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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutsche Schule



suum cuique
02.02.2012, 08:58
Hallo,
es ist doch schade, dass es in Danzig keine deutsche Schule gibt, wie z.B. in Warschau, Moskau, Ankara, Istanbul, Kairo,New York, Washington, Boston, Kiew, und-und-und.
Das wuerde doch noch viel mehr Deutsche, insbesondere dt. Firmen, nach Danzig ziehen, wenn es für die Kinder eine vernünftige Schulmöglichkeit gäbe. Sind Bestrebungen diesbezueglich bekannt?

Dietrich
02.02.2012, 11:05
Hallo Andreas,

eine deutsche Schule vor Ort würde sicherlich diejenigen Deutschen nach Danzig ziehen lassen, die dort beruflich/geschäftlich zu tun hätten und dazu mit Familie umziehen müssten. Wahrscheinlich gibt es davon zu wenige, sodass sich ein deutsche Schule in Gdansk (noch) nicht lohnt.. aber das kann sich ja ändern, falls diese Region für Wirtschaft und Industrie interessanter wird, wie beispielsweise Bau und Betrieb des geplanten AKW in Zarnowiec.. siehe >> http://deutscheseck.wordpress.com/2011/04/21/neues-akw-bei-danzig-geplant/ und vielleicht noch andere Projekte..

Schöne Grüße
Dietrich

JuHo54
02.02.2012, 13:09
Hallo Andreas,
die Goethe-Schule könnte sich ja engagieren auch für andere außer für Deutsche ( Schweizer, Österreicher). Gibt es z.B. auch in Ossaka und vielen anderen auch nichteuropäischen Orten... nicht nur für die "normale" Schule , sondern auch für alle anderen , die die deutsche Sprache näher kennen lernen wollen...
Liebe Grüße
Jutta

suum cuique
02.02.2012, 13:47
Hallo Dietrich, hallo Jutta,

die Goethe-Institute haben eher die Funktion als Kulturmittler. Sie bieten z.B. "Deutsch als Fremdsprache" fuer die Leute im Gastland an, also die, die dort Dt. lernen wollen. Fuer Deutsche ist das nicht dienlich.
Dt. Schulen im Ausland haben ja die Aufgabe deutsche oder deutschsprachige Kinder im Ausland die dt. Sprache und Lehrinhalte lernen wollen zu vermitteln. Nach 1,2,3,4, Jahren gehen diese Kinder mit ihren Eltern dann wieder nach D, CH oder A zurueck. Eine andere Klientel sind die Kinder im Gastland, die einen dt., bzw. dualen Schulabschluss erwerben wollen. Viele von denen studieren dann auch spaeter in Deutschland. Die Lehrplaene der dt. Auslandsschulen stammen aus Thueringen, Ba-Wuertemberg oder NRW. Der Trend geht zum Lehrplan aus Thueringen. Da Polen geographisch ein enger Nachbar von D ist, bieten sich solche dt. Schulen eigentlich an. (Stichwort: Lehrstellen in D, die nicht besetzt werden koennen).
http://www.auslandsschulwesen.de/cln_100/nn_2176922/Auslandsschulwesen/Auslandsschulverzeichnis/auslandsschulverzeichnis-node.html?__nnn=true

suum cuique
02.02.2012, 13:57
Dietrich,

AKW in Dz, so wird es evtl. kommen. Hat man in D ueberhaupt eine Vorstellung davon, was man bald mit den "arbeitslosen" Kernphysikern machen soll? Abwicklungsprogramme? Die werden dann auch auswandern, bzw. dort hingehen, wo sie als Spezialisten gebraucht werden. Brain-Drain. Auch werden die Studentenzahlen in diesem Bereich sinken. Deutschland gibt seine Spitzenstellung freiwillig auf. Das Ausland lacht und Deutschland schafft sich ab.

Peter von Groddeck
02.02.2012, 17:39
hallo,
ich habe mal bei der Stadt Danzig angefragt. Wenn ich eine Antwort erhalte, stelle ich diese hier ein.
Gruß Peter

grabschau, + 06.11.2012
02.02.2012, 17:47
Andreas, die Dtschen Schulen im Ausland sind beitragspflichtig und sehr sehr teuer (jedenfalls hier in Paris, bezw. Saint Cloud) Soviel ich weiß, werden sie nicht vom Dtschen Staat gefördert - Eines ist sicher, die Mennoniten werden unterstützt z.B. in Paraguay (dies so nebenbei )
Netter Gruß von Sigi

Waldschrat
02.02.2012, 21:07
Es gibt nur das:

http://www.ssp.edu.pl/

Und noch ein Liceum in Gdynia mit internationalem Schwerpunkt:

http://dhost.info/ivlo/index.php

Waldschrat
02.02.2012, 21:34
Danzig kann einer Stadt wie Warschau oder Wrocław (http://fem.org.pl/main.php?lang=en&siteid=WIS&site=about) nicht den Rang ablaufen. Dagegen ist Danzig ein Kuhdorf.

