30.04.2011 / 20:00 Uhr: Matthäus-Passion in St.Nikolai / Danzig

[Wolfgang]

Schönen guten Abend,

ich möchte hiermit noch einmal auf einen wichtigen Termin am kommenden Samstag hinweisen.

Am 30.04.2011 findet um 20:00 Uhr in der St.Nikolai-Kirche eine Wiederaufführung der Matthäus-Passion von Telemann statt. Selbstverständlich werde ich mir dieses große Ereignis nicht entgehen lassen und die Aufführung besuchen.

Die Deutsche Minderheit informiert dazu auf ihrer Homepage mit folgendem Text:

Die Danziger Passion kehrt nach Danzig zurück

Die Rückkehr der verlorenen musikalischen Tradition

Das vor kurzem aufgefundene Stück von G. Ph. Telemann, das im 18. Jh. für die Johanniskirche geschrieben wurde, wird nach 257 Jahren erneut in Danzig gespielt. Die „Matthäuspassion” (1754) TVWV 5:39 wird am 30.04.2011 um 20.00 Uhr in der Nikolaikirche aufgeführt. Sie wird vom Chor und Kammerorchester der Musikakademie in Danzig unter der Leitung von Michal Kozorys gespielt. Zu den Mitorganisatoren des Konzerts gehören das Deutsche Generalkonsulat in Danzig und der Bund der Deutschen Minderheit in Danzig.

Georg Philipp Telemann (1681-1767) - ein hervorragender deutscher Komponist der Barockära (zum damaligen Zeitpunkt war er bekannter als sein Zeitgenosse J.S. Bach). Er war 43 Jahre lang Stadtkantor in Hamburg. Zu seinen Pflichten gehörte u.a. das alljährige Schaffen von Oratorienpassionen, die auf dem Text einer der vier Evangelien basierten. Sie wurden dann während der Karwoche in den Hamburger Kirchen gespielt. Bis heute sind über 20 in dieser Reihe entstandene Stücke Telemanns erhalten geblieben.

Eines von diesen ist die „Matthäuspassion“ (1754) TVWV 5:39, auch als „Danziger Passion“ bekannt. Die Komposition, die zum ersten Mal im Jahre 1754 in der Danziger Johanniskirche unter der Leitung von Christian Weinholz gespielt wurde, hat einen besonderen Stellenwert in dem Gesamtwerk des Hamburger Kantors. Es ist das einzig erhaltene liturgische Stück, das zum Spielen außerhalb Hamburgs vorgesehen und geeignet ist. Die „Danziger Passion“ ist auch wegen ihrer Form einzigartig – sie ist eine Widerspiegelung der spezifischen Sakralmusik-Tradition, die in Danzig seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kultiviert wurde. Der Text des Matthäus-Evangeliums wurde um 34 protestantische Choräle ergänzt, welche von den in der Kirche versammelten Gläubigen gesungen wurden. In der Johanniskirche reichen diese Traditionen bis ins Jahr 1666 zurück.

Die „Danziger Passion“ blieb bis vor kurzem unbekannt, da die Partitur als verschollen galt. In den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hat man jedoch in Weimar eine sensationelle Entdeckung gemacht – es wurden Dokumente wiedergefunden, welche man als das verschollene Werk von G. Ph. Telemann identifizieren konnte. Danach wurde im Telemann Archiv in Magdeburg eine Konzertversion dieses Stücks erarbeitet.

Auf diese Weise wird unserer Stadt nach 257 Jahren ein Teil seiner großen, jahrhundertealten Tradition zurückgegeben. Zu danken ist dafür insbesondere dem Bund der Deutschen Minderheit, der die Initiative ergriffen und den Musikern die Partitur zur Verfügung gestellt hat, der Stanislaw Moniuszko-Musikakademie in Danzig, deren Musiker das Konzert spielen werden und nicht zuletzt dem Deutschen Generalkonsulat in Danzig, das die Partitur finanziert und die Schirmherrschaft übernommen hat.

