Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorlaubenhaus Hamm in Fürstenwerder
Wolfgang
27.08.2010, 11:45
Schönen guten Morgen,
Fürstenwerder hatte einst reiche Vorlaubenhäuser. Viele sind verschwunden, eingestürzt, manche sind kaum mehr zu retten, aber besonders ein Vorlaubenhaus scheint geradezu mustergültig und mit großem Aufwand renoviert.
Ein Italiener ließ sich dazu verleiten, dieses Haus wiederherzustellen. Man sagt, die dabei auftretenden Schwierigkeiten mit den Behörden -vor allem dem Denkmalschutz- hätten ihn zermürbt und seine Kräfte gefressen. So ist es tragisch, dass er sich seines Werkes nicht lange erfreuen durfte. Kurz nach Beendigung der Arbeiten starb er.
Es ist eines der schönsten und farbenprächtigsten Vorlaubenhäuser im ganzen Werder.
Ein kleines Detail phasziniert mich besonders. Das halbrunde Fenster im Giebel der Vorlaube wie es in früheren Zeiten in so manch einem Vorlaubenhaus zu finden war. Es inspiriert mich bei den Planungen ein ähnlich traditionelles Fenster in meiner Vorlaube zu verwenden.
Mariolla
27.08.2010, 12:44
Hallo Wolfgang,
es ist ein wunderschönes Vorlaubenhaus, wo ich vermutlich stundenlang vor Bewunderung davor stehen würde. Diese einzigartige Architektur versetzt mich in Träumerei und Schwärmerei. Man sagt ja, die Mennoniten hätten die Bauweise der Vorlaubenhäuser eingeführt. Stimmt das?
Das halbrunde Fenster scheint mit einem schmiedeeisernen Schmuck ausgestattet zu sein, denn ein Bleiglasfenster ist es wohl nicht.
Die Schmiedekunst ist sehr reizvoll und beherbergt eine riesige Palette an Mustern und Formen. Es fällt auf, wenn man sich in Ruhe und mit viel Liebe zum Detail die alten Gemäuer anschaut. Vermutlich würde ich so ein Fenster auch einbauen und vorallem selbst entwerfen.
Viele Grüße Mariolla alias Marion
Wolfgang
27.08.2010, 13:06
Schönen guten Nachmittag,
hallo Marion,
es gibt wirklich einzigartige Vorlaubenhäuser deren Erhalt häufig jedoch mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Praktisch alle stehen unter Denkmalschutz. Da dies für die meisten Eigentümer zuerst einmal mit Auflagen und finanziellen Konsequenzen verbunden ist, wirkt der Denkmalschutz kontraproduktiv. Da man nur wenig ändern darf und dies zudem mit hohen Kosten verbunden ist, tut man einfach nichts mehr oder fördert den Zerfall sogar nach Kräften indem man Fenster offen stehen lässt, defekte Gefache nicht erneuert und am Dach ein paar Ziegel entfernt. So ein Beispiel gibt es auch in Fürstenwerder wo ein anderes Vorlaubenhaus direkt an der Hauptstraße zusammengebrochen ist. Dieses Haus war vor Allem wegen seiner einmaligen und aufwändigen Schnitz- und Drechslerarbeiten berühmt.
Ich kenne viele Vorlaubenhäuser, kenne von einigen auch deren Geschichte. In der nächsten Zeit werde ich mich mit ihnen thematisch etwas intensiver befassen.
Mariolla
27.08.2010, 14:04
Hallo Wolfgang,
ja, da dreht sich mir das Herz im Leibe um. Der Denkmalschutz gibt sehr viele Auflagen vor, auch bei uns in Deutschland. Bei jeder kleinsten Änderung muss eine Genehmigung eingeholt werden. Das wird in Polen auch nicht anders sein. Die Kosten muss der Eigentümer selber tragen, es gibt nur geringe finanzielle Zuschüsse. Wie ist es finanziell in Polen geregelt, erhalten die Hauseigentümer absolut keinen finanziellen Zuschuss? Verfallen die Häuser nun aus Geldmangel oder weil der Eigentümer eine Modernisierung geplant hat und diese Veränderung nicht genehmigt wurde? Existieren Initiativgruppen oder private Vereine, die sich für den Erhalt der einmaligen Vorlaubenhäuser einsetzen und nötige Gelder sammeln?
