Anonymus
11.03.2008, 12:05
Liebe Danziger Freunde.
Der groesste Teil von uns ist in der Freistaatzeit oder nach 1939 geboren. Umsomehr besteht unser Interesse darin, was geschah vor Beginn der Danziger Freistaatzeit am 15. November 1920.
Hierzu ein Artikel von Artur Lenz:
9. 11. 1918: Zusammenbruch nach dem ersten Weltkrieg 1914/18; Revolution und Ausruf der Republik Deutschland.
25. 12. 1918: Ein Extrablatt der "Danziger Allgemeinen Zeitung" meldet, dass als Vertreter des polnischen Nationalkomitees der Klaviervirtuose Ignaz Paderewski in den Weihnachtstagen auf einem englischen Torpedoboot in Begleitung des britischen Oberst Wade in Danzig-Neufahrwasser eingetroffen sei. Darauf habe im "Danziger Hof" eine Geheimversammlung polnischer Revolutionäre unter Vorsitz von Paderewski getagt. In dieser Versammlung wurde die Ausrufung der Republik Polen unter Paderewski als Präsident und die Besetzung Danzigs durch eine Armee des polnischen Generals Haller angekündigt, von polnischen Truppen, die während des ersten Weltkrieges in einem Legionärverband auf französischer Seite gekämpft haben. Die Landung dieser polnischen Truppen wurde als bevorstehend angekündigt. Gleichzeitig sollte das Gebiet Westpreussens und Pommern bis Stolp besetzt werden. Auf diesen Alarmruf hin und unter dem Druck dieser aufsehenerregenden Meldungen sah sich Paderewski veranlasst, um die Mittagszeit des 25. 12. 1918 überstürzt aus Danzig abzureisen. Seine Ankunft in Posen gab am 27. 12. 1918 die Veranlassung zum dortigen Aufstand und zu Deutschenverfolgungen.
Die Folgezeit bestätigte die schweren Gefahren, die Danzig in den Weihnachtstagen drohten. Dieses enthüllte der polnische Abgeordnete des Danziger Volkstages, Dr. Morszczynski 1930 in einer Rede im Danziger Volkstag und auch in der polnischen Presse. Danach standen polnische Insurgenten in der Tucheler Heide um Weihnachten 1918 bereit, zu der nach Danzig kommenden Hallerarmee zu stossen und die Besetzung Danzigs zu vollenden. "Nur mit Zähneknirschen", so berichtete dieser polnische Abgeordnete, "sahen die Polen durch die Alarmrufe aus Danzig ihre Aufstandspläne, nachdem Paderewski überstürzt Danzig verlassen hatte, scheitern." Einzelheiten über diesen geplanten polnischen Aufstand und die Besetzung Danzigs konnten ganz authentisch von Zuhöhrern der Geheimversammlung im "Danziger Hof" in Danzig gegeben werden. Die Hallertruppen wurden später im geschlossenen Transport durch Deutschland in das Korridorgebiet der früheren Provinz Westpreussen geschafft. Sie dienten in ihrer blauen Legionäruniform mit französischem Stahlhelm als Besatzungstruppen bis zur Meeresküste bei Putzig. Hier tauchten Hallersche Ulanen am 10. 2. 1920 ihre Lanzenfähnchen in die Ostsee, mit den Pferden in die See reitend, als Zeichen der "Vermählung Polens mit dem Meere." Hallertruppen fuhren im geschlossenen Eisenbahntransport über Danzig zur Meeresküste bei Putzig in den Februartagen 1920, sie durften Danziger Gebiet nicht betreten.
1. 1. 1919: Die Bedrohung Danzigs durch Paderewski und die Hallertruppen führte zu einer grossen deutschen Kundgebung in der Sporthalle in Danzig mit der Gründung des Deutschen Volksrates.
2. 2. 1919: Heinrich Sahm, Geschäftsführer des deutschen Städtetages, Chef der deutschen Zivilverwaltung in Warschau während es ersten Weltkrieges, vorher zweiter Bürgermeister in Bochum, wurde zum Oberbürgermeister der Stadt Danzig gewählt, am 6. 12. 1920 zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig, von der Technischen Hochschule in Danzig die Ehrendokterwürde erhalten, 1931 Oberbürgermeister in Berlin, 1935 deutscher Gesandter in Oslo, dort gestorben am 3. 10. 1939.
23. 3. 1919: Grosse Demonstration von 70 000 und im April sogar 100 000 Danzigern auf dem Heumarkt in Danzig gegen die Abtrennung Danzigs vom Reich. Wir wollen beim Deutschen Reiche verbleiben!
