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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Gräfin aus Ostpreußen



waldkind
28.11.2009, 13:48
Das Leben der Marion Dönhoff - Porträt

Am Mi., 2.Dez.
um 23:30 Uhr
im ARD.

http://www.klack.de/include/TvPopup.php?ID=3192701

Zur Ergänzung noch aus wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Marion_Gr%C3%A4fin_D%C3%B6nhoff

LG waldkind.

Wolfgang
28.11.2009, 21:52
Schönen guten Abend,

Gräfin Dönhoff ist eine der von mir besonders verehrten Personen.

Ich habe ihre Bücher gelesen, viele ihrer Artikel, ich habe ALLES was ich von ihr las verstanden und nachvollziehen können. Ich glaube sogar, viele ihrer Ansichten haben mich ganz wesentlich geprägt. Sie war ein Mensch auf den ich hörte, ein Mensch über dessen Worte ich nachdachte, sie mir vielfach sogar zu eigen machte.

Marion Gräfin Dönhoff erreichte ein fast biblisches Alter. In wenigen Tagen, am 02.12.2009 wäre sie 100 Jahre alt geworden.

Die "ZEIT" schrieb: "Marion Dönhoff hat den Journalismus in Deutschland geprägt wie keine zweite Frau und kaum ein Mann. Sie hinterließ uns etwas Unersetzliches: Maßstäbe".

Marion Gräfin Dönhoff war eine große Frau, sie war eine große Ostpreußin, sie war eine große Deutsche - und was über allem steht: SIE WAR EIN GROSSARTIGER MENSCH!

Die "ZEIT" widmete ihr einen Artikel der zu finden ist unter: http://www.zeit.de/2009/49/Doenhoff-Journalismus?page=2

Schaut Euch bitte auch die Kurzvideos an.

Helga +, Ehrenmitglied
28.11.2009, 23:00
Eine große Frau. Ja, das war sie. Ich mag ihre Art zu schreiben auch sehr. Ich habe mir die Videos angeschaut und war wieder begeistert. Aber ist es zu glauben, dass der Kniefall Willi Brandts fast 40 Jahre her ist. Es hat mich wieder zu Tränen gerührt, aber das war doch gerade eben erst, oder? Wenn ich an diese Zeit denke, so wild, so aufbegehrend, so nah und doch schon ein halbes Menschenleben lang her.

Wolfgang
28.11.2009, 23:07
Helga, ich dachte gerade, ich werd' verrückt. Du schreibst gerade Brandts Kniefall lag fast 40 Jahre zurück. An Weniges erinnere ich mehr als daran. ABER: 40 Jahre???? Ich glaubte es nicht und musste mich erst bei Wikipedia vergewissern... - ja es ist tatsächlich schon so lange her.

Helga, auch wir als erste Nachkriegsgeneration haben schon einiges erlebt;)

Helga +, Ehrenmitglied
28.11.2009, 23:31
JA Wolfgang, wir haben auch so einiges erlebt, da stimmt. Ich habs noch im Ohr wie heute "Willy wählen Willy wählen". Und wir haben ihn dann ja auch gewählt und das war sooo gut im Hinblick auf die Versöhnung mit Polen.

Ich erinnere mich auch an das Mißtrauensvotum, die unglaubliche Spannung, ich konnte den Fernseher keine Sekunde verlassen und die Erleichterung als klar war, Rainer Barzel war gescheitert, aber auch an das Entsetzen und die Trauer, als Brandt wegen Guillaume zurück trat.

An die große Friedensdemo in Bonn. 300 000 für den Frieden im kleinen Bonn mit Kind und Kegel, ich hoffe, du warst auch da.;) Biermann in Köln, seine anschließende Ausbürgerung. Noch heute sehe ich mir dieses 76er Konzert immer wieder gerne an. Es war eine gute Zeit mit Engagement und Zielen, da wollten wir noch die Welt verändern. Es war auch die Zeit, in der spannende Bundestagsdebatten live übertragen wurden.

Und autofreier Sonntag. Wie war das komisch, so still, so ohne Autos. Aber wir hatten auch Smogalarm, das war nicht sehr lustig.

Aber es war auch die Zeit der RAF mit Angst und Schrecken.

Ich höre jetzt auf, sonst schreibe ich noch einen halben Roman

Wolfgang
28.11.2009, 23:49
Helga, ja, wir haben gewählt. Und ich bin der Zeit treu geblieben. Ich bin davon überzeugt: Es war richtig. Aber Brandts Rücktritt -Guillaume hin oder her- war überfällig.

Erst lange, lange Zeit später -ich hatte damals bereits die "Zeit" abonniert, lange vor dem "Spiegel"- prägten mich auf Dauer Ansichten und Meinungen von Menschen wie Marion Gräfin Dönhoff.

Ich sage es noch einmal: Sie war GROSSartig! Und sie war jemand, die wirklich Heimat verlor. Welche Kluft zu manchen "Vertriebenen"-Politikern heutzutage! Aber wieviele "kleine" Menschen -und dazu zähle ich auch meine Eltern und viele andere meiner Verwandten- dachten wie sie?! Sie vertrat in ihren Ansichten und konsequenten Handlungen eine gro0e Mehrheit - auch wenn Manche es auch heute noch nicht wahrhaben wollen.

Mein großer Respekt, meine Ehrerweisung gilt ihr!

Helga +, Ehrenmitglied
29.11.2009, 00:19
Du hast Recht, sie hat sich sehr für die Aussöhnung und Freundschaft mit Polen eingesetzt, obwohl der Verlust der Heimat auch für sie schrecklich war, was sie auch durchaus zugegeben hat, z. B. als sie bei Unterzeichnung der Ostverträge trotz Einladung nicht dabei sein wollte. Es war okay, sie hat es anerkannt, aber feiern wollte sie es nicht. Aber immer war sie für Gewaltverzicht, was ja das Allerwichtigste war.

Und ich denke auch, dass viele so denken. Trauer und Schmerz bis heute auf der einen, aber auf der anderen Seite die Anerkennung der Grenzen und Gegebenheiten wie sie heute sind.

Helga_Claassen, +12.10.2010
29.11.2009, 00:32
Anrerkennung und REsignation vondem was uns nach dem Krieg übergestülpt worden ist hatten viele von uns schon lange, Helga.

Zuerst war es Resignation und dann Begreifen das wir es nicht ändern können und zum Schluss Der Respekt und die Hoffnung dass die Polen "unser" Danzig eines Tages als "ihr" Danzig anerkennen und ich muss heute sagen, dass es schon immer unser gemeinsames Danzig war.

Liebe Grüße von den Balearen
Helga Claassen

badenia
29.11.2009, 12:55
Hallo in die runde
Zum Zeitpunkt des Besuches von Brandt war ich erst 6, somit habe ich dies nicht bewusst miterlebt. Woran ich mich aber erinnern kann, plötzlich konnte ich im Fernsehen Filme und andere Sendungen aus Westdeutschland sehen. So war es für mich von da an klar, es gebe Westdeutschland und die DDR. Diese Merkwürdige Unterscheidung (ohne weitergehende Gedanken, für mich selbstverständlich) war damals in Polen nicht nur meine. Aus der heutigen Zeitperspektive scheint mir, dass die Dynamik der historischen Veränderungen in XX Jh, sogar jene des technischen Fortschritts überragt hat. Ja, wir haben das Glück, in einer sehr interessanten Zeit zu leben.
Grüße
Marek