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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die katholischen Kirchen des Freistaates Danzig



Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
23.02.2010, 16:03
Hallo in die Runde … besonders die “Danziger Katholiken” !!!!
Habe eine interessante Zusammenstellung entdeckt
“ Die katholische Kirchen des Freistaates Danzig “ ( Stand 31.12.1931 )
Quelle DHK 1957
Wer erkennt wen wieder……???
Viele Grüße
Hans-Jörg

Belcanto
23.02.2010, 17:18
Hallo Hans-Jörg
Daran kann mit mit Wehmut zurückdenken. Da war die Welt noch in Ordnung und es wurden keine Kinder durch kath. Priester missbraucht! Oder doch?
Viele Grüße
Belcanto

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
23.02.2010, 17:57
Ach Joachim
Das ist ein ganz anderes Thema...sollten wir hier nicht diskutieren.
Es ging mir um die Zusammenstellung
Viele Grüße
Hans-Jörg

JuHo54
23.02.2010, 19:44
Hallo Hans-Jörg,
ich habe dort einige mir bekannter Namen gelesen....
lieben Dank..!!!

liebe Grüße
Jutta

Roman H.
21.04.2010, 11:19
Hallo Zusammen,
als kleiner Nachtrag.
Soweit mir bekannt hat bis zur Flucht '45 (ab wann weiß ich leider nicht) Kaplan Peter Thiesen in der Königlichen Kapelle gewirkt.
Vielleicht kannte ihn Jemand.
Beste Grüße, Roman.

Christkind
21.04.2010, 14:38
Im Danziger Priesterbuch von R. Stachnik , S.220, ist Peter Thiessen erwähnt. Als Pfarrverweser in Danzig, Königl. Kapelle vom 1.6.1943 bis 14.12.1944.

______
Es grüßt, Christa

ada.gleisner
24.04.2010, 23:06
Guten Abend Hans-Jörg,
beim Durchlesen der Namen fiel mir Dr. Carl Maria Splett auf. Den Namen habe ich früher schon gehört, hatte er nach dem Krieg eine besondere Stelluing, vielleicht in der Flüchtlingsseelsorge ? Weißt Du oder jemand anderes etwas über ihn ? Liebe Grüße von Ada

waldkind
24.04.2010, 23:35
Liebe Ada,
hier der Versuch einer Antwort:

Carl Maria Splett (geb. 1898) war von 1938 bis 1964 Bischof von Danzig. Er wurde 1939 bis 1945 als Administrator nach Kulm beordert, weil hier durch die Nazi-Verfolgungen die kirchliche Seelsorge zusammengebrochen war. Er kam 1945 in sowjetische Haft und wurde nach seiner Freilassung von der polnischen Miliz inhaftiert, später in ein polnisches Kloster interniert. 1956 wurde er freigesetzt und nach Deutschland abgeschoben. 1957 setzte ihn Papst Pius XII. als Seelsorger für vertriebene danziger Katholiken in der Bundesrepublik ein. Starb 1964 in Düsseldorf.

Schönen guten Abend
Miriam

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
24.04.2010, 23:38
Und noch dazu ein Link
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Maria_Splett

Viele Grüße
Hans-Jörg

uwe theuerkauff
25.04.2010, 00:09
Hallo Ada,
Dr. Carl Maria Splett war ab 1938 Nachfolger von Eduard Graf O´Rourke katholischer Bischof von Danzig und war ab 1939 auch Apostolischer Administrator der Diözese Kulm.
Dr. Splett versuchte trotz aller durch die deutschen Behörden verursachten Schwierigkeiten und der Ablehnung von polnischer Seite seinen seelsorgerischen Aufgaben nachzukommen, sei es für die deutsch- sowie polnisch sprachigen Gläubigen.
Eine der einschneidensten Ereignisse in seiner Amtszeit war, dass er sich gezwungen sah, die polnische Sprache für kirchliche Vorgänge zu unterbinden. Es ist sicherlich gut nachzuvollziehen, welche Gratwanderung Bischof Splett unternehmen musste, zwischen deutschen Behörden, polnische Institutionen und der katholischen Kurie.
1945 nach dem Einmarsch der russischen Armee wurde Bischof Splett verhaftet, aber schon kurz nach der der deutschen Kapitulation wieder frei gelassen. Er nahm danach direkt seine Amtsgeschäfte wider auf. 3 Monate später wurde er von der polnische Miliz verhaftet. Wegen des Vorwurfs u.a. dem polnischen Staat und der katholischen Geistlichkeit geschadet zu haben, wurde er 1946 zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Ablauf dieser Zeit wurde er weitere 3 Jahre zwangsweise in katholischen Klöstern mehr oder weniger in Isolation gehalten.
Ende 1956 konnte Dr. Splett nach Westdeutschland ausreisen.
Heute ist man sich darin einig, dass aus der politischen Grosswetterlage heraus, Dr. Splett damals von polnischer Seite grosses Unrecht angetan wurde.
Viele Grüsse von
Uwe (Theuerkauff)

