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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diskriminierung jüdischer Mitbürger in den Volksbadeanstalten



Wolfgang
26.06.2010, 12:02
Schönen guten Morgen,

unter dem Thema Judenstrand in Zoppot (http://forum.danzig.de/showthread.php?4725-Judenstrand-in-Zoppot) wird darüber gesprochen ob es Diskriminierungen der jüdischen Mitbürger am Zoppoter Strand gab und ob es sogar einen separaten "Judenstrand" gab. In Zoppot sollten ausländische Kurgäste (Devisenbringer) nicht verschreckt werden und deswegen waren Diskriminierungen und Ausschreitungen gegenüber jüdischen Mitbürgern anfangs, das heißt Mitte der dreißiger Jahre, nicht ganz so häufig wie in der Stadt Danzig.

Am 25. Oktober 1937 gab es folgende amtliche Bekanntmachung:

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Die Städt. Kur- und Seebäderverwaltung hat sich aufgrund zahlreicher Beschwerden von Seiten der Besucher der Städt. Volksbadeanstalten Altstadt, Niederstadt, Neufahrwasser und Schidlitz veranlasst gesehen, für die jüdischen Besucher dieser Badeanstalten einen festen Besuchstag einzurichten, und zwar ist der Donnerstagnachmittag in der Zeit von 10 bis 20 Uhr für Badegäste jüdischer Rasse festgesetzt worden. Während der übrigen Wochentage ist angehörigen der jüdischen Rasse die Benutzung der Volksbadeanstalten nicht gestattet.

Veranlassung zu dieser Maßnahme gaben Beschwerden von Besuchern der Volksbadeanstalten, die sich zum Beispiel in den Anstalten Altstadt und Schidlitz weigerten, Badezellen zu benutzen, die vorher von jüdischen Benutzern benutzt worden waren. In besonders starkem Maße wurden die sogenannten ermäßigten Badetage, die für die sozial schlechter gestellten Schichten der Bevölkerung eingerichtet worden sind, von jüdischen Elementen wahrgenommen, die an diesen Tagen die Badeanstalten geradezu überfluteten.

Um allen unliebsamen Vorfällen von vorneherein vorzubeugen und dem Volksempfinden Rechnung zu tragen, sind infolgedessen besondere Badestunden für Juden eingerichtet worden. Daß damit den Juden die Möglichkeit der Benutzung der Volksbäder erhalten worden ist, muß als besonderes Entgegenkommen der Behörden betrachtet werden.
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Dazu, ob und wann die Volksbadeanstalten am Ostseestrand ebenfalls davon betroffen waren, habe ich bei meiner Recherche noch nichts Schriftliches gefunden. Diskriminierungen und Übergiffe gegen jüdische Strandbesucher gab es jedoch auch dort. So meldete z.B. das Deutsche Generalkonsulat in Danzig am 15.07.1935 an das Auswärtige Amt:

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An zwei aufeinanderfolgen Sonntagen drangen teilweise uniformierte Trupps von etwa 30 Personen in die öffentlichen Badeanstalten Glettkau, Brösen und Heubude, hefteten an weit sichtbarer Stelle das Plakat "Die Juden sind unser Unglück" und belästigten Badegäste.
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Den vollen Text des Telegramms werde ich unter Judenstrand in Zoppot (http://forum.danzig.de/showthread.php?4725-Judenstrand-in-Zoppot) veröffentlichen.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
26.06.2010, 15:13
Hallo Wolfgang / Eberhard
Schade .. wenn es meiner Mutter ( fast 93 ) besser gehen würde hätte Sie sofort eine Antwort betr. Brösen.
Ich werde versuchen Sie beim nächsten Besuch zu fragen.

Viele Grüße
Hans-Jörg