PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kriegsgefangenenlager in Zoppot?



hugeno
31.01.2011, 18:11
Hallo Zoppotkenner,
muß mir nun doch einmal Klarheit verschaffen.
Gab es in der Zeit 1939-45 in Zoppot ein Kriegsgefangenenlager mit französischen Häftlingen?und konnten sich zumindest die Offiziere frei in Zoppot bewegen?
Ist möglicherweise die Im RAD aufgeführte Rüstungsinspektion XX mit Sitz in Zoppot mit diesem Lager identisch?
Für eure Unterstützung bedanke ich mich im vorab
Grüße
hugeno

Eva Altstaedt +13.12.2018
31.01.2011, 20:20
Lieber Hugo,
ob es in Zoppot ein Kriegsgefangenenlager gab, weiß ich nicht, aber glaube zu wissen, daß französische Kriegsgefangene sich ziemlich frei bewegen konnten, die hatten auch gut zu essen, besser als wir, weil sie Päckchen empfangen durften. Was ich weiß, ist, daß russische Gefangene in der Großtischlerei Bender, A.-H.-Straße arbeiteten. Weil wir immer daran vorbeimußten, wenn wir zu unserem Bäcker Lieske Brot holen gingen, fanden wir es immer so schrecklich, wenn die am Zaun standen und uns um Brot anbettelten. Man durfte ja nichts geben, das war strengstens verboten. Aber meine Mutter hat manchmal meine kleinen Nichten und Neffen geschickt, die "aus Versehen" ein paar Stullen am Zaun niederlegten. Wenn das mal jemand gesehen hätte, mußten die Kinder sagen, daß die Oma es nicht wußte. Aber bewacht wurden die Russen von Volkssturmsoldaten, das waren Männer, die zu krank oder zu alt waren, um an der Front zu sein. Diese Leute waren sehr human, die guckten immer weg.Ob allerdings die Gefangenen abends abtansportiert wurden oder dort ein Lager war, kann ich nicht sagen, das war ja alles so streng geheim, ich wußte nicht einmal was von einer Rüstungsinspektion XX in Zoppot.
Liebe Grüße von Eva aus Zoppot.

hugeno
01.02.2011, 19:41
Hallo Eva,
vielen Dank für deine Antwort.
Von den russischen Gefangenen wußte ich,da meine Mutter in der Holzfabrik Hugo Bender im Büro arbeitete. Es sollen in Zoppot aber auch jugoslawische und eben auch französ. Kriegsgefangene tätig gewesen sein.Ich vermute für die sogen. Rüstungsinspektion XX Danzig-Sitz Zoppot.Schade,dass es leider hier im Forum nicht genug Augenzeugen mehr gibt. Ich gebe aber noch nicht auf. Versuche etwas über das Bundesarchiv zur Inspektion XX herauszubekommen.
Danke
Hubert

hugeno
03.02.2011, 18:29
Hallo,
vielleicht noch eine kleine Hilfe in Form von Fakten.
Die Rüstungsinspektion XX Zoppot war dem Wehrkreiskommando angeschlossen. Inspekteur war der damalige Vizeadmiral Herbert Straehler. In der für mich interessanten Zeit war Karl Neumann-Stapenhorst Wehrwirtschaftsoffizier beim Wehrkr.-Kommando und RI XX.(Februar 1942 bis Febr.1945) Auf jeden Fall ging es um Rüstungsangelegenheiten für die Marine. Auf der Werft Danzig und bei der Schichau Werft GmbH waren KZ-Häftlinge des KZ Stutthof eingesetzt.Diese scheiden bei meiner Suche auch aus.
Wo aber waren franz.Kriegsgefangene untergebracht und für welche Firma verrichteten sie Arbeitsdienste ?

