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Wolfgang
02.12.2010, 12:47
"Prohibition" in Bohnsack


Hach, meine Härren, wundervoll der Fliederstrauß. Ma riecht ihm diräktemang bis draußen! Und ich hätt vorjästern von unsern Krämserausfluch konnt son scheenen mich mitjebrachmt hahm, wänn ich ihm nich hätt nachher aufs Krämserdach liejenjelassen des Ahmds. Was meinen Se, Gustav? Se hahm mir jesehn in Bohnsack? Oben bein Kutscher aufen Bock? Das stimmt! Aber "fidel" soll ich jewesen sein? Ich hätt doch Mundharmonika jespielt? Tjawoll, hab ich auch! Aberst nich aus Fideleteet, sondern aus Eierbooßigkeit, tjawoll, von wejen meine "Ordineereteet".

Tja, meine Härren, wänn ich Ihn' en guten Rat jeben kann, machen Se Himmelfahrt nie nich Krämserausflieje mit Damens! Da kemmt nuscht nich bei raus. Das einzje Scheene dabei is, wänn ma ahmds ändlich wieder zu Haus is und sich inne Kissen haut und sich saacht: "Nu is der Ärjer ausjestanden." Prost!

Das jing all in alle Härrgottsfrieh los, wie der Krämser bei uns vorjefahren kam von unsern "Altsteedtischen Klub ehemaljer Inflatzionsmilljoneere". Da hab wä uns erst -meine Ollsche und ich- ne Viertelstund jekabbeit, ob se sollt dem Schirm mitnehmen. Ich Dussel redt ihr auch noch zu. Und se nahm ihm mit.

Na nu rein im Krämser. War hibsch mit Maien jeschmickt und de Ferd auch sone Fliederpuschels anne Ohren. Nu zu mein Freind Adolf Schaweiter. Der kam mit Kind und Kindeskind und Kejel mit. Und wie seine Ollsche nu mächtich aufjetakelt einstiech mit ihre Tochter Alice und der ihr kleines Waldemarchen, da zieht mir Adolf nochmal im Hausflur und saacht: "Du, Franz, äntsinnst dir doch noch von vorchtes Jahr vom Angelklub zu Himmelfahrt? Da war mich doch nich so ganz oho!"
"Tjawoll", sag ich, "du warst duhn!"
"Na ja", saacht er, "nu hahm doch de Langhaarje ausjemacht, das muss heit ganz alkoholfrei sein, meine Olsche saacht, das weer so ordeneer, da mit de Buddel rumzuajieren, kurzum, hier hast ne Buddel, stäch se wäch unter dein Ieberzieher und lass nuscht nich märken. Im Wald werd wä dänn all angtre nanuh ein abbeißen."

Na scheen, ich mich de Buddel unterm Mantel jeklämmt und dänn nu rein. War all ne ' ziemliche Quätscherei, wie wä da nachs Wärdertor rausstuckern. Wälche sangen "Muss im dänn, muss im dänn...", aber se heerten bald auf, weil jen Jungchen, der Waldemar, anfing zu blärren. Natierlich fängt sich gleich Adolf seine Ollsche an aufzuribbeln ieber das Kind. Das macht ihr näwjees mit das ordeneere Jeblärr, meint se. Hurjees, hurrjees!

"Na", sag ich, "is doch kein Wunder, das Kind hat doch nich ausjeschlafen! Und jästern ahmd werden Se doch woll wieder dem Lautsprächer bis zu zich hahm bleeken lassen, dass das Wurm nich schlafen kennt, da dirf sich doch keiner nich wundern, wänn er nu quarrich is!"

Na, da war ja all de Kron jebrochen, und se zooch all son schiefen Mund. Dem hätt se sich so knallrot anjestrichen, dass er diräktemang glieht wie son Dings, was de Radfahrer hinten hahm, wie heißt es doch? Ach so ja, "Katzenaug". Ich hab derweil dem Kleinen nu aufen Schoß jenommen. Das war ma nich so einfach. Dänn ich hätt doch ieberm andern Arm mein leberzieher und darunter verstochen Adolf seine einjewickelte Buddel. Na, ich bin nu ganz glicklich und stolz, dass sich das Jungchen in mein Arm so beruhicht hat und de Augchens zu hätt und dem Daumen im Mund und schleeft.

"Sehn Se", sag ich, "was wolln Se von das Jungchen? Nu is er doch ganz artich und jemietlich! Aberst knapp, dass ich das jesaacht hab, wird's mich doch so komisch warm aufen Schoß, erst acht ich gar nich darauf, dänn hätt wä dem Salat! Hätt das kleine Kreet doch in alle Jemietlichkeit mich da aufe hälle Sommerbixen... Na, ich ihm nu hochjehalten. Wälche schrieen: "Raushalten!" Wälche lachten sich. Und ich nu in mein Schräck halt ihm nu Frau Schaweiter weiter hin, was mich jejenieber sitzt, dass ich ihr immer anne seidne Knie stoß.

Aberst die hat ihre Stängelbrill vore Augen, macht ihre vornehme Nasenlecher, aberst keine Anstalt nich, mich das Jeehr abzunehmen, was unten läckt und oben brillt. Gab diräktemang en Aufstand. Wie se mir dänn nu so vornehm weiter mit de Stängelbrill beaugenscheinicht, saach ich: "Was bekicken Se mir dänn so großartich von oben runter? Nehmen Se mich doch lieberst ändlich dem Jung ab, Se sind doch seine Großmutter!"

Na, das will und will se nu nich heeren. Doch bloß nuscht nich von wejen "Großmutter"! Schon meint se, ich sollt mir jefälligst nich so "ordüneer" jejen ihr als Dame benehmen.

