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Daniel Hebron
10.02.2008, 21:35
Eine Episode aus der Geschichte des "Lachs"

Carl Gottfried He(i)nrichsdorff kam um 1760 als Sohn des Carl Friedrich
He(i)nrichsdorff und seiner II. Ehefrau Susanne geb. Rubau auf die Welt. Er heiratete am 28.10.1798 die am 03.03.1733 geborene Witwe Adelgunde Bestvater geb. Hekker. Aufgrund des hohen Altersunterschiedes der beiden Brautleute kann man davon ausgehen, dass nicht nur Liebe der Grund dieser Hochzeit war. Fuer Adelgunde Bestvater, deren Mann und deren Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben waren und fuer ihren Nachbarn Carl Gottfried He(i)inrichsdorff spielte mit Sicherheit eine Rolle, dass Adelgunde die letzte Erbin des "Lachses" war und man den "Lachs" nach ihrem Tode nicht der Staatskasse ueberlassen wollte.

Anlaesslich seiner Hochzeit schrieb Carl Gottfried He(i)nrichsdorff als Schluss des Stammbuches der Familie Hekker aus dem "Lachs":

"Die Frau Witwe des seel. Herrn Dirk Bestvater, juengste Tochter des seel. Herrn Dirk Hekker, verehelichte sich mit mir, Carl Gottfried Henrichsdorff, Sonntag den 28. Okt. 1798. Die Copulierung verrichtete Herr Pastor Schwarz von St. Bartholomae abends nach 5 Uhr in der Ww. ihrem Hause; bey der Copulierung war nur zugegen Hrn. Issac Kitzkatz seine Ehegattin, und mein Bruder Joh. Friedr. Henrichsdorff, Hauptmann in Preussischem Dienste. Der Pastor und mein Bruder verliessen uns schon vor 7 Uhr. Die Kitzkatz blieb zum Abendessen."

Mit "die Kitzkatz" meinte er Johanna Levina Kitzkatz geb. de Ryter.

Adelgunde He(i)nrichsdorff verw. Bestvater geb. Hekker verstarb am 25.07.1809 in Danzig. Nach dem Tode seiner Frau Adelgunde erbte Carl Gottfried He(i)nrichsdorff den "Lachs" und uebergab ihn irgendwann in den Jahren darauf seinem Neffen Johann Carl Friedrich He(i)nrichsdorff der mit Marianne Angelika v. Allmonde, welche auch die "Danziger Nachtigall" genannt wurde, verheiratet war. Danach erbte deren gemeinsame Tochter Maria Anna, welche in die Familie v.d. Marwitz einheiratete, den "Lachs".

Carl Gottfried He(i)nrichsdorff starb als "Koeniglich Preussischer Commerzien- und Admiralitaets-Rat" am 31.12.1831 in Danzig.


Quellen:

Dorothea Weichbrodt
"Patrizier, Buerger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig"

Sonderschriften des Vereins fuer Familienforschung in Ost- und Westpreussen Nr. 60 "Danziger familiengeschichtliche Beitraege"

Daniel Hebron
11.02.2008, 18:16
Johann Labes -Kaufmann und Senator in Danzig

Johann Labes wurde als Sohn des Kaufmanns Caspar Labes und seiner Frau Christine geb. Wallerstein am 29.08.1754 in Danzig geboren. Er uebernahm spaeter das Unternehmen seines Vaters, welches laut dem Danziger Adressbuch von 1797 als "Caspar Labes Erben" firmierte. Dieses Getreide- und Reedereiunternehmen war in der Brodtbaenkengasse ansaessig. Im Jahre 1800 war er der Besitzer von Jaeschkenthal. Um diese Zeit laesst er auch auf dem Johannisberg die bekannten, schoenen, gaertnerischen Anpflanzungen anlegen. Johann Labes hatte mehrere Geschwister unter denen man seinen juengeren Bruder Friedrich hervorheben sollte, mit welchem er Holland und England bereiste und der seit 01.05.1805 (Eheschliessung in Luebeck) mit Adelgunde Christina v. Groddeck, einer Tochter des Michael v. Groddeck verheiratet war. Er selbst heiratete am 15.02.1757 Susanne Jakobine Mahl.

Politisch gesehen war er im "alten" Danzig vor dem 07.05.1793, also vor der preussischen Besitznahme, von 1789 an Mitglied der III. Ordnung (Koggenquartier). Waehrend der als "Franzosenzeit" bekannten Aera zwischen 1807 und 1813/14 war Johann Labes seit 1807 Senator, dankte Ende November 1808 ab und verstarb an einem Nervenfieber am 07.Juli 1809 in Jaeschkental/Langfuhr.



Quellen:

-Peter v. Groddeck aus
"Familienbuch der Familie v. Groddeck-Groddeck"
-Dorothea Weichbrodt geb. v. Tiedemann
"Patrizier, Buerger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig"
-Erich Keyser
"Danzigs Geschichte"
-aus den "Sonderschriften des Vereins fuer Familienforschung in Ost- und Westpreussen":
--Nr. 63 Joachim Zdrenka
"Rats- und Gerichtspatriziat der Rechten Stadt Danzig Teil II 1526-1792"
--Nr. 89 Reinhard Wenzel
"Das Danziger Adressbuchwesen"
--Nr. 96 Joachim Zdrenka
"Rats- und Gerichtspatriziat der Stadt Danzig in napoleonischer Zeit
1807-1813/14.

Daniel Hebron
05.04.2008, 18:47
Lucas Koeding (andere, phonetisch uebernommene Schreibweisen: Kaeding, Keding, Keting, Ketink, Kething, Kedinc, Kedingh, Kedyng, Kedding, Kedynngk - allerdings wird er in dem massgebenden Werk, dem "Verzeichnis derer Personen des Raths und Gerichts der Rechten Stadt von A° 1392 .... [bis 1792]...." von Johann Heinrich Morgner, Danzig, "Koeding" geschrieben, was ich auch uebernehme) ist namentlich nicht besonders bekannt. Aber jeder, der die Danziger Marienkirche besucht und einen Blick nach oben wirft, sieht sie: die Triumphkreuzgruppe, oder auch das grosse Kruzifix von St. Marien genannt. Diese wurde von ihm im Jahre 1517 gestiftet. Auf das Leben und die Familie dieses Mannes moechte ich hier etwas naeher eingehen. Dieser soll ca. 1455 in Danzig geboren sein, wobei das ungefaehre Geburtsjahr stimmen kann, ich aber in Frage stelle, ob Danzig als Geburtsort stimmt. So wird er, in den "Danziger Ahnen des Generalfeldmarschalls v. Beneckendorf und v. Hindenburg" als Ahn Nr. 30 der Liste III: Ahnenliste Elisabeth Giese geb. Bornbach 1557-1627, genannt. Als dessen Vater mit der Listennr. 60 wird dann der 1440 verstorbene Fleischhauer Hans Ketting angegeben. Es war aber zu jener Zeit schon rein biologisch nicht moeglich, dass jemand, der 1440 verstorben ist, ca. 15 Jahre nach seinem Tode, d.h. so um 1455 einen Sohn zeugen kann. Persoenlich nehme ich an, dass der Vater von Lucas Koeding schon ein Johann oder Hans war, aber halt nicht jener Danziger Fleischhauer und Altstadtrat sondern eher wahrscheinlich ein Spross aus der gleichnamigen Ritter- und Ministralienfamilie war, welche laut Dorothea Weichbrodt's Werk "Patrizier, Buerger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig" in Ritterschaft und Patriziat der Hansestaedte von Luebeck bis Riga vertreten war. Als weiteres Indiz dafuer dient auch, dass ein elitaer denkender Patrizier wie Johann Winkeldorf - auf den ich spaeter noch etwas naeher eingehen werde - der zu jener Zeit der Pfandherr der Halbinsel Hela gewesen ist, seine Tochter wohl eher ertraenkt oder in's Kloster geschickt haette als sie dem Sohn eines altstaedtischen Fleischers zur Frau zu geben.

Ueber die Kindheit und Jugendzeit sowie ueber die Ausbildung des Lucas ist so gut wie nichts bekannt. Allerdings muss er ein gewisses Mass an Ausbildung gehabt haben, da er zu spaeterer Zeit sehr oft als Gesandter Danzig's in Hanseangelegenheiten unterwegs war und als Fernkaufmann bezeichnet wurde. Am 25.09.1485 heiratete er in Danzig die Tochter des Patriziers Johann Winkeldorf und der Katharina Buddingk namens Elisabeth. Johann Winkeldorf war seit 1464 Schoeffe und seit 1469 im Rat der Stadt Danzig sowie 1475 Richter. Lucas Koeding war seit 1494 Schoeffe und stieg nach Winkeldorf's Tod im Jahre 1495, 1496 in den Rat auf. Im Renaissancejahr 1500 war er Richter.

Aus der Ehe mit Elisabeth Winkeldorf gingen drei [bekannte] Kinder hervor, namentlich der Sohn Lucas, welcher 1486 in Danzig das Licht der Welt erblickte, in den Jahren 1508/09 in Leipzig studierte und spaeter auch Fernkaufmann wurde wie sein Vater. Dieser Sohn hinterliess bei seinem Tode 1533 in Danzig unter anderem ebenfalls einen Sohn mit Vornamen Lucas, welcher am 18.09.1576 in Danzig verstarb. Desweiteren hatte Lucas Koeding noch zwei Toechter. Die aeltere, Catharina, geboren am 20.09.1487 in Danzig, war insgesamt dreimal verheiratet. Das erste Mal verheiratet war sie seit dem 24.10.1507 mit Albrecht Giese (1474-1513), das zweite Mal heiratete sie um 1515 Marcus Gaul und zuguterletzt heiratete sie am 08.10.1521 Jakob Hoefener. Da Catherina sexuell nicht gerade inaktiv war, gingen aus jeder dieser Beziehungen Kinder hervor. Diese allerdings hier einzeln zu benennen wuerde den mir vorgenommenen Rahmen sprengen. Die juengere Tochter des Lucas Koeding hiess mit Vornamen Elisabeth und wurde um 1490 in Danzig geboren. Am 16.01.1513 heiratete sie den Danziger Buergermeister Matthias Lange der 1529 in Danzig verstarb. Ein Sohn der beiden - Johann Lange war Schoeffe in Danzig, hat aber am 22.03.1570 abgedankt und ist nach Thorn gezogen. Dort war er dann seit 1573 Schoeffe, spaeter, seit 1574 im Rat der Stadt Thorn und im Jahre 1578 dort Richter. Etwa zwei Jahre nach dem Tode des Matthias Lange heiratete Elisabeth am 28.01.1532 in Danzig den Witwer Johannes Thor Beke, auch "von der Beke" genannt. Sie starb nach 1558 ebenfalls in Danzig.

Nachdem seine Frau Elisabeth Winkeldorf 1497 in Danzig verstorben war, heiratete Lucas Koeding um 1500 die Gerdtke Rogge, eine Tochter des Heinrich Rogge und der Barbara Mandt. Sie starb am 24.10.1515 in Danzig.

In den meisten Chroniken wird Lucas Koeding eher spaerlich behandelt, so meist oft nur als Stifter des grossen Kruzifixes in der Marienkirche genannt, als Giese und Hindenburgahn bezeichnet oder, dass er derjenige war, der 1506 den Kalk fuer den Danziger Stockturm lieferte, der damals um zwei Stockwerke erhoeht wurde. So sollte hier dennoch nicht unerwaehnt bleiben, dass er im Jahre 1516 auf der Heimfahrt von einer Tagfahrt nach Luebeck mit dem Buergermeister Eberhardt Ferber zusammen auf der Heerstrasse von Lauenburg nach Danzig von dem Raubritter Hans Krockow ueberfallen wurde. Es erweckt in mir den Eindruck, als waeren Eberhardt Ferber und Lucas Koeding nicht besonders begeistert von dieser Aktion gewesen, denn noch im selben Jahre wurde Krockow gefangen genommen, gefoltert und schliesslich mit drei seiner Gesellen vor dem hohen Tor in Danzig gekoepft. Danach wurde Krockow's Kopf, wohl zur Abschreckung, auf einer Stange beim Heiligleichnamstor aufgesteckt.

Lucas Koeding starb am 19.07.1519 in Danzig, wohlwissend, mit der Stiftung der Triumphkreuzgruppe etwas zurueckzulassen was mehr ist als der uebliche Epitaph oder Kirchenstein.




QUELLEN:

- "StamRegister und Abkuenfte etzlicher vornehmen Geschlechter und Familien in der Koen. Stadt Dantzig" APG Sygn 300/Le 28 s. 31

- "Verzeichniss derer Personen des Raths und Gerichts der Rechten Stadt von A° 1392...[bis 1792].... von Johann Heinrich Morgner, Danzig

- "Geschichte der Stadt Danzig" Band 1 bis 1517 von Paul Simson

- "Patrizier, Buerger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig" von Dorothea Weichbrodt geb. v. Tiedemann

- "Rats- und Gerichtspatriziat der Rechten Stadt Danzig" Teil I und Teil II von Joachim Zdrenka aus den Sonderschriften des Vereins fuer Familienforschung in Ost- und Westpreussen Nr. 63

- "Die Danziger Patrizierfamilie Giese" von Artur Giese und "Danziger Ahnen des Generalfeldmarschalls v. Beneckendorf und v. Hindenburg" von Karl Albrecht v. Groddeck in "Danziger familiengeschichtliche Beitraege" aus den Sonderschriften des Vereins fuer Familienforschung in Ost- und Westpreussen Nr. 60

Anonymus
30.09.2008, 14:08
Liebe Danziger Freunde,

soviel ich nach Oeffnen des nachfolgenden Link's lesen kann, gratuliert der President von Danzig - Pawel Adamowicz - Lech Walessa zu seinem 65. Geburtstag und wuerdigt gleichzeitig sein Leben.

http://www.gdansk.pl/nasze-miasto,512,9991.html

Ich meine, auch wir Deutsche haben Grund, Lech Walessa zu gratulieren und ihm alles Gute fuer die naechsten Jahre zu wuenschen.
Das Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen durch die Gewerkschaft "Solidarnoc", bedeutete ja dann auch den Anfang vom Ende der DDR. Was folgte war die langersehnte Wiedervereinigung unseres deutschen Vaterlandes.

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Heibuder
30.09.2008, 14:56
... soviel ich nach Oeffnen des nachfolgenden Link's lesen kann, gratuliert der President von Danzig - Pawel Adamowicz -
Lech Walessa zu seinem 65. Geburtstag und wuerdigt gleichzeitig sein Leben.....
Weiß jemand, ob Anna Walentynowicz (http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/anna-walentynowicz/), die Heldin von Danzig am 15. August ebenso gewürdigt worden ist?

jonny810
30.09.2008, 20:04
[QUOTE=Joniszus371008


Nein, davon habe ich nichts gehört.


Was ich allerdings gehört habe, und das von einem Polen, dass Lechu eine

vorgeschobene Strohpuppe gewesen sei.

Der Umsturz ist angeblich schon beschlossene Sache gewesen, und wurde

von Leuten aus anderen Schichten gesteuert.

Hier in Unterfranken sagt man: waas mers?