Von einer Bekannten steht das Elternhaus in Thüringen unter Denkmalschutz.
Sie hatten Not und sehr viel Ärger, weil man ein vernünftiges Bad mit WC im Haus einbauen wollte. Die Menschen möchten es bequem und modern haben und nicht hinter das Haus auf ein Plumsklo gehen. Statt nach Lösungen zu suchen und Kompromisse einzugehen, kamen immer wieder negative Bescheide. Inzwischen wurde eine Lösung gefunden, was zwar nicht unbedingt
dem Ideal entspricht, aber den Zweck erfüllt. Auch da kamen damals die Sätze auf wie, "ich lasse alles verkommen" oder "ich hacke alles auf" ect..
Hinter den Sätzen stand Wut und Verzweiflung.
Vielen Grüße Marion alias Mariolla
Wolfgang
27.08.2010, 19:55
Schönen guten Abend,
dieses aufwändig renovierte Vorlaubenhaus gehörte wahrscheinlich dem Mennoniten Aron Hamm, der ihn 1912 von Hermann Wienß gekauft hatte.
Wolfgang
24.02.2012, 09:34
Schönen guten Morgen,
hier ein paar Fotos des wunderschön renovierten Hauses in dem Dr. Aron Hamm (Erinnerungen an Fürstenwerder) (http://forum.danzig.de/showthread.php?8089-Erinnerungen-an-F%FCrstenwerder) aufgewachsen ist. Das Haus wurde von einem mittlerweile verstorbenen Italiener gekauft und mit großem Aufwand umgebaut. Es ist aber sehr deutlich zu sehen, dass ein solches Haus permanenter Pflege bedarf.
Im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit, auch einzelne Zimmer im Inneren zu besichtigen. Es ist schon beeindruckend, wie wuchtig, wie massiv und mit welcher Atmosphäre ein solches im alten traditionellen Stil gebautes Vorlaubenhaus wirkt.
Viele Grüße aus dem windigen Werder
Wolfgang
Wolfgang
01.03.2015, 11:16
Schönen guten Morgen,
ein Traumhaus ist zu verkaufen! Es wäre MEIN Traumhaus, hätte ich hier nicht schon gebaut. Und so muss ich mir nun eben das Träumen abgewöhnen. NIE hätte ich gebaut, wäre mir so etwas in all den Jahren vor meinem Bau angeboten worden.
Das Vorlaubenhaus "Hamm" ist zu verkaufen. Es ist eines der schönsten, größten, reichsten und am besten erhaltenen im ganzen Werder. Es wird voll eingerichtet verkauft, mit vielem wunderbarem antiken Mobiliar. Vor ein paar Jahren wurde es komplett renoviert. Ich war zwei Mal in ihm, und ich war jedes Mal von der Atmosphäre angetan, die dieses aus dem Jahr 1825 stammende historische Gebäude ausstrahlt.
Wohn- und Nutzfläche des teilunterkellerten Hauptgebäudes: 570 qm
Grundstück: ca. 2.000 qm
zusätzlich ein großes Nebengebäude, teils als Doppelgarage genutzt
Das Haus wird für 500.000,00 Zloty angeboten, also rund 125.000,00 Euro. Für mich ein schier unfassbarer Preis, denn wenn ich alleine rechne, was Grundstück, Nebengebäude und Mobiliar wert sind... - schade, dass ich schon gebaut habe.
