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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 200 Jahre altes Gedicht



Peter von Groddeck
22.06.2011, 10:19
Hallo,
hier ein 200 Jahre altes Gedicht aus Danzig, das mein Urururgroßvater während der französischen Besetzung geschrieben geschrieben hat.

Meinem
innigst geliebten Großvater
J. W. von Weickhmann
gewidmet von
Carl von Groddeck
Danzig
den 1. Januar 1811

Das Jahr beginnt, das alte ist verschwunden
Und jede Brust fühlt neuer Hoffnung Kraft
Und jedes Glück, das wir bisher empfunden,
Ist’s welches Mut in unsere Herzen schafft.
Es bilden sich der Hoffnung Lichtgestalten
Ein Augenblick kann Alles umgestalten.

Und jede Sorge fliehet heute schneller
Vom Zug des schwachen Sterblichen zurück
Und Hoffnung zeigt die Aussicht frei und heller
Des Erdbewohners trüberfülltem Blick;
Denn droben tront ein Gott, der uns regieret,
Die Menschheit stets dem Ziel entgegenführet.

Mag auch des Krieges Drohen uns umgeben,
Mit Erz bedecken jedes fühlend Herz;
Des Gottes Engel sind’s die uns umschweben,
Die Mitleid fühlen bei der Menschen Schmerz.
Und was die Zukunft neidisch uns verhüllet,
Die Nachzeit ist’s, die ihren Blick erfüllet.

Drum handeln sie mit schönem treuen Walten
Und leiten zur Verbesserung die Welt
Und bei des niederen Lebens Truggestalten,
Ist es ihr Geist, der Menschheit uns erhält.
Und was nur Schönes, Wahres hier noch tronet,
Es kommt von dem, der in den Sternen wohnet.

Es wirken drum das Wahre und das Gute,
Das jeder Ort und jede Zeit erzeugt;
Ein jeder Sterblicher mit festem Mute
Verscheuch‘ das Böse, das dieTugend fleucht!
Denn nur das Gute ist, das uns beglücket
Und Wahrheit, die zum Guten uns entzücket.

Beglückt sei denn auch Deines Lebens Reise,
Der Weisheit und erhabene Tugend ziert,
Dem dankbar heute noch der Väter Weise
Der Enkel schon sich froh entgegenführt.
Denn Dank ist ja die schönste aller Pflichten,
Wenn Enkel solchem Mann ihn entrichten.

Doch schwach ist nur die Tatkraft, Dir zu geben,
Was Deiner Lieb‘ ein würdig Opfer ist.
Es weihe tief die Dankbarkeit mein Leben,
Da Du so gütig mir und liebreich bist.
Und will die Jugend nicht den Dank mir gönnen
Einst wird der Mann Dir würd‘ger danken können.

Christkind
22.06.2011, 23:24
Wunderbarer Grundgedanke dieses, dem Großvater gewidmeten Gedichtes:
Zuversicht und Vertrauen auf Gott.
Und eine besondere Tugend: Dankbarkeit.
Man könnte über jede Zeile nachdenken.
Auf die Verbesserung der Welt müssen wir wohl noch etwas warten.
Schönen Dank, Peter.