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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschichte des Danziger Jopenbieres



nikolaus
22.03.2012, 19:25
Ambrosius Vermeulen wurde in Lier (Brabant, Süd-Niederlande damals, seit 1830 Belgien) geboren. Also nicht in De Lier (Nord-Niederlande) Er zog - wie viele Mennoniten - nach Danzig und gründete dort die Brennerei 'Der Lachs' (Pod Lososiem). Obwohl er als Mennonite selber nicht Alkohol trank, wurde er berühmt mit seinen "mennonitischen Likören", wie Danziger Goldwasser (in den damaligen Niederlanden 'bruidstranen' (deutsch: Brautstränen) genannt. Crambambuli war ein Wacholder-Branntwein. Auch das bekannte Jopenbier (Joop = Hagebutte) machte Danzig berühmt, obwohl es aus Haarlem (Niederlande) stammt. Jopenbier war, wie das Flämische Gueuze Bier, einer der wenigen selbstgärenden Bieren der Welt. Meine Vorahnen stammen aus Lier und waren Mennoniten, mit Angehörigen - eben - in Danzig und Umgebung.
Zum Wohle!
Nikolaus

Ulrich 31
22.03.2012, 22:48
Guten Abend Nikolaus,

darf ich Dich wegen der Herkunftsangabe zur Bezeichnung "Jopenbier" korrigieren? Nach allen Quellen, die ich dazu bisher eingesehen habe, stammt die Bezeichnung dieses Bieres von "Jope" (= Schöpfkelle) und bezieht sich damit auf die besondere Art der Herstellung dieses Bieres.
Eine dieser Quellen: http://www.braulotse.de/startseite/bier/historische-biere.html#Jopen .

Aus Berlin grüßt
Ulrich

Wolfgang
23.03.2012, 10:04
Schönen guten Morgen,

das Danziger Bier ein Schimmelbier mit 45-55% Extraktgehalt (=Stammwürze?) und mit Estergeschmack?

Na, interessant wäre das schon mal, ein solch gebrautes historisches Bier zu kosten. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass mir die heutigen Biere besser schmecken.

Viele Grüße aus dem sonnigen Werder
Wolfgang

nikolaus
23.03.2012, 12:06
Vielen Dank Ulrich und Wolfgang für Ihre Reaktionen.

Über die Themen ‘Jopenbier’, ‘Mennoniten’ kann mann lange diskutieren.
Über die Herkunft (Etymologie) des Wortes ‘Jopen’ gibt es viele Behauptungen. Auch die Erklärungen ‘Schöpfkelle’ und (meine) ‘Hagebutte’ sind diskutabel. ‘Joop’, ‘Jope’ oder ‘Jeup’ ist eher annehmbar als ‘Schopf’, ‘Schop’, ‘Schep’ usw. (J + SCH haben keine Aussprache-Relation).
Tatsache ist dass das Jopenbier ursprünglich ein spontangärendes (oder selbstgärendes) Bier ist, wie das Gueuze-Bier, das seit Jahrhunderten in der Region Brüssel gebraut wurde/wird. Verantwortlich für die Spontangärung ist (wie mann jetzt weiss) der Sacchromyces Bruxellensis (wilde Hefesorte). Um die Gärung anzusetzen wurden Kräuter und Früchte (statt Hopfen) benutzt, wie beim Jopenbier eben Hagebutten, die es ja an der Danziger Bucht in den Dünen genügend gab/gibt. Im niederländischen Haarlem gab es auch eine wichtige (Jopen-)Brau-Tradition (und viele Dünen). Darüber später mehr. In Belgien gibt es noch einige Brauereien, die Gueuze-Bier herstellen, jedoch leider mit Hefezugabe. Die Biere sind etwas säuerlich, aber sehr trinkbar, auch für z.B. Diabetiker geeignet, da Zuckerfrei. Ich kann mich erinnern, dass ich um 1980 in Danzig ein Bierzusatz (irgend ein Pulver) gekauft habe, das dem Bier ein Hagebuttengeschmack gab. Ich weiss leider nicht mehr wie dies hiess/heisst. Bei meinen späteren Besuchen habe ich nie mehr danach gefragt.
Das Brauen von spontangärenden Bieren wurde nach Danzig und Umgebung auch (aber nicht nur) von den Niederländern im 16. Jahrhundert mitgebracht. Dass bringt mich wieder auf die Mennoniten und andere Protestanten. Nach der Reformation, die in den Niederlanden (= jetzige Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Teile Nord-Frankreichs) um 1580 ihr Höhepunkt hatte, flohen Tausende Bürger aus den Regionen Gent, Brugge und Antwerpen nach den nördlichen Niederlanden. In den drei Städten standen 1585 bis zu 50% der Häuser lehr!! Leiden wurde dadurch innerhalb sehr kurzer Zeit die weltgrösste Textilstadt! Im 16. Jahrhundert zogen auch viele Protestanten nach Nord-Europa. Von Amager (Kopenhagen) entlang der Ostseeküste bis nach Tallinn und später weiter bis nach Jekaterinenburg im südlichen Ural. Die russische Zarin Katharina die Große (gebürtige Stettinerin) hatte viele Mennoniten, zweimal mittels einem Manifest, gebeten die von ihr eroberten Gebiete im Süd-Ural zu bewirten. Sie wurden freigestellt von Wehrmachtdienst, Steuern usw.
Wie bekannt waren Amsterdam und Danzig sehr stark mit einander verbunden. Nicht verwunderlich wenn man weiss dass die Mennoniten und (Ana)Baptisten fast über ein Jahrhundert sowohl in Amsterdam als in Danzig in der Stadtverwaltung sehr stark vertreten waren. Schaut mann heute in den Telefonbücher von Danzig, Memel (Klaipeda), Riga, Tallinn (Reval) und andere Städten an der südlichen Ostseeküste, findet mann viele ursprünglich niederländische Namen. Manchmal übersetzt oder angepasst. Van Dijk z.B. heisst jetzt Vandigas, oder Voet wurde Foth usw.
Bis soweit meinen Beitrag zur dieser Diskussion. Übrigens: in Haarlem (Nord-Holland) gibt es eine Kirche in der jetzt eine Brauerei installiert wurde, die Jopenbier braut. Die Kirche heisst Jopen-Kirche (www.jopenkerk.nl).
Herzliche Grüssen aus Holland!
Nikolaus.

Ulrich 31
23.03.2012, 18:57
Das Antworten in den dafür vorgesehenen Feldern macht keinen Spaß. Jetzt habe ich hier gerade ausführlich auf die informative Erwiderung von Nikolaus geschrieben, einschl. mühsam eingegebener Links zur Erläuterung, habe dabei noch einmal zum Nachsehen den Link zu #20 angeklickt - und weg war meine ganze vorausgegangene Arbeit! Das finde ich höchst unschön! Und frustrierend! Ich antworte deshalb Nikolaus nun zwangsläufig im Kurzstil.
Kann mir jemand helfen, wie ich meine Antworten fixieren und nicht wie beschrieben verlieren kann? Ich würde mich über jede Hilfe sehr freuen. - Danke im Voraus.

