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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rossschlächterei in der Lawendelgasse



Wolfgang
11.11.2011, 19:53
Schönen guten Abend,

vor genau 90 Jahren, am 11.11.1921 erschien in der Danziger Volksstimme eine Anzeige in der die neu eröffnete Altstädtische Rossschlächterei Ia prima Ware zu soliden Preisen anbietet.

Ob das "geehrte Publikum" der Schlächterei wohl den "gütigen Zuspruch" entgegen brachte?

Beigefügt die Anzeige.

Schöne Grüße aus dem sternenklaren Danzig
Wolfgang

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
12.11.2011, 23:49
Ach nee Wolfgang
Ist zwar auch ein Tierchen ... aber da schmeckt mir eine leckere Gans mit entsprechenden Beilagen besser ... es kommt ja bald die Zeit !!! Schmatz !
Viele Grüße nach Danzig
Hans-Jörg

Beate
13.11.2011, 01:34
Nee, meinen "gütigen Zuspruch" hätten sie ganz sicher auch nicht entgegen gebracht bekommen!
Gibt wirklich genug anderes zu essen in meinen Augen, nicht unbedingt meine Kumpelchen...

Schöne Grüße Beate

Ulrich 31
28.12.2011, 14:10
Hallo Wolfgang,

zunächst meine Bewunderung, wo Du all diese Informationen herhast. Dein Fundus ist ja offenbar riesig.
Zum Pferdefleisch: In den Hungerjahren nach dem Krieg habe ich in unserer Fluchtendstation Wiesbaden zum ersten und einzigen Mal in meinem nun schon betagten Leben dieses Fleisch (mein Onkel hatte es auf dem Schwarzmarkt erstanden) gegessen. Es schmeckte mir sehr gut, erinnerte fast ein bisschen an Kaninchen. Kritische Gedanken wegen dieses Verzehrs kamen damals nicht auf.

Schöne Grüße aus dem nachweihnachtlich außergewöhnlich milden Berlin
Ulrich

RRose
29.12.2011, 00:11
Ohje! Also Pferdefleisch könnte ich nicht essen. Ich habe selbst schon drei Pferde vom Schlachter gekaufta.

lieben Gruss

Christina

Beate
29.12.2011, 00:18
Kommt sicher auf die Zeit an, Christina. In Hungerszeiten?
Ist sicher zu verstehen.

In heutigen Zeiten? Nee, ich nicht!

Schöne Grüße Beate

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
29.12.2011, 00:30
Hallo
Stimmt ... in Hungerszeiten mag Vieles möglich sein ....
Aber NUN ... bin gerade zurück von Freunden --- da gab es was Leckeres -- bestimmt kein Ross
und auch kein Kätzchen !

Viele Grüße
Hans-Jörg

RRose
29.12.2011, 01:22
Ich kann gut auf Fleisch verzichten und glaube nicht, dass ich ein Pferd essen würde. Meine Muti erzählt immer von Kartoffelschalen, die sie damals gegessen haben. Mein Opa hat seinen Ehering gegen ein Brot eingetauscht.

Liebe Grüsse
Christina

Ulrich
29.12.2011, 02:59
Guten Abend,
mich würde ja interessieren ein Foto des Hauses der Roßschlachterei in der Lawendelgasse 9, gern auch dazu das Eckhaus, Lawendelgasse 8/Ecke Häkergasse, gegenüber der Markthalle. In L. 8 hatte mein Großvater nämlich sein "Margarine-Specialhaus Hollando". Wenn es davon auch so ein schönes Schild gäb, wie für die Rßschlächterei, das wär was!
Danke, Ulrich (d.Ä.)

sinus
30.07.2013, 08:39
Hallo, Ullrich,

kein Schild, aber über eine Anzeige aus der Danziger Allgemeinen Zeitung vom 9.10.1924 bin ich gestolpert. Und da fiel mir gleich ein, da war doch noch was?

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus

13592

Ulrich
31.07.2013, 07:14
Klasse Sinus! Vielen, vielen Dank!