Einen schönen Abend wünscht allen, Erhart vom Schüsseldamm

Helga +, Ehrenmitglied
23.11.2008, 11:41
entnommen aus Danziger Hauskalender 1957

Danzig, mien leewet es, dat mi gefällt,
dats doch de scheenste Stadt en disse Welt.
Danzig, mien leewet, heft Hart mi onn Senn
ganz onn för emmer genoahme doahenn.
Danzig, mien leewet, mien Voaderstadt god,
benn di verschreewe met Liew onn met Blot.

von Walter Domansky

Wolfgang
06.12.2008, 03:57
Aus "Unser Danzig", 4.Jahrgang, Nr.8, vom August 1952, Seite 13

Die Gottschedin
Von Gert. Schoenhoff.

Eine der berühmtesten Frauen im 18. Jahrhundert war Luise Adelgunde Viktoria Gottsched, geborene Kulmus, die als Tochter des Dr. med. Kulmus am 11. April 1713 in der damaligen Freien Stadt Danzig zur Welt kam und als „die Gottschedin" in der deutschen Literaturgeschichte fortlebt.

Luise Gottsched war nicht nur eine der gelehrtesten Frauen ihres Jahrhunderts, sondern auch die erste erfolgreiche deutsche Bühnendichterin, was besonders viel besagte zu jener Zeit, da die öffentliche Betätigung geistiger Talente bei Frauen eine ebenso seltene wie zweifelhafte Ausnahme bildete.

Sechzehn Jahre war Luise alt, als das Schicksal sie mit einem der gelehrtesten Männer zusammenführte: Johann Christoph Gottsched, Professor an der Universität Leipzig, der sechs Jahre später ihr Gatte wurde. Die Jungmädchenjahre der schönen und klugen Danzigerin fielen in jene bewegte Epoche, als der Streit um die polnische Thronfolge zwischen August III. von Sachsen und Stanislaus Leszczynski wogte, der Danzig eine langwährende Leidenszeit durch die russische Belagerung brachte (1733—36). Leszczynski wohnte damals auf Langgarten,, wo sich der tägliche Korso abspielte.

In einem interessanten Bericht des französischen Gesandtschaftssekretärs Tercier aus jener Zeit heißt es u. a., dass „die Boulevards von Paris, die Gärten von Versailles keinen so ergötzlichen Anblick bieten wie dies Langgarten". Er schildert die orientalisch phantastische Ausstattung der polnischen Großen, die kostbar prächtige Gewandung der Danziger Bürgermeister und Ratsherren, sowie die „buntscheckige Kleidung der ehrbaren Kauf und Handelsherren, die den Neid eines brasilianischen Papageis erregen könnten", und schließlich erzählt er: „Das Schönste und Erfreulichste aber sind die Damen; ich kenne kein Land, wo sie im allgemeinen so schön sind wie hier. Sie sind alle sehr weiß und von großem Liebreiz. Am besten gefällt, mir die Familie Kulmus, die leider im Augenblick unter den vielen unglücklichen eine der unglücklichsten ist. Nachdem sie ihre dem Bombardement stark ausgesetzte Wohnung in der Jopengasse bei Nacht verlassen und sich nach Brabank geflüchtet hatte, erkrankte die Mutter und starb. Die beiden liebenswürdigen Töchter sind untröstlich, besonders die reizende Luise. Diese ist eines der anziehendsten Mädchen, die ich kenne. Sie ist ungemein geistvoll und spricht französisch wie eine Pariserin. Ihren schmachtenden Blauaugen ist unschwer anzumerken, dass sie einen Schatz hat. Sie ist die Braut eines Magisters Gottsched in Leipzig. Da meine Stellung mir Gelegenheit zur Beförderung von Briefen gibt, habe ich die Ehre, zum Postillon d'amour ausersehen zu sein. Meiner Pflicht gemäß erbitte ich mir natürlich die Briefe stets offen, um die Gesandtschaft nicht etwa zu kompromittieren."

Im Jahre 1735 kam Luise als Frau Gottsched nach Leipzig. Die Zeit ihres Brautstandes hatte sie nicht dazu benutzt - wie sonst bei jungen Mädchen in jener Zeit üblich - sich ausschließlich auf den Ehestand vorzubereiten, sondern damit ausgefüllt, sich zu munterm Ritt auf den Pegasus zu schwingen. Dabei entsprang dem hübschen Köpfchen der „zehnten Muse" (wie sie von ihren Freunden und Verehrern in ehrlicher Huldigung genannt wurde) ein satirisches Lustspiel „Die Pietisterey im Fischbeinrock" (Reifrock), ein ebenso mutiges wie witziges Kampfstück gegen das damals herrschende scheinheilige Muckertum. Weitere Stücke („Die Hausfranzösin" u. a.), die gleich spottlustig gegen die überhand nehmende Fremdtümelei und französische Modetyrannei zu Felde zogen, bestätigten ihren Ruhm und reihten ihren Namen unter die der Großen ihrer Zeit. Obwohl die Gottschedin Französisch, Italienisch und Spanisch meisterhaft beherrschte und aus diesen Sprachen für die deutsche Bühne übersetzte, war sie, zusammen mit ihrem Gatten, bemüht, ein reines deutsches Theater zu schaffen. Ihr gebührt auch der Ruhm, die Schöpferin eines eigenen deutschen Briefstils zu sein, wie die umfangreiche Sammlung ihrer interessanten, sprachlich gepflegten Briefe bezeugt. Damals war es in der gebildeten Welt üblich, wissenschaftlich lateinisch und gesellschaftlich französisch zu schreiben.

Johann Christoph Gottsched, am 2. Februar 1700 in Juditten bei Königsberg (Ostpreußen) geboren, wirkte seit 1730 als Professor der Dichtkunst und der Philosophie an der Universität Leipzig und betätigte sich hauptsächlich als Übersetzer der damals tonangebenden französischen Lustspielliteratur. Während die Werke seiner Gattin sich durch geistreichen, schlagfertigen Witz auszeichneten, waren seine eigenen Dichtungen nach zünftigem Urteil von minder beschwingter Phantasie und mehr schulmeisterlicher Pedanterie. Immerhin wurde ihm von Friedrich dem Großen ein Dichterpreis verliehen. Wirklich verdient gemacht um die deutsche Literatur und Sprachwissenschaft hat er sich als Forscher und Kritiker sowie als Verfasser der ersten Geschichte der deutschen Sprache und der deutschen Literatur. Als Herausgeber der ersten deutschen Unterhaltungszeitschritt war er jahrelang von maßgebendem Einfluss in der Literaturwelt. Sein unbestrittenes Verdienst war auch der Kampf gegen die damals die deutsche Bühne beherrschende derb komische Figur des Hanswurst, wobei ihm seine Frau - wie auch die damals berühmteste deutsche Schauspielerin, die Neuberin - tatkräftig unterstützte.

Von den Musen geliebt, von den Menschen geehrt, lebte die Gottschedin gern in dieser Welt, die - wie sie sagte - „nirgend schöner und munterer ist als in deutschen Landen". Dennoch musste sie sie früh verlassen; neunundvierzigjährig starb sie am 26. Juni 1762 in Leipzig, während ihr um dreizehn Jahre älterer Mann ihr am 12. Dezember 1766 in die Ewigkeit folgte.

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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfgang
07.05.2009, 23:02
Vom Großvater Rene Gaperts stammt folgender Artikel aus:

Aus „Unser Danzig“, 1950, Hefte Nr. 04 vom April 1950

Unsere Originale
von Werner H. Gapert


Originale gab es und wird es immer geben. In jedem Dorf, jeder Stadt, überall dort, wo viele Menschen in organisierten Gemeinschaften zusammenleben, treten sie auf. Es sind Menschen, die durch ihre Eigenart, durch irgendwelche schrulligen Absonderlichkeiten auffallen. Sehr oft ist ihnen eine unfreiwillige Komik zu eigen, wodurch sie uns, ob wir wollen oder nicht, ein Lächeln abnötigen. Trotzdem fühlen wir uns ihnen irgendwie verbunden. Sie sind es, die uns den grauen Alltag durch ihr tragikomisches Betragen erhellen. Wer kennt sie nicht, die Tagediebe, Pennbrüder und seltsamen Straßenmusikanten mit ihren oft noch seltsameren Instrumenten? Welcher Danziger schmunzelt nicht unwillkürlich, wenn er sich des „schuckernen Brunos“ erinnert? Ihr kennt ihn doch sicher, nicht wahr?

Ich sehe ihn noch lebhaft vor mir, wie er durch die Gassen unserer lieben, alten Heimatstadt latschte. Stets ging er in Cutaway und gestreifter Hose. Den Stock trug er der Einfachheit halber über den Arm. Ja, Brunchen war ein Gentleman vom Scheitel bis zu den Plattfüßen, das musste ihm der Neid lassen. Er wusste jedenfalls, was sich gehörte. Bei Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnissen durfte er nicht fehlen. Bei derartigen familiären Anlässen stand er feierlich vor den Kirchentüren und öffnete dienstbeflissen den Schlag der Hochzeitskutsche, wobei er niemals vergaß, sich zu verbeugen. Er tat das immer mit einer gewissen Würde, zum größten Gaudium der Schaulustigen. Man hatte nicht immer Verständnis für seine unbeholfenen Dienstleistungen, und es kam auch schon mal vor, dass Brunchen von einer empörten Braut eine schallende Ohrfeige erhielt, da sie sich beim Aussteigen aus der Hochzeitskutsche durch sein Erscheinen geniert fühlte.

Wenn jemand das Zeitliche gesegnet und zu Grabe getragen wurde, so mischte sich Brunchen mit betrübter Miene unter die Leidtragenden. Er freute sich mit den Feiernden und trauerte mit den Betrübten. Brunchen war eben überall dabei und tat so, als wäre seine ungebetene Teilnahme die selbstverständlichste Sache von der Welt. Oft sah man ihn an der Seite des Verkehrspolizisten am Langen Markt, Ecke Melzergasse, den Verkehr regeln. Eifrig schwenkte er die Arme wie jener, und nichts konnte ihn davon abhalten, seine Pflicht im Dienste der Allgemeinheit zu erfüllen. So nahm er u. a. auch das Recht für sich in Anspruch, stets gratis und franko mit der Straßenbahn oder dem Autobus zu fahren. Die Schaffner respektierten gutmütig seine Eigenmächtigkeit und ließen ihn ruhig gewähren. Er war eben ein harmloser Kauz und tat niemandem etwas zuleide. Seine kleinen Streiche verübte er mit einer ernsthaften Miene und tat alles mit einem beflissenen Eifer. Man konnte ihm einfach nicht böse sein.

Damals, als noch die alte Krantorfähre mittels Menschenkraft über die Mottlau gezogen wurde, versah „Paulchen“ den wichtigen Dienst des Fährmanns. „Paulchen vonne Krantorfähr“, wie er allgemein genannt wurde, war ein wetterharter Mann von mittlerer Statur, versoffen zwar, aber von bescheidenem Wesen, dabei treu und mit einem sanften Gemüte begabt. Sein Kopf war leider etwas platt gedrückt, wodurch sein Gesicht unverhältnismäßig breit und rund wirkte. Unter buschigen Brauen schauten ein Paar gutmütige Augen zwinkernd in die Welt. Er hatte stets rote Bäckchen wie ein Posaunenengel, und ein mächtiger Schnauzbart hing ihm melancholisch unter seiner roten, knolligen Nase herab. Paulchen liebte nur zwei Dinge auf der Welt: seine Fähre und den Machandel. Eigentlich war er immer etwas „im Tran“, wenn er seine Menschenfracht über die Mottlau zog. Man sagte von ihm, dass er für ein „Quartierchen“ selbst seine Großmutter verkaufen würde. In einer Silvesternacht widerfuhr nun unserem prominenten Fährmanne ein arges Missgeschick. Es war bitterkalt an diesem Abend. Paulchen befand sich, wie immer, im Dienst und zog ruhig und gelassen seine Fähre über den Fluss und nahm dabei ab und zu einen kräftigen Schluck aus der Flasche, um sich damit innerlich zu erwärmen. Mittlerweile wurde es allmählich Feierabend für ihn; da es gegen 10 Uhr abends war, gesellte sich zu seiner Besäufnis eine rechtschaffene Müdigkeit, die ihn Zeit und Umwelt vergessen ließen. Als er seine Fähre an der Anlegestelle Schäferei festgemacht hatte, schlief er sogleich an Ort und Stelle aus oben genannten Gründen friedlich ein. Er lag der Länge nach auf dem Rande der Fähre, wobei sein linker Arm in das eisige Wasser der Mottlau tauchte. Ein Glück, dass Paulchens Joppenärmel viel zu lang waren, es hätte sonst recht übel für ihn ausgehen können, denn als man ihn einige Stunden später auffand, war sein Joppenärmel im Wasser regelrecht eingefroren. Diese Nacht soll er übrigens gut überstanden haben.

Ein seltsames Exemplar seiner Gattung war Hermann, der Pfeifer. Wie Brunchen trug er bei seinen Straßentourneen einen feierlichen Cut, der infolge jahrelangen Gebrauchs leider etwas ramponiert aussah. Einen Hut oder eine Mütze trug er nie, soweit ich mich entsinnen kann. Hermann war ein großer, hagerer Mann. Er ging immer etwas schleppend und vornübergebeugt. Das dichte, graue Haar pflegte er stets sauber gescheitelt zu tragen. Früher muss er ein recht stattlicher Kerl gewesen sein, aber widrige Lebensumstände mögen ihn nach dem Ende des ersten Weltkrieges aus der Bahn geworfen haben. Man sah es ihm auf hundert Schritt an, dass er dem Alkoholteufel rettungslos verfallen war. Sein Gesicht war vom ewigen Suff gedunsen. Mit seinen verquollenen Augen schaute er recht hilflos drein. Hermann war ein „Hofmusikant“. Vorzugsweise beehrte er die Hinterhöfe auf der Niederstadt mit seinen Darbietungen und gab dort fast täglich ein Ständchen mit seiner Querpfeife. Sein ganzes Repertoire bestand nur aus einem einzigen Stück, nämlich der Polka „So lang sich Katz' hat Ohren“, die er mit einer wahren Begeisterung spielte. Diese Parodie auf das Polentum pflegte er stets mit einer entsprechenden Mimik zu pfeifen, die einfach zwerchfellerschütternd wirkte. Den Refrain sang er dann mit seiner versoffenen, zitterigen Stimme. Die Kinder kreischten vor Vergnügen, wenn er das „dobsche, dobsche, dralla“ so unnachahmlich darbrachte. Die lachenden Hausfrauen warfen ihm die Dittchen in reichlichem Maße zu, wobei er ihnen eine regelrechte Liebeserklärung machte.[...]

Die Älteren unter uns werden sich wohl noch des alten Hildebrand entsinnen können, der lange vor dem ersten Weltkriege auf der Langen Brücke herumbettelte. Gab ihm jemand ein Dittchen, so stand Hildebrand vor ihm stramm und präsentierte mit seinem Stocke, wie ein Rekrut vor seinem General. Zuweilen pflegte er auf seinem Stocke herumzupfeifen, wenn es ihm in den Sinn kam.

Ein Zeitgenosse Hildebrands war der lange Mierau aus Heubude, ein Vagabund und Bettler von einem geradezu klassischen Format. Im Gegensatz zu ersterem war er ein großer, starkleibiger Kerl, der es zeit seines Lebens gar meisterhaft verstand, der Arbeit geschickt aus dem Wege zu gehen. Seine gesamte Kleidung trug er auf dem Leibe. Es machte ihm nichts aus, auch sommers drei bis vier Westen und ebenso viele Jacketts übereinander zu tragen. Oft wurde er von den Arbeitern auf dem Holzfelde zu einem Machandelchen eingeladen, was er nie ausschlug. Dabei konnte er beachtliche Mengen von Knackwurst vertilgen, die man ihm ab und zu spendierte. Dann erzählte Mierau allerlei Wippchen aus seinem Leben und unterhielt auf diese Weise die ganze lustige Gesellschaft. Die erbettelten Dittchen legte er regelmäßig in Fusel an. Nach einem langen und für die bürgerliche Gesellschaft nutzlosen Leben fand Mierau ein unerwartet tragisches Ende. In Bürgerwiesen wurde er kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges von einigen betrunkenen Fleischergesellen erschlagen.