hugeno
05.02.2011, 13:18
Hallo,
noch ein paar Fakten.Die Kriegsgefangenen haben in einer Firma gearbeitet
(welche für meine Suche relavant ist) die sich gegenüber der damaligen Großtischlerei Hugo Bender in der A.-H.-Str. befunden hat. Ob sie dort auch untergebracht waren,entzieht sich meiner Kenntnis.In Betracht kommen aber jedenfalls nur Gefangene des Stammlager (Stalag) XXA aus Thorn(Torun),Stalag XX BII Danzig Bischofsberg oder Offizierslager XX Thorn.Da Thorn (Torun) aber doch ziemlich entfernt von Zoppot liegt und ein Transport früh und abends sehr unwahrscheinlich war, kommt somit nur eine Unterbringung im Ort Zoppot, Oliva oder Danzig in Frage. Wenn ich davon ausgehe,dass sich franz. Kriegsgefangene frei in Zoppot bewegen konnten,vermute ich Privilegien von Offizieren, die ausschl. im Oflag Thorn ihr Hauptlager hatten.
Meine Frage geht nun dahin,welche Firma sich damals gegenüber derHolzfabrik Hugo Benderbefand und ob es möglicherweise eine Nachfolgefirma gab oder gibt. Es kann sich nur um die Straßen-Nr. 691 bis 731 handeln. Möglicherweise ist aber auch alles beräumt und neugebaut worden.
Hugeno

hugeno
05.02.2011, 16:44
Hallo,
habe mir über Maps Google die Satelitenaufnahmen mit den entsprechenden Straßennr. angesehen.
Linkerseits der Aleja Niepodleglosci (A.-H.-Str.) 694 und 696 (Holzfirma Bender) stehen noch 2 Gebäude . Die 696 ist ein längl. Flachbau und dahinter die 694 ein größeres hohes Gebäude. Wer oder was sich heute in diesen Gebäuden befindet ....?
Gegenüber befinden sich Gebäude und Anlagen (Nr. 713 bis 721) wo sich früher eine Großtankstation sowie das Gelände der Deutschen Reichsbahn. Auf diesem Gelände befanden sich Kriegsgef., da eine Umzäunung bis zur Frantziusstr. ging (heute 3 Maja).
Ich vermute nun, dass die Gefangenen für Aufgaben der D. Reichsbahn eingesetzt wurden.
Ob das so war ???
Hugeno

hugeno
03.01.2013, 14:23
Hallo Zoppot Kenner
Nach weiteren Recherchen habe ich Dokumente gefunden, die besagen,dass in Oliva ein Nebenlager mit französischen Kriegsgefangenen vorhanden war. Es hatte die Bezeichnung Stalag XX-B/Z und war ein Nebenlager des Stalag XX-B Marienburg. Die im Lager Oliva untergebrachten Kriegsgefangenen arbeiteten hauptsächlich in Sägewerken .Sie durften sich auch frei bewegen,entsprechend der festgelegten Verhaltensregeln.

Für mich : BINGO.
Es schließt sich der Kreis- meine Mutter arbeitete in der fraglichen Zeit im Büro des Holzwerkes Bender in der damaligen A.-H.-Strasse.
Nun meine Frage. Wo könnten heute noch Personalunterlagen der ehemaligen Firma Bender bzw. des ehemaligen Nebenlager in Oliva archiviert sein?
Jede Möglichkeit bitte nennen!
Grüße
Hugeno

hugeno
06.01.2013, 21:05
Hallo,
weiß denn keiner Bescheid bzw sieht eine Möglichkeit, wo in Zoppot oder Oliva Unterlagen von der o.g. ehemaligen Firma Bender bzw. Gefangenenlager Oliva vorhanden sein könnten?
hugeno

Eva Altstaedt +13.12.2018
07.01.2013, 22:43
Lieber Hubert,
leider habe ich heute erst wieder ins Forum gesehen und auch Deine private Anfrage gelesen. Habe direkt geantwortet, weiß aber nicht, ob ich es richtig gemacht habe und das Schreiben angekommen ist. Aber mir fällt noch eine Möglichkeit ein: Als ich meine Rentenunterlagen fertigmachte, fehlte mir die Zeit in Zoppot natürlich. Da wurde mir von der Versicherung gesagt, ich solle an die "Deutsche Dienststelle in Berlin" schreiben. Das ist die Anschrift. Mit wenig Hoffnung schrieb ich dahin und siehe da, die hatten sämtliche Unterlagen. Also, einen Versuch ist es doch wert!
Das ist natürlich schon eine Weile her, aber ich habe gehört, daß es diese Dienstelle immer noch gibt.
Ganz viel Erfolg!!!
Liebe Grüße von der Zoppoter Eva.