Einen schönen Gruß

Ulrich

Wolfgang
31.07.2013, 12:29
Schönen guten Nachmittag,

weiß jemand von Euch woraus früher die Margarine gemacht wurde? Mein Vater weigerte sich bis zu seinem Tode standhaft, noch ein Mal Margarine zu essen: "Solange ich es mir leisten kann, kommt mir so ein galstriges Zeug nicht mehr auf den Tisch - ich esse nur noch Butter!"

Möglicherweise konnten sie sich in Danzig die wohlschmeckende Hollando-Margarine mit ihrem Buttercharakter und feinen Aroma nicht leisten... - es gab auch arme Leute in Danzig.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Ulrich
31.07.2013, 20:54
Schönen guten Abend, woraus früher die Margarine gemacht wurde, kann ich - obwohl Hollandofachmann - leider auch nicht sagen, auch nicht bezüglich der wohlschmeckenden "Hollando - Margarine", die "von keinem anderen Fabrikat übertroffen" wurde. Alexander Weichbrodt stellte seine Hollando - Margarine nämlich nicht selbst her, sondern vertrieb sie nur in Danzig und Umgebung. Und der Name "Hollando" rührte wohl daher, dass er seine erste Margarine (etwa 1906/7), die er im Einzelhandelsgeschäft Lavendelgasse/Ecke Häkergasse verkaufte, wohl aus Holland bezog. Ob er sie später auch noch aus Holland bezog, ist unwahrscheinlich, da es dann ja auch in Danzig Margarineproduzenten gab. Wie kamen wir darauf? Die Rossschlächterei und das Margarine - Specialhaus waren Nachbarhäuser. Einen schönen Gruß: Ulrich

Bartels
31.07.2013, 22:47
Einen schönen guten Abend,

mein Ökö- und Bio-Bruder hält Butter für viel gesünder ...

- Das konnte drin sein (Frühzeit): Milch, Wasser, Nierenfett, Lab oder zerstoßenes Kuheuter
- Das war vor dem 1. Weltkrieg oft noch drin: Gips, Wasser, Magnesiumsilikat und Baryt
- Das gilt heute noch: Kann Spuren von Nickel oder Aluminium enthalten ...

Guten Appetit!

vermischt

Heinzhst
01.08.2013, 00:00
Zur Margarine erinnere ich mich:

Auf jedem Tisch
Vitello immer frisch.

Das war lange Zeit in meiner Kindheit unsere "Gute Butter."

Schöne Grüße, Heinz

Wolfgang
01.08.2013, 00:20
Schönen guten Abend,

und ich weiß noch wie wir als Kinder permanent damit ermahnt wurden, doch das kleinste Fisselchen Butter von dem Einpacksilberpapier abzustreichen. "Das gibt Güterwaggons voll Butter wenn jeder so verschwenderisch mit der Butter umginge" sagte mein Vater.

Mein Vater hatte ein totales "Butter-Trauma" wie meine Mutter ein "Orangen-Trauma" hatte. Die Älteren wissen was das ist, und ich hoffe die Jüngeren können sich ein klein wenig vorstellen was damit gemeint ist.

Schöne Grüße aus dem nächtlichen Werder
Wolfgang

Marc Malbork
02.08.2013, 23:31
Achja, die "gute Butter" von Heinz oben erinnert mich an den entsprechenden Sprachgebrauch meiner Großeltern, den man heute der Nachwuchsgeneration schon näher erklären müsste. Und Wolfgang klärt mich tiefenpsychologisch auf, dass meine eigenen Margarinebecher-Auskratzorgien alle paar Tage auf intuitive Nachahmung der äußersten Sparsamkeit eben derselben Großeltern beruhen dürften :)

So, eigentlich möchte ich aber nur wegen Ulrichs Anfrage oben ein Bildchen loswerden, Eingangssituation der Häker- von der Lavendelgasse aus, vorne Kiek in de Kök, Markthalle und St.Nikolai. Erdgeschoss leider verdeckt, Besseres habe ich leider aber bislang auch noch nicht gesehen:

https://picasaweb.google.com/102566469093748111053/GdanskUlicaStraganiarska#5907630248110226770

Bild hat oben Lupenfunktion.

