Vorlaubenhäuser,wieviel stehen heute noch ??

[cranzer]

Hallo Forumsgemeinde,die Vorlaubenhäuser im Werder,im niederdeutschen Fachwerkstil waren eins ein Wahrzeichen dieser Region,gibt es heute noch genaue zahlen wieviele noch stehen,und wieviel davon unter Denkmalschutz stehen ??

Viele Grüße Oliver B.

[Beate]

Hallo Oliver,

kann dir nicht mit Zahlen dienen, aber das war eines der schönsten, die wir unterwegs gesehen hatten...Post#4


http://forum.danzig.de/showthread.php?t=2651&highlight=vorlaubenh%E4user


Schöne Grüße Beate

[cranzer]

@Beate

Wow vielen Dank für diesen Link,da sind ja unglaublich schöne Bilder dabei,werde erst mal ein bisschen drinnen "schmökern"

[Wolfgang]

Hallo Oliver,

die Vorlaubenhäuser -in Polen meist als "Hollandhäuser" bezeichnet- stehen praktisch überall unter Denkmalschutz. Dieser schützt jedoch nur davor, dass sie aktiv abgebrochen werden.

Vor rund 100 Jahren soll es im damaligen Pommern, West- und Ostpreußen rund 1.000 Vorlaubenhäuser gegeben haben. Wieviele es heute sind, weiß ich nicht, aber ich vermute, dass die Zahl im niedrigen 3-stelligen Bereich liegt. Die meisten Häuser erlitten im Krieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit (Kampfhandlungen, Überschwemmungen, Plünderungen) so starke Schäden, dass sie entweder von alleine zusammenfielen oder abgebrochen wurden.

Dennoch sind viele auch heute noch konzentriert im Danziger Werder und in der Niederung vorzufinden. Ich denke, wir können die noch stehenden Gebäude in drei Gruppen einteilen.

- Mustergültig restaurierte/renovierte Vorlaubenhäuser
- bewohnbar gehaltene Gebäude, teils mit deutlichen Anzeichen des Verfalls
- unbewohnte und verfallende Häuser bzw. Ruinen

Es gibt im Werder und in der Niederung einige Dörfer in denen Gebäude all dieser drei Kategorien zu finden sind, so z.B. auch in Fürstenwerder (Zulawki) und näherer Umgebung. Dort sind Häuser vorzufinden, die einem Freilichtmuseum zur Ehre gereichen würden, des weiteren Häuser die so instand gehalten werden, dass sie bewohnbar bleiben, aber auch eine Ruine direkt an der Dorfstraße ist zu sehen: Unter Denkmalschutz stehend hat der Eigentümer solange nichts getan bis sie in einem Sturm im letzten Jahr zusammenstürzte. Der Verfallprozess war über 10 Jahre hinweg zu bemerken - aber nichts tat sich dagegen. Dieses Schicksal blüht vielen weiteren Vorlaubenhäusern im Werder, denn etliche sind in einem so schlechten Zustand, dass sie nur noch mit immensem finanziellen Aufwand gerettet werden können. Und den haben viele Eigentümer -auch heute noch oft Bauern- nicht. Öffentliche Gelder zum Erhalt gibt es kaum und so lässt man sie einfach leer stehen -entfernt vielleicht noch ein paar Dachziegel, schlägt die Fenster ein- bis Wind und Wetter ihr Werk getan haben.

Aber es gibt auch Beispiele die aufzeigen, dass solche Gebäude gerettet werden. Nicht weit von meinem Grundstück in Prinzlaff gibt es den neu aufgebauten Jägerhof (im Danziger Hauskalender 2008 berichtete ich davon) - der Bericht ist auch zu finden unter http://forum.danzig.de/showthread.php?t=1242

Wer sich eingehend mit der Thematik befassen möchte, dem seien zwei ganz hervorragende Bücher empfohlen:

Puls, Uta und Klaus: Geschichte und Entwicklung ländlicher Räume - Laubenhäuser im Oder-Weichsel-Gebiet (erschienen 1999, ISBN 3-00-005098-1)

Bertram / La Baume / Klöppel: Das Weichsel-Nogat-Delta (erschienen 2003 im Nicolaus-Copernicus-Verlag / Reprint des 1924 erschienen Originals)

Alleine schon aufgrund dieser einmaligen Baudenkmäler ist das Werder eine Reise wert.

[cranzer]

Hallo Wolfgang,
vielen Dank für die Informationen,ich werde mal versuchen die Bücher über ZVAB zu bekommen
Gruss aus Freiburg
Oliver

[MueGlo]

Moin,

unten das in Bertram / La Baume / Klöppel: Das Weichsel-Nogat-Delta, Reprint des 1924, auf Seite 145 abgebildete „Haus Knoop in Rostau“.

Weiß jemand, ob das Haus noch steht oder wo es stand?

Beste Grüsse aus Dakar,

Rainer MueGlo


7779

[Wolfgang]

Schönen guten Morgen,
hallo Rainer,

vor sechs Wochen fuhr ich von Praust kommend durch Rostau. Meine Sinne sind auf Vorlaubenhäuser geeicht, aber ich sah keins und so bin mir ziemlich sicher, dass entlang der Hauptstraße durch den Ort -er ist nicht sonderlich groß- kein Vorlaubenhaus mehr stand. Die Abbildung im Weichsel-Nogat-Delta-Buch zeigt auch ein bereits ziemlich betagtes Gebäude.

[MueGlo]

Moin, Wolfgang,

herzlichsten Dank. Ich habe aufgrund des geschätzten Zustandes des Hauses dieses Ergebnis mehr oder weniger erwartet.

Immerhin habe ich dort >Spuren der Knoop-Verwandtschaft gefunden. Diese wusste bislang nichts von Rostau und dem Knoop-Haus. In der Erhebung von 1793 ist ein Johann Knoop in Rostau aufgelistet, wohnend in einer Kate. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts müßte daraus dieses Vorlaubenhaus geworden sein oder ein ein bisschen besser gestellter Knoop hat es erworben. Vom Bild her hätte ich vermutet, dass die Vorlaube nachträglich drangepappt worden ist, aber Klöppel sagt nichts dergleichen.

Beste Grüsse aus Dakar,

Rainer MueGlo

[sinus]

Hallo, Rainer,

Jener Johann Knoop aus Rostau hatte eine Tochter Maria Elisabeth Knoop, geb. 12.05.1818 in Rostau. Diese heiratete 1838 den Nachbarssohn Georg Salomon Ziemen.
Im Adressbuch 1888 wird in Rostau noch ein Andreas Knoop geführt. Ob das nun der Sohn oder schon der Enkel von Johann ist, weiß ich nicht.

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus

[MueGlo]

Moin, Sinus,

ich bekomme gaaanz laaange Stielaugen.

Ich fand vor kurzem zufällig die Kopie eines Teils des Ahnenpasses eines Vetters, der bzgl. der Knoops nur die Übersichtstafel enthielt und nicht diejenigen mit den Details. Auf eine vollständige Kopie warte ich noch.

Unbegreiflich ist mir bislang, wieso für einen Dreijährigen ein Ahnenpass erstellt wurde …

Der Ahnenpass verdeutlicht, dass Andreas Knoop der Sohn von Johann Gottlieb Knoop war. Ich werde Dir eine Kopie schicken … und wäre natürlich sehr interessiert an weiteren Detailinformationen und Quellen von Dir.

Mit besten Grüssen aus Dakar,

Rainer MueGlo