Lieber Nikolaus,

für "Jope" gibt es offensichtlich eine "deutsche" Erklärung (Schöpfkelle) und eine "holländische" (vrucht van de meidoorn). Bitte sieh deshalb meine "Korrektur" nur als hier übliche Version an. - Sorry!

Ich habe nach der Übersetzung von "meidoorn" gesucht und dabei an mehreren Stellen (die o.a. verschwundenen Links) gefunden, dass das deutsche Wort für "meidoorn" nicht Hagebutte, sondern Weißdorn (lat. Crataegus) ist.

Beide "nationalen" Erklärungen für "Jope" haben ihre gewisse Berechtigung. Die "holländische" bezieht sich auf den Gäransatz (Kräuter und Früchte, wie von Dir angegeben), die "deutsche" auf einen typischen technischen Herstellungsschritt: das Abschöpfen der ersten Schimmelschicht.

Vielleicht kannst Du die Jopen-Brauerei in der Jopen-Kirche gelegentlich einmal gezielt nach der Bedeutung ihres Namens fragen. Dort müsste man doch am ehesten eine genaue Erklärung dafür abgeben können.

Herzliche Grüße schickt aus Berlin
Ulrich

Marc Malbork
23.03.2012, 21:17
Hallo Kurt Paul:

Unter dem Antwortenfeld die Funktion "erweitert" anklicken. Dann hast du eine Vorschau-Funktion für den eigenen Beitrag und eine Rückschau-Funktion für alle früheren Beiträge.

Zum Thema kleine Ergänzung. Im Vorkriegsdanzig hieß die heutige ul. Piwna "Jopengasse". Dazu schreibt Carstenn in seinem Büchlein "Was die Danziger Straßennamen erzählen" (1922):

"Den Bierbrauern dankt die Jopengasse (M 15. Jh.) ihren Namen. Von der hölzernen Schöpfkelle, mit der Heißwasser über das Malz gegeben wurde, führte das Danziger Schiffsbier einst den weltbekannten Namen Schopen- oder Jopenbräu. Das übertrug sich auf die Gasse."

Bleibt die unernste Zusatzfrage, ob/was "Schopenhauer" mit dem Bierbrauen zu tun hat.

Ulrich 31
23.03.2012, 23:13
Hallo Rüdiger,

ich danke Dir herzlich für Deine prompte doppelte Hilfe.

Deinen Tipp zum Fixieren eines Beitrags bei gleichzeitigem Link-Aufruf in einem anderen Beitrag muss ich erst noch weiter probieren. Der erste Versuch ging schief. Das liegt aber wohl vor allem daran, dass ich mit dieser Materie noch ungenügend vertraut bin.

Schön, dass Du über dieses aufschlussreiche Büchlein von Carstenn verfügst, der die "deutsche" Erklärung für "Jope", nämlich Schöpfkelle, anders, aber wohl zutreffender beschreibt, als ich das mehr nach meiner Vermutung getan habe.

Ganz neu für mich ist, weil so noch nicht gehört oder gelesen, dass sich von "Jope" auch der Name "Schopenbräu" ableiten soll. Das führt natürlich zu Deiner Zusatzfrage bezüglich "Schopenhauer". Der Philosoph Schopenhauer, von dem mir keine besonderen praktischen oder kaufmännischen Fähigkeiten bekannt sind, hat sicherlich nichts mit dem Bierbrauen zu tun gehabt - im Gegensatz zu dem sehr geschäftstüchtigen Astronomen Hevelius.

Ein schönes Wochenende wünscht mit dankbaren Grüßen
Ulrich (alias Kurt Paul)

Wolfgang
24.03.2012, 10:35
Schönen guten Morgen,

nachfolgend Auszüge aus dem "Genealogisch-ethmylogischen Lexikon" von Johann Heinrich Barth, 2006, Verlag: Genealogie-Service.de GmbH, ISBN 3-937504-17-6:
.
Jopenbrauer. Ein Brauer, der in Schoppen bzw. Jopen das Bier braute. In Danzig gab es eine Gasse der Schopen- und Jopenbrauer.

Jopenhauer. Siehe: Schopenhauer

Schoppenhauer, Schopenhauer. Vascicularius faber (lat), ein Böttcher, Holztrogmacher, Jopenhauer, der die Schoppen, Schopen, Joppen, die Schöpftröge für den Brauer bzw. die Schöpfkellen für den Maurer fertigte. Aus scaphium (lat), chopine (frz), das wiederum aus dem Schope (mndd [=mittelniederdeutsch]), der Schöpfkelle, ein Getränkemaß (16. Jahrh.) entlehnt wurde. Siehe: Böttcher, Jopenbrauer, Küfer, Scheffler, Schoppen

Schoppenbrauer, Schopenbrauer. (niederdts). Ein Brauerknecht, der in kleineren Mengen Bier braute. Aus schopen, eine Schöpfkelle, Trinkgeschirr, bei den Brauern eine große Füllkelle. Brauerknechte, die nicht mehr bei einem Wirt dienen, sondern eigenständig sind [...]

Übrigens gibt es den Begriff "Schoppen" auch heute noch, zumindest in Hessen und Württemberg. Dort wird z.B. ein "Schoppen" Wein getrunken...

Viele Grüße aus dem Danziger Werder
Wolfgang

Ulrich 31
24.03.2012, 14:29
Hallo Wolfgang,

danke, dass Du für die Bier-Beiträge zum bisherige Thema "Der 'Danziger Lachs'" eine eigene Themenbezeichnung gewählt hast.

Die von Dir zur Erklärung der Bezeichnung "Jopenbier" zitierten Angaben aus "Genealogisch-etymologisches Lexikon" von J.H. Barth führen zu weiteren Fragen:
- Es heißt dort zu "Jopenbrauer": "

Ulrich 31
24.03.2012, 19:07
Mir ist leider schon wieder ein technischer Fehler unterlaufen, wodurch meine Antwort an Wolfgang unbeendet abgeschickt wurde (das merke ich erst jetzt beim Öffnen dieses Themas), während ich bisher meinte, meine Antwort wäre erneut gelöscht worden. (Nach offenbar falschem Anklicken kam ein Hinweis, etwa so: " Text schon mal geschrieben." oder ähnlich. Und dann war das "Antworten"-Feld wieder leer - und ich verärgert und frustriert.)