Man kann die Originale unserer an Besonderheiten so reichen Stadt unmöglich alle aufzählen. Die Reihe ließe sich wahrlich um eine Menge fortsetzen, allein das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Dem Chronisten bleibt es jedoch vorbehalten, die Tippelbrüder, Vagabunden und Harfenjulen mitzuerwähnen, wenn er die wechselvolle Geschiente unserer Heimatstadt beschreibt, in der auch Menschen solcher Art ihr Wesen getrieben haben. Wir wollen dabei unsere Käuze und Tagediebe nicht vergessen.

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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

RenéDublin
08.05.2009, 09:46
Lieber Wolfgang,

vielen Dank fuer diesen Beitrag. Da ich leider nichts Schriftliches von meinem Grossvater habe, sind diese eingestellten Berichte fuer mich Gold wert!

Danke nochmals,
René

Wolfgang
21.06.2009, 10:13
In Erinnerung an den Geburtstag von Carl Demolsky, dessen Geburtstag sich heute jährt. Er wurde am 21.06.1885 in Danzig geboren. Vielleicht erinnert sich der/die Eine oder Andere noch an ihn.

Der folgende Nachruf zeigt zusammengefasst sein Leben auf:


Aus „Unser Danzig“, 1950, Hefte Nr. 04, vom April 1950

Carl Demolsky in Danzig gestorben

Viele Danziger werden ihn kennen, den allzeit frohen und freundlichen Carl Demolsky, Musiker, Chordirigent, Sänger, Komponist und Dichter - vor allem aber Danziger, mit ganzer Seele Danziger! Er ist nun in seiner Heimat gestorben. Ihm seien einige Worte des Gedenkens gewidmet.

Die Familie Demolsky lebte seit vielen Generationen in Danzig. Der Vater von Carl Demolsky, ein begabter Maler, wanderte als junger Geselle durch ganz Deutschland, die Schweiz und Österreich, blieb schließlich 30 Jahre lang in Wien, kehrte dann aber als 60jähriger in seine Heimat zurück. Die Mutter, hochmusikalisch, als Pianistin und Sängerin gleich begabt, war ebenfalls eine gebürtige Danzigerin. Das Ehepaar wohnte in der Jopengasse, und hier wurde am 21. Juni 1885 Carl Demolsky geboren. Die Eltern verließen bald die Stadt und übernahmen in Oliva die bekannte Gaststätte „Schweizerhaus“ am Fuße des Karlsberges. Hier wuchs nun der Sohn frisch und fröhlich auf. Die sorglose Jugend in dem gastfreien, kunstliebenden Elternhaus hat auf den Knaben und seine spätere künstlerische Entwicklung ganz gewiss einen entscheidenden Einfluss ausgeübt. Nach frühem musikalischen Unterricht ging Carl Demolsky als 17jähriger zu dem „Stadtpfeifer“ Pelz in Marienburg in die Lehre, um auch die praktische Seite der Musik kennenzulernen. Er hat oft von den frohen Landhochzeiten und Familienfesten der reichen Werderbauern erzählt, bei denen er als „Pelz-Schüler“ zu Tanze aufspielte. Mit 20 Jahren trat er in das Musikkorps der 61er zu Thorn ein und später in die bekannte Danziger Militärkapelle des Carl Theil. Hier wirkte er bis zum Tode dieses sehr beliebten Musikers. Gleichzeitig war Demolsky Dirigent des Soldatenchors in der Garnisonkirche St. Elisabeth zu Danzig. Später hat er den Chor der Danziger Zollbeamten und fast 15 Jahre lang den Gesangverein der Danziger Buchdrucker geleitet und sehr beachtliche Konzerte veranstaltet. Vor allem aber muss der Volksliedersingchor beim Reichssender Danzig genannt werden, der unter Demolskys Leitung noch bis zum März 1945 die schönsten deutschen Volkslieder sendete.

Neben dieser Tätigkeit als Chordirigent war er aber auch allgemein bekannt und beliebt als Sänger. In wie vielen Kirchen- und Privatkonzerten hat er gesungen! Ebenso in den Operetten- und Liebhaber-Aufführungen des Dr. Burow im Wilhelm-Theater und im Schützenhaus. Sein strahlend schöner Bariton gewann ihm überall Freunde, und sein gastfreies Haus in der Matzkausche Gasse war der Treffpunkt vieler musikalischer Danziger. Er besaß ein wahrhaft unerschöpfliches, kostbares Notenarchiv der gesamten Musikliteratur und war natürlich auch selber? ein eifriger und genialer Komponist. Zirka 50 Lieder nach Texten von Goethe, Storm, Eichendorff und auch nach eigenen Dichtungen, mehrere Chorballaden, Konzertstücke für Geige, Cello, Kontrabass (mit Orchester), eine große Oper, zwei Operetten und ungezählte andere Kompositionen hat er geschrieben. Seine umfassende Kenntnis aller Instrumente befähigte ihn dazu, seine eigenen und fremde Werke auf das beste zu instrumentieren. Seine dichterische Begabung, die vielen Sinnsprüche und Verse, sein letztes großes Werk: eine poetische Deutung der Eroika-Symphonie, seine interessanten Vorträge über Musik, die er oft mit eigenen Gesangsvorträgen erläuterte, die begeisterten Schilderungen seiner Reisen durch ganz Deutschland, von denen er die schönsten oft farbigen Filme mitbrachte und im Freundeskreis vorführte - dies alles muss erwähnt werden, um Carl Demolsky zu charakterisieren.

Der Krieg und das Kriegsende haben Demolskys Tätigkeit natürlich gehemmt und unterbrochen. Er hat viel Schweres durchgemacht, ist aber mit seiner Gattin zusammen in Danzig geblieben. Schon im Sommer 1945 wirkte er bei den musikalischen Veranstaltungen wieder mit. Er leitete auch den Chor der evangelischen Gemeinde, den später Fräulein Hertha Krieschen übernahm. Von 1945 bis 1948 war er Mitglied der Baltischen Philharmonie als Geiger und hat auch wieder in Kirchen und privaten Hauskonzerten gesungen. Seine Lust am Komponieren erwachte von neuem, seine Befähigung, fremde Werke zu orchestrieren, brachte ihm viele Aufträge - bis der Tod ihm die Feder aus der Hand nahm. Nach dem letzten Konzert in der Kirche zu Altschottland am 14. September 1949, in dem er ein selbst komponiertes Ave Maria sang, wurde er schwer krank. Nach qualvollem Leiden starb er am 5. Oktober 1949 im ehemaligen Diakonissen-Krankenhaus zu Danzig, Er wurde auf dem Garnisonsfriedhof vor dem Olivaer Tor begraben. Eine sehr zahlreiche Gemeinde seiner Danziger Freunde gab ihm das letzte Ehrengeleit. Ein Quartett seiner Danziger Kollegen aus der Philharmonie spielte zwei Choräle, der schwedische Pfarrer hielt eine kurze Andacht, und dann wurde der Sarg von Carl Demolsky in die Danziger Heimaterde gesenkt - ein tief erschütternder aber würdiger Abschied von dem Toten.

Aus der vollen Schaffenskraft ist Carl Demolsky hinweg gerafft. Sein liederfroher Mund ist auf immer verstummt. Aber den Danzigern, die ihn kannten und schätzten, wird er unvergesslich bleiben.

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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
Bund der Danziger
Fleischhauerstr. 37
23552 Lübeck

Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich ist die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfgang
04.07.2009, 00:01
Paulchen vonne Krantorfähr

Das schlagfertige Paulchen

Bis nach dem ersten Weltkrieg verkehrte noch keine Dampffähre zwischen dem Krantor und dem Bleihof, sondern ein hölzerner Prahm. Den zog ein als Original bekannter Mann an einem Drahtseil über die Mottlau. Er hieß überall nur "Paulchen von der Krantorfähre". Paulchen war nicht nur dem Alkohol sehr zugetan, sondern auch recht schlagfertig. Oft musste er mitten auf dem Fluss plötzlich das Fährseil von den Gleitrollen werfen und ins Wasser senken, wenn ihm ein größerer Dampfer quer in den Kurs kam. Das ging bei ihm nicht immer ohne Spritzer ab, zumal er über derartige Unterbrechungen seiner Tour meist recht ungehalten war. In einem solchen Fall schrie eine Dame entrüstet: "He, Sie haben mich ja von oben bis unten mit Wasser besprengt!" Paulchen pflanzte sich drohend vor ihr auf und fragte: "Na, soll ich Ihnen fier Ihre zwei Plauzpfennje auch noch mit Machandel bejießen?"

1928 im August

In seinem sechzigsten Lebensjahr verstarb der Krantorfährmann Paul Dodenhöft auf dem Bleihof. Er war ein Danziger Original, genannt
"Paulchen vonne Krantorfähr". Um eine Beisetzung auf dem Armenfriedhof Saspe zu vermeiden, wurde eine Geldsammlung veranstaltet, die ihm eine letzte Ruhestätte auf dem Barbarafriedhof verbürgte, wo er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung bestattet wurde. Die Grabrede hielt Pfarrer Strehlau von der Barbarakirche.

(von Ernst Frieböse)

Anna Nyma
04.07.2009, 12:41
Der war gut - der Paule. ;)

Beate
19.07.2009, 15:03
Schaut mal, Danzig hat ja ganz schön viele bekannte Persönlichkeiten hervorgebracht...

http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Gralath_der_%C3%84ltere

Schöne Sonntagsgrüße Beate

Beate
20.07.2009, 12:50
Hallo René, zu Balduin Baas gibt es hier was nachzulesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Balduin_Baas

Schöne Grüße Beate:)

RenéDublin
20.07.2009, 13:00
Hallo Beate,

danke, das wird direkt in einen eigenen Thread gesetzt. ;)

VG,
René

Wolfgang
02.05.2011, 18:23
Gestern starb im Alter von 99 Jahren der am 29. April 1912 in Danzig geborene Moshe Landau.

Moshe Landau war der Vorsitzende Richter im Prozess gegen Adolf Eichmann.

Mit ihm ist einer der ältesten noch lebenden Danziger für immer gegangen.

Moshe Landau wird nicht vergessen werden. Ihm zu Ehren gedenken wir.

Nähere Informationen über ihn sind zu finden unter

http://de.wikipedia.org/wiki/Moshe_Landau
http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/zwei-minuten-stille-fuer-die-opfer/
http://www.israelnetz.com/themen/nachrichten/artikel-nachrichten/datum/2011/05/02/eichmann-richter-landau-gestorben/

cortés
07.02.2012, 21:20
Hier stelle ich einen Danziger Lebenslauf des deutschen Komponisten und Dirigenten Carl Schuricht vor:

http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schuricht

Viele Grüße

Rogan

cortés
07.02.2012, 22:40
Wenig ist über ihn im Netz zu finden: Wilhelm Alexander Meyerheim, deutscher Maler, 1815 in Danzig geb., starb 1882 in Berlin. Er war tätig in Berlin und besonders bekannt für seine Genre- und Pferdemalerei.

http://www.das-antiquitätenhaus.de/gemaelde/maedchen-moench-schlucht-willy-moralt-2.html

cortés
08.02.2012, 13:39
Hier ein weiterer Danziger, der Maler HP Danzig:

http://www.hp-danzig.de/index.html

cortés
08.02.2012, 13:48
Robert Reinick (* 22. Februar 1805 in Danzig; † 7. Februar 1852 in Dresden) war ein deutscher Maler und Dichter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Reinick

Marc Malbork
08.02.2012, 14:35
Na denn Juchhe.

http://www.youtube.com/watch?v=G8nsEpgVQo8

http://gedichte.xbib.de/Reinick_gedicht_Wie+ist+doch+die+Erde+so+sch%F6n,+ so+sch%F6n.htm

Belcanto
08.02.2012, 15:27
Über Schuricht hatte wir bereits ausfürlich gesprochen. Dankr trotzdem.

cortés
09.02.2012, 14:00
Kurt von Rümker (* 23. Juli 1859 in Heiligenbrunn bei Danzig; † 4. Februar 1940 in Berlin) war ein deutscher Agrarwissenschaftler. Er gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung in Deutschland. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Salvator-Friedhof in Danzig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_von_R%C3%BCmker

Wenn man bei dieser Quelle auf "Bild" klickt, erscheint selbiges:

http://www.agrar.hu-berlin.de/profil/geschichte/personen_bio/ruemker/

cortés
09.02.2012, 14:16
Li (Lisabeth) Klemm, geb. Hermann (09.10.1895 Eberswalde - 15.10.1948 Kiel), verbrachte ihre Jugend in Danzig und Breslau (Studium der Chemie), später arbeitete sie an der TH Danzig.

http://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/group/klausSchiver/klemm.pdf

cortés
09.02.2012, 14:33
Reinhold Kleinfeld (Kleinfeldius; * 1575; † 1628) war Rechtsstudent in Leyden, Italien und Frankreich, ab 1602 war er Ratssekretär in Danzig. Er wandte einen Bürgerkrieg in den ersten Tagen des Jahres 1616 durch seinen Einsatz ab.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Kleinfeld

cortés
09.02.2012, 21:39
Ernst Viktor von Leyden (* 20. April 1832 in Danzig; † 5. Oktober 1910 in Berlin) war ein deutscher Internist und Hochschullehrer.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Leyden

cortés
10.02.2012, 15:27
Izaak van den Blocke (* um 1575 in Königsberg; † 1628 in Danzig) war ein Danziger Maler des Manierismus niederländischer Herkunft. Manierismus bezeichnet in der Kunstgeschichte die Übergangsform zwischen der Renaissance und dem Barock in Malerei, Baukunst, Plastik, Musik und Literatur.

http://de.wikipedia.org/wiki/Izaak_van_den_Blocke

cortés
10.02.2012, 15:30
Anton Möller (* um 1563 in Königsberg; † Januar 1611 in Danzig) war ein Danziger Maler, der vor allem durch allegorische, historische und biblische Bilder sowie Porträts bekannt geworden ist:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_M%C3%B6ller

cortés
10.02.2012, 15:34
Johann Karl Schultz (* 5. Mai 1801 in Danzig; † 12. Juni 1873 in Rom) war ein deutscher Maler:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Karl_Schultz

cortés
10.02.2012, 16:15
Kurt Hermann Füllner, Flüchtling und Mechanikermeister aus Danzig:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21976975.html

cortés
12.02.2012, 14:44
Michael Christoph Hanow (auch Hanov, Hanovius; * 12. Dezember 1695 in Zamborst bei Neustettin (Samborsko), Pommern; † 22. September 1773 in Danzig) war Meteorologe, Historiker, Mag. phil. Prof. der Mathematik und ab 1717 Rektor des Akademischen Gymnasium Danzig. Er gehörte zu den wichtigsten regionalen Historikern des 18. Jahrhunderts:

http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Christoph_Hanow

cortés
12.02.2012, 14:50
Gottfried Lengnich (poln. Gotfryd Lengnich) (* 4. Dezember 1689 in Danzig; † 28. April 1774 ebenda) war ein Danziger Historiker, Jurist und Staatstheoretiker:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Lengnich

cortés
12.02.2012, 15:04
Artur Brausewetter (vollständiger Name: Arthur Friedrich Leon Brausewetter, Pseudonyme: Arthur Sewett, Friedrich Leoni; * 27. März 1864 in Stettin; † 26. Dezember 1946 in Heidelberg) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Schriftsteller:

http://de.wikipedia.org/wiki/Artur_Brausewetter

cortés
13.02.2012, 12:57
Unabhängig von der recht holprigen Machinenübersetzung findet sich hier u.a. eine Liste der Bürgermeister Danzigs von 1308 bis 1945:

http://www.multilingualarchive.com/ma/enwiki/de/List_of_mayors_of_Danzig

cortés
13.02.2012, 13:13
Eduard Graf O’Rourke (* 26. Oktober 1876 in Basin (heute zu Minsk); † 27. Juni 1943 in Rom) war Bischof von Riga und danach der erste Bischof von Danzig (1926 - 1938):

http://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_O%E2%80%99Rourke

Ein Bild gibt hier zu sehen:

http://www.fotoagentur-kiderle.de/Kirche/Bischof/bischof_o.php

cortés
13.02.2012, 14:13
Rabbi Abraham Danzig (1748-1820), in Danzig geboreb, von Beruf Kaufmann, war ein wichtiger Gelehrter, der als erster die einzelnen Gebote des jüdischen Religionsgesetzes in einer für das breite, in rabbinischer Literatur weniger bewanderte Publikum bestimmten Form veröffentlichte.

