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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zug- und Autofahrt Berlin-Danzig-Berlin 2011



Ulrich 31
01.12.2011, 23:57
Hallo in die Forum-Runde!
Da ich noch neu in Eurem Kreis bin, bin ich noch immer dabei, mich in den vielen Einzelforen zu orientieren.
Als ersten Beitrag unter "Reiseberichte" will ich Euch kurz meine diesjährigen Erfahrungen mit Zug und Auto von Berlin nach Danzig und zurück mitteilen. Ich fuhr im Januar mit dem Zug und im September mit dem Auto in meine Geburtsstadt (bin jetzt 80) und blieb dort jeweils für 1 Woche.
Zur Reise mit dem Zug:
Hier decken sich meine (schlechten) Erfahrungen weitgehend mit dem Reisebericht von Wolfgang aus diesem Jahr. Bei mir kam hinzu, dass es kalt war und viel Schnee lag und deshalb die Probleme eher noch größer waren.
Die Zugverbindung Berlin-Stettin (dort muss umgestiegen werden) war tadellos. Der komfortable RE benötigt für diese Durchgangsstrecke 1:52 h. Mit meiner Berliner Seniorenkarte (VBB-Abo 65plus, mtl. 47 €) kann ich innerhalb Brandenburgs ohne jegliche Zuzahlung mit jedem Zug fahren; der Rest nach Danzig sind Peanuts, zumal ich außerdem eine BahnCard 50 mit "Rail(+)Plus" für die 2. Klasse besitze.
In Stettin die ersten Enttäuschungen: Bahnhof bis heute nicht modernisiert, keine Rolltreppen, kein Lift, immer noch (wie schon vor 10 Jahren) nur mühsames Bewegen von Bahnsteig zu Bahnsteig über viele Treppen rauf und runter bis zum Anschlusszug nach Danzig. Ein freundlicher, älterer, etwas Deutsch sprechender Pole half mir dabei, den Koffer zu tragen. Am Danzig-Zug angekommen, überredete er mich, Geld zu wechseln. Leider ließ ich mich aus Dankbarkeit für seine Hilfe darauf ein, beschränkte aber mein Angebot wenigstens auf 50 €. Der Pole gab mir dafür einen neu aussehenden 200 Zloty-Schein, den ich in gutem Glauben an einen vernünftigen Kurs einsteckte. (Erst in Danzig wurde mir beim Abendessen in einem Restaurant beschieden, dass jener PLZ-Schein seit 1997 ungültig sei und bei der Währungsumstellung 1995 von PLZ in PLN nur noch einen Wert von 10.000 PLZ zu 1 PLN gehabt hätte. - Ein böses Erwachen! Danach habe ich nur noch in empfohlenen amtlichen Wechselstuben "Kantor" Geld getauscht.)
Die Zustände im Zug von Stettin nach Danzig waren die gleichen wie Wolfgang sie von seiner Reise ausführlich berichtet. Leider bedarf auch der Danziger Hauptbahnhof dringend einer technischen Modernisierung. Auch hier keine Rolltreppen und nur 1 Lift im ganzen Bahnhof, der aber nicht vom/zum Bahnsteig führt, sondern nur aus der Vorhalle zum Tunnelgang unter den Bahnsteigen, die dann auch nur über Treppen zu erreichen sind. An autonome Rollstuhlfahrer wurde hier bisher offensichtlich nicht gedacht, und ältere Menschen, zu denen ich gehöre, haben es auch hier besonders schwer. Erfreulich ist dagegen, dass oft jüngere Polen den Älteren ihre Hilfe (uneigennützig, s.o.) anbieten.
Der Januar-Aufenthalt in Danzig galt meinem 80. Geburtstag. Das Wetter war kalt, aber freundlich. Viel Schnee auf den Straßen erschwerte das Laufen. Auf der zugefrorenen Mottlau versuchten Eisangler ihr Glück. Ein deutsch-polnischer Stadtführer, den ich im Internet gefunden hatte, zeigte mir Details der Stadt, die ich bisher nicht kannte. An meinem Geburtstag speiste ich im Restaurant "Goldwasser" an der Langen Brücke. Außerdem besuchte ich die Restaurants "Tawerna" neben dem Grünen Tor, "Pierogarnia U Dzika" (Piroggengasthaus zu den Wildschweinen) in der Jopengasse (ul. Piwna; Jopen = Bier) und "Targ Rybny" (Fischmarkt) - alles gute Adressen, die ich empfehlen kann. Leider ist das früher sehr bekannte, besonders gemütliche und gute altpolnische Restaurant "Kubicky" an der Mottlau gegenüber der Philharmonie, in dem ich noch meinen 70. Geburtstag feiern konnte, inzwischen wohl ganz aufgegeben.
