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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Werder oder Niederung? / Hochwassergefahren



tannseer, +2014
24.04.2010, 13:34
Hi Wolfgang,
du schreibst immer, es geht raus ins Werder. Kommst Du auch mal in das richtige Werder, was die Gegend um Neuteich bedeutet. Lichtenau, Lesewitz, Lindenau, Tannsee, Kunzendorf usw. Das ist das Werder. Wo Du hinfährst ist für mich immer noch die "Niederung".
Trotzdem, viel Spass.
Arno (tannseer)

Wolfgang
26.04.2010, 16:41
Schönen guten Nachmittag,
hallo Arno,

Werder? Niederung? Welchen Unterschied gibt es? Zu allen Zeiten wurde recht willkürlich festgelegt, was die Niederung ist, wo das Werder anfängt. Diese Willkür wurde dann auch noch zementiert als man zu Freistaatzeiten Landkreise schuf und ihnen die Namen "Danziger Niederung" und "Großes Werder" gab. Häufig wurde aber auch die Niederung als Werder bezeichnet.

Was sind also Niederung und Werder? Landschaften, die durch politische Entscheidung so benannt wurden? Landschaften, die aufgrund ihrer geographischen oder vielmehr topographischen Eigenheiten so benannt werden könnten? Ist nicht das gesamte Niederungsland an der Danziger Küste bis weit hinein ins Hinterland eine Werderlandschaft?

Es gibt Karten aus Freistaatzeiten, in denen das gesamte Gebiet östlich/südöstlich Danzigs als "Danziger Werder" bezeichnet wird, dem sich das "Marienburger Werder" anschließt (1 cm-"Karte des Gebietes der Freien Stadt Danzig" von 1930, herausgegeben vom Reichsamt für Landesaufnahme 1930 in Berlin).

Zugegeben, auch ich habe unser Forum sehr willkürlich gegliedert in dem ich alles östlich der Stromweichsel zum "Werder" zuschlug und das was westlich der Weichsel bis Danzig und nördlich der Höhe liegt, der Niederung zurechnete.

Früher war die gesamte Gegend mit Danzig Mündungsgebiet der Weichsel mit ihren unzähligen Armen, die im ständigen Wechsel vergingen und neu entstanden. Jedes Hochwasser schuf die Landschaft neu. Mit den Eindeichungsmaßnahmen wurde das Gebiet zum Werder. Im Niederländischen wird darunter eine flache von Flüssen durchzogene Landschaft verstanden.

Heute sind dort jedoch nicht immer und überall die typischen Merkmale einer Werderlandschaft zu erkennen obwohl weite Landschaften Depressionsgebiet sind. Der Grundwasserspiegel ist gesunken, die meisten Gräben und Kanäle gibt es nicht mehr und etliche der noch wenigen vorhandenen ähneln mehr versumpften und verkrauteten Tümpeln in denen das Wasser steht.

Trotzdem ist an manchen Bächen/Flüssen erkennbar, dass sie unter dem Meeresspiegel liegende Landschaften durchfließen, z.B. an der Mottlau und der Königsberger Weichsel, die eingedeicht über der Werderlandschaft interessante Bezugspunkte im Flachland darstellen.

Übrigens, Arno, ich komme auch immer wieder mal nach Neuteich, bis nach Marienburg. Ich denke, es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis ich die Gegend noch sehr viel intensiver erkundigen kann.

Marc Malbork
27.04.2010, 00:24
Zitat tannseer: ...das richtige Werder, was die Gegend um Neuteich bedeutet. Lichtenau, Lesewitz, Lindenau, Tannsee, Kunzendorf usw. Das ist das Werder...
Bravo, tannseer ! Endlich hält hier mal jemand die Fahne der Gegend ab Neuteich hoch.:) War auch Teil der Freien Stadt Danzig. Ein reiches, gesegnetes Land.

Und wenn alles gut geht, werde ich in ein paar Tagen in der Gegend sein !!!:D

Allerdings kann man Wolfgang recht geben. Auch bei den alten Danzigern, die es ja genau hätten wissen müssen, waren die Bezeichnungen nicht einheitlich.