waldkind
25.04.2010, 10:29
Hallo Uwe,
mit Sätzen wie: "Heute ist man sich darin einig, dass aus der politischen Grosswetterlage heraus, Dr. Splett damals von polnischer Seite grosses Unrecht angetan wurde.", habe ich meine Schwierigkeiten. Wer ist sich einig? Die Deutschen, die Polen, die Russen? Oder die Katholiken dieser Länder? Und worin bestand das Unrecht genau? In der Internierung? In der Inhaftierung? Oder darin, dass die Polen ihn als Bischof von Danzig absetzten?

Man könnte eben so gut die Frage stellen, ob die Beibehaltung des Titels "Bischof von Danzig" bis 1964 im Zusammenhang der Großwetterlage in Ordnung war.

Darüber hinaus habe ich bisher keine Quelle gefunden, die belegt, dass Splett von den Nazis gezwungen wurde, die polnische Sprache innerhalb kirchlicher Vorgänge zu verbieten. Folglich kann ich zunächst nicht davon ausgehen, dass das stimmte. Wikipedia als Beleg reicht da nicht, auch nicht die Meinung der Katholischen Kirche als einzige Quelle.

Wenn es stimmte, dass Splett gezwungen wurde, auf grund von Nazi-Druck Verbote gegenüber Polen auszusprechen, dann war die polnische Gegenreaktion am Ende des Krieges möglicherweise nicht gerechtfertigt. Aber über die eigene politische Ausrichtung von Splett wurde, insbesondere gegenüber dem Staat Polen, in diesem Thread hier nichts Nachvollziehbares geschrieben, wofür es denn auch Belege gäbe.

Ich wollte nur darauf hinweisen, wenn man eine Wertung in seinen Kommentar schreibt, handelt es sich zunächst mal nur um die Meinung des Verfassers, solange dafür keine stichhaltigen Quellen vorhanden sind.

Mit sonntäglichen Grüßen
Miriam

hartiberlin
27.05.2010, 19:16
Hallo,
vielen Dank für diese Übersicht.
Es gab ja wirklich viele Pfarreien in Danzig !

Leider ist mein Ahne Bruno Hartmann dort nicht als Organist
vertreten.

Vielleicht spielte er auch erst später dort irgendwo ?
1931 war er auch erst 33 Jahre alt.

Gibt es so eine Übersicht auch noch für die Anfang 1940er Jahre ?

Vielen Dank.

Gruss, Stefan Hartmann.

hugeno
23.01.2011, 21:28
Hallo zusammen,bin hier im Forum ziemlich neu und muss mir stückweise Informationen erforschen. Habe aber bereits sehr viel erreicht,was ich vorher nie geglaubt habe.
Nun meine Frage: Ich wurde am 27.11.1943 in der Kapelle St. Michaels getauft. Auf der Bescheinigung des Standesamtes Zoppot ist seitlich der Taufvermerk. Leider bin ich der deutschen Schrift nicht mehr so genau kundig,um den Text zu entziffern. Mich interessiert der Name des Pfarrers,der zu dieser Zeit dort wirkte.
Für die Mühe und eine Aussage schon im vorab DANKE!
hugeno

hugeno
24.01.2011, 18:05
Hallo Christine, vielen vielen Dank. Volltreffer,Bedanke mich sehr für deine Hilfe. grüsse Hugeno

hugeno
24.01.2011, 18:07
Entschuldigung ,habe deinen Namen nicht korrekt aufgerufen, meine natürlich Christa.
hugeno

Christkind
24.01.2011, 22:06
Freut mich sehr.
Leo Schliep war dann nach dem Krieg im Bistum Hildesheim tätig.
_____
Liebe Grüße, Christkind, Christa, Christ...
alles passt .:D:D

jonny810
26.01.2011, 14:09
Hallo Hans Jörg,

auffällig für mich, sind die vielen, polnisch klingenden Namen.