Die Stunden, die ich nun im Januar mit dem bereits erwähnten Stadtführer verbrachte, haben inzwischen zu guter Freundschaft zwischen uns geführt. Diesem Freund ist es auch gelungen, dass ich im September endlich die frühere Wohnung meiner Eltern in der Karthäuser Straße wiedersehen konnte, die bis Anfang 1945 auch mein Zuhause war. Das war der Hauptgrund meiner zweiten Reise nach Danzig in diesem Jahr.
Hier also zu meiner Reise mit dem Auto im September (hin Samstag/Sonntag):
Ich benutzte dazu meinen Golf Plus und nahm diesmal meine Frau mit. Sehr nützliche Zusatzausrüstung: das neue Navi von Garmin. Die gewählte Route führte über Köslin, Stolp und Gdingen. Wegen der Gesamtlänge nach Google Map von 516 km mit einer geschätzten Fahrzeitdauer von gut 7 Stunden legten wir in Stolp einen Zwischenstopp mit Übernachtung im Hotel "Atena" (hat bewachten Parkplatz) ein. Die gesamte Strecke bis vor Gdingen war mühelos und unproblematisch zu fahren, überwiegend erstaunlich guter Straßenbelag. Erst vor Gdingen führte uns das Navi alternativ durch schöne Gegenden der Kaschubei nach Danzig. Grund: Zwischen Gdingen und Danzig gibt es derzeit viele große Baustellen wegen der Euro 2012. Unser Ziel in Danzig war das kleine, aber feine Hotel "Pica Paca" auf der Speicherinsel (in der ul. Spichrzowa = Speichergasse, früher Judengasse). Dieses Hotel ist Teil eines überwiegend im alten Stil neuerrichteten Häuserblocks mit einem überraschend schön angelegten Patio. Unter diesem Block befindet sich eine riesige bewachte Tiefgarage, in der unser Wagen für die ganze Aufenthaltszeit sicher abgestellt werden konnte. In diesem Hotel bewohnten wir das einzige Apartment mit Blick auf die Mottlau und die dahinter liegende Stadtkulisse (sehr schön!). Wir trafen uns mehrmals mit meinem Stadtführer-Freund, lernten auch seine Frau kennen und wurden von beiden in deren Wohnung in Danzig-Langfuhr herzlich eingeladen. Am Schlusstag unseres Danzig-Aufenthalts besuchten wir mit diesem netten Ehepaar noch gemeinsam ein Konzert im Dom zu Oliva. Das Haupterlebnis war für mich aber der oben schon erwähnte Besuch der früheren Wohnung meiner Eltern in Schidlitz. Begleitet von meinem Freund als Dolmetscher wurden meine Frau und ich überraschend freundlich von dem dort jetzt wohnenden polnischen Ehepaar (etwa Mitte 60) empfangen und sogar mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Beide (er spricht sogar etwas Englisch wegen seines früheren Dienstes zur See) zeigten mir bereitwillig sämtliche Räume der Wohnung, an die ich mich noch sehr genau erinnern kann.
Es war für mich ein bewegendes Erlebnis, aber kein trauriges. Ich bin dankbar, dass mir dieser Wunsch noch erfüllt wurde. -
Hier noch eine interessante Information: In unserer Aufenthaltswoche in Danzig wurde die Figur des Neptuns vom Sockel des berühmten Neptunbrunnens abmontiert bei gleichzeitig vielen Schaulustigen und vielen Kameras auch vom Fernsehen. Vermutlich soll diese Figur auch für die Euro 2012 restauriert werden. -
Die Rückfahrt nach Berlin am Sonntag und Montag der folgenden Woche verlief ähnlich wie die Hinfahrt, nur dass wir diesmal in Leba in einem Hotel am Hafen einmal übernachteten. Auf der Weiterfahrt fanden wir, dass Ustka (früher Stolpmünde) sich für den Zwischenstopp besser geeignet hätte als Leba.
Dies ist also der Bericht von meinen beiden Fahrten von Berlin nach Danzig und zurück in diesem Jahr. Bei der Autofahrt habe ich übrigens nichts von Radarfallen gesehen oder gar erlebt. Das liegt vielleicht auch an meiner eher bedächtigen Fahrweise.
Im nächsten Jahr will ich noch einmal nach Danzig fahren, um dann intensiv die nähere Umgebung meines früheren Schidlitzer Zuhauses zu erkunden. Und dann will ich auch noch einmal meine damaligen Schulwege nach Schidlitz (Volksschule) und in die Fleischergasse (Realgymnasium St. Johann; dort war ja der Großvater mütterlicherseits von Angela Merkel vor meiner Zeit Direktor)
nachgehen. 2012 werde ich wohl ein weiteres Transportmittel nach Danzig wählen: den Bus.
Eine solche Fahrt dorthin haben vor wenigen Jahren Freunde von mir unternommen, und sie waren recht zufrieden damit.
Allen von Euch, die bis hierhin durchgehalten haben, schicke ich herzliche Adventsgrüße aus Berlin.
Kurt Paul

