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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sabrina Janesch: Katzenberge



Wolfgang
29.07.2010, 22:54
Schönen guten Abend,

vor ein paar Tagen erhielt ich Sabrina Janeschs Debüt-Roman "Katzenberge". Sabrina Janesch war in der zweiten Jahreshälfte letzten Jahres Stadtschreiberin in Danzig und dort traf ich sie ein paar Mal. Bereits seinerzeit machte sie mich auf dieses Buch aufmerksam und neugierig.

Aus "Katzenberge" habe erst rund 50 Seiten gelesen und möchte mich deswegen lediglich mit einem ersten Eindruck melden. Viel interessanter ist: Sabrina Janesch liest gerade auf mehreren Internet-Seiten Auszüge aus ihrem Buch, so z.B. unter http://www.aufbau-verlag.de/index.php4?page=28&show=20668

Einfach am Ende der Seite das Video starten und dann könnt Ihr sie sehen und hören.

Nun mein erster Eindruck: Sabrina Janesch schreibt wunderbar. Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen, im Heute und zur Zeit des Großvaters. Sie schildert alles überaus präzise, mit feinem Wortwitz und leiser Ironie. Man kann sich (wenn man die Zeit hat) in dem Buch festlesen.

Wenn ich das Buch ausgelesen habe, werde ich eine etwas ausführlichere Rezension verfassen. Aber ich denke bereits jetzt, dass es sich lohnt, das Buch zu lesen.

Sabrina Janesch
Katzenberge
Roman
Gebunden, 304 Seiten,
Erschienen bei: Aufbau-Verlag
978-3-351-03319-4
19,95 €

Wolfgang
01.08.2010, 15:22
Schönen guten Nachmittag,

soeben habe ich das Buch ausgelesen. Mein erster sehr positiver Eindruck des Buches hat sich bestätigt.

Sabrina Janesch entstammt einer deutsch-polnischen Familie mit deutschem Vater und polnischer Mutter. Ich weiß nicht, wieviel ihrer eigenen Familiengeschichte in diesen Roman einfließt. Das in Ich-Form geschriebene Buch handelt von einer jungen Frau, Nele, die zur Beerdigung ihres Großvaters -dem Vater ihrer Mutter- von Berlin aus in ein schlesisches Dorf fährt. Den verstorbenen Großvater, ein Flüchtling aus dem heute zur Ukraine gehörenden Galizien, umranken unausgesprochene Geheimnisse. Niemand will mit Nele darüber sprechen, aber auf Drängen ihrer Mutter wird sie selber neugierig und beschließt, den Versuch zu unternehmen, Licht in das Dunkel ihrer Familiengeschichte zu bringen.

Die Handlung dieser Familiengeschichte spielt sich in zwei Zeitebenen ab. Nele erinnert sich an Erzählungen ihres Großvaters über seine alte galizische Heimat, an Flucht, an die spätere Inbesitznahme eines deutschen Hofes in Schlesien. Und dann die zweite Zeitebene im Heute, in der Nele ihre Eindrücke und Erlebnisse schildert im schlesischen Dorf ihres Großvaters, in Südostpolen und dann in der Ukraine.

Es ist ein Buch mit dem ein polnisches Vertriebenen- bzw. Flüchtlingsschicksal aufgezeigt wird und die späte Spurensuche einer Enkelin. Es gibt viele Geheimnisse, Geheimnisse von denen Nele nichts wusste, mit denen sie konfrontiert wird, die sie kaum zu glauben vermag. Sabrina Janesch schafft es meisterhaft, die Handlung mehr und mehr zu verdichten und die Spannung zu steigern. Gelingt es Nele, das was ihr an Schrecklichem berichtet wird, zu klären, Gewissheit zu erlangen?

Nele findet Antworten. In Südostpolen, in der alten galizischen Heimat ihres Großvaters. Dort angekommen entnimmt sie dem Boden ein wenig Erde um einen alten Fluch zu bannen.

Im Buch verweben menschliche Schicksale, Glaube, Aberglaube, Herzlichkeit. Es ist leise, magisch erzählt, alles ist sehr genau beobachtet. Es entführt in eine untergegangene Welt von gestern die ihre Spuren in den Menschen von heute hinterließ.

Obwohl Sabrina Janeschs Erzählstil vollkommen anders ist, erinnert mich ihr Debüt-Roman doch ein wenig an den Schriftsteller Arno Surminski, dessen Erzählungen aus seiner ostpreußischen Heimat nicht nur thematische Parallelitäten erkennen lassen.

Mein Fazit: Ein wunderbares Buch, das ich uneingeschränkt empfehle

Wolfgang
13.09.2010, 18:30
Hier noch eine Rezension des Buches bei ntv.de: http://www.n-tv.de/panorama/lesenhoeren/Vertreibung-ins-schissige-Schlesien-article1467501.html

AngelB +12.3.22
14.02.2011, 19:35
Hallo Wolfgang,

ich habe das Buch auch gelesen und moechte es mit Guenter Grass halten. Auch ich wuensche diesem Buch recht viele Leser ! Es hat sowohl seine beklemmenden als auch seine komischen Seiten.

Angelika

Wolfgang
02.04.2011, 17:51
Schönen guten Nachmittag,

nachdem nun in den letzten Tagen dem Roman "Katzenberge" erneut Aufmerksamkeit geschenkt wurde (u.a. auch im "Spiegel" und im hier in Polen erscheinenden "Schlesischen Wochenblatt") möchte ich auf eine weitere Rezension in der Badischen Zeitung aufmerksam machen: http://www.badische-zeitung.de/nachr...-43661919.html (http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/kultur/literatur/eine-reise-in-die-koepfe-der-grossvaetergeneration--43661919.html)