Lieber Wolfgang,
nach dieser Erklärung für den Text-Torso #9 nun die Fortsetzung dazu:

... "Jopenbrauer": "Ein Brauer, der in Schoppen bzw. Jopen das Bier braute. In Danzig gab es eine Gasse der Schopen- und Jopenbrauer."

Aus dieser Angabe folgt:
a) Zwischen Schopen- und Jopenbrauern gab es einen Unterschied (Satz 2).
b) Dieser bestand offenbar in der Verwendung unterschiedlicher Holztröge, nämlich Schoppen bzw. Jopen (Satz 1).

- Zu "Schoppenhauer, Schopenhauer" heißt es dann: "... ein Böttcher, Holztrogmacher, Jopenhauer, der die Schoppen, Schopen, Joppen, die Schöpftröge für den Brauer bzw. die Schöpfkellen für den Maurer fertigte."

Aus diesen, m.E. unpräzisen Angaben ist nicht eindeutig zu entnehmen, was hier lediglich Synonym und was hier tatsächlicher Unterschied ist. Anzunehmen ist danach aber auf jeden Fall, dass von den synonym oder unterschiedlich bezeichneten Böttchern unterschiedliche Endprodukte hergestellt wurden, nämlich
a) Schöpftröge für den Brauer und
b) Schöpfkellen für den Maurer (?).

Wenn dies so stimmt, wäre zu folgern, dass die Bezeichnung "Jopenbier" nicht von "Schöpfkelle" abgeleitet wurde, sondern von "Schöpftrog". Diese Zweifel sollten anhand von Textquellen beseitigt werden, die zeitlich näher an der ersten Wortbildung "Jopenbier" liegen - wenn das möglich ist.

Schließlich sind für mich auch die letzten Definitionsangaben zu "Schoppenbrauer, Schopenbrauer" unklar:
Wird hier zwischen "Brauknechten" (Schöpfkelle) und "Brauern" (große Füllkelle) unterschieden?

Mithin hinterlässt das betr. Lexikon bei mir eher eine Reihe offener Fragen als definitive Fakten.

Immerhin führen die Angaben in diesem Lexikon zu interessanten Spekulationen, dass möglicherweise einige Namen berühmter Personen gleiche etymologische Wurzeln haben: Schopenhauer, Chopin, Joop.

Einen schönen, wenn auch verkürzten Sonntag wünscht mit besten Grüßen aus Berlin
Ulrich

nikolaus
26.03.2012, 12:45
Meine Herren, es ist richtig dass Wolfgang die Diskussion aufgeteilt hat, denn ich nannte Mennoniten, Der Lachs, Jopenbier und Krambambuli in einem Bericht. Ueber Krambambuli und den Mennoniten sind wir uns wohl einig.
Die Beziehungen zwisschen Danzig und den Niederlanden wird hervorragend beschrieben in einem Artikel von Frau Herta Scholtis in ´Unser Danzig´, 9/1982, Seite 9 bis 11.
In der Etymologie der deutschen Sprache ist keine Verbindung von Jopen zu Schopen zu finden. Die Schoepfkelle wird/wurde von jedem Brauer, der ein obergaeriges Bier braut benutzt. Da haben die Danziger Brauer also nicht das Alleinrecht. In Berlin (ich meine in der Seestrasse) gibt es m. E. die wichtigste und umfangreichste Brau-Bibliothek der Welt, die der TU-Berlin. Lesen Sie bitte ´Liber de Cervisia´ von Martinus Schookius, Groningen 1661.
Der Jopen/Joopen wurde als Gewuerz und als Gaerungsmittel benutzt, Jopenbier war ein selbstgaerendes/spontangaerendes Bier. Nicht nur in Danzig sondern auch in Haarlem. Die dortige Brauerei braut heutzutage immer noch ein Jopenbier. Die Brauherren behaupten jedoch dass Jopen ein Namen eines 112-Liter holzfasses war.
es gruesst Sie herzlichst
Nikolaus

Ulrich 31
26.03.2012, 23:19
Danke, Nikolaus, für den Hinweis auf die bedeutende Brau-Bibliothek der TU Berlin. Bei nächster Gelegenheit werde ich mich dort kundig machen, um die in diesem Thread weiter bestehenden Differenzen zur Ableitung der Bezeichnung "Jopenbier" hoffentlich zu klären. Bei befriedigendem Ergebnis werde ich mich hier erneut melden.

Mit herzlichen Grüßen aus Berlin
Ulrich

nikolaus
27.03.2012, 16:39
Hallo Ulrich!
Selbstvertsändlich habe ich die Weisheit nicht gepachtet. Als ich mein Studium 1974 anfing habe ich viele Stunden in der Berliner TU-Bibliothek verbracht. Nicht nur gibt es dort interessante Bücher, sondern die alten Ausgaben (19. Jahrh.) der deutschen Brauerzeitung gaben auch viele geschichtliche Daten der früheren Biersorten und Brauereien. Auch der weltberühmte, deutsche Brau-Professor Dr. Ludwig Narziss, hat mir viel über früher erzählt.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Forschung. Ich wäre gerne dabei gewesen.
Mit freundlichen Grüssen
Nikolaus.

Rudolf
31.03.2012, 15:52
Beim Lesen fand ich in Sachen Danziger Bier zufällig etwas in der " Städtechronik 1652 " von Mattheus Merian ( 1593-1650 ) :
" Allhie ( gemeint ist der Artushof ) pflegen die fürnehmsten der Stadt das gute Danziger Bier zu trincken . Sie gehen zu einer gewissen Stund deß Abends dahin und auch wieder hinweg , und gibt einer ein Geldt , so Anno 1605 zween polnische Groschen gewesen , dafür er von drey bis auff neun Uhr hat trincken mögen , soviel ihn gelüstet hat . Man solle auch eine herrliche Music von allerley Instrumenten darbey haben . Von gemeinen Handwercksleuthen darf niemand dahin kommen , diese haben aber auch ihre besondere Orth , da sie zusammenkommen und trincken .
Man zehlet allhie über die dreissig Sorten Biere , deren etliche die Stadt selbsten brauet , unter dene sonderlich das Juncker- oder Doppelbier trefflich gelobet und hoch gehalten wird . Cluverius schreibet , daß er eines von 60 Jahren alt , so gar schwartz und dick gewesen , gesehen , welches man nicht mehr für den Durst , sondern zu den Kranckheiten gebraucht habe . "
Übrigens : auch in Heubude gab es im 17. Jahrhundert bei seinerzeit 33 Familien schon eine Brauerei , wie ich auf einer polnischen Website erfuhr .
Allen ein schönes Wochenende wünscht Rudi

Ulrich 31
04.04.2012, 16:00
Danke, Nikolaus und Rudi, für Eure informativen Beiträge. Mit meinen Recherchen in der TU-Bibliothek wird es leider noch etwas dauern. Wenn ich dort Genaueres erfahre, werde ich mich hier wieder melden.