So wird in den Heften des Landesmuseums säuberlich getrennt zwischen der Danziger Niederung (das ist alles westlich der Stromweichsel was nicht Höhe ist) sowie zusätzlich der Danziger Nehrung (alles nördlich der Toten und Elbinger Weichsel). Und erst ab der Elbinger Weichsel beginnt das (Marienburger) Große Werder.

Andererseits finden Leute (z.B. aus der Gegend von Prinzlaff :)) die sich deshalb verwundert nur noch als "Nehrunger", nicht aber mehr als "Werderaner" verstehen könnten, Trost in R. Montaus Heimatkunde von 1924. Dort werden die Dinge vereinfacht: Was nicht Höhe ist, ist eben Werder. Bis auf den Strand. Der ist als dritter Landesteil das "Dünengebiet".:)

Wolfgang
27.04.2010, 00:30
Schönen guten Abend,
hallo Rüdiger,

Du erkennst meinen wunden Punkt vollkommen richtig: "Andererseits finden Leute (z.B. aus der Gegend von Prinzlaff :)) die sich deshalb verwundert nur noch als "Nehrunger", nicht aber mehr als "Werderaner" verstehen könnten, Trost in R. Montaus Heimatkunde von 1924."

Als Prinzlaffer werde ich deswegen alles tun, damit ich als Werderaner gesehen werde. Was kann ich schließlich dafür, dass ich auf der "falschen Seite" der Elbinger Weichsel bin (übrigens bin ich nicht NÖRDLICH der Elbinger Weichsel sondern WESTLICH von ihr). Hundert Meter weiter östlich wäre ich "echter" Werderaner!

Wann wirst Du denn in Danzig sein?

Marc Malbork
27.04.2010, 01:01
Na denn Hallo Werderaner Wolfgang,

so nahe am Werder, da lassen wir mal Gnade vor geologischer Korrektheit gehen.:)

Bin vom 01. - 06. Mai in Danzig, zum Welttreffen passte es leider nicht.

Vorausgesetzt, das Wetter und meine Kondition spielen mit, gehts dann an einem Tag mit der Bahn nach Tczew und dann wird ostwärts, nein, nicht geritten, nur friedlich gewandert. Über die Brück und durch die Dörfer. Ziel Bahnhof Szymankowo/Simonsdorf. Freue mich schon.

Wolfgang
27.04.2010, 02:08
Schönen guten Abend,
hallo Rüdiger,

ich sehe weder politisch noch geographisch noch topographisch bedingte Grenzen. Ich bin kein Stadtkind und deswegen werde ich mich auch nie als "Stadt-Danziger" fühlen, obwohl ich dort gemeldet bin. Meine Geschichte ist vielmehr verwoben mit dem Werder. Mütterlicherseits war der erste mir bekannte Vorfahr in Jankendorf (ein paar Steinwurf entfernt -auf der "richtigen" Seite der Elbinger Weichsel- von dem Ort wo ich nun bauen werde) als Gerber beheimatet.

Wer die Geschichte kennt, wer über die tagtäglichen Probleme mit dem Wasser weiß, wird nicht mehr unterscheiden zwischen Niederung und Werder. Eines Tages wird wieder Solidarität gefragt sein, nämlich dann wenn ungestüme Wasser das Werder überfluten. Und die Weichsel wird dann links oder rechts ausbrechen und sie wird dann einen Schiet darauf geben ob sich das überschwemmte Land Niederung oder Werder nennt.

Beate
27.04.2010, 02:20
Meinst du das im Ernst, Wolfgang? Und mit dem Wissen um die etwas unberechenbare Situation baust du dort? Kommt mir ja ein wenig wie die Menschen in Cochem an der Mosel vor, die auch mit stoischer Ruhe ihr zahlreiches Hochwasser in den Kellern hinnehmen...

Liebe Grüße Beate

radewe
27.04.2010, 02:42
Ich würde Wolfgang den Bau eines Hausboots empfehlen.
Bei Hochwasser spart er die Grundsteuer und vor allem, er ist in Sicherheit.

Ein Urteil des Oberlandgerichts Hamburg: „Hausboote brauchen keine Grundsteuer zahlen“.