In englischer Sprache:

http://en.wikipedia.org/wiki/Avraham_Danzig

cortés
14.02.2012, 20:02
Hermann Stremme (* 17. Mai 1879 in Krefeld; † 29. April 1961 in Berlin) war ein deutscher Bodenkundler. Er widmete sich überwiegend den Fragen der Bodentypenlehre und erarbeitete methodisch wegweisende Bodenkarten. Von 1914 bis 1945 lehrte er als ordentlicher Professor für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule Danzig:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Stremme

cortés
14.02.2012, 21:03
Zeitungsartikel vom 14.02.2012 der Berliner Zeitung:

Karsten Hilsen hatte weggeworfene Kekse einer Bäckerei eingesteckt und steht nun vor Gericht. Containern - also das Sammeln weggeworfener Lebensmittel - ist längst Alltag in deutschen Städten. Hilsen wehrt sich nun dagegen, als Krimineller behandelt zu werden.

Wenn ein kleiner Junge von seiner Mutter den Hintern versohlt bekommt, dann bleibt die Botschaft dahinter manchmal ein ganzes Leben lang erhalten. „Brot ist kostbar, Karsten“, schrie die Mutter, die ein Kind des Krieges war, 1945 zu Fuß geflohen von Danzig nach Norddeutschland. Und der Junge bereute sehr, dass es so viel Spaß gemacht hatte, das Brot aus der Küche an die Hühner auf dem Hof zu verfüttern:

http://www.berliner-zeitung.de/panorama/prozess-wegen-containern-wem-gehoeren-die-kekse-im-muell-,10808334,11627168.html

cortés
14.02.2012, 22:05
Gottfried Taubert (1679-1749): Tanzmeister in Danzig und Leipzig. Er publizierte 1717 das maßgebliche Traktat zum Barocktanz in deutscher Sprache "Rechtschaffener Tanzmeister", das neben der ersten deutschen Übersetzung der Feuillet-Notation auch mehrere Tänze von Raoul-Auger Feuillet und Louis Pécour enthält.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ballettmeister

Mehr über den Lebenslauf gibt es (in englischer Sprache) in der Dissertation von Angelika Renate Gerbes (Ohio State University 1972): Gottfried Taubert on social and theatrical dance of the early eighteenth century

http://etd.ohiolink.edu/send-pdf.cgi/Gerbes%20Angelika%20Renate.pdf?osu1284983155

cortés
16.02.2012, 21:31
Hermann Föttinger (* 9. Februar 1877 in Nürnberg; † 28. April 1945 in Berlin) war ein deutscher Elektroingenieur, Erfinder und Hochschullehrer. 1909 erhielt er einen Ruf an die Technische Hochschule Danzig, wo er ein Institut für Strömungstechnik aufbaute:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_F%C3%B6ttinger

Urkunde über die Erteilung eines Patents:

http://www.hermann-foettinger.de/patente/426198_02051924.pdf

Waldschrat
16.02.2012, 23:41
Spannend... heute kann man solche Funktionen leicht mit digitalen Computern und numerischen Verfahren berechnen. Das gab es damals noch nicht. Und Operationsverstärker auf Basis von Röhren und Halbleitern auch nicht. Das Wunderding ist ein menchanischer Analogrechner. Hut ab!

cortés
17.02.2012, 20:52
Es gibt sehr wenige Informationen über Irene Zielke. Geboren wurde sie am 20.03.1912 in Danzig.

Ihre Mutter war die Schauspielerin Elfriede Zielke (07.06.1886 - 20.07.1968 in Berlin).

*Der Vater (* um 1882; † 26. März 1969 in Mexiko-Stadt) ist Autor von zwölf Romanen, einem Reisebericht und vieler Erzählungen, in denen sich sensationelle Abenteuerthematik und ironischer Humor mit der kritischen Einstellung zum Kapitalismus verbinden, die sozialistische und anarchistische Sympathien verrät. Seine Romane und Erzählungen genossen große Popularität schon in der Zwischenkriegsperiode und behielten sie nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis Ende der 1970er-Jahre blieb er einer der meistgelesenen Autoren der deutschsprachigen Populärliteratur. Seine Bücher wurden unter dem Pseudonym "B. Traven" vertrieben, seine wahre Identität gab er jedoch niemals preis. (*Info aus wikipedia)

1911 - 1912 arbeitet er als Schauspieler und Tänzer am Stadttheater Danzig. Elfriede Zielke hätte Ret Marut (damaliger Name) heiraten können, jedoch nur unter falschem Namen.

Irene Zielke blieb mit ihrem Vater brieflich in Kontakt.

cortés
17.02.2012, 21:12
Der 1929 in Danzig geborene Werner Johst wollte schon seit seiner Kindheit Schauspieler werden. Seit 2008 ist er inzwischen als Regisseur in der schwäbische Mundartbühne „Stuttgarter Komödle“ tätig. 2010 hatte er sein 60- jähriges Bühnenjubiläum! Unzählige Theaterstücke hat er in seiner Laufbahn selbst gespielt und inszeniert – aus vollem Herzen ein Leben für das Theater:

http://www.stuttgarter-komoedle.de/

cortés
17.02.2012, 21:26
Paul Matthies (* 12. Januar 1911 in Danzig; † vermutlich 1991) war ein deutscher Fußballspieler:

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Matthies

cortés
18.02.2012, 20:04
Friedrich Fischer (* 27. März 1879 in Elbing; † 19. Juni 1944 in Hannover, vollständiger Name: Friedrich Wilhelm Heinrich Fischer) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer. Im Jahr 1910 wurde er zum Dr.-Ing. promoviert und nach bestandenem Staatsexamen zum Regierungsbaumeister (Assessor im öffentlichen Bauwesen) in Danzig befördert. Außerdem war er Privatdozent für Architektur / Backstein-Baukunst an der 1904 gegründeten Technischen Hochschule Danzig:

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Fischer_%28Architekt%29

cortés
18.02.2012, 20:12
Hugo Althoff (* 18. Juni 1884 in Ostbevern, Kreis Warendorf[1]; † 1960[2]; vollständiger Name: Bartholomäus Hugo Maria Althoff) war ein deutscher Bauingenieur, Stadtplaner und christlich-demokratischer Politiker (Deutsche Zentrumspartei). Nach dem Abitur nahm er ein Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule Danzig auf und gehörte dem Studentenverein Pruthenia an. Später war er Senator der Freien Stadt Danzig. Zwischen dem 18. Dezember 1928 und dem 9. Januar 1931 war er Senator für Bauwesen im Senat Sahm III und darauf folgend bis zum 30. Mai 1933 Senator für öffentliche Arbeiten und Handel im Senat Ziehm:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Althoff

cortés
19.02.2012, 18:55
Hans Bernhard Reichow (* 25. November 1899 in Roggow; † 7. Mai 1974 in Bad Mergentheim) war ein bedeutender deutscher Architekt und Stadtplaner des 20. Jahrhunderts. Nach seinem Studium in Danzig und München promoviert er am Lehrstuhl für Städtebau in Danzig:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bernhard_Reichow

http://www.architekturarchiv-web.de/reichow.htm

cortés
19.02.2012, 19:20
Friedrich Richard Ostermeyer (24.08.1884 - 24.06.1963) wird in Danzig geboren, wo sein Vater Pastor an der Katharinen-Kirche ist. Nach Beendigung der Schulzeit arbeitet er ein Jahr lang als Maurer, bevor er an der Bauschule in Königsberg ein Architekturstudium beginnt:

http://www.architekten-portrait.de/friedrich_ostermeyer/index.html

cortés
19.02.2012, 20:58
Luzi Kryn (* 14. März 1919 in Danzig; † 21. August 2000 in Kiel; auch: Luzia Kryn) war eine deutsche Schauspielerin:

http://de.wikipedia.org/wiki/Luzi_Kryn

http://www.rosavonpraunheim.de/specials/tante_luzi.html

cortés
19.02.2012, 21:51
Gerhard M. Gülzow (* 28. Oktober 1904 in Liepgarten; † 10. Dezember 1980 in Lübeck) war bis 1945 Oberkonsistorialrat der St. Marienkirche in der Freien Stadt Danzig und nach dem Zweiten Weltkrieg Vorsitzender des Ostkirchenausschusses. Er wurde 1934 als Nachfolger von Artur Brausewetter Pfarrer an der St. Marienkirche zu Danzig. 1940 wurde er als nebenamtlicher Oberkonsistorialrat in das Konsistorium des Kirchengebiets Danzig Westpreußen innerhalb der Evangelische Kirche der altpreußischen Union und zum ständigen Vertreter des Bischofs Johannes Beermann berufen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_M._G%C3%BClzow

Ulrich 31
19.02.2012, 22:44
Da hat sich Wikipedia geirrt: Die Freie Stadt Danzig existierte leider nur bis zum 1. September 1939.

Ulrich 31
19.02.2012, 23:01
Ergänzung:
Interessant und verdienstvoll ist auch Gülzows Wirken nach 1945 in Lübeck, das Wikipedia richtig und ausführlich beschreibt. Dazu gehört auch die Gülzow zu verdankende Rettung danziger Kirchenglocken (vgl. hierzu den Thread von 07,08/2009 "Glocken der Heilig-Leichnam-Kirche in Lübeck aufgetaucht").

Wolfgang
21.02.2012, 12:03
Guten Morgen,

soeben erhielt ich die Nachricht, dass Monsignore Johannes Goedeke am 09. Februar gestorben ist.

Pfarrer Goedeke wurde 1914 in Kladau bei Danzig geboren. Er wurde 1939 von Bischof Carl Maria Splett in Oliva zum Priester geweiht.

Das Bistum Fulda hat folgende Pressemeldung veröffentlicht: http://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/presse_medien/liste_pressemeldungen/2012/2012_01/bpd_2012_2/bpd_20120213_02_Msgr_Goedeke_verstorben.php

Ich habe Monsignore Goedeke vor ein paar Jahren bei einem Treffen des Adalbertus-Werkes in der Danziger Trinitatis-Kirche kennengelernt wo er in deutscher Sprache predigte. Er hatte mich tief beeindruckt.

Mit Monsignore Goedeke ist nicht nur ein großer Priester, es ist ein großer Mensch heim gegangen. Er wird unvergessen bleiben.

cortés
21.02.2012, 17:35
Wolfgang Erz (24.12.1936 - 19.08.1998) wurde in in Danzig geboren. Sein Engagement für den Naturschutz begann mit ornithologischen Beobachtungen noch während seiner Schulzeit. Ihr folgte eine wissenschaftliche Ausbildung mit dem Studium der Zoologie, Botanik und Geografie, die er mit einer Promotion abschloss:

http://www.bbn-online.de/ueber-uns/foerderpreis-auszeichnungen/wolfgang-erz-foerderpreis.html

cortés
21.02.2012, 18:53
Hugo Münsterberg (* 1. Juni 1863 in Danzig; † 16. Dezember 1916 in Cambridge, Massachusetts) war ein deutsch-amerikanischer Psychologe und Philosoph. Zusammen mit William Stern, Walter Dill Scott und Jean-Maurice Lahy war er einer der Gründer der Angewandten Psychologie und zählt zu den frühesten Filmtheoretikern:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_M%C3%BCnsterberg

cortés
21.02.2012, 19:10
Hans Henning (1885-1946) war ein deutscher Psychologe, bekannt für seine Forschungen über den Geruch. 1922 Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Technischen Hochschule Danzig. 1933 aus sogenannten rassenpolitischen Gründen beurlaubt, 1936 emeritiert. Seine psychologischen Vorlesungen in Frankfurt und Danzig faßte er in einer Psychologie der Gegenwart (1925) zusammen:

http://www.psychology48.com/deu/d/henning/henning.htm

cortés
21.02.2012, 19:14
Zur Ergänzung:

http://www.deutsche-biographie.de/sfz67107.html

cortés
10.03.2012, 13:25
Georg Carl Berendt (* 13. Juni 1790 in Danzig; † 4. Januar 1850 ebenda) war ein deutscher Arzt und Naturforscher. Insbesondere ist Berendt durch seine Forschungstätigkeit zu Bernstein und seinen Einschlüssen bekannt geworden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Carl_Berendt

cortés
10.03.2012, 13:28
Hier läßt sich eines seiner Werke herunterladen:

Die im Bernstein befindlichen organischen Reste der Vorwelt (1845)

http://www.archive.org/details/imBernsteinbefi2Bere

cortés
10.03.2012, 13:31
Zur Vervollständigung der Lebensabriss des Sanitätsraths Dr. Berendt in Danzig: Hans-Jürgen Kämpfert:

Georg Carl Berendt in der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, als Mediziner und Erforscher der Einschlüsse im Bernstein

http://www.staff.uni-marburg.de/~dnfg/images/Georg_Carl_Berend.pdf

cortés
10.03.2012, 13:35
Otto Helm (* 21. Februar 1826 in Stolp; † 24. März 1902 in Danzig) war ein deutscher Forscher. In der Zeit von 1854 bis 1874 führte er eine Apotheke in Gdańsk und war mehrere Jahre Ratsmitglied der Stadt. 1892 wurde er Mitglied des Ausschusses des Westpreußischen Provinzial-Museums in Danzig. Seit 1865 war er bereits in der Naturforschenden Gesellschaft Danzig tätig und gehörte dem Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Verein an. Helm verfasste zahlreiche Schriften, in denen er Themen aus den Bereichen Chemie, Geschichte des Bernsteins und Geschichte der Pharmazie aufgriff:

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Helm

cortés
11.03.2012, 19:44
Josef Anton Gockeln (* 18. März 1900 in Großeneder (Kreis Warburg); † 6. Dezember 1958 in der Nähe von Dormagen) war ein deutscher Politiker der CDU:

http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Gockeln

Nach dem Zweiten Weltkrieg, zu Beginn der Fünfziger Jahre übernahmen zahlreiche westdeutschen Städte Patenschaften für die Städte des Deutschen Ostens. Es geschah dies aus einem Gefühl der Brüderlichkeit und Verantwortung für die aus den ostdeutschen Städten vertriebenen Bürger, die im Westen eine neue Existenz aufbauen mussten, aber ihre kulturellen Wurzeln nicht völlig verlieren wollten. Da zahlreiche Bürger aus Danzig in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden hatten, beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf im Juni des Jahres 1952 eine "Patenschaft für die Freie Stadt Danzig" zu übernehmen. Er wollte damit "seine Hochachtung vor der kulturellen Leistung des deutschen Ostens und vor allem der alten deutschen Hansestadt Danzig zum Ausdruck bringen und (...) sich zu dem ehrenvollen, geschichtlichen Auftrag, das geistige Erbe dieser Stadt zu wahren" bekennen. Die Patenschafts-Urkunde wurde von Oberbürgermeister Josef Gockeln am 7. August 1954 unterzeichnet. (Text aus: http://www.duesseldorf.de/stadtarchiv/fortgeschrittene/tektonik/deposita/4_107_0.shtml)

cortés
11.03.2012, 19:51
Anton Plenikowski (* 19. November 1899 in Zoppot bei Danzig; † 3. März 1971 in Berlin) war ein deutscher Politiker (KPD/SED):

http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Plenikowski

cortés
15.03.2012, 13:51
Johannes Winkler (* 29. Mai 1897 in Bad Carlsruhe; † 27. Dezember 1947 in Braunschweig), ein deutscher Raketenpionier, startete am 21. Februar 1931 bei Dessau die erste europäische Flüssigkeitsrakete. Von 1918/19 belegte Johannes Winkler einen Abiturientenkursus an der Technischen Hochschule in Danzig, um seine Hochschulreife doch noch zu erwerben. Anschließend studierte er an dieser Hochschule zwei Semester im Fach Maschinenbau. Seinen Unterhalt verdiente er sich auf der Danziger Schichau-Werft:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Winkler

cortés
15.03.2012, 22:11
Johann Karl Schultz (* 5. Mai 1801 in Danzig; † 12. Juni 1873 in Rom) war ein deutscher Maler.