Hightech-Industrie gibt es hier keine. Firmen, die hier Hightech installieren, sind entweder im Ausland oder im Süden. Was sollte also ein Atomspezialist hier?

Klar, man kann hierher abkommandiert werden auf Zeit. Aber mit Familie? Sehr schwierig.

suum cuique
03.02.2012, 06:35
Hallo Sigi, hallo Waldschrat,

die dt. Auslandsschulen werden normalerweise alle auch mit dt. Mitteln gefoerdert. Das BVA schiesst kraeftig zu, auch gibt es an vielen dt. Auslandsschulen entsandte dt. Lehrer, die aus Deutschland entsandt werden und von D bezahlt werden. Es sind zwar Privatschulen,aber durch die Zuschuesse werden sie billiger. Viele Eltern im Gastland, die ihren Kindern eine dt. Ausbildung ermoeglichen wollen nehmen diese Chance war. Wenn dt. Firmen ihre Mitarbeiter an Posten mit dt. Schule entsenden uebernehmen diese Firmen auch in der Regel die Schulkosten. In Nigeria z.B. , wo viele dt. Kraefte entsandt sind, unterhaelt eine dt. Firma sogar eine ganze dt. Schule. Bundesmittel werden dort bestimmt auch eingesetzt.
Eine andere Idee ist auch: Wenn Kinder im Gastland eine dt. Schule besuchen, dann studieren sie oft auch anschliessend in D, gehen dann ins Heimatland zurueck, "denken" deutsch, machen Karriere oder sich oftmals selbstaendig und kaufen dt. Produkte oder Maschinen. So ist dies auch nebenbei eine dt. Export und Wirtschaftsfoerderung. (Langfristig gesehen).Etliche von den ehem. Studenten haben dann langfristige Verbindungen vom Heimatland aus zu dt. Firmen, Produkten, etc. Wenn so jemand dann mal eine eigene Firma hat oder in die Politik geht, werden dann auch pro-deutsche Entscheidungen gefaellt. Das faengt bei der Miele-Waschmaschine im Haushalt an, beim Kauf eines dt. Autos oder spaeter bei Kontrakten und ausl. Staatsauftraegen mit dt. Firmen. In diesem Feld koennte man noch viel von den Franzosen lernen. Jemand der in D z.B. Maschinenbau studiert hat wird garantiert immer dt. Produkten und Maschinen den Vorzug geben. Da unsere Wirtschaft insbesondere vom Export abhaengt in das eine gute Investition in die Zukunft.

Dietrich
03.02.2012, 14:57
Hallo Andreas,

ja richtig, deutsche Auslandsschulen werden vom deutschen Staat bezuschusst und auch viele dt. Lehrer werden von hier ins Ausland entsandt. Die Idee der indirekten Exportförderung durch Ausbildung an eigenen Schulen und anderen Ausbildungsinstituten ist nicht neu und wird von vielen Staaten der Welt umgesetzt.. so gibt es eben auch in vielen Metropolen französische, britische, amerikanische, japanische und Schulen aus anderen Ländern.. fragt sich nur, ob Danzig jemals dazu gehören wird, wenn es keine starke wirtschaftliche und industrielle Entwicklung in der Region geben sollte, die ausländische Experten (mit ihren Familien) für entsprechende internationale Unternehmen benötigt.

Schöne Grüße
Dietrich

J.Langfuhr
03.02.2012, 16:17
Habe an der Internationalen Deutschen Schule in Saint Cloud bei Paris in den 70er Jahren unterrichtet. Unter www.idsp.fr -Stichwort Anmeldung, -Stichwort Schulgeld, bekommt man einen Einblick in die Finanzierung durch das Schulgeld. Sie sieht u.a. die Schulgelderstattung durch den Arbeitgeber vor, der auch noch eine Infrastrukturabgabe von 5000 € leistet. Selbstzahler sind wesentlich günstiger gestellt: bis zur 9. Klasse 426,88 € pM, ab dem 2. Kind 25% Ermässigung, ab jedem weiteren 50%. Die Gebäude gehören der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt entsandte Lehrkräfte aus Deutschland sowie Ortskräfte, die weniger gut bezahlt werden.

Für die Schaffung einer deutschen Schule müßte es in Danzig ein starkes Interesse deutscher oder mit Deutschen arbeitenden Unternehmen geben. Das allein würde für eine private Schule ersteinmal reichen wie in Versailles und Toulouse. Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt bringen dann das Vorhaben in die Strukturen des deutschen Auslandsschulwesens ein und Deutsch-Polnische Verhandlungen sichern das ganze dann ab.