hugeno
08.01.2013, 14:10
Hallo Eva,
recht herzlichen Dank für Deine Nachricht und den Tipp.
Die von Dir genannte Rentenversicherung in Berlin werde ich mal anschreiben.Ich vermute aber,dass es kaum Chancen gibt. Ich glaube nicht,dass dort auch Personalunterlagen von ehemaligen Mitarbeitern der Firma Bender zu finden sind, schon gar nicht von franz. Kriegsgefangenen!.
Aber ,wie sagt man Versuch macht klug!
Liebe Grüße
Hubert

J.Langfuhr
08.01.2013, 14:32
Es gibt noch eine Quelle, die hier noch nie erwähnt wurde. Die Militärarchive im Chateau von Vincennes bei Paris. Mein Schwiegervater war Kriegsgefangener in Colditz/Sachsen. Als wir seine Unterlagen einsehen wollten, verwiesen uns die deutschen Behörden dorthin. Die Unterlagen französischer Kriegsgefangenenlager könnten grundsätzlich dorthin transferiert worden sein.

LG

J.Langfuhr

hugeno
08.01.2013, 15:10
Hallo,J.Langfuhr
Das ist doch mal wieder was ! Auf diese Möglichkeit bin ich überhaupt noch nicht gekommen. Na, dann werde ich mal fleißig sein!
Ob ich die Suche bzw. das Schreiben auch in Deutsch an das Archiv senden kann oder ist es vorteilhafter einen franz. Text mit Hilfe von Google zu formulieren?
Gruß
Hubert

Bartels
14.01.2013, 16:53
Hallo zusammen,

wie ich von anderen Familienforschern hörte, sind die Archivare in Vincennes sehr hilfsbereit gegenüber deutschen Besuchern.

hugeno
14.01.2013, 20:30
Hallo Rudolf,
für den netten Hinweis bedanke ich mich. Leider kommt eine persönlicher Besuch des Archivs nicht in Frage. Dennoch bin ich schon gerne gewillt, dort nachzufragen.
Bin nur noch nicht sicher, ob ich es mit Google-Hilfe ins franz. übersetze oder einfach in meiner Muttersprache .
Gruß
Hubert

Bartels
15.01.2013, 17:04
Hallo Hubert,

lass Dir eine kurze Begrüssung in gutes Französische übersetzen und stelle dann Deine Frage in Deutsch (plus Google-Übersetzung).

Die französischen Archive digitalisieren im allgemeinen heute bereits mehr als unsere: http://www.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr/?lang=en Sieh Dir hier mal an, was Vincennes als "Online Ressourcen" bereit hält.

Archiv Vincennes bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Service_historique_de_la_D%C3%A9fense)

Bartels
15.01.2013, 17:15
Hallo Hubert,

möglicherweise wirst Du aber auch in Deutschland fündig: Militärarchiv Freiburg (http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesarchiv-Milit%C3%A4rarchiv) bzw. Bundesarchiv Koblenz (http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesarchiv_(Deutschland))

MbG Rudolf

hugeno
15.01.2013, 17:49
Hallo Rudolf,
schon geschehen.Ergebnis :Null
Es bleibt ,wenn in Frankreich wirklich Unterlagen vom Lager XX-B/Z(Oliva) vorhanden sein sollten, dies die letzte Anlaufstelle.
Gruß
Hubert

J.Langfuhr
15.01.2013, 21:11
Hallo Hubert,

Anfragen in Vincennes sind nicht so einfach. Man muss zunächst seine Berechtigung nachweisen z.B. durch Nennung der Familienzugehörigkeit zur Person, nach der gesucht wird. Dann erhält man einen Termin vor Ort in Vincennes. So war es jedenfalls in unserem Fall vor einigen Jahren. Werde mich erkundigen, wie das Verfahren heute ist.

