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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Westpreußen um 1900



Marc Malbork
23.04.2011, 01:00
Hinweis für alle Berlin-Brandenburger & Berlin-Besucher ab 15. Mai:

Im Schlößchen Caputh/Potsdam wird die Reihe der Fotoausstellungen über die ehem. Ostprovinzen fortgesetzt mit Bildern aus Westpreußen um 1900 von Hermann Ventzke

http://www.spsg.de/index_9608_de.html

Ein angenehmer Ausflug, zumal Caputh auch noch das hübsche Barockschlösschen mit Park und Havellandschaft, eine Stüler-Kirche und das Haus von Albert Einstein zu bieten hat.

Marc Malbork
16.05.2011, 23:15
Eine Besprechung der Ausstellung aus den heutigen Potsdamer Neuesten Nachrichten:

Ausflug zur Marienburg

von Thomas Wendel
Historische Fotografien aus Westpreußen im Caputher Schloss vorgestellt
Schwielowsee - Die Faszination der Marienburg südlich von Danzig ist ungebrochen. Als Trutzburg im Osten Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens von 1303 bis 1457, wurde sie erneuert von 1882 bis 1897 unter der Herrschaft dreier deutscher Kaiser.

Zeitgeschichtliche Aufnahmen von ihr und der kulturhistorischen Landschaft an Weichsel und Nogat sind jetzt im Schloss Caputh zu sehen. Sie gewähren einen kleinen Einblick in die vergangene Provinz Westpreußen und die Zeit dort vor 120 Jahren.
Die Marienburg ist eine backsteinerne Festung, ein Ort der Eroberungen, des Glaubens, voller Magie, an dem neuzeitlich wiederbelebte Ritterfestspiele Tausende Zuschauer anlocken. Der Rathenower Lehrer Hermann Ventzke (1847-1936) hat sie um 1890 wiederholt dokumentiert: menschenleere Backsteingotik mit Zinnen und Türmen, Kreuzgang, Säle, Panorama-Aufnahmen mit Blick auf die dahinfließende Nogat.

Mit Plattenkamera hat der aus Ostpreußen stammende Lehrer sekundenlang belichtet, große Apparaturen in den Innenräumen aufgestellt, um die Pracht dieses Palastes zu dokumentieren. Andere Aufnahmen der Ausstellung „Westpreußen um 1900“ zeigen längst verschwundene Landschaft: Burgen und Kirchtürme, die über eine von Flößen gefüllte Weichsel ragen. Thorn, Danzig, Marienwerder. Die Menschen in den Städten hat Ventzke sparsam abgebildet: einzig seine Familie stellt sich andächtig und streng dem Fotografen.

Das Deutsche Kulturforum Östliches Europa hat diese vor sieben Jahren konzipierte Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums Münster in die Region geholt. Die Bildbestände stammen aus dem Deutschen Historischen Museum in Berlin.
An drei Mittwoch-Abenden im Juni wird das Deutsche Kulturforum mit Vorträgen und Diskussionen das Ausstellungsthema in Kooperation mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam vertiefen. Am 1. und 8. Juni geht es um die besondere Rolle Westpreußens. Viele Städte der historischen Provinz waren seit jeher Zentren der Begegnung: Deutsche Kaufleute und polnischer Landadel, kaschubische Bauern und Besucher von weither trafen sich in Danzig, Thorn oder Kulm. Die Städte erhielten dadurch ihr besonderes Gepräge. Am 29. Juni wird besonders die Architektur und Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen und Livland diskutiert. Die Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im HBPG statt.

