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Rudi Bellon, + 24.08.2010
24.03.2008, 17:41
Zu den Zeiten der pommerelischen Herzöge siedelten sich im Schutze
der Holzburg am heutigen Radaunekanal Fischer an.Hierher konnten sie sich flüchten,wenn Räuber von See her ihre Schiffe bedrohten.Sie
bildeten ein eignes Gemeinwesen,an dessen Spitze ein Schulze stand,
der seine Wohnung in der Schulzengasse (E.15.Jhd.)hatte.Um das ganze Anwesen pflanzten die Bewohner einst eine lebende Hecke aus Weißdorn
oder anderm behackten Buschwerk,um den Feind solange aufzuhalten,
bis es ihnen gelungen war,sich hinter die schützenden Pfähle der Burg zu
flüchten.Nach dieser lebenden Schutzwehr nannte man den ganzen Ort
das "Hakelwerk".
Das Hakelwerk hatte ein eignes slawisches Recht und ein eignes Rathaus,
das "polnische"nahe der Näthlergasse oder in der Großen Ölmühlengasse.
Gleichzeitig mit dem Schloßgebiet wurde es (1454) der mächtigen
Rechtstadt Danzig einverleibt.
Straßennamen treten in dieser slawischen Siedlung erst im 17.Jahrhundert
auf.Die Deutschen mieden jene Gegend.Sie nannten sie "verlorene Ecke".
Die fischer des Hakelwerks bildeten dort eine eigne Zunft.Ihre Kähne,die
in der Radaune geschützt lagen,hatten in der Mitte einen Kasten mit
Siebblech,auf das die gefangenen Fische geworfen wurden,wie man es noch jetzt beobachten kann.So bespülte ständig frisches Wasser die Fische,ohne daß sie zu entweichen vermochten.Von diesem Siebkasten
oder vielleichtauch von den Netzen (vgl.Seihe,Seihtuch)erhielten die
Fischer den Namen "Seigner" und die Straßen "Hohe Seigen" (auf der
höhschen Seite gelegen) und "Niedere Seigen" (nach der Niederung zu
gelegen) erinnern noch heute an das alte Fischergewerk.Karpfenseigen
ist eine Nachbildung aus neuerster Zeit.
Im Gebiet des Hakelwerks finden wir drei Gasse,die nach Häusern in
ihnen benannt wurden.Nach Adlers Brauhaus heißt die Gasse "Hinter
Adlers Brauhaus" (A.17.Jhd.)Im Ausgang des 17.Jahrhunderts (1699-
1700)errichtete Danzig in diesem Stadtteil ein Asyl für aufgegriffene
Straßenbettler.Man nannte es das Spendhaus;es diente auch Waisen
als Aufenthalt.Im Jahre 1788 wurde das Armenhaus von dort abgezweigt,
und die Räume erhielt das Waisenhaus zur alleinigen Verfügung.
"Am Spendhaus" hieß die Straße,und ihre Fortsetzung auf dem Grund
alter Wälle "Spendhaussche Neugasse"(E.!8.Jhd.)
Selbst in jener Zeit,als sich das Bedürfnis herausstellteim Hakelwerk
namen für die Straßen festzulegen,war dieser Stadtteil noch sehr berüchtigt.Anständige Menschen begaben sich noch immer ungern in
eine Gegend,wo dei Bewohner ein rech t loses Mundwerk hatten,viel herumplachanderten,über die Vorübergehenden ihren Spott ausgossen.
Die "Plappergasse"(M.17.Jhd.) zeugt von diesem Ruf.Auch stand es um
den sittlichen Lebenswandel der Bewohner hier einst nicht besonders gut.
Sumpfig und schmutzig war der Grund und Boden an dieser Stelle in
Danzig,es färbte wohl auch auf die Gewohnheiten der Menschen ab,über die man die Nase rümpfte.Die "Jungferngasse" (M.17.Jhd.) sollte das durch
die Blume zum Ausdruck bringen.
Die "Köcksche Gasse" (A.16.Jhd.),einst auch in ähnlichen Sinn gedeutet,
zeigt in Wahrheit umgewandelt den Eigennamen "Tews Keth".Keth besaß
in ihr das Eckhaus zur Tischlergasse.Und davon bekam die Ecke den Namen
"Kethen-Ort" (Ort bedeutet Ecke,Spitze).Der Name wurde dann auf die
Straße übertragen und umgebildet zur "Köcksche Gasse".

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Gruß Rudi