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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : welt.de: Danzig - erfrischend selbstbewusst



cortés
16.02.2012, 20:21
Artikel vom 11.02.2012:
Die alte Hansestadt, lange Zankapfel zwischen Polen und Deutschland, hat sich zur Fußball-Europameisterschaft eine Frischzellenkur gegönnt

Der Lange Markt und die Langgasse sind Zeichen für einen gelungenen Wiederaufbau

http://www.welt.de/print/die_welt/reise/article13862782/Danzig-erfrischend-selbstbewusst.html

Waldschrat
16.02.2012, 21:02
Artikel ist ok und die Kommentarfunktion sinnvollerweise gesperrt.

Ulrich 31
16.02.2012, 22:47
Hier trotzdem ein kleiner Kommentar zu dem im betr. Artikel zu findenden Satz: ". . ., heute ist die zentrale Fußgängerzone (d.h. Langgasse und Langer Markt) vom Goldenen Tor zur Weichsel der Hauptanziehungspunkt für Besucher."

1. Statt "Weichsel" muss es richtig heißen "Mottlau".

2. Die Bezeichnung "Goldenes Tor" (Zlota Brama) ist den alten Danzigern fremd. Zu meiner dortigen Zeit wurde dieses Tor zur Langgasse nie anders als "Langgasser Tor" genannt. Das galt auch für frühere Zeiten (siehe dazu die Beschriftung aller noch im Internet zu findenden alten Ansichtskarten, die dieses Tor zeigen).
Ich habe lange nach einer zuverlässigen Erklärung für die inzwischen geänderte Bezeichnung gesucht, die heute in allen polnischen Publikationen geläufig ist. Zu einer glaubhaften Erklärung für die erst 1967 vorgenommene Bezeichnungsänderung führt dieser Link:

http://www.qype.com/lists/384020-Das-Langgasser-Tor-in-Danzig-Gdansk

Ulrich 31
16.02.2012, 23:14
Und noch eine kleine Ergänzung zu 2):

Die geänderte Bezeichnung "Goldenes Tor" wird auch in fast allen deutschen Reiseführern vorrangig verwendet.

Waldschrat
17.02.2012, 07:42
Ulrich,

interessanter Beitrag. Darüber hinaus gibt es auch einen akademischen Streit um die Restaurierung der Altstadt insgesamt. War mal ein Fernsehbericht. Hab aber aktuell keine weiteren Quellen vorzuweisen.

Poguttke
17.02.2012, 10:19
Ja, so weit ich weiß sind nur die Fassaden original aufgebaut, auf Luftaufnahmen läßt sich das allerdings auch nicht feststellen, insgesamt wurde das immer von den Danzigern negativ bewertet, auch die teilweise Veränderung der Fassaden. Ich habe die Häuser jedoch noch nicht von innen gesehen, außer in Fernsehberichten, aber da fand ich die Wohnungen sehr beschaulich und wohnlich. Sicher waren auch einige Veränderungen in der Altstadt nötig, da ja viele Wohnungen die Toilette im Hof oder im Flur hatten. Bei aller Liebe zum historischen Kern möchte auch ich das Bad lieber in der Wohnung haben. :)

Ulrich 31
17.02.2012, 21:02
Hier habe ich etwas gefunden, das gut in den Kontext dieses Threads passt. Es ist ein Interview von MERIAN mit den bekannten Schriftstellern Günter Grass (deutscher Danziger) und Pawel Huelle (polnischer Danziger) über ihre Heimatstadt. Dieses sehr interessante Interview erschien im September 2009. Ich empfehle, es trotz seiner Länge mit Geduld vollständig zu lesen. Es lohnt sich.

http://www.merian.de/magazin/danzig-interview-guenther-grass-pawel-huelle.html .

Es geht insbesondere um die Entwicklung Danzigs nach 1945 und um Danzigs weitere Zukunft. Am Rande schlägt Grass die (bisher nicht realisierte) Einführung von Fahrrad-Rikschas in Danzig vor, eine Idee, die z.B. in Berlin schon seit längerem mit Erfolg praktiziert wird.

Erhellenden Lesegenuss wünscht
Ulrich

Nebenbei: Es fragt sich, ob dieser Thread hier ("Danzig aktuell") oder unter "Danzig nach 1945" besser platziert ist.

Ulrich 31
18.02.2012, 16:24
Ergänzung zu #6:

Wer einmal ein ganz besonderes Beispiel für die Innenausstattung der außen nach historischem Vorbild errichteten neuen Häuser in Danzig sehen will, das kaum ein Stadtführer den Touristen zeigt, muss zum Langen Markt gehen.
Die dortige Adresse ul. Dlugi Targ 1-7 (auf der rechten Seite vom Rathaus aus gesehen) zeigt innen Überraschendes.
Mehrere außen unterteilte Fassaden haben innen ein gemeinsames großes, erstaunlich hohes Treppenhaus mit mehreren Etagen. Wie mir mein individueller Stadtführer (ehemaliger Dozent an der TH Danzig, wir sind inzwischen befreundet) erzählte, entstand dieser fast riesige Innenraum anlässlich eines vorgesehenen Besuchs Stalins der Stadt Danzig. Aus diesem Grund steht auch im Eingangsbereich in einer Nische die Steinplastik eines russischen Mädchens.
Zu diesem Besuch kam es aber nicht; Stalin starb am 5. März 1953.

In diesem Häuserensemble befindet sich in Raum 16 das Konsulat des Königreiches Dänemark.

Viele Grüße
Ulrich