Schöne Ostertage wünscht
Ulrich

nikolaus
05.04.2012, 21:58
Hallo Ulrich,
falls Du in irgendeiner Bibliothek eine Suche anfängst: in meinen Daten habe ich herausgefunden, dass die letzte Jopenbrauerei in Danzig, die Firma G.F.A.S. Steiff, Halbengasse 2, Danzig, war. Sie wurde 1898 geschlossen. Alle anderen Danziger Brauereien brauten damals (ab etwa 1870) untergäriges Bier (wie z.B. Pilsener).
Ich wünsche Euch allen ein schönes Osterfest.
Mit freundlichen Grüssen,
Nikolaus

AndiK
14.04.2012, 02:28
Hallo Nikolaus,

interessante Ausführungen zum Thema Jopenbier! Ich wußte schon, dass es das Bier immer noch in den Niederlanden gibt. Ich würde es gerne mal probieren!
Aber ich muss noch etwas zu einem anderem Thema schreiben:
Du schriebst:
"Schaut mann heute in den Telefonbücher von Danzig, Memel (Klaipeda), Riga, Tallinn (Reval) und andere Städten an der südlichen Ostseeküste, findet mann viele ursprünglich niederländische Namen. Manchmal übersetzt oder angepasst. Van Dijk z.B. heisst jetzt Vandigas, oder Voet wurde Foth usw. "

Zumindest für die heutigen Telefonbücher von Gdansk und Klaipeda denke ich, dass diese Behauptung sehr gewagt ist. Die Einwohner dieser beiden Städte sind zu über 90% erst seit frühestens 1945 dort ansässig. Die Danziger und Memeler Einwohner vor 1945, bzw deren Nachfahren leben heute über ganz Deutschland verstreut. Viele Deutsche (und damit auch die Nachfahren der niederländischen Siedler) sind 1945 geflohen. Die, die da blieben, mussten nach 1945 diese Städte verlassen, wenn sie nicht polnischer, kaschubischer oder (in Klaipeda, bzw dem Memelland) litauischer Abstammung waren.
In Danzig gibt es zwar noch eine sehr kleine deutsche Minderheit, deren Vorfahren schon vor 1945 dort lebten, und auch einige Polen deren Familien auch schon vor 1945 dort lebten, aber die überwiegende Mehrheit sind Polen, welche entweder aus den ostpolnischen, jetzt russischen Gebieten vertrieben wurden, oder aus Zentralpolen stammen. In Klaipeda, sind fast 100% der EInwohner erst seit 1945 dort ansäßig. Memel wurde 1945 komplett von den Deutschen geräumt. Selbst die Angehörigen der litauischstämmigen Minderheit verließen zunächst die Stadt, einige kehrten nach 1945 zurück, nachdem die Sowjets Ihnen die Rückkehr erlaubte. Aber fast alle flohen in den Jahren des Stalinismus wieder nach Deutschland oder den USA, oder sie wurden nach Sibirien deportiert. Es gibt also kaum jemand dort, dessen Familie auch schon vor 1945 dort lebte. Nur ganz wenige alte "Klein-Litauer" gibt es noch, die schon vor 1945 zur (preussisch)-litauischen Minderheit gehörten. (Diese waren im Gegensatz zu den russisch- oder Groß-Litauern protestantisch anstatt katholisch). Nachfahren der niederländischen Mennoniten wird es dort und auch in Danzig sehr wahrscheinlich keine mehr geben. Die niederländischen Siedler haben sich meist sehr schnell mit den meistens auch niederdeutschen Siedlern vermischt, da das niederländische und das niederdeutsche Platt sehr ähnlich waren. (bzw auch heute noch ist)

Stejuhn
14.04.2012, 13:57
Ich habe über Gero (Poguttke) das Danziger Doppelbier bekommen und ich muss sagen, es schmeckt uns (meinem Mann, meiner Tochter und mir) sehr gut. Es ist ein dunkles Bier mit einem lieblich/süffigen Geschmack.:p
Nähere Informationen gibt es unter www.hanseatenbier.de

nikolaus
16.04.2012, 17:41
Hallo AndiK!
Das Haarlemer Jopenbier ist kein Danziger Jopenbier! Es schmeckt zwar hervorragend, ist jedoch untergärig und hat andere Zutaten.
Bei den Familiennamen in den Telefonbüchern habe ich selber, sowohl in Gdansk als in Klaipeda (wo ich vor ein par Jahren gearbeitet habe) erfahren, dass es dort noch einige Namen gibt die ursprünglich aus den Niederlanden stammen. Berühmt/bekannt ist ja 'Smid, Schmidt usw.' überstetzt in 'Kowalski' usw. 'Dijk' wurde 'Grobla'+. Es gibt heute sogar eine Ul. Grobla in Danzig. Schauen Sie mal unter V (Van......), Sie werden staunen! Selbstverständlich hat sich die Zahl der Niederländer vor dem Weltkrieg schon dezimiert.

Zurück zum Jopenbier in weingen Tagen!
Mit freundlichen Grüssen,
Nikolaus.

mottlau1
31.10.2012, 17:43
Guten Tag,

ein guter Bekannter fragte mich heute wo man hier bei uns "Krambambuli" bestellen kann. - Wer kann mir einen Rat geben?

Viele Grüsse Jutta

Ulrich 31
31.10.2012, 18:41
Guten Tag Jutta,

frag doch mal hier nach: http://www.krambambuli.info/Die-Geschichte.47130.html. Dieses Münchner Restaurant mit dem betr. Namen könnte vielleicht Deine Frage beantworten.

Viel Erfolg wünscht
Ulrich

Ulrich 31
31.10.2012, 18:50
Hallo Nikolaus,

darf ich Dich an Deine am 16.04.2012 angekündigte weitere Auskunft zum Jopenbier erinnern? Ich warte gespannt darauf.

Beste Grüße
Ulrich

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
31.10.2012, 23:51
Hallo Jutta
Bei meinem letzten Rätsel bin ich auch nebenbei zufällig auf " Krambambuli " gestoßen ....
http://de.wikipedia.org/wiki/Krambambuli_(Getr%C3%A4nk)

Viele Grüße
Hans-Jörg

Viele Grüße
Hans-Jörg

Ulrich 31
25.01.2018, 14:35
Liebe Bierfreunde,

es macht in diesem Forum leider immer weniger Spaß, sich zu engagieren, weil schon seit längerem trotz täglicher Listung von 30-50 sichtbaren sog. „aktiven Benutzern“ aus den eigenen Reihen (hinzu kommen vermutlich mindestens ebenso viele unsichtbare Forum-Teilnehmer) einem viel zu oft die schriftliche Auskunft ins Auge springt: „Es wurden keine neuen Beiträge gefunden.“ – Ist den Forumern die Mitteilsamkeit abhanden gekommen? – Was ist los?