Beate
02.12.2011, 00:29
Guten Abend Kurt Paul,

danke schön, dass du uns deine Erfahrungen so schön geschildert hast...Also eher Auto als Eisenbahn, das ist mein Fazit, fall das mit dem Flieger nicht klappt.

Ich hab im letzten Jahr eine St. Johann-Schule fotografiert in Danzig, meinst du, es war die, in welche du gegangen bist? Ich weiß nämlich nicht mehr, wo ich fotografiert hab.
Ich hänge die Bilder mal an, vielleicht weiß noch jemand, wo das war.

Schöne Grüße Beate

Geigersohn
02.12.2011, 13:33
Hallo Kurt Paul,
auch ich hatte Freude Deine Berichte zu lesen. Ich danke Dir.
Kennst Du die weiteren Wohnstandorte Deiner Eltern in Danzig?
Ich fand es sehr interssant, mit den Adressbüchern dieses zu ermitteln.
Zusätzlich konnte ich die Berufe und Tätigkeiten von 1902 bis 1942
in Erfahrung bringen.
Schöne Grüße von Geigersohn

Klausy
05.12.2011, 13:36
Betr.: Foto als Anhang im Forum-Beitrag von Beate (1. 12. 2011)
Bei dem auf dem Foto abgebildeten Gebäude handelt es sich um das erste offzielle St. Johann - Schulhaus.Die Schule hatte seinen Ursprung in der katholischen Johannesschule, einer kirchlichen Lateinschule, die der Johanneskirche angegliedert war. Die Schule wird erstmalig offiziell 1475 genannt. Der Untericht fand in den Räumlichkeiten der Johanneskirche statt. 1576 bschlossen die Kirchenvorsteher von St. Johann, für die Schule ein neues Gebäude zu errichten. Es entstand ein prächtiger Renaissancebau. Während der Bauphase ging der Unterricht teils in der Sakristei, teils in einem angemieteten Lokal weiter. Am 22. April 1577 erfolgte dann die feierliche Einweihung.
Das Gebäude hat die Jahrhunderte überdauert und ist uns (siehe Abbildung) erhalten geblieben. Lediglich der Eingangsbereich ist verändert worden, und der Anbau neben dem Regenwasserrohr ist höher geogen worden.
Die Tafel in dem Foto nennt die Jahreszahl 1577, also das Datum der Fertigstellung, nicht aber den Zeitraum, in dem St. Johann dort untergebracht war, und das war bis 1848. Die rechte größere Tafel ist recht unleserlich; der angegebene Zeitraum (1764 - 1855) hat aber nichts mit der deutschen Johannesschue zu tun.
Dr. Klaus Hinz