25. 4. 1919: In Danzig trifft die Nachricht aus Paris ein, dass die alliierten Mächte auf Betreiben insbesondere des britischen Premiers Lloyd George, die Schaffung einer Freien Stadt Danzig als Staatswesen unter dem Schutze des Völkerbundes beschlossen hätten.
28. 6. 1919: Unterzeichnung des Versailler Vertrages, wodurch die Abtrennung Danzigs vom Reiche zwecks Errichtung eines Freistaates zur Tatsache wird.
Im Laufe 1919: In Danzig, im Rathaus, Vorberatung einer Danziger Verfassung, Sahm'scher Entwurf, durch einen Verfassungsausschuss und Vorberatung gleichzeitig einer Konvention mit Polen zum Abschluss eines Danzig-polnischen Staatsvertrages.
10. 1. 1920: Inkrafttreten des Versailler Vertrages, wodurch Danzig vom Reich getrennt wird, um "Freie Stadt" zu werden. Abschiedskundgebung des Staatskommissars der Provinz Westpreussen, Regierungspräsident Lothar Förster.
9. 2. 1920: Abzug der letzten deutschen Truppen aus Danzig. Gleichzeitig treffen als Besatzungstruppen der alliierten Mächte je ein französisches und ein englisches Bataillion in Danzig ein. Oberkommandierender der alliierten Truppen in Westpreussen, Danzig und Memel wurde der britische General Sir Richard Haking. Dieser übernahm am 24. 1. 1920 das Amt als erster Völkerbundkommissar in Danzig, nachdem ein Zwischenstadium von nur etwa sechs Wochen in diesem Amt ausgefüllt wurde von dem italienischen Professor Attolico, der zuletzt - 1939 - noch Botschafter Italiens beim Deutschen Reiche in Berlin gewesen ist. Die Danziger Verfassung trat erst am 14. 6. 1922 in Kraft.
10. 2. 1920: Als einstweiliger alliierter Verwalter für das Gebiet der künftigen Freien Stadt Danzig trifft der britische Diplomat Sir Reginald Tower, in Körperlänge an Präsident Sahm heranreichend, in Danzig ein, er hisst auf dem Danziger Regierungsgebäude die Danziger Flagge und erklärt sich selbst als "Bürger" der Freien Stadt Danzig.
Fortsetzung folgt! (mein Marjellchen bittet zum Mittagstisch :))
Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried
Der groesste Teil von uns ist in der Freistaatzeit oder nach 1939 geboren. Umsomehr besteht unser Interesse darin, was geschah vor Beginn der Danziger Freistaatzeit am 15. November 1920.
Hierzu ein Artikel von Artur Lenz:
9. 11. 1918: Zusammenbruch nach dem ersten Weltkrieg 1914/18; Revolution und Ausruf der Republik Deutschland.
25. 12. 1918: Ein Extrablatt der "Danziger Allgemeinen Zeitung" meldet, dass als Vertreter des polnischen Nationalkomitees der Klaviervirtuose Ignaz Paderewski in den Weihnachtstagen auf einem englischen Torpedoboot in Begleitung des britischen Oberst Wade in Danzig-Neufahrwasser eingetroffen sei. Darauf habe im "Danziger Hof" eine Geheimversammlung polnischer Revolutionäre unter Vorsitz von Paderewski getagt. In dieser Versammlung wurde die Ausrufung der Republik Polen unter Paderewski als Präsident und die Besetzung Danzigs durch eine Armee des polnischen Generals Haller angekündigt, von polnischen Truppen, die während des ersten Weltkrieges in einem Legionärverband auf französischer Seite gekämpft haben. Die Landung dieser polnischen Truppen wurde als bevorstehend angekündigt. Gleichzeitig sollte das Gebiet Westpreussens und Pommern bis Stolp besetzt werden. Auf diesen Alarmruf hin und unter dem Druck dieser aufsehenerregenden Meldungen sah sich Paderewski veranlasst, um die Mittagszeit des 25. 12. 1918 überstürzt aus Danzig abzureisen. Seine Ankunft in Posen gab am 27. 12. 1918 die Veranlassung zum dortigen Aufstand und zu Deutschenverfolgungen.
