaue Zahlen kann ich nicht bezeugen, aber es waren um 100.
Das müßte irgenwo noch nachweisbar sein.
Nach dieser Zeit nahm die STASI-Macht zu. Viele wurden zu Haftstrafen verurteilt. - Damals war man nicht zimperlich Widerstand mit hohen Haftstrafen zu belegen und den Inhaftierten nach einiger Haftzeit, Strafzeit zu erlassen, wenn sie sich "gefügig" zeigten und in "Selbstkritik" Einsicht
übten. Solche Kollegen habe ich später auch kennen gelernt.
Ab 1954 war ich als Bauingenieur an der Ostsee tätig und was ich da alles erlebt habe füllt auch ein Buch.
1956 war der bewaffnete Aufstand in Ungarn, bei der die Ungarische
Volksarmee gegen die sowjetischen Truppen kämfte. Es gab Verluste
und viele Tote. ----
In dem Ingenieurbüro in dem ich damals tätig war, wurde 1 Tag nicht gearbeitet, weil alle in Aufregung waren. Aber 1953 lag noch in frscher Erinnerung.
Also alles vor Danzig !
Jede Diktatur fand bisher in der Geschte immer wieder ihre Gegner.

Es Grüßt Euch Erwin Völz

Familie Lowitsch
11.11.2009, 10:45
Ach Mandy...glaube nicht das diese Aufnahme "gespielt" war........nein,Hans Jörg, das glaube ich auch nicht!!! Ich habe den Beitrag auch nicht gesehen. Und möchte an dieser Stelle auch nochmals betonen das ich mir weder die DDR zurückwünsche noch eine Verklitterung oder ein Schönreden der Verhältnisse betreibe oder toleriere. Aber mich stört die Art und Weise wie das Leben in der DDR heute (und eben meist in überspitzter, reißerischer Art von westdeutschen Medien) dargestellt wird.
Das was 1989 als DDR (zum Glück) unterging, war die verkrüppelte und entstellte Form einer guten Idee. Die Neuanfänge z.B. die Gründung einer Freien Deutschen Jugend mit dem Ziel "Nie wieder Krieg", deren Begründer Christen, Sozialdemokraten und eben nicht nur Kommunisten waren, hat man aber später genauso verleugnet wie eben viele der späteren Greise in der Regierung ihre eigenen Biographien schönten.
Rudolf, du schreibst
Betonköpfe und eine total unfähige und sich vom Volk gelöste Führung aber da ziehe ich den Vergleich zum NS-Staat. Ohne die vielen übermotivierten Helferchen bzw. kajeristischen A...kriecher hätten Leute wie Honnecker(beide),Mielke,Mittag und Co doch keine Chance gehabt. Und es gab in der Geschichte der DDR ja auch andere Politiker(Wilhelm Pieck, Fritz Selbmann, Paul Verner...),die,richtig,weil sie nicht konform gingen, weggelobt oder gar "zufällig" mit dem Hubschrauber in Afrika abstürzten, wenn sie sich nicht gerade im Alkohol ertränkten.Nicht zu reden über Jene, die ihre Zelle in Buchenwald wiedersahen oder in der Sowjetunion verschwanden.

Familie Lowitsch
11.11.2009, 10:49
Jede Diktatur fand bisher in der Geschte immer wieder ihre Gegner....und das ist auch gut so!!!
Aber es gilt eben auch:"Jede Regierung hat das Volk, das es verdient."Kurt Tucholsky

Helga +, Ehrenmitglied
11.11.2009, 11:17
Aber mich stört die Art und Weise wie das Leben in der DDR heute (und eben meist in überspitzter, reißerischer Art von westdeutschen Medien) dargestellt wird.


HAllo Mandy,

das kann ich gut verstehen. Ich war zu DDR Zeiten einige Mal in dieser DDR (Berlin, Dresden, Leipzig, Crimmitschau) um Familie und Freunde zu besuchen und habe mich immer sehr wohl gefühlt. Abgesehen von so mancher Grenzkontrolle, wobei ich allerdings zugebe, zur Zeit der 68er sah ich auch dementsprechend aus und da wurde eben auch gerne mal besonder gründlich kontrolliert.;)

Aber es waren die Menschen, das Miteinander, die Herzlichkeit, die das wohlfühlen ausmachte. Alles ein bißchen wärmer als im Westen. Jedenfalls kam es bei mir so an. Und ich erinnere mich, ich war eine Woche in Leipzig und Crimmitschau und anschließend in West-Berlin. Im KadeWe. Irgendwie fand ich diesen ganzen Überfluß in dem Moment nur ätzend..... und hätte glatt zurück fahren mögen.

