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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Alter kommt auf seine Weise



Stejuhn
14.02.2012, 21:04
Ich treffe wen und nicke, weil er mich höflich grüßt,
Wenn ich, du meine Güte, nur seinen Namen wüßt!
Wie heißt er nur, den kenn' ich doch?
Wie war denn nur sein Name noch?
Ich forsche, sinne, denke nach,
nichts rührt sich da zu meiner Schmach.
Da sag ich mir ganz still und leise:
"Das Alter kommt auf seine Weise!"

Vom dritten Stock steig ich herunter,
geh auf die Straße froh und munter.
Da plötzlich frag ich mich verdrossen,
hab' ich die Tür auch abgeschlossen?
Drauf könnt ich schwören einen Eid,
steig wieder hoch zu meinem Leid.
Da sag'ich mir ganz still und leise:
"Das Alter kommt auf seine Weise!"

Brauch ich etwas auch dem Schrank,
der gut gefüllt ist, Gott sei Dank.
Hab' ich geöffnet kaum die Tür,
da frag' ich mich:" Was wollt ich hier?"
Verstört bin ich, das in Sekunden,
dass was ich vorhat, ist entschwunden.
Da sag' ich mir ganz still und leise:
"Das Alter kommt auf seine Weise!"

Benütz ich mal das Bügeleisen,
und gehe anschließend auf Reisen,
drei Wochen bang ich ungelogen,
hab ich den Stecker rausgezogen?:confused:
Steckt der noch etwa in der Wand,
bin ich vielleicht schon abgebrannt?
Da sag' ich mir ganz still und leise:
"Das Alter kommt auf seine Weise!"

Zum Frühstück nehme ich drei Tabletten,
die sollten mein Gedächtnis retten.
Da frag' ich mich plötzlich ganz beklommen:
"Hab ich sie wirklich eingenommen?"
Ja, ist mein Denken den noch dicht?
Denn zweimal nehmen darf ich sie nicht.
Da sag' ich mir ganz still und leise:
"Das Alter kommt auf seine Weise!"

So geht es fort mit vielen Sachen.
die mir die Jahre spürbar machen,
Jedoch, ich will es nehmen leicht,
hab doch so mancherlei erreicht.
Auf viele Jahre blick' ich zurück,
und auch das Alter schenk mir Glück.

Muss nicht mehr dem Erfolg nachjagen,
kann friedlich umgehen mit den Tagen,
kann reisen, wann ich will und bleiben,
mit nichts und allen meine Zeit vertreiben,
kann Sympathien, Vertrauen, Freundschaft hegen,
mich selbst und meine Wehwehchen pflegen.
Mir geht es so gut, das ich zum Schluss,
mit Nachdruck nochmal sagen muss,
zu mir allein ganz still und leise:

"Nun, Alter komm und mach mich weise!";)



++++


Es ist schon so ein Ding auf Erden,

alle wollen sie alt,

doch keiner älter werden!

Noch einen schönen Abend wünscht
Sigrid:)

cortés
06.03.2012, 20:23
Hallo Sigrid,

zu dem "Alter" gibt es eine schöne Geschichte, die unter
http://www.ebebraun.de.tl/Pablo-Casals-d--Alter.htm
nachzulesen ist. Ich gebe hier den ersten Teil wieder:

Aus: Licht und Schatten auf einem langen Weg

von Pablo Casals

Ich bin über dreiundneunzig Jahre alt, also nicht gerade jung, jedenfalls nicht mehr so jung, wie ich mit neunzig war. Aber AIter ist überhaupt etwas Relatives. Wenn man weiter arbeitet und empfänglich bleibt für die Schönheit der Welt, die uns umgibt, dann entdeckt man, daß Alter nicht notwendigerweise Altern bedeutet, wenigstens nicht Altern im landläufigen Sinne. Ich empfinde heute viele Dinge intensiver als je zuvor, und das Leben fasziniert mich immer mehr. Unlängst überbrachte mir mein Freund Sascha Schneider einen Brief, den eine Gruppe sowjetischer Musiker aus dem Kaukasus an mich gerichtet habe. Er lautete:

„Lieber, hochverehrter Maestro, ich habe die Freude, Sie im Auftrage des Georgisch-Kaukasischen Orchesters einzuladen, eines unserer Konzerte zu dirigieren. Sie werden der erste Musiker Ihres Alters sein, dem die Auszeichnung zuteil wird, unser Orchester zu leiten. Niemals in der Geschichte dieses Orchesters haben wir es einem Manne gestattet, uns zu dirigieren, der weniger als hundert Jahre alt war - alle Orchestermitglieder sind über Hundert! -, aber wir haben von Ihrem Dirigiertalent gehört und meinen, in Ihrem Falle, unbeschadet Ihrer Jugend, eine Ausnahme machen zu sollen. Wir erwarten umgehend Ihre Zusage. Fahrtkosten werden ersetzt. Auch für die Kosten ihres Aufenthaltes werden wir aufkommen.

Hochachtungsvoll

Astan Schlarba

Präsident, 123. Jahre alt


Viele Grüße
Rogan

Stejuhn
06.03.2012, 23:59
Hallo Rogan,
vielen Dank für diese schöne Geschichte. Zeigt sie doch, dass man nur so alt ist, wie man sich fühlt.Mein "Gedicht" wurde damals in meiner Airobic-Gruppe von meiner 87jährigen Turnpartnerin vorgetragen. Wir liebten es, nach dem schweißtreibenden Übungen gesellig bei einem Stück selbstgebackenen Kuchen und einer Tasse Kaffee zusammen zusitzen. Außerdem bewunderten wir unsere A. die in manchen Dingen noch viel fitter war, als wir. Heute ist sie bereits 98Jahre alt und sie ist immer noch voller Ergeiz und ihre Tochter kann ihren Elan manchmal kaum bremsen. Ich habe noch viele solcher "Gedichte" und sie riefen in A. Augen immer ein Blitzen hervor. Sie war es auch, die am meisten darüber lachen konnte.
Ich habe sie mir oft als Vorbild genommen und deshalb bin ich mit meinen 61Jahren immer noch der Ansicht, dass ich alles machen kann. Das beweist schon, dass ich mit 59Jahren mein Abitur gemacht habe. Sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich auch noch studieren und oft auch über mich lachen, sollte auch ich mal meinen Schlüssel suchen oder mich auf der Fahrt in den Urlaub fragen, ob ich auch die Kaffeemaschine ausgemacht habe.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
Sigrid

waldkind
07.03.2012, 18:11
Hallo Sigrid,
wenn es nach deinen Ausführungen ginge, dann bin ich schon seit Jahren uralt. Wie schrecklich, immer wieder diese Rätselei, ob ich was vergessen habe. Aber tröste dich! Es kommt eine Zeit, in der man vergisst sich zu fragen, ob man was vergessen hat. Und die ist dann echt sorgenfrei ;-)

cortés
10.03.2012, 13:20
Hallo Sigrid,

Respekt vor deiner Leistung und dem abgelegten Abitur! Vielleicht hast du ja nur den Rat der Möwe Jonathan verinnerlicht und deine Schlüsse daraus gezogen:

„Glaub an Deine Grenzen und sie gehören Dir”

Viele Grüße
Rogan