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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Suche Willi Johann Hinrich Harms



Karin
19.11.2009, 14:01
Suche der letzten Ruhestätte meines Vaters
Willi Johann Hinrich Harms,
geboren 12.11.1907 in Barmstedt / Holstein
letzter Wohnsitz in Hamburg, Wilhelminenstraße 22

Hallo liebe Forenmitstreiter,

mein Vater war von 1939 bis 1945 von der Werft Blohm & Voss in Hamburg als Privatperson dienstverpflichtet als Maler und Lackierer auf den deutschen Kriegsschiffen in Gotenhafen bzw. Danzig.

Zuletzt war er auf Weihnachtsurlaub in der Heimat im Jahr 1944.

Seit Anfang 1945 ist er verschollen.
Er war auch nicht auf der Wilhelm-Gustloff, so steht es in einem Brief an meine Mutter.

Ein heimkehrender Kamerad, der auch aus Hamburg war, bestellte uns Grüße meines Vaters, das war etwa im Jahr 1948. Mein Vater lebte damals noch und lag in einem Lazarett und hatte Wasser in beiden Beinen.

Wir haben viele Jahre nach seinem Verbleib suchen lassen, leider ohne Erfolg.

Ich möchte gerne wissen, wann und wo er gestorben ist, aber auch, wo er seine letzte Ruhe gefunden hat, wo und auf welchem Friedhof liegt er begraben?

Wo lagen Lager von deutschen Kriegsgefangenen aus Danzig ?
Oder waren Zivilpersonen anderweitig interniert?

Für jeden Hinweis wäre ich dankbar.

Beste Grüsse

Karin

Wolfgang
19.11.2009, 14:37
Hallo Karin,

Du schreibst, Dein Vater sei seit Anfang 1945 verschollen. Ein heimkehrender Kamerad hätte Euch jedoch noch etwa 1948 Grüße von Deinem lebenden Vater ausgerichtet. Von wann stammt das letzte Lebenszeichen? 1945 oder 1948?

Beim Suchdienst der DRK ist er seit dem 01.02.1945 als vermisst gemeldet.

In den letzten Kriegsmonaten starben zehntausende von Menschen in und um Danzig von denen die meisten nicht mehr regulär auf Friedhöfen beigesetzt werden konnten.

Nach der Einnahme Danzigs durch die Russen wurden Zehntausende verschleppt oder in verschiedenen Lagern und Gefängnissen (meist im Narvik-Lager und auf Schießstange) inhaftiert. Ob es noch nicht veröffentlichte Gefangenen- oder Sterbelisten in Danzig gibt, kann Niemand sagen. Verschlepptenlisten liegen möglicherweise noch in russischen Archiven.

Wenn Ihr Euch an den Namen des heimgekehrten Kameraden Deines Vaters erinnern könnt, bestünde evtl. die Möglichkeit herauszubekommen, in welchem Lazarett er Deinen Vater traf. Und dann könnte man evtl. recherchieren, was mit diesem Lazarett geschah.

Karin
22.11.2009, 12:16
Hallo Wolfgang und guten Tag!

Danke für die schnelle Antwort. Um die Fragen zu beantworten?
Das für uns letzte Lebenszeichen von meinem Vater ist das durch den heimgekehrten Kameraden etwa 1948. Mein Vater hat also nach Kriegsende noch gelebt und Lag in einem Lazarett mit Wasser in beiden Beinen. Ich weiß nicht den Namen und den Ort wo dies war - ich war Schulkind in der zweiten Klasse und damals auch viel zu aufgeregt, wie die ganze Familie Von dem Kameraden weiß ich nicht den Namen. Nur erinnere ich mich, dass dieser ein Milchgeschäft in Hamburg Eimsbüttel besaß.

Eine Mitteilung von mir muss ich noch berichtigen:

Ich fand noch ein Gutachten des DRK Suchdienst München vom 22.10.1976, aus dem sich ergibt, dass mein Vater noch in den letzten Kriegstagen zum Volkssturm eingezogen wurde.
Es heisst dort:
Truppenteil: Volkssturm des Kreises Danzig
Vermißt seit April 1945
DRK-Verschollenen-Bildliste Band VA, Seite 331.
Das DRK vermutete, dass er verstarb bevor er namentlich registriert wurde, da dem sowjetischen RK keine Unterlagen vorlagen.

Freundliche Grüße
Karin

Helga +, Ehrenmitglied
22.11.2009, 13:01
Hallo Karin,

hier der Eintrag beim Volksbund.


Zum Gedenken

V4596959
Nachname: Harms
Vorname: Willi
Dienstgrad:
Geburtsdatum: 12.11.1907
Geburtsort:
Todes-/Vermisstendatum: 01.02.1945
Todes-/Vermisstenort: Danzig


Nach den uns vorliegenden Informationen ist die o. g. Person seit 01.02.1945 vermißt.

In einem Gedenkbuch haben wir den Namen und die persönlichen Daten des Obengenannten verzeichnet. Sie können gern einen Auszug bei uns bestellen.