Schultz lernte zunächst an der Danziger Akademie und ab 1820 auf der Akademie zu Berlin unter Prof. Hummel. Er wurde 1832 zum Leiter der Danziger Kunstschule ernannt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Karl_Schultz

In den Jahren 1845-68 erschien, von ihm in Kupfer radiert, das Prachtwerk „Danzig und seine Bauwerke“ (2. Ausg., Berl. 1872, 54 Blätter) und später 12 Blätter Ansichten aus Danzig, Hela, Oliva etc. („Tutti frutti“, das. 1874), ebenfalls Radierungen.

cortés
16.03.2012, 12:49
Zu den angesehenen Malerdynastien im Deutschland des 19. Jahrhunderts gehörten die Meyerheim aus Danzig:

http://www.ostdeutsche-biographie.de/meyeed08.htm

cortés
16.03.2012, 13:24
Heinrich Edwin Rickert (* 27. Dezember 1833 in Putzig; † 3. November 1902 in Berlin) war ein deutscher Journalist und führender linksliberaler Politiker. Nach der Schule studierte Rickert Wirtschaftswissenschaften in Breslau und Berlin. Danach wurde er Redakteur der Danziger Zeitung. Er stieg rasch zum Chefredakteur und Miteigentümer des Blattes auf. Daneben begann er sich politisch zu engagieren. Er war seit 1863 Stadtverordneter in Danzig. Rickert wurde zum Ehrenbürger von Danzig ernannt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Rickert_%28Politiker%29

cortés
16.03.2012, 13:31
Werner Kuhn (geb. 1930 in Danzig) ist Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK) Münster und Ansprechpartner vor allem für Diskussionsveranstaltungen (am liebsten mit Jugendoffizieren) und sonstige Veranstaltungen zu Krieg, Frieden und Pazifismus (gerne auch in Schulen).

Durch die persönlichen Erfahrungen im 2. Weltkrieg wurde er Kriegsgegner und trat 1957 der Internationale der Kriegsgegner bei. 1979 bis 1990 war er Kontaktperson der "Westfälischen Friedensinitiative" und gründete mit anderen 1990 die Initiative "BRD ohne Armee". Nach dem Rückzug aus der Aktivität wurde er 1999 wieder politisch aktiv, trat der DFG-VK bei und wurde 2001 Mitbegründer der Partei "Bündnis für die Zukunft":

http://www.muenster.org/dfg-vk/kontakt.php

cortés
18.03.2012, 20:05
August Menken (* 23. Juni 1858 in Köln; † 18. September 1903 in Berlin; vollständiger Name: August Aloysius Johannes Menken) war ein deutscher Architekt des Historismus mit Arbeitsschwerpunkt im katholischen Sakralbau.

Herausragendes leistete Menken als Kirchenarchitekt. Seine Produktivität war enorm: Zwischen 1892 und 1903 schuf er 16 Stadtkirchen, davon 14 katholische, sowie 38 Entwurfs- und Profanbauprojekte. Von den vier gleichaltrigen Kirchenarchitekten, die mit Menken in Berlin tätig waren und stilverwandt bauten, war August Menken derjenige, der in nur elf Schaffensjahren die meisten katholischen Großkirchen schuf.

1904-1906 (Planung 1897): Danzig-Emaus-Schidlitz, kath. Kirche St. Franziskus:

http://de.wikipedia.org/wiki/August_Menken

cortés
19.03.2012, 11:46
Nathanael Matthäus von Wolf (* 28. Januar 1724 in Konitz; † 15. Dezember 1784 in Danzig), im englischen Sprachraum Nathaniel Matthew Wolf genannt, war ein deutscher Botaniker, Arzt und Astronom. Wolf war ein Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft Danzig und vermachte ihr seine Sammlungen. Er trug ebenfalls erheblich zum Bau eine Sternwarte bei:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nathanael_Matth%C3%A4us_von_Wolf

http://www.staff.uni-marburg.de/~dnfg/images/Nathanael_von_Wolff.pdf

Bartels
25.08.2012, 21:22
Jacob Hegge war 1522 der erste evang. Prediger in Danzig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Hegge

Zusatz zu Wikipedia: Er predigte am Hagelsberg.

JuHo54
26.08.2012, 11:22
Hallo Rudolf ,
nach dem "Handbuch für die Evangelischen in Danzig" ( Hinweis von alterschotte) war es 1525 als er als 1. ev. Pfarrer angestellt wurde und zwar in der Katharinenkirche, die zu diesem Zeitpunkt auch für Schidlitz zuständig war.

Liebe Grüße
Jutta

Bartels
07.09.2012, 22:31
Neu angelegt bei Wikipedia:

Bronisław Komorowski , Priester in Danzig,
Seliger, NS-Opfer und Namensvetter des polnischen Staatspräsidenten!

http://de.wikipedia.org/wiki/Bronis%C5%82aw_Komorowski_(Priester)

Ergänzungen und Korrekturen (am besten mit Beleg) veröffentliche ich gerne.

Rudolf H. Böttcher

Bartels
10.09.2012, 21:02
Władysław Szymanski

1901-1940, Priester in Danzig und Zoppot, ermordet im KZ Stutthof. http://de.wikipedia.org/wiki/Władysław_Szymanski

Ergänzungen, Korrekturen und weitere Nachweise bitte mitteilen.

Suche auch noch seinen Geburtsort!

Rudolf H. Böttcher

Bartels
14.09.2012, 11:50
Sabrina Janesch,

Stadtschreiberin in Danzig 2009
Autorin "Ambra" - (siehe Forum)
Autorin "Katzenberger" - (Besprechung im Forum)

http://de.wikipedia.org/wiki/Sabrina_Janesch

Lesevergnügen wünscht
Rudolf H. Böttcher

Bartels
25.09.2012, 18:00
Tusk wurde am 22. April 1957 in Danzig / Gdańsk geboren und wohnt heute in Zoppot / Sopot, sein Vater war Tischler.

Donald Tusks Großeltern gehörten sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits zur kaschubischen ethnischen Minderheit in der damaligen Freien Stadt Danzig. Sie überlebten den Zweiten Weltkrieg trotz Zwangsarbeit und Inhaftierung in den Konzentrationslagern Stutthof und Neuengamme. Am 2. August 1944 wurde Tusks Großvater Józef Tusk (1907–1987) aufgrund seiner deutschen Reichsbürgerschaft zur Wehrmacht einberufen. Wahrscheinlich desertierte er, denn er trat drei Monate später am 24. November 1944 der polnischen Exilarmee im Westen bei.

Mehr bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Tusk

Bartels
30.01.2013, 18:43
Der Bildhauer Frank Meisler (Wikipedia) (http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Meisler) wurde bereits hier im Forum genannt.

Ich möchte trotzdem auf diese Seite hinweisen, die auch drei Fotos enthält - darunter sein Danziger Denkmal für die "Kindertransporte".

Bartels
30.01.2013, 20:17
Neu bei Wikipedia, Autor RHB:

Ernst Karbaum (http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Karbaum), 1931 - 1940 Pfarrer in Bärwalde, 1940 im KZ Stutthof umgekommen.

Er stammte aus dem Ermland.

Bartels
03.02.2013, 18:43
In Danzig hingerichtet von den Kommunisten,
keine 18 Jahre alt:

Danuta Siedzikówna (http://de.wikipedia.org/wiki/Danuta_Siedzikówna)

Ulrich 31
03.02.2013, 23:22
Ein auffallend umfänglicher Wikipedia-Bericht. Weißt Du, Rudolf, zufällig, wer ihn geschrieben hat? Wie bist Du auf ihn gestoßen?

Viele Grüße
Ulrich

Bartels
03.02.2013, 23:47
Hallo Ulrich,

1/3 des Artikels ist von einer Polin aus der englischen (!) Wikipedia übersetzt worden.
2/3 hat ein deutscher Vielschreiber, später ebenfalls aus der engl. Wp. hinzugefügt.
Wenn Du links auf die Liste siehst, sie ist"prominent" - in vielen Sprachen vertreten, u.a. zweimal in norwegisch!

Unter Danzig ist Inka noch nicht zu finden, bei Sopot/Zoppot fiel mir auf, dass ihr Gedenkstein dort abgebildet ist, sie aber nicht erwähnt wird. Direkt daneben habe ich meine "Baustelle" mit den kath. Gewaltopfern, es kommen nur noch zwei und zwei Überarbeitungen.

Beste Grüsse
Rudolf H. Böttcher

Bartels
04.02.2013, 18:45
Konstantyn Krefft

poln. Priester,

Erbauer der Kirchen:
Zoppot: Maria Meeresstern
Piece
Tuchel: Fronleichnamskirche, 1935 (die imposante)

Konstantyn Krefft (http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantyn_Krefft)

Bartels
01.04.2013, 18:40
Biografie des Ernst von Jagow (http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Jagow),
Oberpräsident in Danzig 1905-1919.

Mit chronologischer Übersicht der Oberpräsidenten 1878 - 1919,
und 1815 - 1824 (alle verlinkt) -
von 1824 - 1878 war der Sitz in Königsberg (Ost- und Westpreussen).

Inge-Gisela
01.04.2013, 19:41
Hallo Rudolf,
danke für den Bericht. Bzgl. Foto: Das arme Tier oder sind es zwei, nicht genau zu erkennen. Ich glaube, einer Jagdgesellschaft hätte ich mich nie anschließen können. Ich hasse auch die Fuchsjagd. Mir reichen die Trophäen schon in den Schlössern, wo die Herrenwelt ja ganz stolz drauf war. Na ja, was die Tierhaltung anbelangt, bekleckern wir uns auch nicht mit Ruhm. LG Inge-Gisela

Bartels
01.04.2013, 19:50
Hallo Inge-Gisela,

mir ist der Förster (und 1849er) unter meinen Ahnen lieber als die Jäger ...
Hasen sehe ich mir lieber vom Ballon aus an.

Glück ab
Graf Rudolf der Hasenscheucher
von der Jakobslust zu Heppenheim an der Wiese

NB: Ein Auerhahn - zur Käfighaltung von Osterhasen siehe mein Ostergruß

Wolfgang
05.06.2013, 00:31
Geboren 1932 in Danzig, gestorben 14.05.2013

Archimandrit Irenäus Totzke war seit 1957 im Benediktinerkloster Niederaltaich. Er war ein herausragender Musikwissenschaftler der vor allem die alte Danziger Musik kannte wie kein Anderer.

Bekannt war er durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und Vorträge, so z.B. im "Forum Gedanum" wodurch ihn auch einige unserer Forummitglieder kennenlernen durften.

Bartels
05.06.2013, 00:59
Dazu noch ein Link: Nachruf (http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/54740.html)

Wolfgang
15.11.2013, 00:26
Aus "Unser Danzig", Nr. 3 vom 05. Februar 1959, Seite 17

Alma Richter 80 Jahre alt

Senatorin a.D. Alma Richter wird am 11. Februar 80 Jahre alt. Wer sie kennt, ihre Aktivität und Vitalität, namentlich jetzt bei ihrem Einsatz für die Danziger Frauenkreise, miterlebt, wird von diesem hohen, gesegneten Alter nur mit Erstaunen Kenntnis nehmen. Vielen Landsleuten ist sie noch von ihrer Tätigkeit in Danzig, das sie bei ihrer Verheiratung zur zweiten Heimat wählte, sowohl vor ihrer Ernennung zur Senatorin als auch durch ihr Wirken in dieser Position in bester Erinnerung.

17659

Frau Richter wurde in Chemnitz geboren und kam durch ihre Eheschließung 1912 nach Danzig. Schon zwei Jahre später, kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, wurde sie von Oberbürgermeister Scholz mit wichtigen Aufgaben der Fürsorge für die Frauen der zum Heeresdienst einberufenen Danziger und die Kriegerwitwen betraut. Dabei zeigte sie ein überaus großes Verständnis für karitative und soziale Aufgaben und wurde daraufhin 1918 als Stadtverordnete gewählt. Im Jahre 1920 gründete sie eine Altershilfe und errichtete zu deren Unterstützung eine Verkaufsstelle im Stockturm. Im gleichen Jahre wurde von ihr der Hausfrauenbund ins Leben gerufen, dem von ihr eine Lehrküche und Beratungsstellen angeschlossen wurden und der in jeder Beziehung verdienstvoll wirkte. Auf ihre Initiative hin kam von der großen Spende des USA-Präsidenten Hoover eine halbe Schiffsladung nach Danzig, mit deren Gaben Mittelstandsküchen eingerichtet wurden. Als Frau Richter Präsident Hoover 1956 in Bonn wiedersah, wurde ihr von ihm nochmals die Anerkennung für das seinerzeit in Danzig durchgeführte Hilfswerk ausgesprochen. 1923 wurde Frau Richter in den zweiten Volkstag der Freien Stadt Danzig gewählt. 1929 wurde sie Senatorin und damit das erste weibliche Mitglied in einer Regierung. Sie nahm sich vor allem der Jugendwohlfahrt an und sorgte für die Errichtung von Kinder-Erholungsheimen, wie schon im Jahre 1928 auf ihre Veranlassung hin ein Rentnerheim mit 96 Wohnungen gebaut worden war. Als die Nationalsozialisten in Danzig zur Macht kamen, wurde sie aller Ämter enthoben. Mit Hilfe von Freunden richtete sie eine Süßmosterei ein, die in kleinstem Umfange anfing, jedoch bald sich so gut entwickelte, dass die Produktion von Jahr zu Jahr anstieg und gegen Ende des zweiten Weltkrieges mit Lieferungen für die Wehrmacht einen Umsatz von ca. 350.000 Litern erreichte. Nach der Vertreibung aus Danzig war Frau Richter 1945 Stadtverordnete von Leipzig und Landtagsabgeordnete von Sachsen. 1946 wirkte sie als Lehrerin der neu eingerichteten Süßmosterschule in Pillnitz in Sachsen. Auch sie sah sich durch, die immer schwieriger werdenden Verhältnisse in der Sowjetzone gezwungen, 1949 nach dem Westen zu kommen; und wohnt seit 1951 in'Hagen in Westfalen. Dort gehört sie zu den aktivsten Mitgliedern des Vorstandes. Sie gründete in Hagen die Danziger Frauengruppe und wurde 1958 zur Landesfrauenleiterin von Nordrhein-Westfalen gewählt. Mit welcher Liebe und mit welchem Eifer sie sich der ihr damit gegebenen neuen Aufgabe unterzieht, war auf der Landesfrauentagung am 29. und 30. November 1958 in Hagen festzustellen. Ungeachtet ihres hohen Alters ist sie weiterhin mit Einsatz aller Kräfte für die Arbeit der Danziger Frauen vorbildlich tätig, wobei sie sich besonders auch der Förderung der Jugend annimmt.