Hat der Bau des Stadions nicht deutsche Firmen nach Danzig gebracht oder ist der Bau überwiegend mit Subunternehmern erfolgt? Waldschrat weiß dazu vielleicht mehr. Mit welchen Kräften arbeiten Lidl, Aldi, Metro und einige Baumärkte?

LG

Langfuhr

J.Langfuhr
03.02.2012, 16:52
Sollte in Danzig die Zahl oder das Interesse deutscher oder mit Deutschen arbeitender Unternehmen zu gering sein, ist die Idee eines rein deutschen Systems mit ausschließlich deutschen Abschlüssen gegenstandslos. Es besteht jedoch die Möglichkeit der Gründung einer Auslandsschule als Begegnungsschule, in der in der Landessprache und in Deutsch unterrichtet wird.

Eine derartige Schule - nicht nur in Danzig - ist ein Politikum mit ausgeprägtem Versöhnungcharakter. Könnte die aktuelle politische Konstellation dafür nicht günstig sein? Das natürlich- und verständlicherweise nachlassende, rückwärts gewandte Interesse vieler innerhalb und außerhalb des Forums könnte eine deutsch-polnische und europäische Perspektive erhalten. Was sagt Waldschrat dazu?

Gruß

Langfuhr

Bei meinen Aufenthalten in Danzig hat mich immer das lebhafte Interesse an Deutschland berührt. In meinen Berliner Lehrveranstaltungen hatte ich gelegentlich Studierende aus Danzig, für die eine Vorbereitung auf den Deutschlandaufenthalt an einer deutsch polnischen Schule sinnvoll gewesen wäre.

An der deutsch-polnischen Grenze gibt es bereits erfolgreiche deutsch-polnische Schulen (Frankfurt/Oder, Neuzelle, Torgelow etc.). Das Interesse auf polnischer, aber auch auf deutscher Seite ist groß.

Waldschrat
03.02.2012, 19:30
Es werden durchaus mal deutsche Maschinen eingesetzt, beispielsweise beim Bohren des geplanten Tunnels. Aber das sind dann Dienstleistungen, die ausländische Firmen erbringen. Hier in Danzig sieht es aus wie in Frankfurt: Banken, Handel, Logistik. Naja und ein bisschen Schiffsbau. Die Sprache ist das A und O. Man ist auf polnisches Personal angewiesen, das die Sprache kennt, die Mentalität usw. Das zu finden ist nicht so einfach.

Ich habe in mehr als 10 Jahren erlebt, wie ausländische Firmen mit Verkaufskonzepten angetreten sind, die überall funktionieren aber in Polen nicht. Das was in Tschechien, der Slowakei, in Dänemark, in Litauen und wo auch immer funktioniert, das funktioniert hier oft nicht. Habe Leute gefragt, wieso das so ist und sie sagen selbst, das das Land eine gewisse Mentalitätsinsel ist.

Ausländische Firmen benutzen Polen als verlängerte Werkbank: Rolls Royce, Volkswagen, Thule (ein Kumpel von mir ist dort leitender Direktor der Produktion), Flextronics, WSK, .. Die Liste ist endlos. Aber Basistechnologie und Forschung wird nicht aus der Hand gegeben. Geld haben ausländische Firmen, die in den polnischen Standorten Maschinen installieren und dabei die Hälfte als EU Foerderung einsacken.

Ganz wichtig ist hier im Lande die Materialprüfung im Straßenbau, Pipelinebau, Eisenbahnbau, Betonbau, Flugzeugturbinenbau usw. usw. Aber das sind Dienstleistungen. Und die meisten dieser produzierenden Firmen sitzen traditionell im Süden, wo es auch eine stärkere Affinität zu Deutschland gibt. Meine Ex-Firma hier in GD hat einen deutschen Geschäftsführer und ausschließlich polnisches Personal für den Verkauf von Verbrauchsgütern für die Metallindustrie. 70% der Kunden sind im Süden.

Der deutsche Maschinenbau ist hier nicht so dominant, wie man sich das gerne einreden würde. Deutsche Investitionsgüter konkurrieren mit denen aus aller Welt. Ist auch eine Preisfrage. Deutschland ist hier nur ein Ausland unter vielen anderen.

