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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Zimmer - ein Gedicht von Etta Merz



Christkind
16.02.2010, 00:25
Wie froh bin ich, du liebes, stilles Zimmer,
dass du mich nun für immer aufgenommen,
und- wie verzagt ich auch zu dir gekommen -
mich stumm empfängst mit deines Trostes Schimmer.

Von fremden Menschen kehr ich fröstelnd wieder
zu euch,ihr einsam hold vertrauten Wände.
Mir ist, als streckten treue Freundeshände
sich mir entgegen -, und ich lächle wieder.

Als strichen zärtlich, liebevoll und linde
mir kühle Finger meine heiße Stirne,
zu dämpfen den Tumult in Herz und Hirne,
Wie einem müden, wegverlaufnen Kinde.

Wie froh bin ich, du liebes, stilles Zimmer,
dass du mich nun für immer aufgenommen,
bis langsam mir der alte Docht verglommen,
der jetzt noch brennt, in meiner Liebe Schimmer.

Aus: Unser Danzig / 1968

asche
09.09.2010, 23:27
Etta Merz ist eine schillernde Gestalt. Meine Großeltern kannten sie persönlich, wenn auch nicht als enge Freunde. Steht in der Ausgabe Weiteres über sie, insbesondere ihr Schicksal nach dem Krieg? Wojchiech Fułek schreibt, sie sei 1945 "nach Deutschland" geflohen und habe dort in Armut und Vergessenheit ihr Leben beschlossen, nennt aber keine Jahreszahl. Aus anderer Quelle heißt es, sie habe sich als rassisch Verfolgte stilisiert, was bekanntlich maximal zur Hälfte auf Wahrheit fußte. Wer weiß mehr, insbesondere ihr Todesjahr?