Artur Kawinski

[Hans-Joerg +, Ehrenmitglied]

Hallo Wolfgang
hier noch dazu der Link vom Deutschen Generalkonsulat
http://www.danzig.diplo.de/Vertretung/danzig/de/veranstaltungskalendar__dt.html


Viele Grüße
Hans-Jörg

[Wolfgang]

Schönen guten Morgen,

für einen kleinen Vortrag über die "Danziger Passion" bin ich auf der Suche nach einigen Informationen, die über das bisher im Internet Bekannte hinausgehen. Weiß vielleicht einer der Musikliebhaber bzw. -spezialisten unter uns Antworten auf folgende Fragen?

- War Georg Telemann in Danzig und wenn ja, wann?
- Für wen bzw. in wessen Auftrag schrieb Telemann die Matthäus-Passion?
- Wie bzw. auf welchem Weg kam die Passion nach Danzig?
- Wurde die Passion auch in anderen Städten gespielt oder ausschließlich in Danzig?
- gibt es weitere Geschichten, Anekdoten oder Ähnliches im Zusammenhang mit der Passion?

Vielleicht kann jemand von Euch ein bisschen weiterhelfen. Ich würde die Antworten relativ kurzfristig benötigen, da der Vortrag bis Samstag auch noch ins Polnische übersetzt werden muss.

Viele Grüße aus Danzig
Wolfgang

[Hans-Joerg +, Ehrenmitglied]

Hallo Wolfgang
Bisher vergeblich (?) gesucht ....
Es gibt ja viele Links u.a. diesen



http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/507748

Viele Grüße
Hans-Jörg

[Wolfgang]

Schoenen guten Nachmittag,
hallo Hans-Joerg,

ich bin, wie ich schon sagte, auf der Suche nach Informationen die UEBER DAS IM INTERNET Bekannte hinausgehen. Ich habe praktisch alle verfuegbaren Links durchforstet.

Wer MEHR weiss als im Internet steht: Bitte melden!

Viele Gruesse aus Danzig
Wolfgang

[Hans-Joerg +, Ehrenmitglied]

Hallo Wolfgang
Ach wenn Deine Fragen etwas früher gekommen wären.... dann gäbe es evtl. Möglichkeiten !

Habe Sie zumindestens an die " Musikhochschule Hannover " weitergeleitet aber da komt wohl
so ( kurzfristig) keine Antwort.

Viele Grüße nach Danzig

Hans-Jörg

[GerdR]

Hallo Wolfgang!

Danke für den Hinweis auf das Konzert. Ich fliege morgen nach Danzig und ich habe mir vorgenommen, dass ich das Konzert besuche. Weißt Du schon wo Du sitzt und wie man Dich treffen kann?

Viele Grüße von
Gerd

[Wolfgang]

Schönen guten Abend,
hallo Gerd,

zu Deinen Fragen: Ja, ich denke, ich weiß, wo ich in etwa sitzen werde. Nein, ich weiß nicht wie man mich dort treffen kann. Ich werde dort mit meiner Frau sein, aber wir haben unmittelbar vor und nach dem Konzert einige Termine, die es mir momentan noch nicht erlauben eine Aussage darüber machen zu können, ob ich die Zeit für ein weiteres Treffen irgendwie dazwischen quetschen kann.

Wenn wir uns spontan treffen, freue ich mich darüber. Um die eventuelle Frage vorwegzunehmen, wo wir uns vielleicht treffen können, hier gleich eine Antwort darauf: Ich werde kaum zu übersehen sein :)

Viele Grüße aus dem nächtlich kühlen Danzig
Wolfgang

[GerdR]

Hallo Wolfgang!

Ich bin jetzt in Danzig im Hotel und habe mir vorhin schon die Nikolaikirche angeschaut. Sehr schön. Wir werden uns dann morgen vielleicht treffen. Hast Du auch Telefon? Bist Du nicht zu übersehen weil Du so groß bist?

Viele Grüße von
Gerd

[Wolfgang]

Schönen guten Abend,
hallo Gerd,

die Wiederaufführung der "Danziger Passion" die vom deutschen Generalkonsulat außerordentlich unterstützt wird, ist etwas ganz Großartiges. In ihr steckt auch ein gewisser Symbolwert. Die evangelische Danziger Passion wird nach 257 Jahren wiederaufgeführt in der katholischen Nikolai-Kirche. Fast neige ich dazu zu sagen, dass dadurch ein weiteres Stück "Normalität" einkehrt. Ich freue mich darauf, dabei sein zu dürfen und auch ein klein wenig dazu beitragen zu können.