Mögen Frau Alma Richter, der wir zu ihrem 80. Geburtstag in aller Verehrung und mit herzlichem Dank für ihre Danzig gewidmete Lebensarbeit gedenken, noch viele Jahre in Gesundheit und in der sie so überraschend auszeichnenden Frische beschieden sein. Wir brauchen solche Menschen, die selbst in hohem Lebensalter sich zur Verfügung stellen um dank ihrer großen Erfahrungen unserer Danziger Sache zu dienen und sie zu fördern.

-----

Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
Bund der Danziger
Fleischhauerstr. 37
23552 Lübeck

Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich

Bartels
15.11.2013, 10:07
Einen schönen guten Tag,

ob es auch noch einen Artikel zum 90. gibt. - Bei Gelegenheit könnte man hier Todesdatum / Sterbeanzeige nachreichen.

UD 1970/02
...
Richter, Alma
...

Bartels
15.11.2013, 10:58
Prof. Dr.-Ing. Günter Rühl
Universität Karlsruhe (TH / KIT)

* err. (1914), Danzig
+ 2007,

Leiter itb / DHI (http://dhi.zdh.de/d-h-i-news/archiv/institut-fuer-technik-der-betriebsfuehrung-trauert-um-prof-dr-ing-guenter-ruehl-ehemaliger-leiter-des-instituts.html)

Bartels
18.03.2014, 15:56
wikipedia: Dieter Schenk (https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Schenk)

- Kriminaldirektor in der Stabsstelle Interpol des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
- Autor & Honorarprofessor
- 2002: Ehrenbürgerschaft der Stadt Danzig

Ulrich 31
28.08.2014, 23:40
Dietrich Wiebe, emeritierter Professor am Geographischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wurde am 19. September 1938 in Danzig-Langfuhr geboren. Er war Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein und für fünf Wahlperioden Bürgermeister der Gemeinde Stocksee, die ihm 2009 die Ehrenbürgermeisterwürde verlieh.

Hier seine Wikipedia-Seite > http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Wiebe .

sarpei
14.05.2015, 21:55
... als Ergänzung zum Beitrag #89 noch eine Würdigung aus dem Danziger Bürgerbuch von 1927:

"Alma Richter, M. d. V., stammt aus Chemnitz, wo sie am 11. Februar 1879 geboren wurde. Seit ihrer Übersiedlung nach Danzig im Jahre 1912 betätigt sich Frau Richter in zahlreichen Vereinen und Organisationen ehrenamtlich. Bei Ausbruch des Krieges stellte sie sich der Kriegshilfe zur Verfügung, deren Leitung in Langfuhr sie 1916 übernahm. Nach Auflösung dieser Organisation trat Frau Richter in das Kriegsfürsorgeamt ein. 1918 wurde sie zum Mitgliede der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die Altershilfe für die Stadt Danzig wurde von Frau Richter ins Leben gerufen, ebenso der Hausfrauenbund Danzig, Berufsorganisation der Hausfrauen, deren Vorsitzende sie zur Zeit ist. Im Frühjahr 1923 übernahm Frau Richter die von Mr. Sorieri mit amerikanischen Mitteln gegründete Mittelstandsküche, seit 1924 ist sie Mitglied des Volkstages in der deutsch-liberalen Fraktion und Vorsitzende des Landesfrauenausschusses dieser Partei. Frau Richter ist auch als Rednerin über wirtschaftliche Fragen bekannt, für den Hausfrauenbund Danzig hat sie ein besonderes Organ geschaffen, und zwar die Danziger Hausfrauen-Zeitung."

Und so sah die Dame damals aus:

19632


Viele Grüße

Peter

sarpei
14.05.2015, 22:04
Hallo Rudolf,

in Ergänzung zu deinem Beitrag #90 gibt es einen Beitrag der Berliner Morgenpost, der Zeugnis abgibt von der Persönlichkeit der alten Dame .....

http://www.morgenpost.de/familie/article123200981/Die-Kerzenleuchter-der-Senatorin.html


Viele Grüße

Peter

Bartels
24.07.2015, 15:53
Władysław Czerny (1899–1976),

Ingenieur, Vizepräsident der Städte Warschau (1944–1945) und Danzig (1945–1947), 1947–1962 Dozent am Lehrstuhl für Stadtplanung der TH Danzig, dann in Breslau. https://pl.wikipedia.org/wiki/W%C5%82adys%C5%82aw_Czerny

po polsku: inżynier, wiceprezydent Warszawy (1944–1945) i Gdańska (1945–1947), 1947–1962 wykładał w Katedrze Urbanistyki Politechniki Gdańskiej, następnie na Politechnice Wrocławskiej.

Namenspate einer Danziger Straßenbahn, da verantwortlich für den Wiederaufbau der Stadt: http://www.forum.danzig.de/showthread.php?6495-Stra%C3%9Fenbahn-quot-W%C5%82adys%C5%82aw-Czerny-quot&highlight=Stra%DFenbahnen

sarpei
03.11.2015, 23:15
Kurt Gersdorff
===========
(von: A. Brandt, Berlin)

Am 16. Februar 1912 verschied in Danzig im 62. Lebensjahr der Weichselstrombaudirektor Oberbaurat Kurt Gersdorff an den Folgen eines Schlaganfalls, nachdem er sich wenige Wochen vorher vom dienstlichen Leben zurückgezogen hatte.

Gersdorff war am 29. April 1850 in Marienburg in Westpreußen geboren. Die Hochwasser- und Eisgefahren, der Weichsel, die damals wie teilweise noch heute die wirtschaftlichen Verhältnisse der Weichselmündungen und damit seiner Heimat beherrschten, insbesondere die ihm unvergesslichen Eindrücke der Deichbrüche und Überschwemmungen von 1855, dazu der Beruf seines Vaters, der als Wasserbaumeister, dann als Wasserbauinspektor und Baurat von 1857 bis 1870 den Ausbau der Nogat leitete, das alles lenkte den Sinn des Jünglings auf den Wasserbau als den zu ergreifenden Lebensberuf. So sehen wir ihn nach erfolgreichem Besuch des Gymnasiums und ehrenvoller Teilnahme am deutsch-französischen Kriege schon als „Baueleven" vom Mai 1871 bis Herbst 1872 unter dem Nachfolger seines inzwischen verstorbenen Vaters bei der Bauleitung an der Nogat tätig. Nach Erledigung des damals üblichen Ausbildungsgangs im März 1881 zum Regiemngsbaumeister des
Bauingenieurfachs ernannt, war Gersdorff zunächst beim Ausbau der Märkischen Wasserstraßen beschäftigt, bis ihn im Herbst 1882 der froh begrüßte Auftrag zur Bauleitung beim Ausbau der Weichsel nach Dirschau und somit in die westpreußische Heimat rief. Hier vertiefte er in nahezu zehnjähriger Tätigkeit seine Kenntnis der Natur des damals noch wenig gebändigten Stromes, zugleich aber auch seine Kenntnis der technischen Mittel, ihn nach dem Willen des Menschen zu lenken. In den Wintermonaten wurde die Bautätigkeit regelmäßig durch die Leitung und weitere Ausbildung des künstlichen Eisaufbrucbs mittels der ersten damals für die Weichsel gebauten Eisbrechdampfer abgelöst. „Gersdorff hat", so heißt es in einem amtlichen Bericht, „bei Beseitigung der in den Monaten Februar und März 1892 stattgehabten gefährlichen Eisversetzungen gegen Pieckel und Graudenz mit Hilfe der fiskalischen Eisbrechdampfer Hervorragendes geleistet. Unverdrossen, umsichtig und geistesgegenwärtig hat er wesentlich dazu beigetragen, dass der Eisgang für die gefährdeten Anwohner ohne nennenswerte Schädigung ihres Eigentums verlaufen und die Nogat vom Eisgange verschont geblieben ist." Die Anerkennung der Behörden für diese seine Tätigkeit fand in der Verleihung des Roten Adler-Ordens IV. Klasse ihren Ausdruck, bei den Bewohnern der Weichselniederung aber erwarb er sich damals das feste und unbegrenzte Vertrauen, das ihm bei seiner späteren Rückkehr zur Weichsel wieder zustatten kam. Denn vorerst hieß es, von der Heimat wieder Abschied nehmen. Schon 1891 zum Wasserbauinspektor ernannt, wurde er unmittelbar nach der Eisbrechtätigkeit des Frühjahrs 1892 nach Potsdam versetzt. Im Jahre 1895 folgte die Übertragung der Wasserbauinspektion Frankfurt a. M., 1897 Versetzung als Regierungsbaurat nach Erfurt und 1899 nach Wiesbaden, bis dann am 1. April 1901 mit seiner Ernennung zum Weichselstrombaudirektor (1902 zum Oberbaurat) die technische Leitung sämtlicher Arbeiten an seinem heimatlichen Strom in seine Hand gelegt wurde.

Die nun folgenden fast elf Jahre waren für Gersdorff eine Zeit voll Mühe und Arbeit, aber auch voll von Erfolgen. Neben dem weiteren planmäßigen Ausbau des Stromes für Mittelwasser gingen besondere Aufgaben her: die Ausführung der bereits genehmigten Hochwasserregulierung der Weichsel vom Mündungsdurchstich aufwärts bis zur Abzweigung der Nogat, die Bearbeitung eines ähnlichen Entwurfs von da aufwärts bis zur russischen Grenze, die weitere Ausbildung des Hochwassermeldewesens und des Eisbrechdienstes, vor allem aber der Entwurf für die großen baulichen Umgestaltungen an der Weichsel und Nogat, die, unter dem Namen „Abschluss der Nogat" zusammengefasst, im Jahre 1910 genehmigt und seither begonnen worden sind. Die Durchführung dieser Aufgabe und damit der endgültige Schutz seiner heimatlichen Niederungen vor den Verheerungen durch Hochwasser und Eis lag dem Entschlafenen besonders am Herzen, sie hoffte er als Abschluss auch seines amtlichen Wirkens noch zu erleben. Es hat nicht sein sollen: die Nachwirkungen der Anstrengungen seines Berufs, verstärkt durch die der Strapazen des Feldzuges, zwangen ihn, vom Dienst zurückzutreten, nachdem die eigentliche Ausführung kaum begonnen war.

Gersdorff war eine zum Leiten und zu schöpferischer Tätigkeit veranlagte offene und frische Natur, ein leuchtendes Beispiel von Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit für Mitarbeiter wie Untergebene. Unter seiner manchmal rauh erscheinenden Außenseite barg sich ängstlich ein zartes und treues Herz, das aufs Wärmste die Interessen seiner Untergebenen wahrnahm, das voll kennen zu lernen aber nur dem vergönnt war, der in sein glückliches und beglückendes Familienleben Einblick nehmen durfte. Mit der treuen Lebensgefährtin und zwei Kindern trauert an seiner Bahre ein weiter Kreis von Vorgesetzten, Mitarbeitern und Untergebenen, betrauern aber auch die Niederungsbewohner der Weichsel und Nogat den stets hilfsbereiten Schützer und Berater in den sie bedrohenden Wassergefahren.

(aus: Zentralblatt der Bauverwaltung Nr. 18, 28. Februar 1912)


Viele Grüße

Peter

sarpei
04.11.2015, 12:12
Johannes Heise
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aus: Zentralblatt der Bauverwaltung Nr. 33 vom 29. April 1899
===============================================


[In Gedenken an] Johannes Heise
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..... Wenn man die Eigenart der Baustile mit dem menschlichen Wesen in Vergleich stellen darf, so möchte ich die Wesensart Heises am ehesten mit der des gothisclien Stils vergleichen. Er liebte diese Bauart als eine ihm besonders zusagende und wäre vermuthlich ein namhafter Gothiker geworden, wenn die Ausbildung auf der Bauakademie in Berlin, die er im Anfange der siebziger Jahre als Studierender besucht«, damals geeignet gewesen wäre, in das Wesen dieser Bauweise einzuführen. Die technische Sicherheit, das klare Denkvermögen und die Gewissenhaftigkeit, welche der Verstorbene schon zu jener Zeit beim wissenschaftlichen Verkehre im kleinen Kreise gleichgesinnter Fachgenossen an den Tag legte, wird von keinem derselben vergessen sein, ebensowenig wie die echte Freundestreue und die oft mit Humor gewürzte gewinnende Liebenswürdigkeit, mit der er die Herzen der mitarbeitenden Genossen gewann und festhielt.

Zur praktischen Bethätigung seiner erworbenen Kenntnisse war Heise nur als Bauführer beim Neubau der Geologischen Laudesanstalt in Berlin unter Leitung A. Tiedes Gelegenheit geboten: denn bald nach der im Sommer 1880 bestandenen Baumeisterprüfung wurde ihm der Auftrag zu theil, das Verzeichis der Bau- und Kunstdenkmäler
der seit 1878 selbständigen Provinz Westpreüfsen zu bearbeiten. Die Erfüllung dieser Aufgabe, die ihn auf immer aus seiner niedersächsischen Heirnath nach Osten entführte und der er sich mit hingebender Sorgfalt und Liebe unterzog, darf als die Arbeit seines Lebens bezeichnet werden. Leider ist es ihm nicht vergönnt gewesen, dieses Werk, dem er in den letzten 19 Jahren seines Lebens seine besten Kräfte widmete, zu vollenden. Doch bat er sich auch in den bisher erschienenen Lieferungen ein rühmliches
Denkmal gesetzt und durch die Herbeischaffung, Ordnung und stets gleiche treue Darstellung des umfangreichen, ja ungeahnt reichen Schatzes von Denkmälern der Kunstforschlung und Denkmalpflege einen allseitig anerkannten großen Dienst erwiesen.

In den letzten Jahren der Inventarisationsarbeit, der sich im Laufe der Zeit auch die Ämter des Provincialconservators für Westpreußen und des Vorstehers des Provincialmuseums in Danzig angereiht hatten, wurde ihm auch die hochwillkommene Aufgabe zu theil, den Entwurf zur Wiederherstellung des Domes von Pelplin
auszuarbeiten und die Ausführung derselben fast bis zu Ende zu führen.

