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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Namensänderungen Pflicht?



nikolaus
17.11.2010, 15:43
Hallo liebe Danziger!
Bei der Familienforschung fällt mir auf das meine Vorfahren in Danzig irgendwann in de 1930-er Jahren ihren slawischklinkende Name geändert bzw. verdeutscht haben. War dies Pflicht oder gab es andere Gründe?
Wenn jemand etwas dazu schreiben/sagen könnte, wäre sehr nett.
Vielen Dank im Voraus.
Nikolaus.

Wolfgang
17.11.2010, 16:36
Schönen guten Nachmittag,
hallo Nikolaus,

es gab keine Pflicht, es gab keinen unmittelbaren Zwang. Überliefert ist jedoch, dass immer wieder mal Druck auf die Träger slawisch klingender Namen ausgeübt wurde. Ein solcher Name war mitunter sicherlich nicht sonderlich karrierefördernd z.B. in der NSDAP oder im öffentlichen Dienst.

Daniel Hebron
17.11.2010, 16:52
Hallo Nikolaus,

derartige Namensänderungen waren in den 30er Jahren keine "Pflicht". Das zeigt beispielsweise die Namensführung der Nazi-Grösse Walter v. Kielpinski. Aus ideologischen Gründen aber wurde es solchen Namenträgern relativ leicht gemacht, diese zu ändern und solche Wünsche zur Änderung konnten verschiedene Ursachen, wie politische Überzeugung, den Wunsch, nicht aufgrund des Namens diskriminiert zu werden und somit ein schnelleres berufliches Aufsteigen zu ermöglichen etc.etc., haben. So konnte man bereits während des ersten Weltkrieges seinen Vornamen "Louis" ohne Probleme in "Ludwig" ändern lassen, da eben "Louis" im Angesicht von Verdun zu französisch geklungen hat. Aber eine "Pflicht" dazu gab es von dt. staatlicher Seite auch nicht.

Wie die Namensänderungen nach 1945 von poln. Seite durchgeführt wurden und ob diese von
staatlicher Seite befohlen wurde, kann ich nicht sagen - das kann Dir vielleicht jemand anderes mitteilen.

Viele Grüsse
Daniel

Wolfgang
17.11.2010, 17:03
Schönen guten Nachmittag,

mein noch im Krieg geborener Cousin "Siegfried Karl" der in Danzig blieb, wurde umbenannt in "Zygmunt Carol". Es war großer Druck dahinter, ob es auch ein Zwang war, weiß ich nicht.

Es gibt nun zwei Geburtsurkunden: Eine vom Standesamt I in Berlin in der er Siegfried Karl heißt (so lautet der Name auch in seinem deutschen Pass) und eine Urkunde vom Danziger Standesamt in der er "Zygmunt Carol" benannt ist.

Mandey +08.03.22
17.11.2010, 21:12
Hallo ja es war Zwang aber selbstverständlich nur hinter verschlossenen Türen ohne Zeugen nur ein Politkommissar war anwesend sehr höflich aber bestimmend , es wurde nicht gedroht aber jeder musste einwilligen. Begründung nur so konnte der Name bei Behörden besser gelesen werden( Anmerkung von mir auch so konnte man über viele Jahre hinwegteuschen es gäbe ja kaum noch verbliebene Deutsche).
Gruß Mandey. E-mail h.mandey @t-online.de Tel:02822/53366

nikolaus
18.11.2010, 09:23
Vielen Dank für die schelle Beantwortung meiner Frage!!. Ich habe anderswo Info gefunden dass dieses 'eindeutschen' oft unter Druck der Nazi-Behörden geschah. Bleibt jetzt noch die Frage ob man den originalen Namen zurückbekommen kann. Übrigens gibt es natürlich Millionen Auswanderer die in anderen Kontinenten Namen gewechselt haben.
Mit freundlichen Grüssen,
Nikolaus

Mandey +08.03.22
18.11.2010, 09:40
Hallo Nikolaus
in anderen Kontinenten haben die Auswanderer freiwillig Ihre Namen geändert, das ist der kleine Unterschied zum Zwang.
Gruß Mandey.

Daniel Hebron
18.11.2010, 10:43
Hallo Nikolaus,

es kann natürlich sein, dass oft eine Art "Druck" von unteren Nazi-Behörden ausgeübt wurde. Auch heute noch wollen manch untere Behörden eines Landes in anderen Angelegenheiten "päpstlicher als der Papst" sein. Und die Gegebenheiten waren damals eben so , dass sich manch "Hitlerchen" aus der unteren Führungs-Liga mit einem "Wohlwollen des Staates" ungestraft so aufführen und produzieren konnte.

Viele Grüsse
Daniel

Kirsten Golz
30.12.2010, 16:23
Hallo Nikolaus,

auch meine Familie hat 1940 den Namen geändert. Aus Gottschewski wurde Golz. Eine entfernte Cousine wollte gerne Krankenschwester werden. Das war mit polnisch klingendem Namen leider nicht möglich. Gott sei dank hat sich die gesamte noch lebende Familie zu der Namensänderung entschieden. So ist es mir heute ein wenig einfacher in der Ahnenforschung. Das war damals wohl nicht unbedingt immer der Fall.
Gruß Kirsten

hugeno
22.01.2011, 16:04
Hallo, lese dies hier gerade bei meiner Ahnensuche.
Meine Großtante heiratete einen Max Ostrowski,aus dieser Ehe gingen 2 Kinder Max und Helmut hervor. Beide änderten später ihren Familiennamen in "Osten".
Habe mir immer die Frage gestellt,was wohl in der Familie vorgefallen sein könnte. Nun ist es mir offensichtlich klar.
Nur eine Frage: warum behielt dann meine Großtante den Namen Ostrowski?

Beate
22.01.2011, 16:53
Hallo hugeno, ich glaube, es war keine Pflicht, den Namen zu ändern. In "meiner" Familie haben nur einige Kinder ihren Namen geändert, die Eltern z.B. nicht. Und die Änderungen erfolgten auch zu verschiedenen Zeitpunkten, ich weiß noch nicht einmal, ob sie alle den gleichen Nachnamen angenommen haben, hab ja nicht alle bisher gefunden...

Schöne Grüße Beate

mottlau1
22.01.2011, 17:40
Hallo Mandey,

der Name meiner Familie war im Ursprung Okroy, also nicht slawisch klingend! -Dann wurde der Name von den Nazis in Okreu geändert unter Zwang! Nach dem Krieg wurde er von den polnischen Behörenden in Okroj u. der Vorname Felix in Feliks geändert.

Gruß Mottlau1

jonny810
22.01.2011, 17:47
Mein Wissens-Stand zu diesem Thema ist folgender.
Bürger mit slawisch klingenden Namen in gehobenen Positionen(öffentl. Dienst, Parteifunktionären usw.) hat man es nahe gelegt, sich "eindeutschen" zu lassen. So nannte sich das.

Andere wollten nicht gehänselt werden, oder ihre Herkunft nicht preisgeben, die taten es auch.

Die 3. Schicht hatte genügend Nationalstolz und Selbstbewusstsein, die trugen weiterhin ihren Geburt-Namen. Hatten aber kaum Aufstieg-Chancen.

Da haben dann auch keine blonden Haare und blaue Augen genutzt.