JEDER von Euch, der die Möglichkeit hat, dieses kulturelle Großereignis zu besuchen, sollte dies tun. Es wurde von vielen Seiten sehr viel Arbeit investiert und es wäre schön, dies durch möglichst viele Besucher gekrönt zu sehen.

Schöne Grüße aus dem nächtlichen Danzig
Wolfgang

[GerdR]

Hallo Wolfgang!

Ich sage nur danke schön für den Hinweis auf die Matthäus-Passion und den großartigen Abend, den ich in der wunderschönen Nikolaikirche erlebt habe. Ich war schon früher da, aber ich dachte ich bin zu spät dran, weil da schon der Chor sang. Aber es war nur eine Konzertprobe.

Jetzt weiß ich auch was Du gemeint hast als Du gesagt hast, dass Du nicht zu übersehen bist. Und Du warst auch nicht zu überhören. Es ist schade, dass ich Dich nicht treffen konnte, aber Du warst immer von Leuten umringt und da wollte ich nicht stören.

Aber bevor Du darüber schreibst, will ich was schreiben darüber. Die Nikolaikirche war bis auf den allerletzten Platz gefüllt und auch zusätzliche Stühle waren belegt. Hinten im Raum standen die Leute. Als es los ging wurden erst die besonderen Gäste begrüßt. Ich habe nur Generalkonsul Bleicker und "Wolfganga Naujocksa" verstanden. Da habe ich zuerst geglaubt, dass ich falsch gehört habe. Dann kamen die Begrüßungsredner, zuerst der Kirchenherr von der Nikolaikirche, dann der Generalkonsul und dann Wolfgang Naujocks. Er sprach als Vertreter der Deutschen Minderheit, die die Aufführung von der "Danziger Passion" initiiert und mitorganisiert hat. Ich habe meinen Augen und Ohren kaum getraut. Das ganze Rede wurde von Wolfgang nach einer kurzen polnischen Begrüßung auf deutsch gehalten und das wurde dann praktisch simultan gedolmetscht. Wolfgang, Du hast doch die Rede vorbereitet und kannst Du den Text hier nicht ins Forum reinstellen?

Aber die Passion war dann doch ein echter Hammer. Das waren bestimmt über 40 Männer und Frauen, die im Chor mitsangen und Musik machten. Die gesamte Passion wurde in deutscher Sprache gesungen. Und das in kristallklarer Sprache, dass man alles hat mitverstehen können. Das muss ein ungeheurer Einübungsaufwand gewesen sein, dass die das alles so wunderbar singen konnten.

Ein bisschen schade war aber doch, dass viele Bibelstellen von Einzelsängern gesungen wurden. Der Chor war unwahrscheinlich gut. Wenn er sang dann lief es einem den Buckel runter. Das war wirklich wunderschön.

Ich sage allen Beteiligten ein danke schön. Besonders auch Wolfgang, der für die deutsche Minderheit als Mitorganisator eine tolle Rede hielt. Die zwei anderen Reden habe ich leider nicht verstanden, weil sie in polnischer Sprache waren. Was mich aber wirklich überrascht hat, war dass Wolfgang in Danzig in der kurzen Zeit wo er da lebt, so bekannt ist, dass er mit allen Leuten da sprechen kann. Ich habe versucht da an ihn ranzukommen, aber er war da so in Gesprächen mit den Professoren und dem deutschen Generalkonsul und anderen Leuten, dass ich da wirklich nicht stören wollte. Eigentlich schade, aber vielleicht wird's noch was mit einem Treffen in der nächsten Woche was werden.

Viele Grüße von
Gerd im Danziger Novotel

[Heinzhst]

Jo Gerd, bist auch kein Professor.

Schönen 1. Mai wünscht dir Heinz S.