Das Verkaufsangebot mit vielen Fotos ist zu finden unter: http://otodom.pl/lokal-zulawki-id34378075.html (Übersetzung des Beschreibungstextes mit Google-Translate bringt ein brauchbares und verständliches Ergebnis).
Das Haus liegt verkehrsgünstig, trotzdem aber sehr ruhig. Entfernung zur Elbinger Weichsel: 200 Meter, Entfernung zu mir: 450 Meter Luftlinie :)
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Inge-Gisela
01.03.2015, 11:35
Wolfgang, Du sagst es, ein Traumhaus. Was würde man dafür z.B. in Deutschland bezahlen. Da wird sich sicherlich ein Käufer finden. In meinem Alter träumt man nur noch davon. Die Realität sieht diesbzgl. meistens schon etwas anders aus :-(.
LG Inge-Gisela
Huuuuu, Wolfgang,
was für ein Schreck am Sonntagmorgen ....
Reaktion 1: Nein, ich will nicht mehr ... der Versuch, den Knoop-Hof in Nickelswalde zu kaufen, hat gereicht ... der Kick dort war, dass er ein paar Vorkriegsjahre einem Knoop der Familie gehörte ... und jetzt hoffe ich nur, dass er in guten Händen ist ...
Reaktion 2: ... die Bilder betrachtend ... ohhhh und wow ... ich muss noch mal nachdenken ...
Reaktion 3: ... aber da ist alles fertig, da hätte ich ja nichts mehr zu tun ... nichts zu "retten" ...
Reaktion 4: ... aber irgendetwas muss faul sein an der Sache, 500.000 Zloty / 125.000 Euro, das kann nicht sein, denn das wäre verschenkt. Der "von" wollte in Nickelswalde für 13.000 qm und einem heruntergekommenen Bau 600.000 Euro ...
Reaktion 5: ich versuche, den Anzeigentext zu entziffern ... und da scheint mir, dass der Verhandlungspreis bei 500.000 Euro liegt ... nicht bei Zloty. Richtig? Immerhin, das wäre noch immer ein fairer Preis ...
Reaktion 6: ich danke Dir für die Verschaffung von aufregenden Stunden !!!
Beste Grüße aus Kigali,
Rainer MueGlo
Wolfgang
01.03.2015, 12:47
Moin, Rainer,
nein, nein, 500.000,00 ZLOTY!!! Du kannst mir glauben, dass ich fertig bin! Wenn ich mich heute entscheiden müsste, zwischen einem Haus wie dem in dem ich wohne (und das mich mehr als das doppelte kostete) und dem Hamm-Vorlaubenhaus, und beide würden mir für jeweils 500.000,00 Zloty angeboten: Mir fiele die Wahl nicht schwer - ich würde das Hamm-Haus nehmen.
Etwas frustriert, aber trotzdem mit schönen Grüßen aus dem Werder
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
oben rechts stehen Deine 500.000 Zloty ...
Unten im Text steht: "Cena nieruchomości 500.000 Euro, do negocjacji w rozmowie indywidualnej." = Preis der Immobilie von 500.000 Euro, ein Einzelgespräch zu verhandeln.
Irgendwo ist mithin ein Fehler ... ich schätze mal die Angabe oben rechts ist falsch ... leider.
Willst Du Dich mal schlau machen?
Kannst Du die GoogleEarth-Koordinaten durchgeben?
Kann man daraus mehr machen als ein Wohnhaus? Sprich, z.B. ein Vorlaubenhausmuseum, eine Art Begegnungs- / Forschungsstelle?
Liebe Grüße, Rainer MueGlo
Wolfgang
01.03.2015, 14:19
Moin, Rainer,
meine Frau hat gerade das Maklerbüro angerufen. Die Online-Werbeanzeige ist eindeutig:
19396
Die Maklerin sagte, diese Preisangabe in Zloty sei vom Verkäufer ausdrücklich gewünscht, also 500.000,00 ZLOTY. Aber, und das klingt jetzt haarsträubend, Verhandlungsbasis -mit viel Luft nach unten- seien 500.000,00 Euro.