Ich war letztens auf einem Vortrag, wo ein polnischer Informatikprofessor, der im Silicon Valley arbeitete und in Stanford gelehrt hat, gesprochen hat. Den habe ich gefragt, wie er die Zukunft der IT Technologie hier sieht. Denn es gibt hier sogenannte "Cluster". Das sind Initiativen des Zusammenarbeit zwischen Unis und der Industrie. Es gibt drei oder vier Cluster in den verschiedenen Ballungszentren, einer davon unter dem Patronat des Fachbereichs E-Technik des hiesigen Politechnikums. Ich war mal einige Monate in diesem Gremium als Firmenvertreter. Antwort des Professors: die Unis sind viel zu weit von der Realität entfernt. Das hatte ich erwartet, da ich den selben Eindruck hatte.

Das heißt nicht, dass man hier ein einfaches Entwicklungsland sehen kann, wo man als deutsche Firma kommt, sieht und siegt. Wer so denkt, der zahlt sehr viel Lehrgeld.

Poznań, Wrocław, Kraków, Katowice, Łódź, da spielt die Musik. Warschau ist ein Finanzzentrum. Die Lebensqualität dort ist aber besch..... Das Leben ist da gigantisch teuer. Und Danzig ist auch schon teuer.

Die genannten Ketten Lidl, Schlecker, Ikea arbeiten mit billigstem Personal und einem polnischen Management und das muss in die Zentralen raportieren. Geschult auf die Produkte wird man beispielsweise im Ausland.

Ich sehe hier eigentlich keinen besseren Markt für deutsche Firmen als für holländische, franzoesische, usw.

Wie ich schon sagte: zumindest industriell gesehen ist Danzig ein Kuhdorf. Die Touristen bringen Geld. Und wenn Tusk nicht von hier stammen würde und Geld locker gemacht hätte, wären nur die Straßen in Bangalore noch schlechter als hier.

J.Langfuhr
03.02.2012, 20:07
Auf den Beitrag von Waldschrat war ich gespannt. Die Ernüchterung ist entsprechend.

Eine deutsch-polnische Begegnungsschule müßte dann wohl als Hoffnungsträger konzipiert werden. Könnte Donald Tusk dafür die Bereitstellung von Mitteln ermöglichen? Geistiger und interkultureller Strassenbau hat ja auch seinen Stellenwert.

Die Internationale Deutsche Schule in St. Cloud entstand 1963 im deutsch-französischen Dialog. Das deutsch-französische Jugendwerk war ja schon Vorbild für ein entsprechendes polnisch-deutsches Vertragswerk.

J.Langfuhr

Waldschrat
03.02.2012, 21:01
Es wird auch noch viel gemauschelt. Ich wurde als Vertreter eines Maschinenbauers von einer hiesigen Dienstleistungsfirma gebeten, doch eine der teuren Maschines zu installieren, weil sie einen Audit durch einen potentiellen deutschen Kunden erwarteten, von dem sie sich Aufträge erhofften. Ohne Maschine kein Auftrag, aber ohne Auftrag keine Maschineninvestition Die Maschine war ihnen zu teuer, aber die deutsche Firma legte viel Wert darauf, dass eine solche Maschinenart dort installiert war. Also saßen unsere Leute in den Werksklamotten des Dienstleisters und taten so als sei die Maschine schon lange dort im Einsatz. Bekommen haben wir eine Miete. Gekauft haben sie hinterher eine billigere japanische Maschine. Ein Potemkin'sches Dorf. Das war Lehrgeld erster Güte.

jaro.
04.02.2012, 23:07
Hallo Waldschrat

Sehr interessant was Du ueber die deutsche Aktivitaet in Danzig schreibst.Das mit der Maschine und den fremden Werksklamotten ist schon echt eine Lachnummer.Ich wusste nicht dass es noch ein Industrieunternehmen unter deutscher Leitung, hier in der Stadt gibt.Ich selbst habe bis 2010 fuer einen deutschen Maschinenhersteller in Suchanino gearbeitet und was man sagen muss,dort befand sich die Konstruktion und Produktion.Am Ende hat man die Fabrik dichtgemacht und 150 Menschen entlassen.Warum man den Standort geschlosen hat ist mir bis heute unbegreiflich...Erst hinterher kamm was von roten Zahlen an deutschen Produktionsstandorten und Druck seitens Gewerkschaft...

jaro

Waldschrat
04.02.2012, 23:34
Lachnummer ja... Hast ein Detail falsch verstanden. Der Dienstleister war eine polnische Firma. Der potentielle Kunde eine deutsche Firma. Ich war im Rahmen meiner Tätigkeit bei einer polnischen Firma, die einem Deutschen gehoert, und die wiederum einen deutschen Maschinenbauer in Polen vertritt bei dem polnischen Dienstleister zum Audit durch den potentiellen deutschen Kunden. Und wir mussten so tun als ob, und in Erwartung eines späteren Maschinenverkaufs haben wir das Spiel mitgemacht. Der Mietpreis betrug 1 PLN.