[Wolfgang]

Schönen guten Morgen,

wie Gerd schon gestern Abend schrieb, wurde die Matthäus-Passion in einer vollbesetzten St.Nikolai-Kirche aufgeführt. Ich weiß nicht, wieviele Besucher die Kirche fasst, aber es waren viele hundert Menschen gekommen, um diese "Danziger Passion" mitzuverfolgen. Ich hatte das Glück, nur wenige Meter von den Musikern und Sängern entfernt zu sitzen und konnte somit sehen, mit welcher Begeisterung sie spielten und sangen. Auf den Bänken waren überall Heftchen mit dem polnischen Text der Passion ausgelegt, sodass alle Besucher zu den in deutscher Sprache gesungenen Texten auch den polnischen Text mitlesen konnten.

Der Chor war gewaltig, er war hervorragend. Die Sängerinnen und Sänger fesselten die Besucher und bewegten sie zutiefst. Ich habe mir vorgenommen, gezielt nach weiteren Auftritten des Chores der Musikakademie zu suchen.

Ich empfand es als große Ehre die mich mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, dass mir die Möglichkeit eingeräumt wurde, in der vollbesetzten St.Nikolai-Kirche eine kleine Rede halten zu dürfen. Es ist auch eine Kirche meiner Familie. Dort fand u.a. 1849 die Taufe meines Urgroßvaters (in der väterlichen Linie) statt. Als ich dort in der Kirche stand, dachte ich an meine Großeltern, an meine Eltern, und wünschte mir, auch sie wären an diesem Abend dabei.

Nachdem ich zu meiner Ansprache gefragt wurde, könnt Ihr sie nachfolgend lesen. Sie wurde, wie Gerd schon sagte, von Kamila Labuda jeweils nach 3-4 von mir gesprochenen Sätzen ins Polnische übersetzt.

=====
Dobry wieczor, szanowni Panstwo,
guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Namen des Bundes der Deutschen Minderheit in Danzig, der diese Veranstaltung initiierte und mitorganisierte, begrüße ich Sie heute Abend ganz herzlich zur Wiederaufführung der „Danziger Passion“ von Georg Philip Telemann.

Die alte Hansestadt Danzig weist ein reiches kulturelles Erbe auf, das wir immer wieder von Neuem als Geschenk vergangener Generationen an uns entgegennehmen dürfen. Künstler aus ganz Europa fanden hier in Danzig eine Atmosphäre vor, die ihren Geist beflügelte und große Werke hervorbrachte.

Georg Philipp Telemann, von dem wir heute Abend erstmals nach 257 Jahren die Wiederaufführung seiner „Danziger Passion“ erleben dürfen, war in seiner Zeit einer der bekanntesten und berühmtesten Komponisten. Für Danzig schuf er neben der Matthäus-Passion noch fünf Kantaten. Mit dem Rat der Stadt Danzig stand Telemann in engem Kontakt. Aus dem erhaltenen Schriftverkehr geht hervor, dass ihm der pietistisch eingestellte Rat strenge Vorgaben machte. So durften zum Beispiel keine Arien in der Passion gesungen werden.

Die Werke Telemanns waren in unserer Stadt sehr beliebt. Das zeigt auch eine kleine Anekdote, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: Dem damaligen Kantor der Sankt Elisabeth-Kirche wurde vorgeworfen, bei seinen von ihm geschriebenen Kantaten zu viel bei Telemann zu kopieren. Er wurde gefragt, ob er denn nicht etwas Eigenes schreiben könne. Seine kurze Antwort: Warum denn? Telemann ist der doch Bessere...

Wir dürfen es als eine glückliche Fügung betrachten, dass die über 200 Jahre lang verschollene „Danziger Passion“ vor wenigen Jahren in Weimar entdeckt wurde und heute bei uns wiederaufgeführt werden kann. Mein besonderer Dank geht an

- den Herrn Proboszcz Ojciec Michal Mitka der St.Nikolai-Kirche
- den Herrn Generalkonsul Bleicker und das deutsche Generalkonsulat, das dazu die finanziellen Mittel bereitstellte
- und an das Kammerorchester der Musikakademie Danzig unter Leitung des Herrn Dirigenten Michal Kozorys.

Freuen wir uns auf einen unvergesslichen Abend. Vielen Dank!
=====

Schöne Grüße aus dem sonnigen aber kalten Danzig
Wolfgang

[Hans-Joerg +, Ehrenmitglied]

Hallo Wolfgang
Sehr schön -- Es war also ein voller Erfolg !!!

Viele Grüße nach Danzig
Hans-Jörg