Die Folgezeit bestätigte die schweren Gefahren, die Danzig in den Weihnachtstagen drohten. Dieses enthüllte der polnische Abgeordnete des Danziger Volkstages, Dr. Morszczynski 1930 in einer Rede im Danziger Volkstag und auch in der polnischen Presse. Danach standen polnische Insurgenten in der Tucheler Heide um Weihnachten 1918 bereit, zu der nach Danzig kommenden Hallerarmee zu stossen und die Besetzung Danzigs zu vollenden. "Nur mit Zähneknirschen", so berichtete dieser polnische Abgeordnete, "sahen die Polen durch die Alarmrufe aus Danzig ihre Aufstandspläne, nachdem Paderewski überstürzt Danzig verlassen hatte, scheitern." Einzelheiten über diesen geplanten polnischen Aufstand und die Besetzung Danzigs konnten ganz authentisch von Zuhöhrern der Geheimversammlung im "Danziger Hof" in Danzig gegeben werden. Die Hallertruppen wurden später im geschlossenen Transport durch Deutschland in das Korridorgebiet der früheren Provinz Westpreussen geschafft. Sie dienten in ihrer blauen Legionäruniform mit französischem Stahlhelm als Besatzungstruppen bis zur Meeresküste bei Putzig. Hier tauchten Hallersche Ulanen am 10. 2. 1920 ihre Lanzenfähnchen in die Ostsee, mit den Pferden in die See reitend, als Zeichen der "Vermählung Polens mit dem Meere." Hallertruppen fuhren im geschlossenen Eisenbahntransport über Danzig zur Meeresküste bei Putzig in den Februartagen 1920, sie durften Danziger Gebiet nicht betreten.
1. 1. 1919: Die Bedrohung Danzigs durch Paderewski und die Hallertruppen führte zu einer grossen deutschen Kundgebung in der Sporthalle in Danzig mit der Gründung des Deutschen Volksrates.
2. 2. 1919: Heinrich Sahm, Geschäftsführer des deutschen Städtetages, Chef der deutschen Zivilverwaltung in Warschau während es ersten Weltkrieges, vorher zweiter Bürgermeister in Bochum, wurde zum Oberbürgermeister der Stadt Danzig gewählt, am 6. 12. 1920 zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig, von der Technischen Hochschule in Danzig die Ehrendokterwürde erhalten, 1931 Oberbürgermeister in Berlin, 1935 deutscher Gesandter in Oslo, dort gestorben am 3. 10. 1939.
23. 3. 1919: Grosse Demonstration von 70 000 und im April sogar 100 000 Danzigern auf dem Heumarkt in Danzig gegen die Abtrennung Danzigs vom Reich. Wir wollen beim Deutschen Reiche verbleiben!
25. 4. 1919: In Danzig trifft die Nachricht aus Paris ein, dass die alliierten Mächte auf Betreiben insbesondere des britischen Premiers Lloyd George, die Schaffung einer Freien Stadt Danzig als Staatswesen unter dem Schutze des Völkerbundes beschlossen hätten.
28. 6. 1919: Unterzeichnung des Versailler Vertrages, wodurch die Abtrennung Danzigs vom Reiche zwecks Errichtung eines Freistaates zur Tatsache wird.
Im Laufe 1919: In Danzig, im Rathaus, Vorberatung einer Danziger Verfassung, Sahm'scher Entwurf, durch einen Verfassungsausschuss und Vorberatung gleichzeitig einer Konvention mit Polen zum Abschluss eines Danzig-polnischen Staatsvertrages.
10. 1. 1920: Inkrafttreten des Versailler Vertrages, wodurch Danzig vom Reich getrennt wird, um "Freie Stadt" zu werden. Abschiedskundgebung des Staatskommissars der Provinz Westpreussen, Regierungspräsident Lothar Förster.
9. 2. 1920: Abzug der letzten deutschen Truppen aus Danzig. Gleichzeitig treffen als Besatzungstruppen der alliierten Mächte je ein französisches und ein englisches Bataillion in Danzig ein. Oberkommandierender der alliierten Truppen in Westpreussen, Danzig und Memel wurde der britische General Sir Richard Haking. Dieser übernahm am 24. 1. 1920 das Amt als erster Völkerbundkommissar in Danzig, nachdem ein Zwischenstadium von nur etwa sechs Wochen in diesem Amt ausgefüllt wurde von dem italienischen Professor Attolico, der zuletzt - 1939 - noch Botschafter Italiens beim Deutschen Reiche in Berlin gewesen ist. Die Danziger Verfassung trat erst am 14. 6. 1922 in Kraft.
10. 2. 1920: Als einstweiliger alliierter Verwalter für das Gebiet der künftigen Freien Stadt Danzig trifft der britische Diplomat Sir Reginald Tower, in Körperlänge an Präsident Sahm heranreichend, in Danzig ein, er hisst auf dem Danziger Regierungsgebäude die Danziger Flagge und erklärt sich selbst als "Bürger" der Freien Stadt Danzig.
Fortsetzung folgt! (mein Marjellchen bittet zum Mittagstisch :))
Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried