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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Schleusengasse (ul. Kieturakisa) in der Niederstadt



Wolfgang
10.04.2010, 11:25
Guten Morgen,

als ich vorgestern die Niederstadt durchstreifte, führte mich mein Weg auch in die Schleusengasse (Kieturakisa), die von der Bastion Aussprung (Reduta Wyskok) abzweigt und in die Weidengasse (Lakowa) mündet.

Rechtsseitig erstreckt sich auf voller Länge bis zur Weidengasse hin das auch heute noch beeindruckende Gebäude des Marienkrankenhauses. Linksseitig stehen noch einige wenige Wohnhäuser, baufällig, mehr Ruinen gleichend. Eine große Baulücke erlaubt einen Blick auf Wohngebäude in der Kleinen Schwalbengasse und dem Hühnerberg.

Wolfgang
22.04.2010, 12:41
Schönen guten Nachmittag,

Franz Brandstäter schrieb Mitte des 19.Jahrhunderts in seinem Gedichtband "Gedania" folgende Worte, die früher wie heute auf diese Gegend zutreffen:

"Verschmähst Du's nicht, auch Orte zu besuchen,
Wo Armuth leidet, Noth und Kummer weint,
So folge mir zur weiten Niederstadt,
Nur hoffe nicht, der Armuth tief Geheimniß´
Schnell zu ergründen, bittern Schmerz und Noth
Sogleich zu sehn. Doch sieht's die Menschenliebe!"

sinus
22.04.2010, 23:24
Hallo Wolfgang,

das mag im 19. Jhdt noch so gewesen sein. 100 Jahre später war das keine schlechte Wohngegend mehr. Gehst Du in der Schleusengasse weiter über die Weidengasse, dann stehen dort heute noch auf der rechten Seite große 4-geschossige Miethäuser, in denen damals keine "kleinen Leute" wohnten, sondern überwiegend Kaufleute, Beamte, Offiziere, Lehrer, Pensionäre. Die Schwester meines Großvaters, Olga Haese, Lehrerwittwe, hatte dort im Eckhaus Weidengasse/ Schleusengasse eine große Wohnung zur Miete.

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus

D-Niederstadt
27.04.2010, 17:37
Hallo Sinus,

das kann ich nur voll und ganz unterstreichen. Im Wohnhaus meiner Familie in der Schilfgasse 1b war die Struktur der Bewohner sehr Bürgerlich. Dort befand sich im Vorderhaus das Kolonialwarengeschäft meiner Großtante Kreuzia Behrendt. Im zweiten Stock wohnte mein Großvater Harry Riegel, der bei der Bank von Danzig beschäftigt war und dem das Haus zusammen mit seiner Schwester gehörte. Im Hinterhaus wohnte Robert Sabel der eine Autoreparaturwerkstatt an der Gewehrfabrik betrieb.

Grüsse aus Karlsruhe/Baden

Ulrich Riegel

Felicity
27.04.2010, 23:51
Lieber Wolfgang ! Danke Dir fuer Deinen Gruss von der Niederstadt. Als wir aus der Schule in den Kriegseinsatz einberufen wurden, war ich im Marienkrankenhaus als Krankenschwester eingezogen und habe dort auch den Ende des Krieges erlebt. Bin ja in Weidengasse 4 geboren, heute Autobahn und dann fuer viele Jahre war Weidengasse 48 mein Heim, heute eine Grassflaeche an der Ecke Hirschgasse. Werde bald auch wieder dort sein und Heimatluft einatmen. Liebe Gruesse von der Feli.

zibiza
19.06.2012, 18:44
Liebe Felicity,
die Fotos von Weidengasse 4 können Sie auf die Seite Opowiadacze Historii finden www.facebook.com/pages/Opowiadacze-Historii/279328785471399 und http://www.facebook.com/media/set/?set=a.305594256178185.69440.279328785471399&type=3 Ich werde mich sehr freuen wenn Sie etwas mehr von Ihrer Kindheit erzählen könnten.
Gruße Marek

sinus
29.09.2012, 20:42
Geschichte des Marienkrankenhauses

Hallo,
zur Geschichte des Marienkrankenhauses siehe
http://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=21542&from=latest

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus

Felicity
02.10.2012, 02:06
Lieber Marek ! Ich bin, wie schon so oft, in Gedanken, durch die Niederstadt getrottelt. Die Weidengasse war fuer mich die HEimat,in No. 4 geboren und dann in No.48 aufgewachsen. 1944-45 verbrachte ich im Marienkrankenhaus im Kriegseinsatz und dann kam der Tag an dem wir die Heimat verliessen. Ich wear schon oft zurueck in Gdansk und die Niederstadt ist immer noch ein Anziehungspunkt fuer mich, ich bin immer im 'Dom Muzyka'. In der Vorkriegszeit war die Niederstadt eines der schoensten Viertel von Danzig. Mit der herrlichen Allee und den alten Baeumen. Auch die Haeuser waren imposant und ich kann mich immer wieder an alles erinnern. Aber die Zeiten aendern sich und das Leben auch. Wir sind doch dauernd in einem Wandel von einer Zeit in die andere. Schoen ist es wenn man dann hin und wieder von Menschen hoert die im selben Sandkasten gespielt hatten oder am selben Tag in Heubude am Strand lagen. Liebe Gruesse von der Niederstaetischen Feli die jetzt ein richtiger Aussie von Down Under ist

zibiza
08.10.2012, 18:08
Liebe Felicity,
ich freue mich sehr, dass ich dank dieses Forum eine Person kennengelernt habe, die in der Niederstadt geboren wurde und hier gelebt hat. Ich habe hier gelesen, dass Sie Ihre Errinerungen aufgeschrieben haben und ich wuerde sie sehr gern lesen. Ist es moeglich das Buch irgendwo zu finden oder einzukaufen? Gruesse

Felicity
09.10.2012, 00:51
Liebe Gruesse auch von mir. Meine Buecher sind in englisch. Es sind 3 kleine Buecher in einer Geschenkspackung und vielleicht hat Wolfgang sie auch nach Danzig mitgebracht, dann kannst Du sie vielleicht von ihm ausborgen. Das erste erzaehlt von meiner Kindheit, das zweite vom Bushleben in Australien und das dritte berichtet von meinem Werdegang und meinem Studium. Liebe Gruesse von der Feli, die noch immer 'Spaziergaenge' auf der Niederstadt macht und in Gedanken mehr und mehr in der Heimat ist,