Die 3 Veranstaltungen:

Mi, 01.06.2011 | 19 Uhr
Vortrag

Westpreußen oder Pomorze Gdanskie? Eine Region zwischen Deutschland und Polen (http://javascript<b></b>:void(0);)

mit Dr. Christian Pletzing, Sankelmark

Die Region an der unteren Weichsel war über Jahrhunderte hinweg ein Brennpunkt der deutsch-polnischen Beziehungen. 1466 gelangte der westliche Teil des alten Deutsch­ordensstaates unter die Hoheit des polnischen Königs. Mit der Ersten Tei­lung Polens 1772 fiel Westpreußen an Preußen, 1920 ent­schied der Versailler Vertrag über die Zugehörigkeit des größten Teils des Gebietes, des so genannten "Kor­ridors", zu Polen. 1939 wurde die Region Teil des "Reichsgaus Danzig-Westpreußen", seit 1945 gehört sie zur (Volks-)Republik Polen.
Ungeachtet aller politischen Veränderungen lebten am Unterlauf der Weichsel Deut­sche, Polen und Kaschuben, Katholiken, Protestanten, Mennoniten und Juden neben- und miteinander. Der Vortrag bietet eine Annäherung an eine vergangene Kulturlandschaft.

Dr. Christian Pletzing ist Historiker und seit 2004 Leiter der Academia Baltica, seit 2011 außerdem Direktor der Europäischen Akademie Sankelmark.

Mi, 08.06.2011 | 19 Uhr
Vortrag

Nicht nur Danzig alleine. Städtebilder aus einem Land zwischen Deutschland und Polen (http://javascript<b></b>:void(0);)

mit Dr. Peter Oliver Loew, Darmstadt

Viele Städte der historischen Provinz Westpreußen/Pommerellen waren seit jeher Zentren der Begegnung: Deutsche Kaufleute und polnischer Landadel, kaschubische Bauern und Besucher von weither trafen sich in Danzig, Thorn oder Kulm. Die Städte erhielten dadurch ihr besonderes Gepräge. Überwiegend lebten die Nationalitäten nebeneinander her, manchmal bekämpften sie sich, nicht selten auf Veranlassung der Politik fernab in den Hauptstädten. Der Vortrag ist ein essayistischer Streifzug durch die Städte dieses Landes, er zeigt Strategien der Abgrenzung, Beispiele des Zusammenlebens, Relikte der Vergangenheit ebenso wie – mit der nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandenen Stadt Gdingen – Zeugnisse der Moderne.
Der Vortrag ist verbunden mit der Präsentation des Buchs »Danzig. Biographie einer Stadt« (C. H. Beck 2011).

Dr. Peter Oliver Loew, Osteuropahistoriker mit Schwerpunkt u. a. auf der Ge­schichte Polens, Deutschlands und die deutsch-polnischen Beziehungen, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt.

Mi, 29.06.2011 | 19 Uhr
Vortrag

Kloster und Burg. Die Architektur des Deutschen Ordens in Preußen und Livland (http://javascript<b></b>:void(0);)

mit Prof. Dr. Christofer Herrmann, Allenstein

Der Deutsche Orden entwickelte in Preußen und Livland zwischen dem ausgehenden 13. und dem beginnenden 15. Jahrhunderts den Idealtypus einer Burg, die die Besonderheiten des Ritterordens zwischen Mönch- und Rittertum wider­spie­gelte. Nach innen erfolgte die Betonung des Ordenscharakters mit der kloster­ähnli­chen Gestaltung und der kanonischen Raumabfolge für das gemeinschaftliche Leben. Nach außen erschienen die Burgen in Form kompakter Steinkolosse als perfekte Monumente der Inszenierung von Landesherrschaftsarchitektur weithin sichtbar in der Landschaft. Glaube und Macht gingen hier eine wirkungsvolle architektonische Synthese ein. Der Vortrag stellt die Entwicklung der Burgen des Deutschen Ordens an ausgewählten Beispielen vor. Ihren Kulminationspunkt erreichte diese Architektur beim Hochmeistersitz des Deutschen Ordens in der Marienburg, der besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Prof. Dr. Christofer Herrmann, Kunsthistoriker mit dem Forschungsschwerpunkt Architektur des Mittelalters, seit 2006 außerordentlicher Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Gdansk/Danzig.


Beitrag jeweils 3 Euro
Info-Tel: 0331/62085-50

Die 3 Vorträge finden im Haus der Brandenburg-preussischen Geschichte am Neuen Markt in der
Mitte Potsdams statt, Näheres:

http://www.hbpg.de/veranstaltungen-fuehrungen/kalender.htm