wenzkauer
11.11.2009, 11:29
Hallo in die Runde,
rein hypotetisch überlege ich mir, ...was wäre wenn..., dieses System in der DDR gewonnen hätte und wir heute nach deren Regeln leben müßten. Die Mauerschützen würden weiter gefeiert werden, im Umkehrschluß müßten demnach Westpolizisten, die Jagd auf die 68er Bewegung gemacht haben und RAF-Terroristen erschossen haben angeklagt werden.
Mich jetzt bitte nicht falsch verstehen, weder die RAF noch die DDR möchte ich zurückhaben.
Zum Glück, mußten wir beides nicht erleben. Das "Experiment" ist gigantisch gescheitert.
Viele Grüße Michael

Familie Lowitsch
11.11.2009, 13:00
Hallo Helga,
Abgesehen von so mancher Grenzkontrolle,
da kennst du sicher auch die Gänsefleisch-Frage:confused:

"Genn se fleisch ma den Gofferraum aufmachen!":D

Familie Lowitsch
11.11.2009, 13:06
Hallo Micha,
rein hypotetisch überlege ich mir...lieber nicht!!!:)

...was wäre wenn..., dieses System in der DDR gewonnen hätte dann würden heute die Leute, die gegen Bezahlung Grenzposten (Egon Schulz,Reinhold Huhn)erschossen, verurteilt werden.

Helga +, Ehrenmitglied
11.11.2009, 13:32
"Genn se fleisch ma den Gofferraum aufmachen!":D

SCHÖÖÖÖÖN:D:D. Aber ich durtfe nicht nur aufmachen, sondern auch ausräumen. Auch schöööön-

wenzkauer
11.11.2009, 15:50
Hallo Mandy,
was mit "Egon Schulz und Reinhold Huhn" geschah ist heute wenig populär, passt eben nicht in die allgemeine Strömung. Die Tränen der Mütter sind jedoch die gleichen, wie alle anderen des kalten Krieges.
Gruß Micha

Marc Malbork
11.11.2009, 17:51
Zitat:
... dann würden heute die Leute, die gegen Bezahlung Grenzposten (Egon Schulz,Reinhold Huhn) erschossen, verurteilt werden. ...

? ? ?
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Huhn

http://de.wikipedia.org/wiki/Egon_Schultz


! ! !

Marc Malbork
11.11.2009, 18:43
Nicht vergessen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Fechter

Rudolf
11.11.2009, 18:46
Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nicht mehr im Forum äußern . Meine Meinung habe ich hierzu bereits zum Ausdruck gebracht .
Was mir absolut nicht gefällt , ist , daß das Forum dazu genutzt wird , von einem Teilnehmer immer wieder zu betonen , wie schön es doch in der DDR war und daß eigentlich - abgesehen von gewissen Führungskräften und Karrieristen - alles Friede , Freude , Eierkuchen war .
Soche Argumente erinnern mich sehr an die permanente Agitation einer bestimmten Partei , die im Osten unseres Landes - sicher historisch bedingt , aber auch durch eine Reihe von Problemen im Verlauf der Wiedervereinigung - ein beachtliches Wählerpotential mobilisiert hat .
Dies wird sicher auch anhalten , zumal solche Plakattexte wie "Reichtum für Alle" und "Hartz IV muß weg" nun mal bei Leuten , die Vergangenem anhängen , auf fruchtbaren Boden fallen .
Mir ging es in der DDR gut , ich konnte mich beruflich gut entwickeln und ich bestätige ausdrücklich , daß ich stets ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Nachbarn ( und hier hatte die Mangelwirtschaft sogar eine unglaubliche gegenseitige Hilfsbereitschaft hervorgebracht ) hatte .
Durch meine Arbeit in einem großen Betrieb ( in einer unteren Leitungsebene ) habe ich frühzeitig gesehen , daß es wirtschaftlich total bergab ging , selbst vorsichtigste Hinweise in Besprechungen und Versammlungen hierzu wurden abgeschmettert - so etwas war schon fast eine Wirtschaftssabotage .
Ich könnte viele eigene Erfahrungen aus dieser Zeit nennen , aber das gehört nicht in so ein Forum .
Zum Schluß noch ein Witz aus der Zeit kurz vor der Wende :
Drei Länder wollen die Titanic heben - die USA , die Sowjetunion und die DDR . Die USA , um den Schmuck und die Goldbarren zu bergen , die Sowjetunion , um zu ermitteln , wie man ein derart großes Schiff am Anfang des 20. Jahrhunderts bauen konnte und die DDR , um die Kapelle zu haben , die bis zum Untergang gespielt hat .
Schönen Abend wünscht - Rudi