Dennoch will ich hier aus aktuellem Grund diesen Forum-Thread zum Jopenbier aus dem Jahr 2012 (wo man noch lebhaft diskutierte) neu beleben.

Vielleicht ist Euch bekannt, dass es seit vorigem Jahr das neue größere Central Hotel Gdańsk in unmittelbarer Nähe des Danziger Hauptbahnhofs gibt (Adresse: Podwale Grodzkie/Stadtgraben 4, Homepage in deutscher Google-Übersetzung: > https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fcentralhotelgdansk.pl%2F&edit-text=&act=url ). In dieses Hotel ist das Brauerei-Restaurant „Browar PG4“ (abgeleitet von der o.a. Adresse) integriert (Homepage in deutscher Google-Übersetzung: > https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=http://www.pg4.pl/&prev=search ; Bilder dazu von Tripadvisor: > https://pl.tripadvisor.com/Restaurant_Review-g274725-d12502975-Reviews-Browar_PG4-Gdansk_Pomerania_Province_Northern_Poland.html#pho tos;geo=274725&detail=12502975&ff=263865535&albumViewMode=hero&aggregationId=101&albumid=101&baseMediaId=263865535&thumbnailMinWidth=50&cnt=30&offset=-1&filter=7&autoplay= ).

Chef der in diesem Restaurant installierten Brauerei ist Johannes Herberg, ein aus Deutschland stammender Mikrobiologe und Braumeister. Er hat es sich nach intensiven Literaturstudien zum Ziel gemacht, nach altem Rezept unter modernen Bedingungen das ehemalige Danziger Jopenbier in der Brauerei PG4 neu herzustellen. Das dazu bereits laufende amtliche Genehmigungsverfahren ist leider langwierig und wird die praktische Herstellung des neuen Danziger Jopenbiers voraussichtlich erst im September/Oktober 2018 möglich machen.

Zur Zeit gibt es für Johannes Herberg jedoch Probleme damit, dass in Thorn (Toruń) bereits ein Jopenbier hergestellt wird und dadurch Rechtsstreitigkeiten im Raum stehen.

Alles Nähere dazu kann diesem gdansk.pl-Bericht vom 24.01.2018 entnommen werden, in dessen deutscher Google-Übersetzung der polnische Name „piwo jopejskie“ für Jopenbier ulkigerweise zu „Japanbier“ wird:

> http://www.gdansk.pl/wiadomosci/Spor-o-piwo-jopejskie-Czy-gdanski-produkt-moze-byc-z-Torunia,a,99616 (polnisch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2FSpor-o-piwo-jopejskie-Czy-gdanski-produkt-moze-byc-z-Torunia%2Ca%2C99616&edit-text=&act=url (deutsch).

Viele Grüße
Ulrich

Peter von Groddeck
25.01.2018, 16:00
Lieber Ulrich,
wie schon geschrieben, auch wenn ich wenig kommentiere, ich lese Deine Bericht immer gerne und danke Dir dafür.
Gruß Peter

Antennenschreck
25.01.2018, 16:14
Hallöle,

ja da gebe ich dir recht Ulrich, dass Interesse könnte etwas größer sein. Aber leider kann man das nicht erzwingen, man muß es so nehmen wie es ist. Ich lese aber auch oft nur, ohne immer gleich zu antworten, Asche auf mein Haupt.

LG Arndt

Insel2008
25.01.2018, 16:53
Hallo Ulrich,
zum Thema Bier kann ich absolut nichts beitragen außer, daß ich allerhöchstens wenn überhaupt, Bier mit Limonade trinke. Nennt man bei uns im Süden "Radler".

Durch das Lesen Deiner Beiträge Ulrich, lerne ich aber doch so einiges über Danzig kennen. Danke dafür.

Peter von Groddeck
25.01.2018, 19:03
... und im Norden nennt man es Alsterwasser.
Gruß Peter

Ulrich 31
26.01.2018, 00:01
Wenn auf Jopenbier hier nur mit Radler und Alsterwasser reagiert wird, mache ich die Klappen dicht.

Tschüss und gute Nacht!
Ulrich

Felicity
26.01.2018, 00:15
Mache noch nicht die Klappen dicht, Ulrich. Kann nichts vom 'Jopenbier' schreiben aber ich habe seit Jahren eine brennende Frage. Gibt es noch das wunderbare, dunkle Malzbier. Es war in den Flaschen mit dem komischen Verschluss, das man runterdruecken musste und dann sprang es auf. Es war beinahe suess und wir Kinder durften es auch trinken. Habe schon viel herumgefragt, aber habe mein geliebtes Malzbier immer noch nicht gefunden. Liebe Gruesse von der Feli

love danzig
26.01.2018, 00:31
Hallo Ulrich,
nach einen Gespräch mit einen Freund aus Danzig ,sagte mir sein Vater,er ist 86 Jahre, das viele Polen auch gerne in den Jahren 1930-1940. PERLA PILS getrunken haben. Ich kenne es nicht,aber es ist wohl eine alte polnische Brauerei.
Herzliche Grüße Roman

Ulrich 31
26.01.2018, 00:42
Liebe Feli,

schau mal wegen Deiner brennenden Frage nach den Beiträgen #31 bis #36 im Forum-Thread "Danziger Bier" (> http://forum.danzig.de/showthread.php?7198-Danziger-Bier&highlight=Malzbier ). Hast Du mal die in #34 empfohlene Mischung probiert?
Wenn ich demnächst wieder in Danzig sein werde, werde ich dort speziell nach einem Bier suchen, was Deinem geliebten dunklen Malzbier aus vergangener Danziger Zeit entspricht. Es wird wohl aber nicht das im "Browar PG4" angebotene 'IRISH RED ALE' sein (siehe hierzu entspr. #24 unten: > http://www.pg4.pl/en/ ).

Herzliche Grüße
Ulrich

Ulrich 31
26.01.2018, 01:05
Liebe Feli,

hier habe ich noch dieses australische Forum gefunden, in dem u.a. Tipps zum Erwerb von Malzbier gegeben werden: > http://www.australien-forum.de/index.php/Thread/25407-Malzbier-Apfelwein-in-Brisbane/ . Vielleicht wirst Du dort fündig.

Das wünscht Dir herzlich
Ulrich

sarpei
26.01.2018, 09:57
Über das Danziger Jopenbier von Engelhardt Glimm (Heft 2 der Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 1927) ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die gesamte Schrift mit dem Untertitel ‚Mitteilungen aus dem Laboratorium für Nahrungsmittel-Chemie und landwirtschaftliche Gewerbe der Technischen Hochschule zu Danzig‘ kann im djvu-Datenformat herunter geladen werden unter:

http://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=36231&from=&dirids=1&ver_id=&lp=1&QI=

Nachstehend - bis auf minimale Kürzungen - das Kapitel 1. Einleitung.