Grüße von Hans-Werner aus Hamburg

Wolfgang
27.04.2010, 03:21
Schönen guten Abend,
hallo Hans-Werner, hallo Renate,

wer behauptete, das Gebiet östlich der Weichsel könnte nicht wieder dramatisch überschwemmt werden, müsste sich gefallen lassen der Blindheit beschuldigt zu werden. Es ist absolut sicher: Dieses Gebiet wird eines Tages wieder dem Meer gehören. Ich weiß nicht wie lange das dauern wird, aber ich hoffe dass ich dann dort bereits ruhen werde.

"Wer nicht deichen will muss weichen!"... eine jahrhunderte alte Erkenntnis, die nur sehr sehr zaghaft im Werder umgesetzt wird. Ich könnte etliche Beispiele drohender Gefahren aufzeigen, aber das bringt nichts. Da ist weder das Bewusstsein bei den heutigen Bewohner noch bei den Behörden erkennbar. Ich könnte etliche schlimme Deichschäden nennen. Aber was soll's: Der momentan absolut schlimmste vorstellbare Fall wäre, dass die Weichsel südlich ihres Mündungsgebietes ihr Bett verlässt und das Werder überschwemmt. Ich wäre -im günstigsten Fall- in einer Zuschauersituation, denn ich liege rund drei Meter über dem Meeresspiegel (also auf dem Niveau des Normal-Weichselstandes) während große Teile des Werders bis zu zwei Meter unter Normalnull liegen.

Heute ist sich praktisch NIEMAND mehr der nach wie vor drohenden Gefahren bewusst. Wer jenseits der Weichsel nach Fürstenwerder (Zulawki) fährt sollte bitte nach den zahlreichen Storchennestern achtem - und auch auf die fragmentarisch erkennbaren haushohen Deichbauten. Eine Hochwassergefahr gibt es heute scheinbar nicht mehr - aber das kennzeichnet auch den nach dem Krieg erfolgten Bruch mit Gefahren, Erfahrungen, Nöten, Erkenntnissen, Traditionen.

Keiner der heutigen Bewohner vermutet es, aber es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sich die Natur das zurückholen wird was ihr eigentlich gehört. Ich glaube, dass ich den Anfang noch erleben werde.

Beate
27.04.2010, 08:35
Na, Wolfgang, dann will ich dir mal wünschen, dass du wirklich nur den Anfang miterleben wirst und nicht aufgrund einer üblen Laune der Natur am Ende mehr...
Mit dem Wissen solltest du dich doch vielleicht mit dem Gedanken an ein Hausboot als "Zweitwohnsitz" anfreunden, wie Hans- Werner schrieb.

Schöne Grüße Beate;)

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
24.08.2010, 16:54
Hallo Wolfgang
Mal eine Frage -- Du hast es wohl schon mal beschrieben :
Dein Grundstück liegt nun direkt am Fluss? ( eigener Zugang ) ?
Einen Deich gibt es wohl nicht oder doch ?
Wie hoch darf das Wasser steigen ohne das es Probleme gibt
Soll da auch eine “Anlegestelle “ entstehen ?
Kann man da auch Angeln ?
Viele Grüße und weiter Viel Erfolg !!!
Hans-Jörg

Wolfgang
24.08.2010, 19:37
Schönen guten Nachmittag,
hallo Hans-Jörg,

ich wiederhole noch einmal ganz kurz ein paar Angaben zu meinem Grundstück:

Ja, ich habe 40 laufende Meter Ufergrundstück an der Elbinger Weichsel. Ein Deich ist nicht notwendig, weil von ihr keine wesentlichen Hochwassergefahren ausgehen. Das Wasser darf maximal 3 Meter steigen, da meine Erdgeschossfußbodenhöhe bei bei ca. 3 Meter liegt. Eine Anlegestelle gibt's bereits jetzt (habe ich erstmals vor ca. 4 Jahren berichtet und dann immer wieder mal) und Angeln kann man da auch.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
25.08.2010, 00:11
Danke schön Wolfgang
Die Daten hatte ich nicht mehr in Erinnerung --- kann ja wohl nichts passieren !!!
Viele Grüße nach Danzig.
Hans-Jörg