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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Realsatire: Autoreise ins gelobte Land



Wolfgang
22.12.2010, 13:15
Autofahrer, bevor Du ins gelobte Land reist -also nach Polen-, nimm Dir einige kleine Worte zu Herzen:

Nirgendwo ist der Freiheitsdrang so groß und der unbedingte Wille zur Anarchie so spürbar wie auf Polens Straßen. Die Straße ist das gesetzlose Reich des Autofahrers, hier zählen männliche Tugenden und Attribute wie: Ich habe den Größten (Wagen), ich komme am schnellsten, ich bin am stärksten!

Ein irdisches Paradies für Raser, die sich nirgendwo sonst dem himmlischen Paradiese näher fühlen dürfen.

Geschwindigkeitsbeschränkungen? Gilt nur für Duckmäuser und Schnarchzapfen. Und die haben sowieso nichts auf den Betonpisten zu suchen! Trotzdem heißt es Vorsicht! Noch kannst Du nicht erkennen, ob die vielen Starenkästen an der Straße auch tatsächlich Radarfallen sind oder vielleicht doch nur Attrappen. Aber Gemach! Die Autofahrerlobby hat gute Beziehungen in die Politik und so müssen nun alle Attrappen abgebaut werden. Dann kann das Gaspedal wieder durch den Karosserieboden durchgedrückt werden - bis zum nächsten Starenkasten, der dann aber scharf geschaltet sein wird. Jedoch Achtung, Autofahrer, es gibt auch mobile Kontrollen mit Radarpistolen. Aber Polen, -gelobt seist Du unter den Autofahrerländern!-, hat glücklicherweise keine "Heckenschützen" die sich irgendwo im Busch verstecken um aus dem Hinterhalt heraus den freiheitsliebenden Automobilisten zu schikanieren. Nein, Deine Polizeiautos müssen gut sichtbar sein, damit Kamikazefahrer die Chance haben, mit qualmenden Reifen von 180 auf 90 Stundenkilometer herunterzubremsen.

Mindestabstände? Wozu? Wenn Du die einhältst, kommt doch nur der nächste LKW, überholt wie verrückt und presst sich zwischen Dich und Deinen Vordermann. Eine Schande wäre das, sich von einem Truck überholen zu lassen! Also bitte, das geht doch nicht! Da könnte man ja gleich Mutti vorbeizuckeln lassen. Trotzdem kann ein gewisser Mindestabstand sinnvoll sein. Aus Sicherheitsgründen, jawoll! Nehmen wir an, Du fährst von Stettin nach Danzig, also auf einer Strecke, die meistens nur mit 90 km/h beschlichen werden darf. Von den Ortsdurchfahrten wollen wir gar nicht reden. Und Du willst ja auch fahren, nicht schleichen, nicht schlafen, und irgend wann willst Du ja auch mal ankommen, nicht morgen oder übermorgen, sondern in spätestens 2-3 Stunden. Dann klemm Dich hinter einen ortskundigen Piloten (oder auch hinter einen ortsunkundigen Deppen), der mit durchgetretenem Gaspedal sein fahrerisches Können und die Grenzen der Physik austesten will. Halte einen ausreichenden Mindestabstand damit Du erkennen -und reagieren!- kannst, wenn Dein Vordermann geblitzt oder von einer mobilen Kontrolle ausgebremst und aus dem Verkehr gezogen wird. Solltest Du keinen Vordermann haben, dann passe bitte besonders auf. Fürchte Dich nicht, wenn Du von anderen Wägen verfolgt wirst. Sie wollen Dir nicht hinten reinkriechen, sondern sie halten Dich für einen ortskundigen Piloten (oder für einen ortsunkundigen Deppen).

Überholverbote? Wofür? Da ist der Kick des Unerlaubten, die Spannung, Adrenalin pur, die Freude frontal auf einen anderen Wagen zuzurasen und pochenden Herzens abzuwarten, wie schnell Dir der gegnerische Fahrer ausweicht. Wetten, dass er's tut?! Normalerweise kann er ja auf den schönen breiten Seitenstreifen ausweichen, und wenn nicht, dann erstreckt sich häufig die weite Prairie bis zum Horizont. Also Platz hätte er da genug. Ein wenig problematischer ist es wenn da Alleenbäume stehen, leider momentan noch zu häufig. Aber es werden immer weniger, denn einen Crash überleben meist auch die Bäume nicht.

Alkohol am Steuer? Hüte Dich! Am besten NIE! Es wird scharf kontrolliert und es drohen drastische Strafen - es sei denn, Du fährst einen dicken Mercedes und bist Polizeipräsident, Politiker oder ein sonstiger VIP!

Zebrastreifen... - warum gibt's die überhaupt? Kontrolliert wird nicht, auch Polizeiautos beachten sie nicht, die Fußgänger sind gut erzogen und stehen wartend und frierend so lange am Straßenrand bis sie verschimmelt sind und das letzte Auto vorbei gefahren ist. Anhalten? Um Gottes Willen, warum? Solltest Du jedoch mit einem mit deutschem Kennzeichen versehenen Fahrzeug unterwegs sein, pass bitte auf! Denn viele Polen mit Auslandserfahrung wissen, dass Du in Deiner Heimat schön brav anhältst und den Fußgänger mit höflicher Geste zur Überquerung des Zebrastreifens aufforderst. In diesem Falle könnten sie eventuell annehmen, dass Du das polnische Gesetz der Straße und des Stärkeren noch nicht kennst.

Beate
22.12.2010, 15:10
Jawohl, kann so bestätgt werden.
Nur dass wir einmal einen "saftigen" Unfall erlebt haben (als Unbeteiligte) und einmal, dass tatsächlich ein Raser aus dem Verkehr gezogen wurde..Ansonsten: ziemlich "real", Wolfgang!

Schöne Grüße Beate