Es gibt dann noch

2. Herstellung des Jopenbieres
3. Mikroorganismen des Jopenbieres
4. Versuche zur Aufklärung der Jopengärung
5. Verwendung des Jopenbieres
6. Zusammenstellung

Enthalten ist auch ein Literaturverzeichnis zu weitergehenden Studien. Ob mit den gemachten Angaben wirklich ein Jopenbier nachgebraut werden kann, weiß ich nicht zu sagen. Hier nun das Einleitungs-Kapitel (eine Google-Übersetzung der lateinischen Stellen hat mich nicht unbedingt klüger gemacht … .)

1. Einleitung
Seit Einführung der Hefereinzucht durch Hansen zu Beginn der 80ig-er Jahre des … [19.] Jahrhunderts ist man in den Brauereien bei Herstellung der gewöhnlichen Biersorten dazu übergegangen, die Gärungserreger aus Reinkulturen zu züchten und diese Reinhefe in den Betrieb einzuführen. Durch diese Methode ist man in den Stand gesetzt, eine reine Gärung und einen möglichst gleichmäßigen Geschmack des Bieres zu erzielen. Nur bei einzelnen Biersorten, die sich durch ihr spezifisches Aroma oder einen bestimmten Säuregehalt auszeichnen, ist man bei der alten Selbstgärung geblieben.

Auch diese Biersorten sind dem Aussterben nahe. Europäische Typen dieser Art werden nur noch in Belgien - Lambik und Mars - hergestellt. In Deutschland wurde bis zum Weltkriege das Jopenbier erzeugt. Die belgischen Biere werden aus 15 -17%igen Würzen gewonnen und zeichnen sich durch einen starken Säuregehalt aus.

Das Danziger Jopenbier wurde durch Vergärung einer hochkonzentrierten 45 - 55%igen Würze erhalten und zeigte hohen Extraktgehalt und einen an Portwein erinnernden Geschmack. Während man über die Gärung der anderen Biere ziemlich genau unterrichtet ist, ist die Gärung des Jopenbieres noch nicht aufgeklärt. Früher hielt man es nicht für möglich, daß die Hefe imstande ist, so hochprozentige Würze zu überwinden, da bei dieser Konzentration bereits Plasrnolyse eintritt. Erst Heyduck fand, daß die Hefe imstande ist, Zuckerlösungen bis zu 70% zu ergären. Über die Vergärung selbst liegen bis jetzt nur vereinzelte Angaben in der Literatur vor, die sich teilweise widersprechen. …

Der Name Jopenbier rührt von dem eigenartigen Schöpftroge her, dessen sich die alten Jopenbrauer zum Übergießen des heißen Wassers über das Malz beim Brauen des Jopenbieres bedienten und welcher Schopen oder Schuffen genannt wurde. Die lateinische Bezeichnung für das Bier war bis zum 16. Jahrhundert Cerevisia navigalis (Schiffsbier). Im 16. Jahrhundert finden wir bei Heyl die Bezeichnung „Cerevisia Thoracina“. Mit dem Worte thorax bezeichnet man jede Art von Brustbekleidung also auch die Joppe. Durch den Sprachgebrauch ist im Laufe der Zeit aus dem Schopen- oder Schuffenbier der Name „Jopenbier“ entstanden.

Die Geschichte des Jopenbieres reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1364 errichtete die reiche Zunft der Schopenbrauer in der 0berpfarr-Kirche zu St. Marien den Altar der 10.000 Märtyrer. Noch im 18. Jahrhundert las man dort auf einer Tafel: „Nach Gotes Geburt Tusend dry hundert Jor, in dem Vier und sechzigsten Jore, eyn Seelgerede gestiftet ist ein Altare mit 4 Kerzen das han gethan die Bruwer mit der Obersten Rote der Erbarn Stadt Dancyk Gote zu Love Marien syner liben Mutter, Sente Sigemund Sente Ewalt und den czeentusend Rittern, die des Seelge rees Hauptherren sind“.

1395 erbittet sich der Rathmann Hermann von Halle als Oberbefehlshaber in Stockholm von Danzig her das Jopenbier, das in dem „martio gebrawen ist.“ Die reiche Zunft urnfaßte damals 56 Brauereien. Jedenfalls sind es größtenteils nur kleine Brauereien, die nicht viel mehr wie für den Hausbedarf brauten. Daneben müssen auch einige größere bestanden haben, denn schon zu jener Zeit blühte der Export ins Ausland, wie Löschin in seinen „Beiträgen zur Geschichte Danzigs und seiner Umgebungen“ mitteilt.

Die nächsten Aufzeichnungen beziehen sich größtenteils auf die Bekömmlichkeit und den guten Geschmack des Bieres. Johannes Placotomus berichtet in seinem 1551 erschienenen Werk „De natura et viribus Cerevisarum et mulsarum“ über die verschiedenen Biere und rühmt in dem Abschnitt über die besonderen Biere das Danziger Bier als „Königin der Biere“. Beim Vergleich mit den preußischen Bieren sagt er folgendes: »Wenn auch Preußen viele Sorten der besten Biere besitzt, läßt doch das Danziger alles weit hinter sich und überragt jedes beliebige Bier Deutschlands an Gehalt. Nicht eines ist aufzufinden, welches diesem Namen gleichkommt. Es ist im Geschmack und Aussehen angenehm, vollmundig, nährt beträchtlich, erzeugt gutes Blut, bewirkt, wenn mäßig genossen, eine gute Gesichtsfarbe. Eine Unze ist wirksamer als ein volles feines Sechste! (Maß, das doppelte der Unze), irgend eines anderen aus Gerste hergestellten Bieres. Manche gebrauchen es an Stelle eines Linderungsmittels für den Magen und die meisten werden erfahren, daß ihnen geholfen wird, usw“. Weiter schreibt der Danziger Arzt Heyl 1558 in der Vorrede zu einem von ihm herausgegebenen Werke: „Claudii Galeni Pergamensis duo libri, unus de plenitudine, alter de curativa sanguinis rnissione ad custodiam sanitatis utilissime. Translati et scholiis quibusdam declarati per Christophorum Heyl Medicurn Dantiscanum“.

„Siquidim primaria cerevisia (ut ea quadruplex simul hic coquitur) nusquam alibi vel sapidor vel qui plenius liberaliusque nutriat (non inveterata) in toto opinor orbe terrarum invenitur quaeque tam ubique celebretur, ea locis quibusdam (nam longissime avehitur) Prussiaca, quibusdarn Thoracina cerivisia nominatur …“.