Familie Lowitsch
12.11.2009, 09:44
Hallo Rudolf, ich gehe mal davon aus, das du mit deinen Worten
Was mir absolut nicht gefällt , ist , daß das Forum dazu genutzt wird , von einem Teilnehmer immer wieder zu betonen , wie schön es doch in der DDR war und daß eigentlich - abgesehen von gewissen Führungskräften und Karrieristen - alles Friede , Freude , Eierkuchen war .
, mehr oder minder mich meinst?! Das aber habe ich eben nicht geschrieben! Ich habe die Reflektion meiner Ängste und Gefühle angesichts der Ereignisse 1989 (und eben nicht nur des 9. November)beschrieben. Aber eben auch
Und möchte an dieser Stelle auch nochmals betonen das ich mir weder die DDR zurückwünsche noch eine Verklitterung oder ein Schönreden der Verhältnisse betreibe oder toleriere. Aber mich stört die Art und Weise wie das Leben in der DDR heute (und eben meist in überspitzter, reißerischer Art von westdeutschen Medien) dargestellt wird.und
Die Angst oder Unfassbarkeit angesichts der Ereignisse war begründet in der Wertevermittlung, die in Schulen, Betriebsausbildung und an Unis vermittelt wurde. Für mich konnte da nix zusammenwachsen. Weil es eben nicht zusammen gehöhrte.Kapitalismus und Sozialismus waren für uns gegensätzlicher als Hund und Katz.
Glaube mir(oder auch nicht?) ich bin fernab von einem nachträglichen Schönreden der Verhältnisse und habe in den Zwanzig Jahren eine teilweise sehr schmerzvolle Standortbestimmung incl. meiner eigenen Rolle als damals junge Lehrerin betrieben. Und immernoch stehe ich mit offenem Mund und Wut im Bauch wenn ich lese oder höhre, was uns alles unter dem Deckmäntelchen "Alles für den Weltfrieden" in den Kopf argumentiert wurde. Und trotz alledem bleibe ich dabei, wir waren nicht 16 Millionen Sträflinge mit MPi im Genick. Wir haben gelacht und geliebt, debattiert und Ideen entworfen und zum Teil sogar umgesetzt, ohne das auch nur einer in Bautzen landete. Vielleicht hab ich damals einen Schutzengel gehabt- ich weiß es nicht- jedenfalls fanden sich viele meiner "Un"-taten in den STASI-Akten meiner Eltern und Freunde wieder. Nicht das das jetzt wieder falsch interpretiert wird. Ich war nicht IM. In den Akten meines Vaters ließt sich das etwa so:"...wärend der Kulturwerkstatt Junge Lyriker auf Burg ...erzählte die Genossin Lowitsch unter dem Gelächter der anwesenden...mehrere Witze mit politisch unkorektem Inhalt." Es folgt die komplette Wiedergabe von mindestens zehn damals kursierenden Witzen. Und ich schwöre, ich kannte bis zum lesen nur zwei davon....

Familie Lowitsch
12.11.2009, 09:50
Drei Länder wollen die Titanic heben - die USA , die Sowjetunion und die DDR . Die USA , um den Schmuck und die Goldbarren zu bergen , die Sowjetunion , um zu ermitteln , wie man ein derart großes Schiff am Anfang des 20. Jahrhunderts bauen konnte und die DDR , um die Kapelle zu haben , die bis zum Untergang gespielt hat .
Schönen Abend wünscht - Rudi
Einer der Witze aus der Akte :
Lotte Ulbricht sitzt vor dem Fernseher und schaut eine Unterhaltungssendung, wärend Walter im Arbeitszimmer sitzt.
Ruft Lotte:"Walter, komm mal schnell, die Kallas singt!"
Darauf Walter zurück:" Mir doch egal, solang es kein Schiff von uns ist!":)

wenzkauer
12.11.2009, 11:41
Hallo Rudolf, hallo Mandy.
Ein bißchen meinte Rudolf wohl auch mich. Jedoch, bestätigt dein Beitrag Mandys Auffassung ab...
"Mir ging es in der DDR gut..." sehr anschaulich. Rudolf, ich schätze deine Beiträge, nix für ungut;).
Mandy, das haben wir nun davon. In jungen Jahren bekam ich für deratige Sprüche zu hören,... dann geh doch rüber in die DDR. Es hat sich dann erübrigt...
Den Bogen nach Danzig herzustellen ist doch nicht schwer.
Meine Verwandtschaft in der DDR kam ausschließlich von Danzig/Zoppot/Wenzkau. Mit dem größeren Teil in der BRD kam es öfter zu sehr "konstruktiven" Diskussionen:).
Viele Grüße Micha

Marc Malbork
13.11.2009, 00:46
In Berlin gibt es eine im Ausbau befindliche Gedenkstätte für die Opfer der Mauer, sehe gerade, dass dort für den 15. November ein Tag der offenen Tür angekündigt ist:

http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/veranstaltungen/v_091115.pdf

http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/index2.html

Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch noch auf einen Berliner Ort authentischer Erinnerung an die DDR. Die Führungen werden dort z. T. von ehem. Opfern des SED-Regimes gemacht:

http://www.stiftung-hsh.de/document.php?cat_id=CAT_163&special=0

Waldschrat
22.12.2011, 18:04
Ich würde mal sagen, dass Lech Wałęsa ganz schoen egozentrisch ist. Seine Frau Danuta hat gerade ihre Autobiografie rausgebracht. Damit ist er gar nicht glücklich. Und andere Gattinnen prominenter Herren konnten/koennen ein Lied davon singen. Auch in Deutschland.