Wenn da Luft bis runter auf 500.000,00 Zloty ist, dann ist das ja in Ordnung, andernfalls ist das ganze nur unseriös.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Moin, Wolfgang,
sehr verwirrend ... ich habe mal den Clan mobilisiert, um zu sehen, was die denn dazu meint ...
Meine Ohren werden länger, die Augen größer ...
Beste Grüße aus Kigali,
Rainer MueGlo
Wolfgang
01.03.2015, 15:30
Moin, Rainer,
wir schauen nachher an dem Haus vorbei, klingeln, und dann bekunde ich, mit einem Ausdruck des Online-Angebotes in der Hand, mein Interesse. Dann wissen wir ein bisschen mehr...
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Wolfgang, sehr schön, Danke!
Gruß, Rainer MueGlo
Wladyslaw R.
20.05.2016, 20:24
Wladyslaw Romanowski
früher Landarzt in Drewnica -( Schönbaum ) und Zulawki –( Fürstenwerder) in Jahren
1965-1985.
Beitrag zum “ Vorlaubenhaus Hamm in Fürstenwerder“.
Als junger Arzt, noch während des AiP war ich seit November 1965 in Wiejski Ośrodek zdrowia ( Dorfs-Klinik ) in Schönbaum –Drewnica angestellt gewesen.
Zu meinem Gebiet gehörte u.a. auch das benachbarte Dorf Żuławki – Fürstenwerder, auch für damals fünf prächtige mennonitische Vorlaubenhäuser berühmt.
Nach kurzer Zeit, während meiner Hausbesuche habe ich das Haus Nr. 6 erstes mal zur meiner Bewunderung in Augenschein genommen.
Das Vorlaubenhaus war im Jahre 1825 von Baumeister A.M. für den Bauherrn Peter Epp gebaut worden. Früher an selber Stelle stand hier auch ein Haus, das abgebrannt war. Einige geretete Türe und Ziegel wurden im Neubau wieder verwendet.
In dem unweit gelegenen Dorf Bärwalde – Niedzwiedziówka auf dem mennonitischen Friedhof habe ich deutlich später im Jahre 2003 sein Grabmal entdeckt.
Neben dem Friedhof befand sich bis zum 1990 ein mennotisches Gebetshaus, das in dem Jahr abgebrannt ist
Da steht u.a... “ Peter Epp zu Fürstenwerder wurde geboren 1776 den 3 Februar ,trat in Ehestand 1808 den 8 Juli...” ...”Er starb 1836 den 16 März” .
Nach seinem Tod hatte das Haus vor und nach dem 1. & 2. Welt Krieg verschiedene Hausbesitzer, darunter auch die Familie Hamm. Nach dem 2. Welt Krieg, in den 60-70er Jahren des 20. Jhs. auch einen polnischen, katolischen Besitzer, den Bauer Stanislaw B.
Weil ich bei ihm seine kranke Töchterchen behandelt habe, konnte ich danach gelegentlich das ganze Haus von innen besichtigen. Dabei habe ich festgestellt, daß alles eigentlich fast wie “ damals” aschetisch nach Mennoniten Stil noch erhalten wurde.
Die ursprünglichen Raumfarben, eine schwarze Küche unten dem Hauptschornstein zwar mit Propangas betrieben, Sommerküche dafür mit altem Kachelherd und nicht mehr funktionierendem Wasserhahn, sowie ohne Waschbecken ausgestattet – die Vorrats-Speisekammer mit schmallem aber schwer vergitterten Fenster versehen, aber keine Sanitäranlage im Haus. Diese befand sich womöglich in dem daneben in 1923 neugemauertem Stall-Wirtschftsgebäude. „Moderne“ war doch über 80 (?) Jahre alt elektrische Verkabelung.
