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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen an Eisenbahner



cortés
28.01.2012, 22:00
Mein Urgroßvater (Jahrgang 1876) war Eisenbahner in Danzig. Aufgrund der Eintragungen in den Danziger Einwohnerbüchern über den Zeitraum 1900 bis 1927 ergaben sich folgende Berufsbezeichnungen im Laufe der Jahre:
- 1900: Hilfsweichensteller
- 1903: Weichensteller
- 1905: Hilfsbremser
- 1907: Eisenbahn-Schaffner
- 1910: Königlicher Eisenbahn-Schaffner
- 1914: Eisenbahn-Oberschaffner
- 1915: Eisenbahn-Oberschlosser
- 1918: Eisenbahn-Oberschaffner
- 1920 bis 1924: Zugführer
- 1925 bis 1926: whft. in Löhne, Westfahlen (berufl. Tätigkeit noch unklar)
- 1927: Zugführer a.D. in Berlin

In Danzig hatte er 10 verschiedene Wohnadressen (es fehlen 7 Angaben, da die Einwohnerbücher nicht existent sind). Ab 1909 bestand die Familie aus den Eltern und drei Kindern.

Wer von Euch kann mir bei der Interpretation dieses Lebenslaufes helfen?
Bedeutet der Wechsel der Berufsbezeichnung 1915, dass mein Urgroßvater eine Schlosserlehre absolviert hatte?
Waren die laufenden Umzüge berufsbedingt?
Wo waren die beruflichen Anlaufpunkte?
Kann ich über den beruflichen Lebenslauf (Bahn) irgendwie an Daten der restlichen Familie herankommen?

Gruß
Rogan

MueGlo
29.01.2012, 00:37
Moin, Rogan,

zu einigen Deiner Fragen:

--- „In Danzig hatte er 10 verschiedene Wohnadressen (es fehlen 7 Angaben, da die Einwohnerbücher nicht existent sind)“ : Nach meiner Zählung fehlen nur fünf Jahrgänge der Einwohnerbuecher. Siehe
http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/01_Adressbuecher/Adressbuecher.htm

--- „1915: Eisenbahn-Oberschlosser“ : die Adressbücher wurden von einem privaten Verlag erstellt und basierten nicht auf amtlichen Daten sondern auf individuellen Erhebungen. Da klapperten vermutlich Erheber mit einem Block in der Hand durch die Gegend und befragten die Einwohner. Dabei hat es --- wir haben dies im Forum schon ein paar Mal festgestellt --- Mitteilungs- / Hör- / Schreib- / Lese- und andere Fehler gegeben. In Deinem Fall vermute ich entsprechend, dass Schlosser einfach falsch ist und Dein Urgroßvater weiterhin Schaffner war.

--- Die zahlreichen Umzüge mindestens bis 1914 hatten wir bereits thematisiert: Siehe

http://forum.danzig.de/showthread.php?7680-mehrmaliger-Wohnungswechsel-Umzug-in-Danzig&highlight=Loew

und

http://forum.danzig.de/showthread.php?6799-Adress-und-Telefonb%FCcher-1807-1942&highlight=mueglo

Laut Loew waren 1896 96% der Bewohner Danzigs Mieter. Das heißt, es bestand ein absoluter Vermietermarkt und Wohnungseigentuemer und Mieter lagen im „Krieg“. Die Umzüge Deiner Urgrosseltern waren daher sicherlich nicht berufsbedingt. Ein Indikator wäre hierfür auch, wenn sie innerhalb eines Stadtteils umzogen.

Beste Grüsse aus Kigali,

Rainer MueGlo

cortés
29.01.2012, 13:53
Hallo Rainer,

danke für deine Ausführungen und links, besonders der erste link ist goldwert!

Viele Grüße

Rogan

ada.gleisner
30.01.2012, 01:35
Hallo cortés,
auch mein Großvater war Eisenbahnschaffner. Er lebte mit meiner Großmutter in Königsberg und wurde ca. 1905 nach Bochum versetzt. Beamte konnten und können immer noch versetzt werden, ob es ihnen paßt oder nicht., Da meine Großmutter in Bochum Asthma bekam, konnte er wieder einen Antrag stellen und sich zurückversetzen lassen. Versetzungen waren das Los der Beamten, Gruß in der Nacht von Ada

RRose
30.01.2012, 10:03
Guten morgen Rogan,

Mein Urgroßvater Benediktus Scherra war Oberlokomotivführer. Hans-Jörg hatte mir im Dezember diverse Adressen von ihm rausgesucht und sich auch gewundert, dass er so oft umgezogen ist (Auszug aus den Danziger einwohnerbüchern # 1342).
Mein Großvater (walter Rose) hingegen war auch lokomotivführer und ist hingegen nie umgezogen. Allerdings habe ich das gefühl, dass Benediktus seinem Schwiegersohn Walter den Job als Lokomotivführer besorgt hat, weil in frühren Adressbüchern der Beruf bei Walter Büroangestellter war.

Liebe Grüsse
Christina

cortés
30.01.2012, 21:14
Hallo Ada, hallo Christina,

ich habe damals versucht, etwas Licht in die Danziger-Familienlinie zu bringen. Meine Großmutter wäre die einzige gewesen, die mir Rede und Antwort hätte stehen können. Leider konnte oder wollte sie dies nicht. So bin ich also auf der Suche nach der Vergangenheit, ohne mich auf direkte Aussagen oder Dokumente von Familienmitgliedern beziehen zu können.

Aber noch sind die Möglichkeiten, etwas in Erfahrung bringen zu können, nicht ausgeschöpft. So bin ich mir sicher, dass ich noch einiges an Neuem herausbekomme.

Viele Grüße

Rogan

Ulrich 31
01.02.2012, 17:19
Hallo Ada,
zu den Rechtsfragen der Versetzung von Beamten siehe
http://www.beamten-informationen.de/information/beamten_und_statusrecht/versetzung sowie
http://de.wikipedia.org/wiki/Versetzung_(Beamtenrecht) .
Auch mein Großvater, der im Justizdienst tätig war, wurde mehrmals versetzt (Schlesien-Stuttgart-Schlesien). Ich habe aber von meinen Großeltern nie Klagen wegen dieser Ortswechsel gehört. Beamtenversetzungen waren früher in Deutschland selbstverständlich. Nur heute, oft bedingt durch Wohneigentum, das früher im betroffenen Personenkreis weitgehend unüblich war, treten entsprechende Probleme auf. Dabei sollte aber der wirtschaftlich gesicherte Sonderstatus der Beamten beachtet und berücksichtigt werden. In der freien Wirtschaft gilt sogar oft die Bereitschaft zur (notwendigen) Mobilität als Einstellungsvoraussetzung.
Viele Grüße
Ulrich

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
01.02.2012, 18:33
Hallo Ulrich
..." Früher...." !!!? -- Auch zu meiner Zeit( 1962 - 2007 ) wurde ich einigemale versetzt bzw.
abgeordnet ... war nicht schön!

Viele Grüße
Hans-Jörg