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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lothar Wegner: An meinen Jungen



Rudi Bellon, + 24.08.2010
09.03.2008, 20:35
Komm her,mein Junge! Laß mich dir erzählen
was wie ein Märchen klingt und keines ist.
Laß mich erzählen von der fernen Heimat,
die dich gebar und die du noch nicht kennst.

Welch eine stolze Stadt war unser Danzig!
So schön und königlich,daß man es einst
den Edelstein in Preußens Krone nannte.
Mit hohen Türmen,Zeugen deutscher Kunst,
mit der Patrizier reichen Giebelhäusern,
mit stillen Gassen und verträumten Winkeln,
mit hohen Speichern voller Handelsgut.

Es lag, im Kranz von Wiesen,Wald und Bergen,
in einer weiten Bucht,an deren hellem Strand
die Ostsee rauschend ihre Lieder sang.
Und diese See trug auf graugrünem Rücken
die Schiffe aller Länder in den Strom,
der durch das Herz der Stadt geruhsam floß.

Ja-lieber Junge,das war eine Stadt!
Ein freies Leben pulste durch die Adern,
ein freies Wort fand freien Wiederhall,
die freie Arbeit stand in hoher Blüte,
denn Freiheit war das oberste Gesetz!

Drum schau mich an und gib mir deine Hand:
Sprich stets mit Stolz von von unserm alten Danzig
und male dir sein Bild,so schön du kannst!
Und solltest du die Heimat je betreten:
Laß dich nicht täuschen!Fremde Tünche deckt,
doch kann sie nie den deutschen Kern ersticken.

Noch ragt aus Trümmern und aus alte Bauten
gewaltig das Massiv von Sankt Marien,
noch strebt der Rathausturm,wie wir ihn schauten,
zum Himmel aufwärts,nadelschlank und kühn.
dann sieh dagegen, was die Fremden schufen!
Laß dich nicht täuschen,was man dir auch nennt!

Aus jedem Neuen hörst du alte Steine rufen:
Gib acht,du stehst auf deutschem Fundament!
Das mußt du wissen, mein Junge,und bewahren
als höchsten Schatz in deines Herzens Schrein.
Dann ist es leicht, auch in den schwersten Jahren
der Heimat eingedenk und treu zu sein.

Von Lothar Wegner
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Gruss Rudi