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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Südpark in Zoppot



Wolfgang
05.11.2010, 18:16
Schönen guten Nachmittag,

lange Monate dauerte es bis dem Südpark ein neues Bild gegeben wurde. Nun ist er fertig und lädt zum Spazierengehen und zum Verweilen ein. Mehrsprachige Schilder, auch in deutsch, geben Auskunft über den Südpark.

Hier der Text eines Schildes:

=== Anfang ===
Der Park, in dem Sie sich gerade befinden, hat den Charakter eines Kurparks. Er wurde anhand von Archivmaterialien aus den 20-er Jahren des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt. Zur Betonung des historischen Charakters des Parks wurden die Spazieralleen, Rabatten und Grünanlagen sowie Elemente der kleinen Architektur wiedergegeben.
Wir möchten, dass der Park der Erholung und Entspannung aller Gäste sowie der Rekonvaleszenz der Kurgäste aus der Kurstadt Sopot dient.
Herzlich Willkommen

Beim Gewitter und bei starkem Wind können aus den im Park wachsenden alten Bäumen die abgebrochenen Zweigen herunterfallen. Wir bitten um Vorsicht.
=== Ende ===

Auf einem weiteren Schild wird etwas näher auf die Geschichte des Parks eingegangen:

=== Anfang ===
Der erste dekorative Garten in der Nähe des heutigen Südparks und ehemaligen Kurparks (gelegen teilweise auf der Fläche des heutigen Kurhauses) wurde am Ende der 20-er Jahren des 19. Jahrhunderts von Jan Jerzy Haffner gegründet.
Dieser französische den Napoleon begleitende Militärarzt war von der wunderschönen Lage des Dorfes Sopot begeistert. Er hat auf eigene Kosten die ersten Gebäuden des Badehauses errichtet und ausgestattet, ohne dabei die Verschönerung der Region des neu entstehenden Badeortes auszulassen.
Die Tradition der Gründung und Aufrechterhaltung der oft kostbaren und schönen Gärten in Sopot reicht bis die Zeiten zurück, wenn Sopot zur beliebten Sommersiedlung und Stelle für Sonntagserholung des Danzigers Patriziats wurde. Die Attraktivität der Lage dieses Meeresdorfes, die Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft und Klimavorteile förderten in Sopot bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Entstehung von vielen Dorfbesitzen, die von berühmten oder verdienten Danziger Kaufleuten und Bürger mit den höchsten Ämter in der Stadt: Königsburggrafen, Bürgermeister sowie Ratsmitglieder erworben oder verpachtet wurden. Die reichen Patrizier haben nie gespart, wenn es um die Glanz ihrer Residenzen ging. Die nicht mehr bestehende Schönheit der sie umgebenden Gärten, Parken mit Alleensystem, ausgestattet mit den leise plätschernden Springbrunnen, Bäche, kleine Architektur und reiches Allegorieprogramm der Gartenskulpturen ist in den gegenwärtigen Berichten, Erinnerungen aber auch in der lokalen Tradition des Ortes bis heute erhalten geblieben.
Beim Ausbau der Stadt im 19. Jahrhundert hat man sich darauf bezogen, indem man zahlreiche entstehende Villen, Schlösschen und Bürgermietshäuser in die umgebende Graten- und Parkanlagen in kleinem Maßstab ausgestattet hat. Sopot war um die 19. und 20. Jahrhundertwende eine Stadt im Grünen. Die Grünanlagen bilden bis heute über die Hälfte der Fläche dieser einzigartigen Stadtplanungs- und Landwirtschaftsstruktur, die im Landesdenkmalregister eingetragen ist.
Der heutige Südpark in der neuen Gestalt erinnert dank seiner formellen Form: Springbrunnen an der Achse der Gründung, Einführung von geschnittenen Blumenformen (kegelförmige Eiben und Heckenspalier) an die Tradition der feinen Barockgärten, die typisch für die französische Gartenmode waren und zugleich, dank der fließend abgesteckten Wegen und Alleen in freier Struktur (mehr sichtbar im südlichen Teil) mit sich rankenden Blumenformen - an die landwirtschaftlichen Parkstrukturen der englischen Art.
Diese Konzeption nimmt als Ausgangspunkt das Aussehen des Parks aus der zweiten Hälfte der 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie erlaubt eine der attraktivsten Phasen wiederherzustellen sowie zugleich die Kommunikations- und Erholungsbedürfnisse unserer Zeiten zu erfüllen.
Die Analyse der historischen Dokumentation überzeugt, dass obwohl selbst die Gestalt des Parks im Laufe der Zeit sukzessiv verändert wurde, war er von Anfang an ein geschlossener Innenraum mit Durchgangscharakter. Seine Grundkompositionsachse war die von Norden nach Süden verlaufende Parkstraße (heute ul. Parkowa - an ihrer Verlängerung Richtung Institut für Balneologie befindet sich eine längliche Achse des neuen Parkplans mit Springbrunnen). Süd-westlich war die Grünanlage mit der Bebauung des Grundstückes an der Südstraße 11 (u.a. die ehemalige Polnische Pension von Wiktor Kulerski, heute ul. Grunwaldzka) geschlossen. Aus dieser Bebauung ist nur das Gebäude von ehemaligem Antiquitätenladen übrig geblieben, das heute den repräsentativen Eingang in den Park mit Linden von der Seite der Straße Grunwaldzka ermöglicht. In die Parkstruktur dringt harmonisch die klassizierende Architektur der von Adolf Bielefeldt entworfenen evangelischen Kirche ein. Von der Seite der Ostsee wird diese Komposition mit dem historischen Spalier der geschnittenen Linden geschlossen.
In der wiederholten Struktur der Kompositionen von Rabatten zeichnet sich eine repräsentative höhere Rosenrabatte vor dem Eingang ins Institut für Balneologie aus. Sie erinnert an die fast immer an dieser Stelle existierenden Formen. Die Lokalisierung und Gestalt der weiteren Rabatten erinnert an die jeweilige historische Zeitperiode in der Geschichte des Parks. Ein wertvolles Element mit dem historischen Aspekt des Parkinneren aus 19. Jahrhundert ist das wiederhergestellte gusseiserne Postament, das heute als Barometer und Wetterstation in der Nähe des Gebäudes des ehemaligen Antiquitätenladen dient.
Im östlichen Teil des Parks wurde in freier Struktur eine Rabatte mit der Kollektion der historischen Rosen entworfen. Das erinnert an die in den Vorkriegszeiten des Kurortes sehr populäre Tradition Rosenfestival, der die Sommerattraktionen der sich erholenden Kurgäste und Touristen spektakulär bereicherte.
=== Ende ===