In seinen fünf Büchern, „von der Göttlichen und Edlen Gabe der Philosophischen hochthewren und wunderbaren Kunst Bier zu brawen“ rühmt Heinrich Knaust in einem besonderen Artikel über Danziger Bier in Preußen das Jopenbier wegen seines guten Geschmackes und seines hohen Nährwertes. Er bezeichnet es rnit dem Namen „Königin und Printzin unter allen Gerstenbieren“.

In einer Papierhandschrift aus dem 17. Jahrhundert finden wir eine Aufzeichnung über die Brauart des Danziger Jopenbieres. Danach wird das Jopenbier aus 16 Säcken Malz hergestellt. Eine Angabe über die zum Brauen nötige Wassermenge findet sich in der Handschrift nicht. Es muß das beste Malz sowie der beste Hopfen dazu genommen werden. Man läßt es dann nicht gären, sondern es wird in Gefäße gestellt und sich selbst überlassen. Das Brauen findet im Herbst statt. Die Tonne wird für 10 Silbergroschen verkauft. Eine Accise an die Stadt wird nicht gezahlt.

Wissenschaftliche Bearbeitung fand das Jopenbier erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Bail berichtet im Jahre 1857, daß das Jopenbier durch Selbstgärung entsteht und die Hefe aus Schimmelpilzen gezogen wird. I.indner isoliert dann aus dem Jopenbier zwei Hefen, die sich durch eigenartige Zellformen auszeichnen (Saccharomyces farinosus und Saccharomyces Bailii). Die erstere stellt eine Hauthefe dar, die letztere erzeugt, wenn auch nur im geringen Maße, Gärung. l.indner nimmt an, daß S. Bailii bei der Gärung des Jopenbieres die Hauptrolle spielt. In einer späteren Fußnote wird dies widerrufen. Gleichzeitig teilt er aber mit, daß er aus Jopenbier, das aus einer anderen Brauerei stammt, mehrere Hefen isoliert hat, die alle Maltose, Rohrzucker und auch Dextrose vergären. Die beiden obenangeführten Hefen konnte er nicht mehr isolieren.

Später beschreibt Mumme die Darstellung sowie Eigenschaften und Verwendung des in einer von ihm geleiteten Brauerei hergestellten Jopenbieres. Eine Analyse ergab einen Alkoholgehalt von 3,52 % und eine Stammwürze von 49,94 %.

Ulrich 31
26.01.2018, 12:51
Danke, lieber Peter,

dass Du nach den ersten ablenkenden Antwort-Einschüben nach meinem Beitrag #24 zur Wiederbelebung des Danziger Jopenbieres mit Deinem Zitat aus der Abhandlung von Engelhardt Glimm (1927) wieder darauf zurückkommst, worum es hier geht.

Ich nehme an, dass der Chef des "Browar PG4", Herr Johannes Herberg, auch die Abhandlung von Engelhardt Glimm kennt und bei seinem Vorhaben, ein "neues" Danziger Jopenbier nach altem Rezept zu brauen und im Herbst 2018 seinen Gästen anzubieten, ggf. mit berücksichtigt hat.

Viele Grüße
Ulrich

Felicity
26.01.2018, 23:53
Danke Ulrich fuer den Hinweis auf 31, werde mir mal den Apfelwein und das gewoehnliche Malzbier kaufen und dann versuchen nach meinem Geschmack eine Mischung herzustellen. Werde Euch dann mitteilen wie es schmeckt. Liebe Gruesse von der Feli

Felicity
26.01.2018, 23:56
Pardon Ulrich es war 33.

Peter von Groddeck
27.01.2018, 11:54
Liebe Feli,
hoffentlich bekommst Du keine Rüge von Ulrich wie in #29, da Du so wie Inselchen (#27) und ich (#28) vom Thema in#36 (Apfelwein und Malzbier) abgewichen bist.
Gruß Peter

Ulrich 31
27.01.2018, 19:07
Hallo Peter von Groddeck (#38),

zu Inselchen und Dir: keine Rüge (#29), aber Enttäuschung.

Zu Feli: Sie ging in #30 auf meine Enttäuschung ein und schloss ihre Frage nach dem dunklen Malzbier an, die ich von früher kannte. Dazu habe ich ihr in #32 und #33 gerne geantwortet.

Gruß Ulrich

Ulrich 31
29.01.2018, 00:00
Hallo, liebe Bierfreunde,

ich knüpfe hier an den in #24 mitgeteilten gdansk.pl-Bericht vom 24.01.2018 an, der heute, am 28.01., diese verlinkte Fortsetzung erhalten hat:

> http://www.gdansk.pl/wiadomosci/Jopejskie-z-Torunia-juz-w-Gdansku-To-dobro-narodowe,a,99984 (polnisch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2FJopejs kie-z-Torunia-juz-w-Gdansku-To-dobro-narodowe%2Ca%2C99984&edit-text=&act=url (deutsch).

In diesem aktuellen Artikel (Titel in Google-Deutsch: "Jopejskie aus Toruń bereits in Danzig. 'Es ist ein nationales Gut'")
wird berichtet, dass schon heute "Jopenbier" erstmals im Pub Pułapka in der Häkergasse (Straganiarska) 2 (> https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g274725-d4869543-Reviews-Pulapka-Gdansk_Pomerania_Province_Northern_Poland.html ) verkauft wurde: 100 ml zu 42 PLN (!). Dieses "Jopenbier" der Olimp Brauerei in Thorn (Toruń) wurde in Bütow (Bytów) gebraut.
Der Andrang nach diesem neuen Bier, dessen Geschmack im betr. Artikel näher beschrieben wird, war groß. Groß werden sicher aber auch die rechtlichen Auseinandersetzungen sein, die schon in #24 angesprochen wurden und hier noch einmal erläutert werden. - Bitte entnehmt selbst die Einzelheiten dazu beiden gdansk.pl-Berichten.

Viele Grüße
Ulrich

Ulrich 31
29.01.2018, 00:19
Nachtrag zu #40:

Grund für das heutige Datum zum Verkauf des neuen "Jopenbieres" war der Geburtstag von Johannes Hevelius am 28. Januar (hier seine Wikipedia-Seite: > https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hevelius ).

Und so wurde der Geburtstag von Johannes Hevelius (polnisch Jan Heweliusz) heute in Danzig gefeiert:

> http://www.gdansk.pl/wiadomosci/Co-to-byly-za-urodziny-Sam-Sobieski-przybyl-uczcic-czterysetke-Heweliusza-ZDJECIA,a,99985 (polnisch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2FCo-to-byly-za-urodziny-Sam-Sobieski-przybyl-uczcic-czterysetke-Heweliusza-ZDJECIA%2Ca%2C99985&edit-text=&act=url (deutsch).