Regina
25.11.2009, 23:48
Liebe Karin
Ich denke, wenn Dein Vater zwischen 1945 bis 1948 noch gelebt hat, dann haette er doch an Euch geschrieben oder dem Kameraden, der Euch Gruesse bestellt hat auch seine Anschrift gegeben.
Ich habe heute das Verzeichnis der im Gefaengniss Schiesstange an Typhus verstorbenen gelesen und da habe ich einen Willi Hars gefunden (ohne m).aber da sind oft Fehler. Leider ist in diesem Verzeichnis kein Geburtsdatum nur die vermutliche Todeszeit, in diesem Fall zwischen dem 1, und 10. Juli.1945. Ich weiss dass es im Internet eine Liste der Verstorbenen gibt aber weiss nicht wie man sie finden kann. Vielleicht sind da weitere Angaben. Der Stellvertreter Direktor des Gefaengnis hat ein Buch ueber die Verstorbenen geschrieben ich werde versuchen ihn anzurufen um etwas naeheres zu erfahren. beim Standesamt in Danzig
bekommt man keine keine Sterbeurkunde, die haben sie von dieser Zeit nicht.Gestern hat Wolfgang Fotos von dem Park wo die Verstorbenen beerdigt wurden und dem Denkmal von der Deutschen Minderheit gezeigt, schaue es Dir mal an. In dem Gefaengnis befanden sich hauptsaechlich Maenner die die Russen auf der Strasse in Haft genommen haben weil sie vermuteten, dass es deutsche Soldaten sind die sich umgekleidet haben.
Herzliche Gruesse
Regina

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
26.11.2009, 13:00
Hallo Regina und Karin, und Interessierte,
so weit ich in meiner langen Beobachtungszeit, zu den Verhältnissen nach 1945, erkennen kann, sind Aufzeichnungen polnischer Behörden noch
eher zu finden. -
Ihr merkt ja, daß z.B. das zum Narwiklager, so lange es ein sowjetisches
Zivilgefangenenlager für die Demontage der Uboot-Werft-Anlagen war,
gar keine Aufzeichnungen auffindbar sind. Es sei denn in einem Archiv im heutigen Rußland käme noch einmal etwas "zu Tage".
Zu der Lage der Begräbnisstätte Narwiglager suche ich noch und hoffe im kommenden Jahr, in Begleitung einiger Freunde eine Spur zu finden. Dabei berufe ich mich auf die Hinweise meines Vaters, der dort Gefangener war.
Nun noch zum Kriegsdatum und Frontverlauf.
Im Buch von Poralla, UNVERGÄNGLICHER SCHMERZ, sind einige Frot-Verlauf-Karten mit Tagesdaten aufgezeichnet.- So weit ich unterrichtet bin, hat er diese aus Militärhistorischen Aufzeichnungen aus Freiburg im Breisgau.
Sowie auch der Autor Pantaenius sich dort Ergänzungen für sein Buch eingeholt hat. Auf den gelben Seiten, des Buches Unvg. SCHM. sind solche Karten ausgewiesen.
Z.B: Seite 197 : Frontverlauf sücdlich Schwetz am 5.2.45.
Erst am 6.3.45 waren die sowjetischen Truppen zur Ostsee
durchgebrochen. Schon im Februar war eine Flucht per Eusenbahn nicht mehr möglich. Im Buchabschnitt Hexenkessel Danzig befindet sich eine e.g.
Karte auf Seite 206. Aber diese Fronten standen schon bei Karthaus 12.3.45 und auf der nächsten Seite ist ein Bild eigestellt vom Danziger
Volkssturm mit weißen Armbingen, in Zivilkleidung mit "Knarre".
Die nächste Seite dann wieder Tagesfrontverlauf um Danzig,
Zeit 12.3.-Ende. Dann gibt es noch weitere Details mit einzelnen Truppenbezeichnungen auf Seit 327, 376, 379 und 384.

Wenn man sich vor Augen führt was ich als 13-Jähriger im März 1945
erlebt habe und an die vielen Namenlosen denke, die wir in Bombenlöchern und sonstigen Vertiefungen, verscharren mußten, unter sowj. Aufsicht,
teilweise in Hüllen wo nur noch irgend etwas Übriggebliebenes von Toten
drin war, was schnellstens unter die Erde mußte, zugedeckt mit
Erd- und Schuttresten, die von LKW's angefahren wurden, dann sind das alles Gräber der Unbekannten, damals in Oliva 29.03.1945.

Die Nachhut der sowj. Armee hatte viel Soldatinnen in ihren Reihen.
Die uns bewacht haben und anwiesen was zu tun war.
Die Angst vor Seuchen war groß und im April lagen keine Toten mehr auf
der Erde. Es sei denn in den verschütteten Kellern und Bunkern.
Hierüber habe ich in anderen Berichten gelesen, daß es Komando's gegeben hat, die mit Flammenwerfern solche "Räume" ausgebrannt haben.
In Dresden hat man ja auch Leichen auf Schienenrosten verbrannt weil eine
Erdbestattung nicht mehr zu leisten war.

Und was hat uns ein Freund aus unserem Forum, vor einiger Zeit hierzu berichtet:
Er hat im westlichen Teil des Heubuder Waldes, vor nicht allzulanger
Zeit, Knochen gefunden, die im Sandboden oder durch Tiere nach
so langer Zeit an die Oberfläche kamen. Knochen die auch offensichtlich
von flach abgedeckten Leichen stammten.
Aus anderen militärischen Berichten hade ich erfahren, das sowjetische
Kampfflugzeuge unter ihren Tragflächen kleinere Raketen hatten, die sie
auf die bewaldeten Flächen abschossen und deren Aufschlagzünder schon
in den Baumwipfeln explodiereten und so deren Splittersegen von oben
herab, zu großen Verlusten führten. Viele Tote sind auch durch das Trommelfeuer des Krieges flacher abgedeckt worden.
Im Juli 1945 wollte ich mit einem alten Onkel nach Heubude in den
Wald, aber es war Sperrgebiet. Auch aus Seuchengefahr, wir brachten in Erfahrung, man hätte auch Ätzkalk verstreut zur Bekämpfung von
Seuchengefahr.- Selbst wurde ich am 5.Juni 1945, mit zwei Spritzen
gegen Thyphus, von einem sowj. Militäratzt zwangsweise in Praust geimpft.
So nun reichts,
Es grüßt Euch Erwin Völz