Der Park macht nun einen sehr schönen und gepflegten Eindruck. Kürzlich wurde er umbenannt. Er heißt nun zu Ehren des tödlich verunglückten Staatspräsidenten und seiner Frau "Park Marii i Lecha Kaczynskich - Prezydenta RP z Malzonka"

Hier nun ein paar Fotos, aufgenommen am letzten Sonntag, dem 31.10.2010.

Robert Kampe
06.11.2010, 18:28
Hallo Wolfgang, Du hast sehr schöne Aufnahmen gemacht! Ich hoffe, im nächsten Jahr kann ich auch durch den Park schlendern. Meine Gedanken kreisen ständig um Zoppot, vielleicht klappt es ja mal längere Zeit in Zoppot zu verweilen.
Lieben Gruß, Mene

Wolfgang
06.11.2010, 20:18
Schönen guten Abend,
hallo Mene,

in Zoppot pulsiert das (Touristen-) Leben. Neue Restaurants, Sushi-Bars, Cafes, häufig auf sehr gutem kontinuierlichem Niveau (was in Danzig nur selten der Fall ist), gepflegte saubere Parkanlagen... - man sieht wo es das Geld hinzieht. Überall wird gebaut - nirgendwo anders in Polen sollen die Quadratmeterpreise für Wohnappartements höher sein (teils ab 7.000,00 Euro je Quadratmeter), aber auch die alte Wohnsubstanz wird mehr und mehr mit großem Aufwand renoviert.

Zoppot hat ein Niveau erreicht, das mittlerweile partiell vergleichbar ist mit dem anderer berühmter Bäder. Ich bin gerne dort, auch wenn meine Mutter, die dort in der Bismarckstraße lebte, zwar das heutige Zoppot schön findet, mit ihm und seiner vollkommen gewandelten Atmosphäre aber nicht mehr zurecht kommt.

Robert Kampe
06.11.2010, 21:18
Das Empfinden Deiner Mutter kann ich sehr gut nachvollziehen. Das Zoppot auch früher elitere Züge hatte, denke ich schon,aber heute ist die Tendenz der
" typischen Neureichen" ausgesprochen deutlich erkennbar - dabei denke ich z. B. an den Besuch der Seestrasse, heute Bohaterow Monte Cassino. Mich hat das Angebot und der Rummel in keiner Weise angesprochen, aber man findet in Zoppot auch heute noch traumhaft schöne Plätzchen , die nicht so stark frequentiert werden. Ich könnte mir vorstellen - von Oktober bis April - dort zu leben, immer vorausgesetzt es wird finanzell möglich sein.
Gruß Mene