Felicity
29.01.2018, 14:13
Nach wem wurde das Jopenbier genannt ? Da gab es doch in Danzig eine Jopengasse, hat die etwas mit dem Bier zu tun ? Liebe Gruesse von Down Under, momentan Federer's Fan Club.

sarpei
29.01.2018, 15:34
aus: 'Die Straßennamen Danzigs' von Walther Stephan (1911)

o Jopengasse (Rechtsstadt)

Bis in das 16. Jahrhundert wird die Gasse gewöhnlich mit zur Brotbänkengasse gerechnet, doch findet sich der Name Jopengasse vereinzelt bereits seit 1449.

Die (…..) Nummern 28 - 39 und 41 - 45 rechneten seit 1574 mit den anstoßenden Grundstücken der Brotbänkengasse zum Schnüffelmarkt.

Die ältere Ableitung des Namens Jopengasse von der Stadt Joppe, weil der Orden es angeblich liebte, die Umgegend von Kirchen nach biblischen Orten zu benennen, ist schon durch die Tatsache, dass der Straßenname überhaupt erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in Gebrauch kommt, als unzutreffend erwiesen. Die Gasse gehört zu den Gewerksgassen und führt ihren Namen nach den in ihr wohnenden Jopen- oder Schopenbrauern, deren (…..) in Danzig hergestelltes Gebräu, ehedem Jopen- oder Schopenbier genannt, sich großer Beliebtheit erfreute und weithin als „Schiffsbier“ versandt wurde.

Die Bezeichnung des Gewerkes als Schopenbrauer, die auch an andern Orten vorkommt (z.B. in Hamburg für die selbständigen Brauerknechte), ist zweifellos in erster Linie von schope oder schuffe, einer großen hölzernen Schöpfkelle, mit der das heiße Wasser über das Malz gegossen wurde, hergeleitet. Bereits die älteste Willkür aus der Zeit von 1455 - 1466 bringt beide Ausdrücke in Beziehung zu einander in der Bestimmung: Bader unde baderknechte unde schuff’enbruwer sullen mit eymern und schuffen zum fuere louffen.

Mit diesem Wort schope = Schöpfkelle ist jedoch der Ausdruck jope, wie meist angenommen wird, durchaus nicht völlig gleichbedeutend. Dieser begegnet an keinem anderen Orte und wird auch in Danzig meines Wissens nur für das Bier und zur Bezeichnung des Gewerkes nicht aber auch als Name des Gerätes gebraucht. Wenn andererseits das Getränk neben Jopenbier auch Schopenbier genannt wird, so dürfte das durch eine zweite Bedeutung von schope, die in ihrer Grundbedeutung mit der vorhin erörterten nichts zu tun hat, seine Erklärung finden.

Im Allgemeinen wurden Getränke, oft genug in derb humoristischer Weise, nach ihrer Wirkung benannt. Die Jope war ein Doppelbier, das namentlich wegen seiner erwärmenden und schweißtreibenden Kraft geschätzt wurde. Nun ist das deutsche Jope ein seit dem 12. Jahrhundert aus den romanischen Sprachen eingedrungenes Lehnwort, es bezeichnet ein von Männern und Frauen getragenes, anliegendes Kleidungsstück. Den gleichen Sinn hat aber auch die von demselben, romanischen Stamm gebildete Nebenform Schôpe, Schoppe oder Schûbe (lt. Heyne, Körperpflege und Kleidung bei den Deutschen, S. 294). Die Gleichheit der Wirkung war die Veranlassung, das Bier in humoristischer Weise mit dem Namen des wärmenden Kleidungsstückes zu benennen. Dass diese Erklärung tatsächlich zutrifft, bezeugt der Humanist und Arzt Dr. Christophorus Heyl, der von 1547 - 1551 in Danzig lebte. In der Einleitung einer von ihm besorgten, lateinischen Übersetzung eines Galenschen Traktates rühmt er die Güte des Danziger Bieres und sagt: Ea (cerevisia) locis quibusdam, nam longissime avehitur, Prussiaca, quibusdam Thoracina cerevisia vocatur. Thorax ist hier in dem ganz allgemeinen Sinne von Brustbekleidung als Übersetzung des deutschen Jope gebraucht.

ln der Bezeichnung des Gewerkes als Schopenbrauer sind demnach hier in Danzig die beiden Stämme Schope = Schöpfgerät und Schope = Jope zusammengeflossen.


Viele Grüße

Peter

Ulrich 31
29.01.2018, 19:30
Hallo zusammen!

Liebe Feli (#42),
Peter hat Dir und anderen in #43 dankenswerterweise sehr ausführlich und erschöpfend mittels Zitat aus dem Buch 'Die Straßennamen Danzigs' von 1911 erklärt, woher die Bezeichnung "Jopenbier" kommt. - Die Jopengasse wurde nach diesem dort früher gebrauten speziellen Bier benannt. Und nach 1945 erhielt diese Straße in historischer Anlehnung den polnischen Namen "Ulica Piwna" (zu Deutsch: "Bierstraße"). Siehe dazu auch: > http://www.danzig.at/index.php?id=50,272,0,0,1,0 .

Interessant ist bei dieser Gelegenheit ein erneuter Rückblick in den Forum-Thread "Danziger Bier", gestartet am 16.05.2011 (> http://forum.danzig.de/showthread.php?7198-Danziger-Bier&highlight=Jopenbier ). Dort wird nämlich erwähnt, dass damals im Restaurant "Torschänke" in Travemünde ein Bier gebraut wurde, das dem Danziger Jopenbier ähnlich war: das "Seeschiffer Doppelbier". Und dazu zeigte Helga, die Themenstarterin, sogar ein Foto mit den entspr. Flaschen (#1). Näheres dazu berichtete dort Poguttke in #6. - Leider existiert nach aktuellen Webangaben die "Torschänke" in Travemünde nicht mehr. Dies sind überholte Webseiten, die bildliche und bewertende Auskunft zu dieser früheren Travemünder Institution geben: > https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g187413-d1351946-Reviews-Torschanke-Lubeck_Schleswig_Holstein.html , > https://www.online-tischreservierung.de/restaurant/index/Schleswig-Holstein/L%C3%BCbeck/Griechisch/zk5r716hyi/Torsch%C3%A4nke+Gasthaus+1870 .

Viele Grüße
Ulrich

Felicity
29.01.2018, 23:35
Lieber Peter und Ulrich ! Wie immer, erleuchtet Ihr den Verstand von uns alten und jungen Danziger Kindern. Habe von Euch mehr ueber die Heimat gelernt als ich es tat, wie ich noch in ihr lebte. Liebe Gruesse von der Feli