Ich habe mich seltsam begeistert gefühlt und in den Träumen in die alte mennonitische Vergangenheit versetzt.
Der Allgemeinzustand des aus Holzbalken gebautem schon fast 150 Jahre alten Hauses war inzwischen ziemlich schlecht.
Aus diesen Gründen hat sich in 1978 die Bauerfamilie B. entschlossen das Holzhaus zu verkaufen und um 50 Metern weiter ein modernes Haus zu bauen.
Da konnten sich meine und meiner Frau, ebenfalls Ärztin, Träume verwirklichen.
Aus kleiner Betriebswohnung in Drewnica in das prächtige Vorlaubenhaus umzuziehen. Natürlich nach entsprechender Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten.
Nach mehreren Wochen dauerndem Bürokratiekrieg mit Behörden und Denkmalschutz haben die beide Familien in 1979 J.die Genehmigung für Kauf – Verkauf bekommen.
Die Familie B. hat angefangen ihr neues Haus zu bauen, und wir unsere Mitteln und Kräfte für das nach konservatorischen Regeln, von 1825 stammende Holzhaus zu sanieren.
Der ziemlich auswärts gefundene, alte Fachzimmerer hat das Haus genau betrachtet und am Ende verlangte über 40 Kubikmetern Balken, Bretten, usw verschiedene Längen und Dicken.
Mit der Liste bin ich zum Förster P. ca. 8 Kilometer weiter nach Jantar gefahren, um einen Antrag für den Kauf von etlichen, noch im Walde stehende Bäumen zu stellen.
Die Bäume wurden ausgewählt, im Winter gefällt, dann zu einem kleinem Sägewerk , zum Glück damals noch in Zulawki- Fürstenwerder, befördert, wo sie von den Sägemännern den Angaben entsprechend verarbeitet wurden alles in die Nähe von Baustelle luftig gestappelt und zum trocken bedeckt.
Im nächsten Sommer kamen der Zimmerer und Maurer um den ganzen Ablauf genau zu bestimmen und verwirklichen.
Dann hat sich zu unserer grossen Enttäuschung das gewaltige Ausmaß der nötigen Arbeiten herausgestellt . Die Grundmauer rund um das Haus, vor allem die Hausecken, sowie die inneren Kellerwände aus kleinen gelben “holländischen” Ziegeln mit Kalkmörtel gebaut, sind im Laufe der Zeit und oft bis zu 1 meter stehendem Grundwasser locker geworden und um einige Centimeter abgesunken.
Alle vier Kellerdecken mußten total abgerissen und erneuert werden, und natürlich auch die drauf liegenden Holzböden.
Das ist nicht ungewöhnlich für die Werderniederungen, mit dem um etwa 200 Meter entfernten Fluß Szkarpawa ( Elbinger Weichsel ), wo manchmal starke Nordwinde oder Tauwetter im Frühling das Wasser über 2m hochsteigen lässt.
Alles musste erneuert werden. Es gab leider keinen Rücktritt !
Das Haus war mit mehreren LKW-Heber etwas höher gehoben und mit Holzsäulen fest gestützt.
Dann erst wurde die alte Grundmauer samt Innenwänden, Stück für Stück abgebaut und mit tausenden, neuen Backziegeln und Zementmörtel wieder nachgebaut. Daraufhin die untere zwei, manchmal drei, ganz durchmorschte und von Holzschädlingen gefressene Wandholzbalken vorsichtig ausgezogen .
Anschließend wurden die neuen Balken, bis 11.5 Meter lang, 40cm hoch und 21 cm dick mit mehreren Holzdübeln mit den, alten noch ausreichend starken Balken in entsprechende Position zusammengebracht. Nun konnte das Haus wieder sicher und stabil stehen. Ähnliche Arbeit gab es mit der Vorlaube, wo zwei Säulen gewechselt wurden, alle Grundmauern, diesmal für mehr Sicherheit aus Beton gegossen. Der ganze Boden mit unten liegende Balken und Eingangsstufen war ebenfalls morsch und mußte erneuert werden – auch die oberen, kaputtgegangene Winkelbalken und beide Giebel viel Bretten. Die Elektriker haben unterirdische Kabeln von Strassenmast elektritätsleitung mit 380 Volt ausgelegt, und das ganze Haus mit neuen Kupferkabeln versorgt.