"Ordüneer" - västehn Se! - Das soll dänn sowas sein. Na, ich hätt ihr ja bald was äzeehlt, dass se sich man bloß nich so sollt aufpuhsten, se sollt doch man jefälligst noch dran dänken so vor zwanzich Jahrchens, wie se noch nich de Dollarärbschaft hätt jemacht und mit Adolf noch inne Altstadt in jen Frisiersalong rumwircht und de Kinder bei meine Ollsche schickt mal nach Zwiebeln und mal nach viertel Literchen Milch. Aber ich wollt nich so "ordüneer" sein und saacht nuscht. Dänn inzwischen hätt meine Ollsche rieberjelangt und mich dem Bängel abjenommen.

Aber dies von wejen "ordüneer" - und Se sollten mal heeren, wie speilzahnich se das dänn so fleeten tut! - das wurmt mir doch so, dass de Stimmung all längst gonn war, eh dass wä bei Bohnsack iebre Feehr sätzen taten.

Wie wä dänn mang Bohnsack und Sdliewenhorst aufe Schossee halten und uns im Wald werden jehn bisschen de Beine vätreten, da flistert mich Adolf leischen zu: "Ärjer dir man nich, Franzchen, wä werden nachher en Schluck aus de Buddel nehmen."

Na, ich muss sagen, nach den Ärjer und dänn mit die nasse Bixen bei den aasjen Wind war mich das tatsächlich wenichstens ein Trost! Prost!

Nanu im Wald , dänn Konwiwium, Spiele, Jesang, was weiß ich. Butterstullen und Eier und Wättrännen vonne Kinder. Na, dabei war mich nu de Buddel im Weech, ich vädinnisier mir so ätwas im Jebisch rein und västäch da meine Buddel und pack noch schlau bisschen Moos raufer.

Wie wä nu da grad ihm Saures jeben von wejen "Dreht Eich nich um, der Plumpsack jeht um", da wird ja meine Ollsche da mit de Schaweitersche jehn sich da irjendwo im Wald inne Sonn reinlejen. Ich muss se noch mein Mantel jeben zum Unterlejen.

Da is es se nu zu windich und da zu zuchich. Wo hauen se sich schließlich hin? Diräktemang da, wo ich de Buddel hab västäckt! Ich will se nu da wächgraulen und schrei: "Ei, man nich dass da Kreizottern sind, die sind meist an sone jeschitzte Ställen!"
"I", schreit meine Ollsche zurick, "wird all nich so schlimm sein, wä werden se all wächschichern! "

Was soll ich Ihn' sagen? Indem hat se all ihren Schirm umgedreht und de Schaweitersche ihren Spazierstock mit den Silberknopp, und dänn hauen se da im Jebisch und im Moos rein wie die Scheinendräscher, und schon jeht's "knax, quatsch, klirr", und se juchen, und da hahm se uns de scheene Buddel richtich zäkeilt, und Adolf is vleicht inne Fahrt vor Wut und faucht mir an: "Mänsch, Franz, du Riesendussel, stundenlang kennt ich dir jätz vore Fräss hauen!"

Und die andre Kawaliere, die missen doch auch all was von die Buddel jewusst und sich darauf jespitzt hahm, die waren ja vleicht auch nu gleich so eierbooßich und kickten mir so gnietsch an, als wollten se mir väjiften, so dass ich nachher, wie's retuhr jiing; nich mehr im Wagen stiech, sondern draußen beim Kutscher aufen Bock rauferkroch. Prost!

Na nu aber wie wä dänn aufe jeteerte Schossee kamen nach Bohnsack, da schrie einer aus'm Wagen: "Franz, hast nich de Mundharmonika mit?"
"Jawoll!" gnurr ich.
"Na, dänn mach doch wenichstens bisschen Musik!"
"Dazu is mich grad Zlumut!" gnurr ich wietend.
Da heer ich drinnen aus'n Wagen Adolf seine Ollsche sagen, so mit ihren foinen "Akzang eejüh", so vornehm und jebüldet: "Ach nein, um Hümmelswillen, nich noch dies ordüneere Mundharmonikaspül!". Das soll dänn so was heißen!

Da, wissen Se, wie se das so saacht "ordüneere Mundharmonikaspül". Das war mich als wänn mich einer mit ne heiße Stoppnadel wo hinpiekt. Ich dacht: "Wart ma, du schuchernes Lachodder, ich werd dir von wejen "ordüneer"! Im neechsten Mommang hätt ich Ihn' all meine große Mundharmonika aus ' de Fupp, wischt se ab und dänn los! So doll ich konnt! Mich stiech orntlich das Blut im Kopp, so gab ich ihm Saures. Erst mal "Du bist värickt, mein Kind!" Das kann ich neemlich von frieher her tadellos. Und dänn en ganzes Konzärtprogramm: "Ich hab kein Auto, ich hab kein Rittergut", "Es war einmal en treier Husar", "Scheen is de Jugend, se kemmt nich mehr" und "0, wie wohl is mir am Abend!"

Tja, Rache is sieß, aber nich so einfach, kann ich Ihn' sagen! Blasen Se mal auf son ollen Kasten von Krämser auf stuckrijes Flaster Mundharmonika! Da anne Bohnsacker Dampffeehr is doch so jeflastert. Ich kann Ihn sagen, bei das Jestucker haut mich dies Kreet von Mundharmonika so aasich jejen de Fräss, dass mich de Lippen ganz aufschwollen, ich kricht Ihn' ne Schnauz bald wie jen neier Pawian im Ohraer Tierpark! War mich aber ganz egal. Ich spielt egal weiter, bloß um das dammlije Kreet, die Schaweitersche, zu zeijen von wejen ihr "ordüneer".