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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Danziger Burg



Rudi Bellon, + 24.08.2010
24.03.2008, 10:27
Die Danziger Burg lag einst dort,wo heute die Radaune innerhalb
Danzigs in die Mottlau einmündet.Schon pommerellische Herzöge
hatten hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen.Einhundertundfünfzig
Jahre leiteten von dieser Stelle aus deutsche Komture mit ihrem
Ritterkonvent im Auftrage des Ritterordens die Verwaltung und
Rechtsprechung im Danziger Gebiet.Der Herrensitz wurde umgrenzt
vom Fischmarkt,dem jetzigen Altstädtischen Graben,der Straße
An der Schneidemühle,dem Heveliusplatz,der Großen Bäckergasse,
Brabank und Mottlau.In diesem Gebiet erhob sich dicht am Wasser
das Hochschloß mit der Vorburg.
Schon gleich nach der Tannenberger Schlacht (1410) zeigte sich
ein Riß zwischen der Landesherrschaft und ihren größeren Städten.
Danzig weigerte sich Steuern zu zahlen.Der Komtur mußte ihm daher
den Hafen sperren,was die Stadt aufs Empfindlichste traf.Und als
es zur Aussöhnung kam,gingen die Wogen der gegenseitigen
Erregung noch so hoch,daß der Komtur Heinrich von Plauen,der
Bruder des Hochmeisters,die Danziger Bürgermeister Konrad Letzkau
und Arnold Hecht sowie den Ratsherrn Bartel Groß als Hochverräter
töten ließ.
Zunächst wurde der Riß überbrückt.doch klaffte er bald wieder neu
auf.Als dann im Jahre 1454 endgültig der Abfall vom Orden vollzogen
wurde,da machten die Brüder die Ordensburg dem Erdboden gleich,
doch nicht-wie es scheinen könnte-aus Haß gegen den Orden.Denn
nur widerwillig tat der Danziger Rat die weitern Schritte,die die erste
Absage an den Orden im Gefolge hatte.Die Zerstörung geschah vielmehr
aus Angst,daß der König von Polen sich in der Burg festsetzen könne,
um Danzigs Freiheit zu bedrohen.Aus den Verhandlungen gewannen
die Unterhändler die Auffassung,daß dem "Herrn König die Lunge sehr
auf Danzig"hänge.Und darum riet Danzigs Gesandter eiligst zu diesem
Schritt,der denn auch gründlich ausgefüfrt wurde.
Das bieherige Schloßgebiet verleibte sich die Rechtstadt ein.Lange lag
es ungenutzt da,ein willkommener Steinbruch mit seinem Schutt von
Ziegeln,behauenen Granitquadern,Säulen und Pfeilern.Dürfen wir doch
mit ziemlicher Sicherheit annehmen,daß das Geölbe des Arturshofens
auf Säulen ruht,deren Abschnitte von verschiedenen Stellen des
Deutsch-Herrenschlosses herstammen;wissen wir doch,daß das Dach
über dem Chor der Trinitatiskirche vordem den Pferdestall des Schlosses
deckte.
Erst mehr als hundert Jahren nach der Zerstörung wird das Schloßgebiet
als Baugelände erschlossen,in dem man die Gräben zuschüttet.Die alte
Zufahrt benutzte man bei der Straßenanlage mit.Zur Vorgrabenbrücke
führten hier einst die Wege,die heute Schloßgasse(A.17.Jhd.)und
Burggrafenstraße heissen.Bis 1945! Diese ging längs eines Radaune-
arms der die Gräben der Burg bewässerte.Sie hieß darum noch im Jahre
1763 richti Burggrabengasse.Erst in neuerer Zeit bekam sie den jetzigen
Namen,der mit"Burggraf"nichts zu tun hat.Quer über das ganze Gelände
des alten Ordenshauses führt die Rittergasse (M.17.Jhd.)in deren Verlängerung einst eine Brücke über die Mottlau führte,als das Hochschloß
noch stand.Von dem Ordenshause aus betrat man die Rechtstadt durch
das Haustor der Stadtbefestigung (E.14.Jhd.).
Das Kohlentor ist eine Schöpfung des 17.Jahrhunderts.Es wurde in jener
Zeit neu durchgebrochen,erhielt diesen Namen aber erst im 19.Jahrhundert.
Diese Gassen auf dem alten Burggelände erinnern noch heute mit ihren
Namen an das gewaltige Ritterschloß,das einst wehrhaft hier den Eingang
nach Danzig schirmte,unter dessen sicherm Schutz die Bürger Handel trieben und den festen Grund zum Wohlstand legten,der sich in spätern
Jahrhunderten in Danzig entwickelte und der Stadt die Kraft gab,selbst so
bedeutenden Feinden wie Königen Polens erfolgreich zu trotzen.

__________________
Grüße von Rudi

Ulrich 31
03.05.2021, 17:36
Ergänzend zu diesem Startbeitrag von 2008, der bis heute ohne Antwort blieb, füge ich nun verlinkt diesen aktuellen trojmiasto.pl-Artikel mit der deutsch übersetzten Titelangabe "Schloss in Danzig. Fasziniert immer noch und sorgt für Diskussionen" an:

> https://www.trojmiasto.pl/wiadomosci/Zamek-w-Gdansku-Wciaz-fascynuje-i-wywoluje-dyskusje-n155646.html (polnisch, nur hier lassen sich die gezeigten Abbildungen vergrößern),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https://www.trojmiasto.pl/wiadomosci/Zamek-w-Gdansku-Wciaz-fascynuje-i-wywoluje-dyskusje-n155646.html (deutsch).

Diesen neuen Versuch, die Existenz und das Schicksal jener Burg zu ergründen, finde ich sehr interessant.

Ulrich

Ulrich 31
08.09.2021, 00:01
Zur Ergänzung dieses Themas füge ich für historisch interessierte Danzig-Freunde den folgenden verlinkten trojmiasto.pl-Artikel vom 30. Januar 2018 an, der die deutsch übersetzte Überschrift "Germanische Namen in der Dreistadt und Umgebung" trägt:

> https://historia.trojmiasto.pl/Stare-nazwy-mowia-o-Trojmiescie-n120663.html (polnisch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https://historia.trojmiasto.pl/Stare-nazwy-mowia-o-Trojmiescie-n120663.html (deutsch).

Autor dieses Artikels ist Tomasz Larczyński, der am 26.06.2015 an der Universität Danzig mit der Dissertation "Das Land Danzig während der Herrschaft des Deutschen Ordens. Eigentümerstruktur und Organisation der ländlichen Siedlung" promoviert wurde (> https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=https://ug.edu.pl/st-tyt_nauk/45545/tomasz_marek_larczynski&prev=search&pto=aue ). Teile dieser Dissertation, die u.a. auch die Danziger Burg betreffen, wurden im vorgenannten Artikel übernommen.

Ulrich