Die anderen haben um 30 Meter tiefe Brunnen gebohrt und mit neuen Stahlröhren weil
Es damals in Polen keine aus Kupfer gab das ganze EG und OG mit Wasser und Heizungsanlage ausgelegt.
Die Maurer haben dann unter der Schwarzküche ( in der ein modern ausgestattetes Badezimmer entstand) einen 7 q/m Heizkesselraum ausgegraben und gemauert.
Es sind noch 2 andere WCs und ein Bad im OG eingerichtet worden.
Alle 17 Doppelfenster wurden originalgetreu und komplett mit ganzen Kästen aus Lärchenholz nachgemacht, meist mit Originaleisenbeschlägen eigebaut.
Zwei Türen wurden neu gebaut. Alle Schmiedearbeiten wurden vom alten Schmiedemeister, mit traditionellem Werkzeug nachgemacht. Alle Türe und Fensterläden wurden traditionell mit Ölfarbe gestrichen , Aussenwände schwarz.
In 6 Zimmern, also auf über 120 q/m Fläche, wurden neue Bodenbretter und darunter ligende Balken ausgetauscht. Nebenan wurde später eine Doppelgarage im selben Baustil nach meinem Entwurf gebaut.
Das ganze, über 1900 q/m große Gründstück, wurde passend mit Holz oder alten Schmiedeelementen umgezäunt.
Die inneren Wege und Zufahrten mit Granitsteinen verlegt oder betoniert.
All das erforderte 4 Jahre harter Arbeit, sowohl der involvierten Bauarbeiter, als auch der ganzen Familie. Das schlimmste war die Wirtschaftskrise wegen den Streiks in 1980, Solidarność-Umbruch und am 13. Dezember 1981 eingeführten Kriegsrecht.
Mehrere Monaten gab es keine Telefonverbindungen, keine Bewegungsfreiheit , man mußte immer Anträge stellen um eine Fahrtgenehmigung nach Gdańsk oder ausserhalb eigener Gemeinde zu bekommen.
Alle wichtigere Kreuzungen wurden mit strenger Militär& Milizkontrollen belegt ( PKW- Kofferraumdurchsuchungen und manchmal auch Handgepäck) .
Jahreland gab es fast kein Baumaterial, und wenn schon dann mit Bezugsscheinen und immer knapp.
Endlich, nach strenger Denkmalschutz-Überwachung und zum Glücke auch mit 23%-Subvention, ist es uns gelungen die Arbeiten im Sommer 1984 zu vorläufigem ( das Althaus ist nie vollständig fertig !!! ) Ende und wieder bewohnbar zu bringen.
Wir waren eschöpft, weil wir selbst jede freie Stunde und Urlaubszeit geopfert haben um die Arbeiten neben Vollzeitarbeit als Ärzte, auszuführen. Am Ende war das Haus nicht nur vor Ruine gerettet und wieder fast wie damals, sondern auch technisch wo möglich modern ausgestattet .All das wurde vom Kultur-Ministerium wertgeschätzt und am 15 September 1986 in der Schatzkammer des Königsschloßes in Warschau mit Erstem Preis für den besten privaten Besitzer von Denkmalschutzgebäuden in Polen im Jahr 1985 für die sanierungs- und Konservationsarbeiten am XIX JH Vorlaubenhaus in Żuławki –Fürstenwerder bekrönt.Fünf Jahre später müßten unsere Kinder in weterbildende Schulen nach Gdańsk pendeln, und unsere Familie könnte das anspruchsvolle und weiterhin alte Haus langsam nicht mehr entsprechend pflegen. Arztgehälter damals noch viel zu wünschen übrig ließen und nicht erlauben könnten zusätzliche Hilfe beim Haushalt zu bezahlen.Es kam die Zeit sich von dem Haus schweren Herzens im Juni 1991 zu verabschieden. Der neuer Besitzer hat wieder mehrere, tw. vom Denkmalschutzstandpunkt aus umstrittene Dekorationsarbeiten und Umbauten vorgenommen .