Dass der Verstorbene noch Zeit fand, neben der überreichen Berufsarbeit seine Fähigkeiten und Kräfte, dem liebevollen Zuge seines Herzens folgend, in gemeinnütziger und selbstloser Weise auch anderen Kreisen dienstbar zu machen, und dass die Mitarbeit an der Liebesthätigkeit geistlicher Vereinigungen ein festes Erbtheil war, das er aus dem elterlichen Pfarrhause übernommen hatte, mag hier nur angedeutet werden. Es ist deshalb erklärlich, dass nicht nur von seinen Fachgenossen, sondern auch in anderen und weiteren Kreisen sein Hinscheiden als ein schmerzlicher und in vielfacher Hinsicht unersetzlicher Verlust empfunden wird. So trägt auch der hier angedeutete Zug seines Wesens besonders mit dazu bei, dass es von ihm heißt: „Das Andenken des Gerechten, wird im Segen bleiben".

Goslar, 25. April 1899 - v. Behr

sarpei
04.11.2015, 17:11
aus: Zentralblatt der Bauverwaltung Nr. 42 vom 18. October 1884
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Eduard Wiebe, * 12.10.1804
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Eduard Wiebe's achtzigstes Geburtstagsfest wurde am 12.10.1884 in engem Kreise gefeiert. Eine größere Anzahl von Schülern, Verehrern und Freunden, meistens Mitglieder des Berliner Architektenvereins, an ihrer Spitze die Herren Baurath Hobrecht, Geheimrath Streckert und Geheimrath Vogt, überreichten ihm eine Ehrengabe, begleitet von einer durch Paul Wallot mit bekanntem Geschick entworfenen Widmungstafel. Der Geheime Oberbaurath a. D. Eduard Wiebe ist den jüngeren Mitgliedern des Baufachs vorzugsweise durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Reinigung und Entwässerung von Städten bekannt; welchen hervorragenden Einfluss er auch auf die Entwicklung des preußischen Eisenbahnwesens gehabt hat, ist darüber fast in Vergessenheit gerathen. Eine kurz nach Eröffnung der ersten Eisenbahnen Englands zu anderen Zwecken dorthin unternommene Reise gab ihm Gelegenheit, dieses neue Verkehrsmittel kennen zu lernen und zu studiren, und wurde die Veranlassung, dass ihm von 1838 bis 1842 die Oberleitung des Baues der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn, einer der ältesten deutschen Bahnen, übertragen ward. Seit jener Zeit war die rastlose Thätigkeit Wiebes
der Ausbildung des Eisenbahnnetzes in Norddeutschland gewidmet. Die Vorarbeiten für die Köln-Mindener Bahn und für die Preußische Ostbahn sind unter seiner Leitung angestellt, worden. Als Mitglied und späterer Vorsitzender der Eisenbahn-Direction in Bromberg hat er die Bauausführung der Ostbahn geleitet und demnächst während einer Beurlaubung aus dem Staatsdienst den Bau der Hinterpommerschen Bahn Stargard-Cöslin ausgeführt. Für viele andere Bahnanlagen ist seine Erfahrung zu Rath gezogen worden und sein Gutachten von entscheidender Bedeutung gewesen.

Der scharfe, große Blick und die schaffensfreudige Thatkraft, welche seine Wirksamkeit im Eisenbahnfache so überaus fruchtbringend gestaltet hatten, zeichneten Wiebe auch in der im Jahre 1860 ihm übertragenen Stellung als vortragender Rath in der Bauabtheilung des Handelsministeriums aus. Nachdem eine Reise nach England und Frankreich ihm die Verhältnisse der städtischen Entwässerungsanlagen jener Länder vertraut gemacht hatte, war seine hauptsächlichste Thätigkeit der Einführung verständiger Grundsätze
für die Gesundheitstechnik in Deutschland gewidmet. Sein Bericht über jene Reise mit dem beigefügten Entwürfe zur Entwässerung Berlins bildet noch heute eine wesentliche Grundlage für das Studium dieses Theiles der Fachwissenschaft, und die nach seinem Plane ausgeführte Entwässerung der Stadt Danzig gilt mit Recht als musterhaft. Von vielen Städten Nord- und Süddeutschlands und aus den Nachbarländern wurde in diesen für das Wohl und Wehe der Stadtbewohner so überaus wichtigen Fragen Rath und Hülfe bei ihm erbeten, auch nach seinem 1875 erfolgten Rücktritt in den Ruhestand.

Wahrhaft jugendliche Frische des Geistes und ein warmes Herz für das Gute, Große und Schöne sind ihm erhalten geblieben. Möge der hochverdiente Greis an der Seite seiner trefflichen Gattin, geliebt von allen, die ihm während seines langen Lebens nahezustehen das Glück hatten, verehrt von der jüngeren Fachwelt, die seiner Tüchtigkeit vieles verdankt, uns noch lange erhalten bleiben.


Ergänzung aus: Zentralblatt der Bauverwaltung Nr. 46 vom 15. November 1884
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Dem Geheimen Oberbaurath a. D. Eduard Wiebe ist aus Anlass seines 80. Geburtstages ..... von der Stadt Danzig, deren Entwässerung nach den Plänen Wiebes ausgeführt ist, das Ehrenbürgerrecht verliehen worden.



Viele Grüße

Peter

Beate
04.11.2015, 19:38
Zur Info:

Die Liste der "Danziger Persönlichkeiten", die Peter aus dem Bürgerbuch eingestellt hatte, befindet sich > hier (http://forum.danzig.de/showthread.php?12956-Danziger-Bürgerbuch-Namensverzeichnis-Danziger-Persönlichkeiten&p=97654#post97654) <

Schöne Grüße Beate

Bartels
19.11.2015, 17:08
Kurt Walter, (1892–1963), 1930–1942 ev. Pfarrer an der Lutherkirche in Langfuhr, 1942–1945 im Pfarrerblock des KZs Dachau (https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Walter)

sarpei
23.02.2016, 11:10
aus: Preussische Provinzial-Blätter 1859

Carl Anton Reichel - Ein Lebensbild aus dem Künstlerkreise Danzigs
nach: Herrn Frühling, Pflegesohn von Reichel
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Carl Anton Reichel war geboren am 4. Dezember 1765 zu Warschau, der Sohn des Prinzen von Kurland Carl Anton Biron und einer edlen Römerin, der Tochter des Grafen Cavutti. Das Paar lernte sich zu Rom bei der Aufführung einer Messe kennen. Die kaum sechszehnjährige Dame bezauberte den Prinzen durch ihren herrlichen Gesang nicht minder, als durch ihre Schönheit, die nach einem noch vorhandenen ausgezeichneten Miniaturportrait zu schließen, das Reichel aufbewahrte, außerordentlich gewesen sein muß. Die Leidenschaft des jungen Fürsten fand Erwiederung bei der Tochter aber ein Hindernis an der Strenge des Vaters. Man mußte Rath suchen und fand keinen andern als eine Entführung. In Warschau angekommen, genas die Gräfin eines Knaben, dem in der Taufe die Vornamen des Vaters gegeben wurden. Der Zorn des Grafen verfolgte sie jedoch auch hierher, sie mußte sich zur Trennung von ihrem Geliebten entschließen und floh mit ihrem Sohne nach Thorn. Hier fand sie nach einiger Zeit Gelegenheit sich zu vermählen und folgte ihrem Gatten, dem Geh.-Rath Reichel aus Warschau nach Danzig. Doch, wohin sie sich auch wenden mochte, sie sollte dem traurigen Schicksale nicht entgehen, das die Unversöhnlichkeit ihres beleidigten Vaters für sie bereit hielt. Denn als sie eines Tages in Abwesenheit ihres Mannes, durch heftiges Klingelziehen beunruhigt, an das Fenster tritt, wird sie augenblicklich durch einen Pistolenschuß todt niedergestreckt. Er kam von der eigenen Hand des Grafen, der seinen Rachedurst vollends zu sättigen, in das Haus dringt und sich des Knaben zu bemächtigen sucht. Die Wärterin weiß ihn jedoch so lange zu schützen, bis Hilfe kommt und den Mörder zur Flucht nöthigt. Dies Ereigniß erfüllte den Hinterbliebenen Gatten mit unbezwinglichem Grauen. Er ging bald darauf nach Warschau zurück, ohne jedoch seinen Stiefsohn mit sich zu nehmen. Dieser wurde in Pflege gegeben, war aber übel aufgehoben und mußte die härteste Behandlung erdulden. In Folge einer Mißhandlung that er den schweren Fall, der ihn an der rechten Schulter so stark verletzte, daß Gang und Gestalt alle Tage seines Lebens an jenes Unglück erinnern mußten. Man gab ihn in ein besseres Haus, aber auch hier fehlte es oft an einer liebevollen Behandlung, wenn auch nicht an aller Gelegenheit zu seiner Ausbildung.

Frühe schon erwachte des Knaben musikalisches Talent; ehe er noch Unterricht erhalten hatte, konnte er Melodien auf dem Klavier nachspielen und auch begleiten. Den ersten Musikunterricht erhielt er von Triede, Organisten an der englischen Kirche, und als dieser ihn nichts mehr lehren zu können erklärte, wurde er dem rühmlichst bekannten Klügling, Organisten an der Peterskirche, zugeführt. Reichel, mittlerweile in der reformirten Kirche eingesegnet, hatte große Neigung für das theologische Studium gefaßt, als ihm aber die Mittel hiezu versagt wurden, wandte er sich mit allem Eifer der Musik zu und brachte es in kurzer Zeit dahin, daß er seinen Lehrer im Organistenamte vertreten und sich auch als Klavierspieler in den von Klügling veranstalteten Concerten hören lassen konnte. Während er nun durch Musikunterricht sich seine Subsistenz zu gründen bemüht war, starb sein erster Lehrer Triede, dessen Organistenstelle er unter der Bedingung erhielt, die hinterlassene Wittwe und deren beide Söhne zu unterstützen. Er unterzog sich der von ihm eingegangenen Verpflichtung mit Liebe und Aufopferung und heirathete später die Wittwe, mit welcher er in einer zwar kinderlosen aber glücklichen Ehe dreißig Jahre verlebte.

Im Jahre 1806 büßte Reichel während der Belagerung durch die Franzosen, weil der Gottesdienst an der englischen Kirche eingestellt wurde, sein Organistenamt ein, auch war er früher schon durch Neider, namentlich einen ehemaligen Mitschüler, aus der Gunst Klüglings verdrängt worden, wozu auch wohl mitwirkte, daß Reichels Unterricht mehr gesucht wurde als der Klüglings und daß des Letztern Leistungen in Concerten nicht mehr den früheren Beifall fanden, dieser sich vielmehr auf Reichel zu übertragen schien. Erst kurz vor seinem Tode söhnte sich Klügling mit seinem Schüler aus und empfahl ihn sogar zum Nachfolger im Amte; doch blieb Reichel ohne Berufung bis zum Jahre 1830, wo er die Organistenstelle zu St. Trinitatis erhielt, die er bis zum Tode unter allseitiger Anerkennung seiner besonderen Tüchtigkeit bekleidete.

Nach Klüglings Tode (24. November 1800) begann für Reichel eine Zeit größerer, mehr der Öffentlichkeit zugewandter musikalischer Wirksamkeit. Schon früher hatte er in Verbindung mit dem sehr geschätzten Violinisten Turge (+ 1799) öfters Concerte gegeben. Von nun an veranstaltete er jährlich eine Menge Concerte, welche durch geschmackvolles Arrangement wie durch treffliche Ausführung des Programms allgemeinen Beifall fanden. Nach dem Ableben seines Stiefvaters machte er in Erbschafts-Angelegenheiten eine Reise nach Warschau, die auch eine Kunstreise für ihn wurde, insofern er dort ein Conzert veranstaltete, das äußerst glänzend besucht, ihm die Ehre einbrachte, von der Prinzessin Poniatowska, Tochter des letzten Polenkönigs, eingeladen zu werden, welche sich vor glänzender Zuhörerschaft im Spiel zu vier Händen mit ihm als eine Dilettantin von Geschmack und Kunstfertigkeit zeigte.

Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts gründete Reichel die erste Musikalienhandlung in Danzig und erweiterte dieselbe in der Folge nicht nur, sondern schloß ihr auch eine Musikalien-Leih-Anstalt und später eine Instrumentenhandlung an. Vielfach in Anspruch genommen von der Leitung dieser Unternehmungen und seinem Unterricht, gab er dennoch einige Winter nacheinander einen Cyklus von 22 Abonnements-Concrten, gewöhnlich alle Dienstage, und fand sogar noch Muße zu Compositionen, wovon nach den in Gerbers R. Ler. der Tonkünstler angeführten, noch eine bedeutende Anzahl in verschiedenen Gattungen erschien. Zwei Liederspiele von ihm, 'die Hochzeitfeier' und 'Ännchen', sowie ein Ballet 'die lustigen Winzer' wurden von der damals in Danzig anwesenden Bachmannschen Gesellschaft aufgeführt und mit Beifall aufgenommen. In den Jahren 1815 bis 1820 gab er ein 'musikalisches Wochenblatt', später 'Monatsschrift' genannt, heraus, welche auch von ihm Compositionen enthält.

Sein größtes Verdienst um die Musik in Danzig hat sich Reichel dadurch erworben, daß er die Meisterwerke der Kunst sogleich bei ihrem Erscheinen dem Publikum vorführte. Dahin gehören die Schneiderschen Oratorien: 'das Weltgericht' und 'die Sündfluth' (er selber führte die vorkommende Harfenparthie aus); ferner 'das befreite Jerusalem' von Stadler, 'Abraham auf Moria' und 'Lazarus' von Rolle, 'der Tod Jesu' von Graun, 'die sieben Schläfer' von Löwe, Mozarts Requiem und das von Cherubini, das Stabat mater von Haydn, Pergolese's Composition und zuletzt auch die von Rossini, sowie die Opern 'Cora' von Naumann, 'Armida' von Righini, 'die Geisterinsel' und „II bondocani' von Zumsteeg u.v.a. Die Mehrzahl dieser Werke brachte er in einem so großartigen Maaßstabe zu Gehör, wie vor ihm und bis jetzt auch nach ihm in Danzig Niemand. Machte er bei diesen, besonders in damaliger Zeit äußerst mühevollen und kostspieligen Unternehmungen statt Gewinn in der Regel nur Einbuße, so munterte ihn doch das Bewußtsein, das aufgeführte Werk auf eine würdige Weise ausgestattet zu haben, immer wieder zu neuen Mühen und Einbußen an.

Eine im Jahre 1826 von ihm gestiftete Gesangschule, die nach einigen Jahren auf das Beste gedieh, mußte er eingehen lassen, um der Last und Zahl der Beschäftigungen nicht zu unterliegen. Wenngleich Alter und Anstrengung seine Kräfte allmählig vermindert hatten, so unternahm er doch noch einige Jahre hindurch am Schluß der Winterconcerte ein großes Instrumentalconcert zu veranstalten, in welchem er die neuesten Kompositionen anerkannter Meister, z.B. Sinfonien von Fr. Schubert, Mendelssohn, usw. zur Aufführung brachte. Endlich (1845) gab er seine Musikalien-Handlung und weitere musikalische Unternehmungen auf. Nun lebte er zwar von der öffentlichen Wirksamkeit zurückgezogen, nie aber erlosch in ihm die Begeisterung für die Kunst, deren Bestrebungen er mit dem wärmsten Interesse folgte. In seinem zweiundachtzigsten Jahre noch componirte er Lieder und veröffentlichte einige davon, die den Beifall verdienten, der ihnen zu Theil wurde. Ihre schönen Melodien zeugen von einer Geistesfrische, die an einem so betagten Manne Wunder nehmen mußte. Er hatte sie wohl hauptsächlich seinem heiteren Temperamente zu verdanken. Ein solches bekundet sich neben einem gesunden, treffenden Witz in einer Menge von Gelegenheitsgedichten, die er in verschiedenen Sprachen schrieb. Besonders die französische und die italienische hatte er bis zur größten Fertigkeit inne.

