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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Danzigs Wasserwerke: Brunnenwasserwerk Steinschleuse



Wolfgang
09.03.2010, 21:03
Danzig hatte mehrere Wasserwerke. Eines davon war das Brunnenwasserwerk direkt an der Steinschleuse von dem heute nur noch die Ruine bzw. die Umfassungsmauern stehen. Dazu folgenden Artikel:

Auszug aus „Die Stadt Danzig – ihre geschichtliche Entwickelung und ihre öffentlichen Einrichtungen“, herausgegeben im Auftrage des Magistrats im Jahre 1904, Seiten 121-123

Brunnen-Wasserwerk an der Steinschleuse
Das Wachsen des Bedürfnisses nach Wasser, insbesondere während der Sommermonate, die Notwendigkeit für die auf eine einzige Zuleitung der Prangenauer Anlage basierte Versorgung der Stadt, eine Reserve für Notfälle zu schaffen, sowie die Verpflichtung der Stadt dem Mililitärfiskus gegenüber im Belagerungsfalle das Stadtrohrnetz mit täglich 3000 cbm Wasser zu versorgen, drängten die Stadtverwaltung dazu, auf die Schaffung einer den Ansprüchen genügenden Versorgung bedacht zu sein.

Mit Rücksicht auf den Anspruch des Militärfiskus war es ausgeschlossen, wiederum ein außerhalb der Stadt liegendes wasserführendes Gelände heranzuziehen. Es konnte somit nur die Anlage von Tiefbrunnen in Frage kommen. Die inzwischen in Bastion Gertrud seitens der Königlichen Fortifikation und in einigen Fabriketablissements auf der Niederstadt mit Erfolg ausgeführten Tiefbrunnen ließen es erwarten, auch auf dem städtischen Gelände an der Steinschleuse die Grundwasser führende Schicht anzutreffen. Die Resultate einer Versuchsbohrung bestätigte die Annahme, und so wurde an dieser Stelle das Reserve- und Zusatzwasserwerk an der Steinschleuse erbaut.

Dasselbe erhält sein Wasser aus drei in das Diluvium bis auf eine Tiefe von 38 m abgesenkte Rohrbrunnen, in denen im Ruhezustande sich das erschlossene Wasser auf durchschnittlich 1,2 m über dem Spiegel des nächstliegenden Wasserlaufes der neuen Mottlau erhebt.

Jeder der drei Brunnen, ein vierter ist vorgesehen, liefert bei Dauerentnahme rund 100 cbm pro Stunde.

Das aus demselben geförderte Wasser hat eine Temperatur von 8 Grad Celsius und ist frisch gefördert klar und farblos. Stehen opalisiert es und scheidet eine geringe Menge Eisen aus. Wenngleich der geringe Gehalt an Eisen, 0,16 bis 0,21 in 100 000 Teilen, das Wasser zu Genusszwecken nicht untauglich macht, mußte doch auf eine geeignete Enteisenung desselben beim Bau des Wasserwerkes Bedacht werden.

Bei dem Zweck des Werkes, zunächst nur eine Ergänzung für die Zeiten des Höchstverbrauchs und eine Reserve für Notfälle darzustellen und doch jederzeit betriebsbereit zu sein, wurde bezüglich der Antriebsmotoren die Wahl auf Gasmotoren gelenkt.

Für die Enteisenungseinrichtung konnten offene Belüftungs- und Filteranlagen nicht in Frage kommen, weil dieselben die Bedingung steter Betriebsbereitschaft auch bei monatelangen Unterbrechungen nicht erfüllen.

Das Verfahren von von der Linde und Dr. Hess der Enteisenung durch Zinnoxyd imprägnierter Holzwolle zeigte sich auch für längere Unterbrechungen nicht geeignet, und so wurde nach längeren Versuchen im Kleinen das dem Chemiker Stadtrat Dr. Helm patentierte Verfahren zur gebracht. Dasselbe besteht in dem Durchleiten des Wassers durch Eisenoxydul-oxyd (Brauneisenerz), welches in geschlossenen Gefäßen sich befindet, die in die Druckleitung eingeschaltet sind. Vor der Beschickung wird dies Material durch Rösten unter Luftzutritt von seinen pflanzlichen und sonstigen organischen Beimengungen befreit und sterilisiert. So vorbereitet, kann die Enteisenungsanlage monatelang außer Betrieb stehen und jederzeit nach einer kurzen Spülung in den Betrieb eingeschaltet werden.

Das Wasserwerk ist zunächst ausgebaut für eine Tagesleistung von 4000 cbm, erweiterungsfähig auf 8000 cbm. Es erhält sein Wasser, wie bereits gesagt, aus drei Tiefbrunnen, aus denen das Wasser durch Heberleitungen in einen gemeinschaftlichen Pumpenschacht überfließt.

Zwei Pumpwerke aus je zwei liegenden doppelt wirkenden Plungerpumpen saugen das Wasser aus dem gemeinschaftlichen Schacht an und drücken es durch die Enteisenungsanlage direkt in das Stadtrohrnetz.

Der Antrieb der Pumpwerke erfolgt mittels Riemen von zwei Gasmotoren von je 55 Pferdestärken.

Die Leistung jedes Pumpwerkes, von denen das eine die Reserve des anderen darstellt, beträgt rund 200 cbm pro Stunde. Für die Enteisenung sind zehn stehende Zylinder von 1,25 m lichtem Durchmesser und rund 4 m Höhe in die Druckleitung eingebaut. Der Enteisenungsvorgang vollzieht sich in diesen Zylindern ohne Zuführung von Luft. Der ausgeschiedene Eisenschlamm wird von Zeit zu Zeit durch Rückspülung abgeschwemmt.

Zur Sterilisierung des Materials in den Zylindern ist ein besonderer Dampfkessel, der gleichzeitig im Winter den Dampf zur Heizung der Räume liefert, aufgestellt.

Das Wasserwerk steht seit März 1902 betriebsfertig, es ist indes bisher nur zeitweilig tage-, beziehungsweise stundenweise in Betrieb gekommen.

Über die Qualität des Wassers geben die Analysen in dem (Tab. I, II, III) Aufschluß.

waldkind
10.03.2010, 11:14
Hallo Wolfgang,
im Plan von 1913 befindet sich südlich der Steinschleuse eine Pumpstation "Holzfeld Döring". Ist diese Pumpstation nun identisch mit dem im Artikel beschriebenen Wasserwerk. Oder handeltes sich hierbei noch um etwas anderes?
LG waldkind