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Wolfgang
28.02.2012, 15:22
Aus "Unser Danzig", 05. Februar 1965, Nr.03, Seite 13

Zoppots Denkmäler
von Walter Hoffmann

Eigentlich ist die Überschrift nicht richtig gewählt, denn Zoppot besaß keine Denkmäler von Monarchen, Dichtern oder Gelehrten wie viele andere Städte. Zoppot besaß nur das Kriegerdenkmal auf der Prombkenhöhe in der Nähe vom Schützenhaus, am Rande des schönen Waldes. Auf einem Findling thronte der Adler und auf ehernen Tafeln standen die Namen der Gefallenen des ersten Weltkrieges. Alljährlich am Volkstrauertag wurde hier eine Feierstunde abgehalten. Der Kriegerverein, unter seinem Vorsitzenden, Rechtsanwalt Dr. Wannow, marschierte vom Marktplatz zum Denkmal, und viele Vereine und ein großes Gefolge schlossen sich an. Die Gedenkrede hielten abwechselnd die Geistlichen beider Konfessionen.

Ob das Denkmal wohl heute noch steht? Oder ist im Lande des weißen Adlers kein Platz für den schwarzen Adler? Neben diesem Denkmal gab es in Zoppot einige Gedenktafeln und Gedenksteine. Von diesen möchte ich erzählen. So war im Nordpark, zwischen der Kunsthalle und dem Nordbad, ein Stein mit einem Anker und einer Gedenktafel mit den Namen der vor dem ersten Weltkrieg über der Zoppoter Bucht tödlich verunglückten Marineflieger Janetzki und Diekmann von der Fliegerstation Putzig. Den Absturz konnte ich von meinem Fenster in der Südstraße beobachten.

Am Ende des Seesteges befand sich auch eine Tafel zur Erinnerung an das internationale Wettschwimmen von Heia nach Zoppot (ca. 23 km). Es war im Jahre 1913, wenn ich mich recht erinnere. Als Sieger ging ein Deutscher an Land. Die Kurkapelle intonierte das Deutschlandlied. Auch ein einarmiger Schwimmer schaffte diese Strecke.

Ein schöner Spaziergang war der Weg zum Menzelbach, wo sich der Kollath-Tempel befand. Der in Holz geschnitzten Inschrift konnte man entnehmen, dass dieser Tempel an den verdienten Bürgermeister Kollath erinnerte, nach dem auch eine Straße in Zoppot benannt war. Auf dem Höhenzug waren gemütliche Gaststätten und Cafes, die zur Einkehr einluden. Thalmühle, bekannt durch die guten Schmantwaffeln, Stolzenfels, Cafe Lukas und an der Grenze das "Bergschlösschen". überall der schöne Ausblick über die See bis über Heia hinaus.

Im Zoppoter Kurhaus befand sich eine Gedenktafel für den Gründer des Ostseebades Zoppot, Dr. Haffner. Das Gründungsjahr war 1823. Im Walde, am Eingang zur Waldoper, war auch ein schlichter Stein mit den Namen von Bürgermeister Woldmann und Spielleiter Walther Schäffer, die vor dem ersten Weltkrieg die Waldoper ins Leben riefen. Doch Hermann und Etta Merz haben sich auch ein unsichtbares Denkmal gesetzt, denn sie haben das Werk ausgebaut zur Kulturstätte von internationalem Rang. In den letzten Jahren zählte man an 30.000 Besucher.

Am Sternweg befand sich ein Schlageter-Gedenkstein. Nicht vergessen darf man das schöne Marien-Denkmal in der Neustädter Straße, Ecke Groß-Katzer-Straße. An Bauwerken, die in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts in Zoppot entstanden, wären unter anderem zu nennen: das Kurhaus, das Kasino-Hotel, das Gymnasium, das Lyzeum, das Rathaus und das Hotel Metropol. Letzteres steht wohl nicht mehr.

Wie viele mühsam aufgebaute Existenzen hat doch der zweite Weltkrieg vernichtet! Mir fallen die Worte ein, die am Langfuhrer Krematorium standen: "Was vergangen, kehrt nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder, leuchtet's lange noch zurück." Oder die trostreichen Worte des Inders Tagore: "Sonnige Tage, nicht weinen, weil sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen." Wenn inzwischen auch 20 Jahre ins Land gingen, denken wir doch gerne an unser schönes Zoppot zurück.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Bartels
05.08.2012, 20:41
Ergänzend: Der Sternweg wurde in Schlageter-Strasse umbenannt.

Rudolf H. Böttcher