LG

J.Langfuhr

J.Langfuhr
15.01.2013, 21:53
Wie das Leben so spielt, wird heute auf die Archive im Chateau de Vincennes bereits in einem anderen Thread hingewiesen: Danzig in französischen Militärarchiven. Dort ist das Archiv auch verlinkt. > die Danzig recherche. Der Umfang der Archive ist überwältigend, die Digitalisierung der Bestände weiter fortgeschritten als in Deutschland. Verkehrssprachen sind Englisch, Spanisch und natürlich Französisch. Es können per Email Anfragen gestellt werden.
Mir ist es noch nicht gelungen, die Bestände über die fanzösischen Kriegsgefangenenlager zu finden.

LG

J.Langfuhr

hugeno
15.01.2013, 22:17
Hallo J.Langfuhr,
welche Berechtigung kann ich nachweisen? Keine....
Ich suche ja meinen biologischen Vater!.Ich weiß nicht,ob meine Mutter die Schwangerschaft mit mir dem"Verursacher" mitgeteilt hat.
Wenn "Ja" dürfen wir nicht vergessen,was geschehen wäre,wenn das bekannt wurde.Darum fehlt auch in meinen Tauf Unterlagen die namhafte Nennung des Vaters.
Wie soll ich nun eine Berechtigung nachweisen. Ich muss ihn ja erstmal finden. Dass er heute noch lebt ist so gut wie ausgeschlossen.Er war 6 Jahre älter (geb.1917)als meine Mutter.Ich wäre schon froh zu erfahren,wo meine biologischen Wurzeln sind.
Ich versuche es trotzdem mal.Werden ja sehen,ob sich ein Erfolg einstellt.
Gruß
Hubert

J.Langfuhr
16.01.2013, 14:28
Warum solltest Du es nicht mit dieser Motivation versuchen? Das Verständnis dürfte da sein. Also Deinen Brief in Englisch oder Französisch übersetzen lassen und dann per Post oder per Mail absenden. Bin gespannt, ob sich etwas bewegt.

LG

J.Langfuhr

hugeno
17.01.2013, 14:15
Hallo J.Langfuhr
Habe einen Text in franz.Sprache ausgearbeitet.
Ich finde aber keine Mail Adresse, wo ich meine Anfrage hinsenden kann. Verfügst du über so eine Adresse?
Wenn nicht, muß ich wohl meine Anfrage per Post abschicken.
Gruß
Hubert

Bartels
17.01.2013, 16:23
Hallo Hubert,

zur Zeit funktioniert kein Link nach Vincennes.

J.Langfuhr
17.01.2013, 17:30
Hallo Hubert,

Ist schon so, wie Rudolf schreibt. Folgende Verbindung hat allerdings soeben bei mir funktioniert:

www.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr./portail-defense/rubriques-complementaires/contact

(Hoffentlich habe ich keine Abschreibfehler gemacht. )

Auf der Kontaktseite kannst Du Dein Thema allgemein und dann genauer wählen. Es gibt weiter ein Eingabefeld, in das Du die Worddatei Deines Briefes hineinkopieren kannst. Die Seite habe ich übrigens nur auf Französisch gefunden.

Danach hilft nur warten. In Frankreich ist die Digitalisierung der Archive zwar weit fortgeschritten, aber dann ist es doch wie in der französischen Hölle: mal ist das Feuer ausgegangen oder der Teufel ist gerade einen Kaffe trinken. Nichts für ungut....!

LG

J.Langfuhr

hugeno
17.01.2013, 18:08
Hallo J.Langfuhr,
ja,diese Kontaktseite hatte ich heute auch gefunden.Mir ist nur nicht klar, ob das Verteidigungsministerium meine Fragen beantworten kann. Ich denke,dass das Archiv in Vincennes möglicherweise über Unterlagen der Kriegsgefangenenlager verfügt. Ich warte noch ein paar Tage und falls immer noch "Funkstille", (siehe Rudolf) herrscht, sende ich die Unterlagen per Post.
Ich bedanke mich aber für die Hinweise, auch bei Rudolf.
Gruß
Hubert

Bartels
09.07.2014, 02:50
Ein kleiner Nachtrag zum Stalag XXB:

Stalag XX B - in Littschen bei Marienwerder (bis Febr. 1940)

Stalag XX B - in Marienburg (seit Febr. 1940)

Stalag XX BII - in Danzig
Stalag XX B/Z - Danzig-Bischofsberg
Stalag XX B/Z - in Oliva