Einheimische sowohl, wie fremde Künstler unterstützte er stets freundlich mit Rath und That, und sein hinterlassenes Album liefert höchst interessante Beweise seiner ausgebreiteten Bekanntschaft mit den musikalischen Notabilitäten seiner Zeit.

Als 73jähriger Greis hatte er das Unglück einen höchst schmerzhaften Armbruch zu erleiden, indem er von einem jener rohen und boshaften Burschen, an denen Danzig stets Überfluß hatte, in eine auf der Straße befindliche Grube hinabgestoßen wurde. Er konnte den Arm nie wieder mit der früheren Gelenkigkeit brauchen; dennoch wirkte er unermüdet in seinem Kirchenamte wie im Unterricht fort und war noch zwei Tage vor seinem Tode als Lehrer thätig. Er starb am 17. April 1849 im vierundachtzigsten Lebensjahre.


[Ich habe mir erlaubt die im Artikel enthaltenen Fußnoten unberücksichtigt zu lassen].


Viele Grüße

Peter

Christkind
23.02.2016, 15:15
Welch eine spannende, traurige und beispielhafte Lebensgeschichte.
Nicht zu fassen, wozu Väter fähig sind. Immer noch...
Ich danke sehr, Peter, dass du die lesenswerten Beiträge, die das Leben der schon längst Verblichenen wieder so lebendig werden lässt, hier einstellst.
Christa
Christa

sarpei
27.02.2016, 14:07
aus: Preussische Provinzial Blätter, 1850

Lebensabriß des Sanitätsraths Dr. Berendt in Danzig
(Autor im Artikel nicht benannt)
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George Carl Berendt, geboren am 13. Juni 1790, war der zweite Sohn des Dr. med. Nathanael Berendt und Gattin desselben geb. Schmidt. Seine Jugend verlebte er im älterlichen Hause mit zwei Brüdern, unter der ernsten Leitung des Vaters. 1803 trat er in das hiesige Gymnasium, um den Unterricht in Secunda und Prima zu genießen. Ostern 1809 begab er sich nach Königsberg, wo er auf der Universität sich dem Studium der Medicin widmete und vorzugsweise Botanik trieb. Er hörte beim Mediz.-Rath Hagen, Schweigger und Wrede. Schon damals interessirte er sich für die vorweltlichen Einschlüsse in Bernstein, die später ein Hauptgegenstand seiner Studien wurden und machte mit Professor Wrede eine Reise ins Samland, um dort an der Meeresküste die Bernsteingräbereien zu sehen. Im Herbste 1810 ging er nach Göttingen, wo Himly, Langenbeck, Osiander und Stromeyer seine Lehrer waren; besonders fesselten ihn Himly's Vorträge über Augenkrankheiten und gaben ihm die später von ihm selbst ständig verfolgte Richtung für diesen Zweig der ärztlichen Kunst. 1812 ging er zur Beendigung seiner Studien nach Berlin, und kehrte dann im Febr. 1814 nach Danzig zurück. Von hier schickte er 1816 seine Dissertation - De athmosphaera nervorum sensitiva commentatio - nach Göttingen, wo er schon im Winter 1812 promovirt hatte.

Das Leben im elterlichen Hause hatte sich in seiner Abwesenheit anders gestaltet, seine Mutter war bereits 1813 gestorben, ohne dem geliebten Sohne den letzten Segen geben zu können, sein Vater hatte seinen Jugendfreund Dr. med. Dauter verloren, beide Brüder folgten ihrem Berufe ausserhalb Danzigs. Die Bewohner seiner Vaterstadt hatten mehr oder weniger durch die Kriegsjahre gelitten. So trat ihm nach heiter durchlebter Studienzeit das Leben ernst entgegen.

Mit regem Eifer und voller Jugendkraft ging er nun an die Ausübung seines Berufes und stand darin seinem Vater, der oft kränkelte, treulich zur Seite; bald gelang es ihm Vertrauen zu wecken und sich allgemeine Achtung zu erwerben. Seine Praxis erweiterte sich schnell und jeder Arme fand bei ihm Trost und Hilfe.

Im Februar 1817 vermählte er sich mit Marianne Reinick, Tochter des Kaufmanns Friedrich Reinick, und seitdem war ihm sein Haus der liebste Aufenthalt; sechs Kinder umgaben ihn, und mit ihnen, deren Lehrer und Führer er war, verlebte er die wenigen freien Stunden, die ihm sein Beruf vergönnte. Unermüdet thätig strebte er mit rastlosem Geist nach höherer Bildung und Vollendung; immer heiter, freundlich, wohlwollend, war sein Leben ein Segen für seine Umgebung, alles Störende fortzuräumen, zu ebnen und schlichten war seine Freude.

Seine schon in Königsberg mit Liebe gepflegte Neigung für Botanik, trat wieder hervor, er liebte und wartete die Blumen mit glücklicher Hand. Er kaufte ein Grundstück in Langefuhr, 1/2 Stunde von Danzig, wo ihn im kleinen Hause und freundlichen Garten jeder Sommerabend mit seiner glücklichen Familie vereinte; dort pflanzte und sorgte er selbst für seine Lieblingsblumen und diese vergalten es ihm, indem sie doppelt schön erblühten unter seinen segnenden Händen.

Aber nicht nur die Jetztwelt beschäftigte ihn, auch die Urwelt hatte in ihm einen eifrigen Verehrer und Forscher. Sein Vater hatte als Freund der Natur und ihrer Erzeugnisse eine kleine Bernsteinsammlung angelegt, die er zu bereichern beflissen war. Es gelang seinen nie ruhenden Bestrebungen ihr eine ansehnliche Ausdehnung und zugleich eine wissenschaftliche Bedeutung zu geben, wie sie keine andere Sammlung der Art bis dahin erreicht hatte. Dieses schöne Kabinet, dessen Ruf weit verbreitet war, verschaffte ihm manche interessante Bekanntschaft; alle fremden Gelehrten, die nach Danzig kamen, wünschten es zu sehen und er zeigte es denen gern, die rege Theilnahme bekundeten. 1843 sah es Se. Maj. der König mit hohem Interesse und ließ sich freundlich manche nähere Details vortragen.

1837 erkrankte Berendt gefährlich, indem eine Brustentzündung die Seinigen für sein Leben besorgt machte. Sein 80jähriger Vater, (der vor 8 Jahren seinen ältesten Sohn verloren), brachte bange Stunden an seinem Bette zu. Der Kranke genas, aber die Sorge hatte den greisen Vater so angegriffen, daß er im Juni des folgenden Jahres starb.

Schon seit 1820 Mitglied der hiesigen naturforschenden Gesellschaft, wurde Berendt 1837 Direktor derselben, und bemühte sich als solcher, sie nach Kräften zu heben und aufrecht zu erhalten. Die Zahl der Mitglieder vermehrte sich unter seiner Direction bedeutend, und vorzüglich waren es seine Vorträge am 2. Januar jedes Jahres, welche Männer der verschiedensten Fächer anzogen. Er pflegte einen Bericht über die Fortschritte in jedem Zweige der Wissenschaften zu liefern zu voller Zufriedenheit aller Anwesenden. Nach 8 Jahren kräftigen Wirkens legte er das Direktorat nieder, und übernahm das Amt des Vice-Direktors und Sekretairs der auswärtigen Angelegenheiten, das er auch bis zu seinem Tode mit ungeschwächt regem Interesse für die Gesellschaft verwaltete.

1844 erhielt er den Titel eines königlichen Sanitäts-Rathes. Im Winter 1848/49, da seine Hülfe von Cholera-Kranken vielseitig, und oft auch Nachts in Anspruch genommen wurde, zeigten sich die ersten Symptome eines organischen Herzübels, das ihn abwechselnd mehr oder weniger belästigte. Den folgenden Sommer verlebte er glücklich im Kreise der Seinigen, wenn auch durch wiederholtes Kränkeln ihm oft die Freude getrübt wurde, bis die Anstrengungen in Folge der zurückkehrenden Cholera das Übel bedeutend vermehrten und die Seinigen und ihn selbst in eine ahnungsvoll nachdenkliche Stimmung versetzten. In zärtlich liebevoller Rücksicht gegen Frau und Kinder, wie immer, suchte er ihnen seine Leiden zu verbergen und unternahm, als er sich im Spätherbste etwas erleichtert fühlte, eine Reise nach Berlin und Dresden. Mancherlei hatte er hier gelernt, wie er bei seiner Rückkehr freudig gestand, sich der frohen glücklichen Stunden gern erinnernd.

Nach Danzig zurückgekehrt, konnte er nur noch 14 Tage seine Kranken besuchen. Das Übel wurde so mächtig, daß es ihn aufs
Schmerzenslager niederwarf, auf dem er sechs lange Wochen kämpfte, ohne daß seine starke Natur und die aufopferndste Sorge seiner Freunde, die Kunst der Ärzte helfen und retten konnte. Obgleich er seiner Auflösung entgegensah, indem er seinen Puls prüfte, seine Fingerspitzen betrachtete, so hinderten ihn die traurigen Anzeichen nicht, seinem wissenschaftlichen Eifer zu genügen und seiner Lieblingsneigung zu folgen, so daß er noch unmittelbar vor seinem Scheiden an der Bernsteinsammlung seine Freude bezeigte. Er erlag - am 4. Januar endete ein Lungenschlag sein schönes thätiges Leben Allgemeine Theilnahme erregte sein früher Tod, trotz Kälte und Schnee wurden schöne duftige Blumen reichlich in sein Grab gestreut.

Sein Wirken war segensreich. Als Freund und Arzt stand er seinen Kranken gleich nahe. Die Augenheilkunde zog ihn in frühern Jahren besonders an, und er machte viele glückliche Staaroperationen. Augenkranke von nah und ferne kamen, ihn um Rath zu fragen. Bald nach seiner Ankunft in Danzig übernahm er sämmtliche Hospitäler und andere Wohlthätigkeitkanstalten, seit 15 Jahren auch die nach der ersten Cholera-Epidemie errichteten Armenschulen mit mehreren hundert Kindern. Manches Gebet, der Dank der Armen stieg für ihn gen Himmel und wurde ihm schützender Engel bei seinem beschwerlichen Beruf.

Zum Jubiläum seines Vaters 1830 schrieb Berendt 'die Insekten im Bernstein', ein Beitrag zur Thiergeschichte der Vorwelt; seine Absicht später einen zweiten Theil zu schreiben, mußte er aufgeben. Das Material hatte sich bei seinem unermüdlichen Eifer und durch den Ankauf mehrerer kleinen Sammlungen zu sehr gehäuft - daß, wiewohl Alles wissenschaftlich geordnet war, er dennoch es allein zu bearbeiten für unmöglich erkannte, weshalb er durch eine Vereinigung von Naturforschern das beabsichtigte Werk ins Leben zu rufen beschloß. An sie wendete er sich demnach im In- und Auslande, an Blumenbach, Corda, Germar, Göppert, Hagen, Hope, Koch, Loew, Meyer, Pictet, Reichenbach, v. Sternberg und viele andere, und es gelang ihm mehrere derselben für sein Unternehmen zu gewinnen, das ihm die Mit- und Nachwelt danken wird. Bei der Herausgabe traf er auf unzählige Hindernisse, die für einen Privatmann, ohne die geringste Unterstützung des Staates, ohne Portofreiheit und bei dem kleinen Kreise der Abnehmer, den das Werk finden konnte, wohl zu große Opfer verlangte. Die Bernstein-Stücke konnten in Danzig nicht gezeichnet, die Tafeln nicht nach Wunsch ausgeführt werden, und so mußten die Originale zu Künstlern nach Breslau, Berlin, Halle, Königsberg, Regensburg und Genf wandern; viele hundert Tafeln mußten verworfen, und durch neue ersetzt werden und unter den beibehaltenen erweisen sich dessen ungeachtet noch manche als ungenügend.

1845 erschien der erste Theil des ersten Bandes; die andern sollten bald folgen, aber die geringe Theilnahme entmuthigte den Herausgeber. Die Kupfertafeln zum zweiten Theil des ersten Bandes, so wie zum zweiten Bande sind fertig. Was die Fortsetzung des Werkes betrifft, so sind für die Lepidopteren, Hymenopteren und Coleopteren noch keine Bearbeiter gefunden.

Eine kleinere Abhandlung über vorweltliche Blatta lieferte Berendt 1836 für die Ann. de la soc. entom. de France. - Ein anderer Aufsatz 'Notizen über die Dresdener Bernstein-Sammlung' ist nicht gedruckt, gegenwärtig aber um so interessanter, als die ganze aus 670 Stücken bestehende Sammlung 1849 im Zwinger durch den Brand vernichtet und in ihr die Originale Sendels untergegangen sind. Die in der hiesigen naturforschenden Gesellschaft von ihm gehaltenen Vorlesungen behandelten von 1837 bis 1842 die wichtigsten Entdeckungen des verflossenen Jahres im Gebiet der Naturwissenschaften, 1843 Astronomie, Electricität und Chemie, 1844 einen bei Münsterwalde in den heidnischen Grabhügeln gefundenen Schädel, 1845 den jetzigen Standpunkt unseres Wissens in Beziehung auf den Bernstein.

Berendts Sammlung ist in jeder Hinsicht einzig, ihr wissenschaftlicher Werth von keiner andern auch nur annäherungsweise erreicht. Bei den vielen tausenden von Stücken, welche durch seine Hände gingen, ward es ihm leicht nach und nach die schlechteren durch besser erhaltene zu ersetzen, so daß die Sammlung mit Recht auserlesen genannt werden kann. Sie ist wissenschafllich geordnet und in Schubfächern, die dem Lichte den Zugang nicht gestatten, aufbewahrt. Einen großen Theil hat er selbst geschliffen und poliet. Sie enthält:

I. Zur Formation circa 350 St.
Il. Zur Diagnose Retinit, Copal und andere Harze, Bernstein in verschiedenen Farben, aus verschiedenen Ländern, mehrere Kunstwerke, Curiositäten, Insekteneier und Larven, thierisches Haar, Federn, Spinngewebe circa 300 St.
III. Pflanzenabdrücke, Braunkohle, Zapfen etc. Vegetabilische Einschlüsse, Holz, Wurzeln, Blattschuppen, Blätter, Zweige, Blüthen, Früchte, Cryptogamen circa 320 St.
IV. Insekten: Coleoptera 650, deren Larven 25, Hemiptera 226, Orthoptera 64, Neuroptera 228, Hymenoptera 315, Microlipidoptera 38,
Raupen 12, Diptera 1120, -Crustacea, Myriapod. Arachnid.- 390, Noch unbestimmt 150.

Die Sammlung umfaßt circa 4.220 Stücke.

Bis zum letzten Augenblicke war ihre Vermehrung und Verbesserung der Gegenstand seiner Sorge, und es ist wahrhaft rührend zu hören, daß Berendt noch am Morgen seines Todestages, ja selbst noch eine Viertelstunde vor dem Tode einzelne Theile derselben sich zeigen ließ. Ave anima cara!

Danzig, im März 1850


Viele Grüße

Peter