J.Langfuhr
26.01.2011, 14:31
Natürlich war der Katholizismus im protestantischen Danzig kennzeichnend für polnischstämmige Herkunft. Meine verstorbene Mutter berichtete, in der Grundschule seien bei Bagatelldiebstahl (Bleistift, Radiergummi) immer gleich diskriminierend die katholischen Schüler verdächtigt worden.

Katholische Seelsorge war auch Seelsorge an Polnischstämmigen. Bischoff Splett konnte nur irgendwann zwischen allen Fronten dieser Tatsache zum Opfer fallen. Ist für Danzig eigentlich die Geschichte der Diskriminierung von Katholiken mit polnischem Hintergrund durch Protestanten mit deutschem Hintergrund schon geschrieben?

J.Langfuhr

J.Langfuhr

buddhaah
26.01.2011, 15:31
J. Langfuhr,

ich bin mit dieser Äquivalenz zwischen Katholizismus und polnischer Abstammung nicht so glücklich. Obwohl die Polen in Danzig wohl alle katholisch waren, war nicht jeder Katholik in Danzig ein Pole oder polnischstämmig. Es wohnte eine nicht zu vernachlässigende Anzahl deutscher Katholiken in Danzig...

Wo du richtig liegst, ist bei der Seelsorge.

Ich darf auch nochmal daran erinnern, dass nicht jeder Name, der auf "-ski" endet - somit "polnisch" klingt - auf polnische Ethnizität hinweisen muss.


Gruss,

Michael

Wo du

J.Langfuhr
26.01.2011, 16:42
Hallo Michael,

einverstanden! Diese Gleichsetzung entrüstete mein Mütterchen ja schon im Grundschulalter. Kinder spüren ungerechte Vorurteile. Ähnliche Stereotype gab es auch in Berlin.

Gruß

J.Langfuhr

buddhaah
26.01.2011, 16:45
Nachtrag: ich habe viel Freunde aus ländlichen Gebieten um Braunschweig. Dort feiert der angebliche "Konfessionskonflikt" fröhliche Urständ'.

Ich habe noch nie zuvor so viele Anklagen gehört, woran die "Katholen" nicht alles Schuld seien...

Gruss,

Michael

Christkind
26.01.2011, 19:08
"Ich habe noch nie zuvor so viele Anklagen gehört, woran die "Katholen" nicht alles Schuld seien..."

Ach,kein Problem,wir drohen dann mit dem Fegefeuer!:D:D

Auch die Kaschuben sind Katholen.
Alle meine Vorfahren katholisch, deutsche und polnische und kaschubische.
Das änderte sich dann nach dem Krieg.
_____
Schöne Grüße, Christa

Uwe
26.01.2011, 21:08
Hallo J. Langfuhr,

ich glaube nicht das der katholische Glaube in Danzig gleich zu setzen war mit polnischer Abstammung. Natürlich waren die Danziger in der Mehrheit protestantisch. Aber solche Gegenden gab und gibt es auch noch heute in Deutschland. Ich lebe auch heute in der "Diaspora" und das hat hier genauso wenig mit der Abstammung zu tun als früher in Danzig. Mein Urgroßvater war gläubiger Katholik in Danzig (bedingt durch den frühen Tod seines einzigen Sohnes), die Abstammung hat nach meinem jetzigen Kenntnisstandes keinerlei polnischen Ursprung. Da Nationalität und Abstammung aber in früheren Jahrhunderten eher von untergeordneter Bedeutung war kann man da natürlich nie sicher sein. Danzig war schon immer sehr anziehend und hat schon früh Menschen aus anderen Ecken Deutschlands beziehungsweise Europa angezogen, das war der Grund warum es eine katholische Minderheit gab. Natürlich waren darunter auch Menschen polnischer Abstammung. Die waren natürlich geschichtsbedingt hauptsächlich katholisch aber auch jüdischen Glaubens. Daraus den Schluss zu ziehen Katholik=Pole wäre allerdings in meinen Augen ein Trugschluss und entspreche nur einem "Schubladendenken".

Herzliche Grüße

Uwe

Beate
26.01.2011, 21:43
Hallo Uwe,
ich habe dieses Schubladendenken durch den Schwiegervater- aus Masuren stammend- kennen gelernt: "Die Deutschen waren evangelisch, die Polen katholisch!"
So wurde das bei ihnen im Dorf/Städtchen gesehen...