Seit über 1 Jahr ist das Haus wieder zu kaufen.
Siehe link http://otodom.pl/lokal-zulawki-id34378075.html
Wladyslaw R.
22.05.2016, 18:11
Einige Bilder über Sanierung Arbeiten von PETER EPP - Hamm Vorlaubenhaus in 1980-1984.
https://imageshack.com/i/pod6zMCYj
Wladyslaw R.
04.06.2016, 20:43
Bitte siehe :
https://plus.google.com/u/0/106934427042701592649/posts/WTgnd5zcxGv?pid=6292403704050476434&oid=106934427042701592649&authkey=COGgncT6lZr-Sg
Wolfgang
11.06.2016, 11:55
Schönen guten Morgen,
hallo Sławek,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Sanierungsbericht des Hauses der Link-Hinweise auf Deine Fotos.
Gestern Nachmittag war ich kurz auf dem Nachbargrundstück und machte ein Foto von der Rückseite des Hauses. Das Vorlaubenhaus sieht einfach von allen Seiten wunderbar aus. Es stehen aber langsam wieder einige Arbeiten an, z.B. Holzimprägnierungsarbeiten an der Außenfassade.
20898
Gestern war ich dann auch mit einer Gruppe von Studenten des Archäologischen und Ethnologischen Institutes der Uni Danzig in Bärwalde wo der Bauherr des Hauses, Peter Epp, seine letzte Ruhestätte fand. Sein Grabstein -den Du auch auf einem Deiner Fotos zeigst- steht schief. Offenbar ist es noch nicht gelungen auch ihn umzuwerfen, und er ist der einzige neben einem anderen Grabstein, dessen Inschrift noch zu lesen ist. Alle anderen Grabsteine sind in den letzten Jahren umgeworfen und/oder zerstört worden. Es herrscht vollkommener Vandalismus.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Wolfgang
07.11.2017, 21:09
Schönen guten Abend,
seit dem Verkauf des Vorlaubenhauses im Frühjahr dieses Jahres sind nun einige Monate ins Land gegangen. Und seitdem hat sich dort ungeheuer viel getan. Der neue Eigentümer Mariusz W. hat mit seiner Frau, drei Töchtern und Hund das Haus längst bezogen und in dieser Zeit umfangreiche Veränderungen vorgenommen. Veränderungen, die Besucher des Hauses schier -ich möchte fast sagen in Ehrfurcht- erstarren lassen. Denn viel Historisches wurde von dem letzten Vorbesitzer zerstört, und nun geht Mariusz daran, dem alten Haus wieder Leben einzuhauchen. Insgesamt verfügt das Vorlaubenhaus über sage und schreibe 736 qm Wohn- und Nutzfläche.
Ich habe die neue Eigentümerfamilie mittlerweile mehrfach besucht und immer wieder bestaune ich das Feingefühl, den Geschmack, die Liebe, vor allem aber die ungeheure Energie, mit denen sie sich der Aufgabe stellen, dort etwas ganz Besonderes zu schaffen.
Hier ein kleines Detailfoto auf dem der innenliegende Fensterladen in einem Raum über der Vorlaube zu sehen ist:
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Einen ausführlicheren Bericht über das Haus und die Arbeiten werden im neuen Danziger Hauskalender 2018 zu finden sein.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
tjaaaa ... ich freue mich, dass es in guten Händen ist!
Gruss, Rainer MueGlo
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