Klausy
05.12.2011, 13:41
Nachtrag: Johannesschule

Die Schule befindet sich in der Häkergasse (Danzig)
Dr. Klaus Hinz

Beate
05.12.2011, 22:48
Lieber Forumsteilnehmer Klausy/Dr. Klaus Hinz,

ganz, ganz herzlichen Dank für diese detaillierte Auskunft über das Gebäude, seine Geschichte. Ich hatte zwar mal versucht herauszufinden, was es mit dieser "Schule" so auf sich hatte, bin aber nicht fündig geworden. Schön, dass das Gebäude wohl so erhalten geblieben ist!
Die Tafel daneben weist auf Christoph C. Mrongovius hin, dort (http://http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_C%C3%B6lestin_Mrongovius) findet man mehr über ihn. Vielleicht hat er ja in späteren Jahren dort gewohnt, als die Schule schon in das neue Gebäude gezogen war.Ich kann den Text nicht entziffern, und polnisch kann ich leider sowieso nicht.

Nochmals ganz herzlichen Dank für die Mühe, so bekommen meine Bilder langsam Leben, das freut mich sehr!

Schöne Grüße Beate

Uwe
05.12.2011, 23:03
ACHTUNG, bitte nicht das "dort" anklicken!!!! Es handelt sich laut Norton um eine bösartige Webside. Welches Antivirus Programm hast Du Beate?

Herzliche Grüße

Uwe

Beate
05.12.2011, 23:21
Ich hab den Kaspersky, Uwe, der hat mir gar nichts angezeigt! Und der reagiert sofort.
LG Beate

Beate
05.12.2011, 23:24
Es ist eine ganz normale Seite von Wikipedia, ich wollte nur nicht einen so langen Link einsetzen, hab den auf "dort" gekürzt.
LG Beate

Uwe
05.12.2011, 23:28
Norton, zeigt bei bösartigen Websides (also wo Vieren und Trojaner versteckt sind) die Seite erst garnicht mehr an. Ich kann mich dann zwar drüber hinweg setzen und mir die Seite dann doch anzeigen lassen, dass sollte man dann aber lieber lassen.

Herzliche Grüße

Uwe

Uwe
05.12.2011, 23:30
... meinte Viren ...

Beate
05.12.2011, 23:32
Na schön, wenn es dich interessiert, kannst du ja unter "Christoph Cölestin Mrongovius" googln, da gibt es mehrere Seiten über ihn.

Klar, würd ich mir ja dann auch nicht anzeigen lassen.
lg Beate

Uwe
05.12.2011, 23:45
Danke Beate,

dass war ein besserer Weg. Jetzt weiß ich wenigstens woher genau der heute polnische Name von Sensburg ([COLOR=#0645ad]Mrągowo (http://de.wikipedia.org/wiki/Mr%C4%85gowo)) stammt. Dort bin ich vor ca. 20 Jahren das erste mal in meinem Leben mit einem Flugzeug mitgeflogen, einer Andropov. War ein herrlicher Flug über die Seen und Äugelein in Ostpreusen und ein Erlebnis.

Herzliche Grüße

Uwe

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
06.12.2011, 00:08
Hallo Uwe
War es vielleicht eine " Antonow " ......??
Viele Grüße
Hans-Jörg

Uwe
06.12.2011, 00:24
Hallo Hans-Jörg,

ja hast recht, ein Doppeldecker. :D

Herzliche Grüße

Uwe

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
06.12.2011, 00:26
Haha---Kenn ich doch ---- macht auch Rundflüge über HANNOVER !!!!
Viele Grüße
Hans-Jörg