(Er selber ist evangelisch- aber mit einem katholischen Vater, wie ich auch nur durch Zufall vor kurzem erfahren habe....);)

J.Langfuhr
27.01.2011, 22:27
Ob jemand katholisch oder evangelisch war, geht historisch u.a. auf die nachreformatorische Friedensregelung "Wessen Herrschaft, dessen Religion" (Cuius regio, eius religio) zurück. Damals waren die Religionszugehörigkeiten im politischen Flickenteppich des deutschen Raumes relativ klar sortiert. Hier in Berlin und Brandenburg ist aber auch später genug über das preußische Toleranzedikt und von Religionsflüchtlingen bekannt.
Auch in den Handelszentren wird es schon früh konfessionelle Durchmischungen gegeben haben, die weder historisch noch als Folge von Flucht aus religiösen Gründen entstanden sind.
Der Zusammenhang von Religions- und ethnischer Zugehörigkeit kann daher wirklich nicht so einfach vorausgesetzt werden.
J.Langfuhr

JuHo54
27.01.2011, 23:51
Hallo Langfuhr, wie wahr!
Meine eigene Familie spricht dafür Bände.. Mein Ururgroßvater aus der Oberpfalz Anfang des 19. Jahrhunderts katholisch in der Gegend gestrandet, ein Teil der Kinder im bunten Wechsel mal evangelisch , mal katholisch getauft und zum Schluss evangelisch beerdigt....

Liebe Grüße
Jutta

Marc Malbork
28.01.2011, 02:16
Zitat:
"...nachreformatorische Friedensregelung "Wessen Herrschaft, dessen Religion"... Damals waren die Religionszugehörigkeiten im politischen Flickenteppich des deutschen Raumes relativ klar sortiert...."

Nja, im Raum Danzig-Westpreußen mit Betonung auf "relativ".

Historisch gesehen hat die Stadt Danzig die Reformation angenommen und wurde lutherisch. Zu Danzig gehörten allerdings nur relativ wenige Dörfer der Umgebung. Die war ansonsten königlich-polnisches (West-)preußen und dort schlug die Gegenreformation zu. Wegen der fragilen Machtverhältnisse hatte Danzig (siehe Königliche Kapelle) innerhalb seiner Mauern mit Rücksicht auf Polen auch Katholiken zu dulden und wegen der besonderen Rechtsstellung Westpreußens gab es neben den rekatholisierten Deutschen in den Dörfern insbesondere um Danzig auch alsbald wieder evangelische (Minderheits-)gemeinden, deren Kirchenneubauten besonders aus dem 18. Jh. man heute noch im Werder sehen kann.

Also für die Freie Stadt Danzig im 20. Jh. wird man dann zwar sagen können polnisch = katholisch, aber hier wäre deutsch = evangelisch schon für die Landgebiete schlicht falsch. Falsch wäre deutsch = evangelisch übrigens auch für die Nachbarregion Ermland. Die Deutschen dort waren katholisch. Eher richtig wäre diese Gleichsetzung hingegen für Masuren (kurioserweise mit einer vereinfacht gesagt polnischen Urbevölkerung) und das ganze weitere Herzogtum (Ost-)Preußen. Und auch für die altpreußische Provinz Pommern und das östliche Brandenburg traf deutsch = evangelisch auf die "Stammbevölkerung" zu, weil es dort keine Gegenreformation gab.

So, und weil oben Katholsche auf uns Evangelischen herumgehackt haben, gibts noch ne Retourkutsche:
Im Marienburger Werder war bis zuletzt in den evangelischen Gemeinden die Sage weit verbreitet, dass die katholisch-polnische Obrigkeit im 18. Jh. zähneknirschend den Evangelischen den Kirchenbau gestattet hatte, aber nur unter der empörenden Bedingung, dass die Kirche innerhalb von 48 Stunden oder so aufgeführt werden musste. Das erklärte natürlich, warum nur relativ kleine Fachwerkkirchlein gebaut werden konnten, die ohne richtigen Glockenturm auskommen mussten...Alles Schuld der Katholschen !:)

Christkind
28.01.2011, 09:21
Rüdiger, was du empörend findest, verstehe ich so: die katholische Obrigkeit wollte testen,ob die evangelischen Christen Wunder vollbringen können...:D
In Schlesien sind dann diese herrlichen Friedenskirchen (Schweidnitz,Jauer....) entstanden. Allerdings für diese Wunder brauchten die Evangelen wohl mehr als 48 Stunden.:D
____
Schöne Grüße, Christa