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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Familien Schmidtke und Mertens, "Labesquelle" und Schichaugasse



Yavanna
11.02.2011, 01:48
Hallo alle zusammen,
seit einiger Zeit versuche ich, aus dem Nachlaß meiner Mutter unseren Stammbaum zu "rekonstruieren":
http://www.alphazalpha.de/ahnen/Schmidtke/_schmidtke.html
Da ich aus einer Kneipiersfamilie stamme ("Labesquelle" in St. Albrecht, Kneipe in der Schichaugasse), sind die Familien vielleicht nicht ganz unbekannt?
Wie man sehen kann, sind im oberen Bereich etliche Lücken:
Mein 1. Urgroßvater Josef Mertens, geboren in Westfalen, gestorben in Danzig, Colonialwaren & Gastwirt der "Labesquelle" in St. Albrecht (kein Geburts- und Sterbedatum);
Meine 1. Urgroßmutter Franziska Mertens, geb. Schulz, gestorben 1922 in St. Albrecht (kein Geburts- und Sterbedatum);
Mein 2. Urgroßvater August Schmidtke, geboren 01.08.1894 in Danzig, gestorben in Danzig, Gastwirt der Kneipe in der Schichaugasse in Danzig (kein Sterbedatum);
meine 2. Urgroßmutter Anna Luise Friederike geb. Siedschlag, geb. 29.03.1863 in Fielehne, gestorben 25.04.1954 in Hagenow.
August und Anna hatten drei Kinder: Walter, Erich und Hertha. Walter war mein Großvater, von ihm habe ich alle Angaben, aber nichts von Erich und seiner Frau Liesbeth. Letztere hatten zwei Kinder, Ingrid und Freddy... Aber das führt wohl zu weit...
Kann jemand weiterhelfen?

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
11.02.2011, 12:36
Hallo Yavanna
Herzlich Willkommen im Forum
Schick Dir mal die Angaben zu Mertens und Schmidtke aus dem Danziger Einwohnerbuch 1937/38.
Weitere Angaben evtl. dann hier
http://forum.danzig.de/showthread.php?3394-Auskünfte-aus-den-Danziger-Einwohnerbüchern-1897-1942

Viele Grüße
Hans-Jörg

Yavanna
12.02.2011, 15:04
Danke, Hans-Joerg, für Deine Mühe! Leider finde ich in den Zeitungsausschnitten nichts Neues, keine Geburts- und Sterbedaten, keine Angaben zu Kindern; die Adressen sind interessant, sollen aber nicht in unseren Stammbaum. Kannst Du mir einen Tip geben, wo ich mehr finden könnte?

Poguttke
12.02.2011, 18:31
Nanu?....:) naja, was ich dazu zu sagen hatte habe ich ja schon getan, ich wiederhole mich ungerne :)

joachimalfred
13.02.2011, 14:17
Hallo Yavanna,
auch ich möchte Dich im Forum herzlich begrüßen und Dir viel Erfolg in der Familienforschung wünschen.
Meine Mutter, Helene Kollendt, geb. 1911 ist ist aus St. Albrecht.
Auch ich bin in der Familienforschung aktiv und habe einen größeren Fundus Namen etc. aus Praust und St. Albrecht zusammengetragen.
Ich bin gerne bereit, Dir, soweit möglich, Hilfe anzubieten, habe auch noch lebende Verwandte aus St. Albrecht in Deutschland.
Wenn Du Lust und Interesse an einen Austasch hast melde Dich bitte.

Geigersohn
16.02.2011, 13:20
Hallo Yavanna,
liebe Kneipenkenner,
das zeichnet unser Forum auch aus, durch das Lesen Deines Beitrages und
der Bezeichnung der Kneipe Deiner Vorfahren " Labesquelle " wurde mir
bewußt, dass ich diesen Ausdruck mehrfach von meinem Vater in der Kindheit
gehört hatte. Er ist sehr positiv besetzt durch die Geschichten aus meiner Erinnerung. Nun habe ich follgende Fragen:
-Wer besuchte die Kneipe hauptsächlich?
Mein Vater war auf der Schichauwerft beschäftigt. Kehrte man nach Arbeitsschluß dort ein? Oder war es eine Kneipe, wo er mehrfach mit seinen Sportkameraden
nach dem Fußballspiel eingekehrt ist. Oder war dafür die Entfernung zum Fußballplatz eigentlich zu groß?
Wer kann aus Berichten seiner Eltern etwas dazu sagen.
Es wäre sehr schön.
Geigersohn

Yavanna
18.02.2011, 01:18
Was zu den Kneipen meines Urgroßvaters zu sagen wäre, beschreibt meine Mutter im ersten Kapitel ihrer Biografie so:

...Als Schulkinder schickte Mutti meine Schwester Inge, geboren 2 Jahre nach mir, und mich "zur Erholung" zum Großvater Joseph, dessen kitzelnden Schnurrbart ich nicht so gerne mochte, und zu Mutters Bruder Franz und seiner Frau Marie. Die war nie sehr erfreut über unseren Besuch, aber was sollte sie machen? Schließlich liebten wir unseren Großvater, und dann waren wir auch gute Spielgefährten für ihre Kinder. Eva, Hubert und Günther waren selig, wenn sie immer wieder mit uns neue Spielchen aushecken konnten. Außerdem versorgte uns Hubert fleißig mit Süßigkeiten aus Vaters Laden (nebst Gastwirtschaft und Postagentur - St. Albrecht 1)...
Sonntags schickte unsere Tante uns fünf Kinder, wir Mädchen mit "Donnerwetterschleifen", wie unsere Mutter diese spöttisch bezeichnete, auf dem Damm entlang zur Heiligen Messe. Ob die Tante dann immer um 10 Uhr zum Hochamt ging, weiß ich nicht, denn da waren wir bereits an der Radaune zum Baden und Toben, oder wir vergnügten uns mit anderen Spielen im geräumigen Wohnhaus, zu dem ein Billardzimmer, ein riesengroßer Saal und viele Anbauten gehörten.

Der Saal hatte seine besondere Geschichte. Er diente nicht nur den Bewohnern des Ortes zur Ausgestaltung von Festen und Feiern, er besaß auch eine Bühne mit beweglichen Kulissen, die uns Kindern natürlich für unsere selbsterdachten Spielchen und Schnurren zur Verfügung stand. Köstlich waren unsere Tanzdarbietungen, zu denen uns Erich Philipp auf dem alten Klimperkasten begleitete!
Wenn wir später auf den Saal zu sprechen kamen, schwärmte unsere Mutter immer von ihrer eigenen Hochzeit, die in diesem Gebäude an einem wunderbaren Septembertag stattfand, und belustigte sich nachträglich an den Mißgeschicken... Aber sonst war es ein schönes Fest, von dem alle 120 Gäste noch lange schwärmten.

Als dann viele Jahre später unser lieber Großvater in St. Albrecht starb, spielte sich in eben diesem Saal... noch eine nennenswerte Geschichte ab, von der mein Mütterchen gerne erzählte.
Alle sind schon am Abend vor der Beerdigung angereist, um Totenwache zu halten... Viele Menschen nehmen an der Beerdigung teil, und so postiert man sich: Vorweg schreitet weinend Schucker Brunchen, ein Danziger Original, fast so bekannt wie Bollermann und Welutzke. Dann kommt die Blaskapelle, die einen bekannten Trauermarsch intoniert, jetzt die trauernden Hinterbliebenen, Verwandte und Freunde. In der Kirche sprechen Pfarrer und Gemeindevertreter gute Worte über unseren Opa... Auf dem Rückweg, Schucker Brunchen wieder voran, diesmal fröhlich mitsingend, widmet die Blaskapelle dann ihrem Verstorbenen alle die schönen Volkslieder, die unser Großvater so geliebt hatte.
Im großen Saal gibt es danach Kaffee und Kuchen, Bier und Wein, ein Schnäpschen oder auch zwei, eben, was jeder mag... Nun existiert dieser schöne Saal nicht mehr, denn unser Elternhaus mußte für eine Umgehungsstraße abgerissen werden.

Ein paar Jahre später übernahm mein Großvater in Langfuhr, nicht weit von unserer Wohnung entfernt, eine kleine Gaststätte, und zwar die "Labesquelle" im Labesweg Ecke Elsenstraße.
Er war Sozialdemokrat und war es geblieben. Er sah Inge und mich nicht gern in Uniform und erlaubte uns bei ihm im Lokal auch nicht den Hitlergruß. Aber er gestattete seinen alten Parteimitgliedern, sich in seiner Gaststätte zu treffen, um angeblich Schach zu spielen. Er wurde verpfiffen und saß daraufhin vier Monate in Danzig in Untersuchungshaft. Unsere Oma brachte ihm in so einem Henkeltöpfchen zweimal die Woche ein Extrasüppchen, das mit Hilfe eines alten Stammgastes ins Gefängnis hineingeschmuggelt wurde. Als mein Großvater entlassen wurde, war er ein gebrochener Mann.

Von der Gaststätte meines anderen Urgroßvaters in der Schichaugasse hat meine Mutter leider nichts berichtet.

Poguttke
18.02.2011, 23:54
Von Schucker Brunchen wurde ja schon immer viel erzählt, und immer war er dabei. Was mich interessieren würde ist wie er das wohl gemacht hat, oder war es Zufall? Wo und wie hat er gewohnt? Gibt es noch mehr Geschichten über ihn? Wie sah er aus? Fotos wird es wohl nicht geben, aber hat ihn hier im Forum jemand gesehen und könnte ihn zeichnen? In der Broschüre "Weiße Fahne über Danzig" die über die letzten Kampfhandlungen in Danzig berichtet ist er auch dabei. Im brennenden Danzig und dem Qualm der Geschosse geht er mitten auf der Strasse den Russen entgegen und wurde nie mehr gesehen. Er hat auch noch was vor sich hingemurmelt an das ich mich jedoch nicht erinnern kann.