Bartels
02.08.2013, 23:38
...
und die sorgfältig abgekratzten Butterpapiere hebt man auf um Backbleche einzufetten ...

Stejuhn
03.08.2013, 13:53
Guten Tag!

Also was die "Gute Butter" betrifft, so erinnere ich mich noch genau daran, dass meine Oma, nachdem sie am Bahnhof Bochum Nord ihre Eisenbahner-Witwenrente abgeholt hat, immer ein halbes Pfund lose Butter bei Kortum kaufte. Zu Hause bekam ich dann stets einen Teelöffel lose Butter zur Stärkung. Dieses endete erst, als ich in die Schule kam und meine Oma nicht mehr beim Rente abholen begleitete.
Viele Grüße Sigrid

Bartels
03.08.2013, 14:29
Hallo,

in der allergrössten Not
schmeckt die Butter auch ohne Brot ...

... und wenn es ein Löffel Lebertran gewesen wäre?

Ulrich
03.08.2013, 18:50
Hallo Rüdiger, danke für das Bild! Das ist richtig die Ecke Häker-/Lavendelgasse, das Eckhaus mit dem Türmchen hat im Parterre das "Special-Margarine-Haus-Hollando" (oder so ähnlich), wie Du schon richtig sagst, leider verdeckt. Vom Betrachter aus links daneben in der Lawendelgasse im gleichen Haus(auch verdeckt) müsste die Rossschlächterei gewesen sein. Einen schönen Gruß: Ulrich

sinus
30.08.2013, 15:36
Hallo, Ulrich,

hier eine Würdigung für Alexander Weichbrodt aus der Danziger Allgemeinen Zeitung vom 07.10.1932.

Schönen Gruß
sinus

Ulrich
30.08.2013, 17:06
Sinus, wunderbar! Ich bin mal wieder sprachlos - was Du alles ausgräbst! Danke! Ulrich

Seltzer82
26.02.2014, 17:08
Hallo an alle, ich versteh die Klassifizierung der Zuchttiere nicht. Wie kann man behaupten, dass ein Pferd einen höheren Wert hat als ein Rind oder ein Kalb? Haben nicht alle Tiere den gleichen Wert, wenigstens auf emotionaler Ebene? Wirtschaftlich gesehen, ist ein Pferd schon teurer, aber rational gesehen sollte das keine Rolle spielen. Klar gibt es da verschiedene Ansichten, aber rein objektiv betrachtet ist die Einstellung schon seltsam. Ich meine wir unterscheiden auch nicht zwischen behinderten Menschen und gesunden Menschen, diese dürfen leben und die anderen nicht.

Viele Grüsse

Ulrich
26.02.2014, 18:36
Hallo Seltzer 82,

ich habe darüber einmal mit dem Bruder eines Metzgers gesprochen. Der sagte mir, dass sein Bruder nach dem Schlachten von Pferden mit der Metzgerei aufgehört hat, wohl weil sie beim Schlachten mehr litten als andere Tiere - das sei ihm zu Herzen gegangen.

Ulrich

Seltzer82
03.03.2014, 09:31
Hallo Ulrich, danke für deine Antwort. Ja Pferde haben schon einen guten Instinkt, die spüren wenn Gefahren drohen. Solche Statements versteh ich auch, für mich persönlich, ist es egal ob Pferd oder Kalb, beide tun mir leid. Aber kommen wir kurz zu deinem Bruder, es ist aber auch so, dass Rinder einen langen Leidensweg haben und vielleicht auch deshalb fast froh sind, dass es endlich mal vorbei ist. Wohingegen Pferde seltener unter so schlimmen Bedingungen gehalten werden. Ich finde es spielt keine Rolle, welches Fleisch man isst, sondern von wo das Fleisch kommt.

Gruss Seltzi