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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neukrug (Piaski) am Frischen Haff



Wolfgang
23.04.2012, 16:28
Schönen guten Nachmittag,

wo hört die Welt auf? Besser gefragt: Wo hört Westeuropa auf, wo fängt der Wahnsinn unserer "Nachkriegsordnung" an?

Nach meinem Empfinden an der russischen Grenze. Und das wird besonders deutlich, wenn man die alte Frische Nehrung von Bodenwinkel (Katy Rybackie) über Vogelsang (Skowronki) nach Kahlberg (Krynica Morska) und dann bis Neukrug (Piaski) fährt.

Die Frische Nehrung ist ein schmaler Landstreifen der das Frische Haff von der Ostsee trennt. Auf ihr führt die alte Nehrungsstraße zwischen den Dünen hügelauf und hügelab mitten im Nehrungswald Richtung Osten. In Neukrug hört die Straße auf und es endet -dieser Eindruck entsteht- die westliche Zivilisation.

Nach Neukrug führt eine Sackgasse, eng, schlaglochübersät. Eine Straße, die jedoch bereits im Frühling zum Träumen verleitet. Nach Sommer, Wärme, nach Gerüchen die an Kiefernharz, die See, an Pilze erinnern. Kurz vor Neukrug dann ein Blick auf das Frische Haff. Hinunter auf das Wasser, durch Kiefern hindurch, auf einen langgezogenen schmalen Streifen weißen Sandbadestrandes.

Aber das alte Neukrug ist nicht mehr. Es ist eine Sackgasse, eine Sackgasse in jeder Hinsicht. Hierher kommen nur Wenige. Die, die sich verirren und jene, die etwas mit Neukrug zu tun haben und nicht davon lassen können. Es gibt noch ein paar alte kleine geduckte Häuschen, Backstein, ziegelrot, Fensterläden. Man muss nach ihnen Ausschau halten. Sie sind ein wenig versteckt, nicht sofort zu finden.

Gestern, am Sonntag, geschäftiges Treiben im kleinen Fischereihafen. Unmengen kleiner Heringe sind angelandet. Sie werden auch im Frischen Haff gefangen. Vielleicht zwanzig Zentimeter groß das Durchschnittsmaß. Sie werden aus den vollen Booten herausgepumpt. Ein Saugrohr befördert sie auf die Hafenmole, von dort aus auf einen Sortiertisch an dem vier Fischer stehen, und dann werden sie in einen etwa einen Kubikmeter fassenden Plastikcontainer befördert.

Es gibt nicht nur Heringe hier. Auch Wildschweine. Nicht ganz so viele wie Heringe, aber in der Ortseinfahrt fordert ein großes Plakat auf, keine Wildschweine zu füttern. Sie kommen trotzdem, spazieren ohne Scheu auf der Dorfstraße.

Fischer fahren in ihren kleinen Booten wieder auf das Haff. Es ist Ende April, bald Mai, Heringshochsaison. Hunde streunen im Hafen herum. Ein kleiner weißbrauner Mischling versucht angestrengt, meine belgische Schäferhündin zu besteigen. Sie ist nicht interessiert, schnappt immer wieder nach dem hinkenden Rüden. Weitere Hunde schleichen sich müde an. Wir sind am Ende der Welt, hier hört Westeuropa auf, hier fängt der Wahnsinn unserer "Nachkriegsordnung" an. Wir sehen es, wir fühlen es, wir haben ein wenig die Orientierung verloren.

Man kann sich hier weiter durch Wald und Gestrüpp schlagen. Da wo der Fahrweg aufhört zu Fuß durch den Wald. Und plötzlich, wenn man nicht aufpasst, ist man in Russland. Wenn man erwischt wird -und die Chancen dafür stehen nicht schlecht- landet man im Knast. Das ist das frühere Ostpreußen, das heutige Russland, unsere Nachkriegsordnung. 67 Jahre danach.

Wir sind hier wirklich am Ende Westeuropas. In einer Sackgasse. Kaum einer fährt hinein, und hinaus werden vielleicht einige verhungerte Heringe gebracht. Auf gar keinen Fall aber der auch hier entstehende Müll. Gibt es eine Müllabfuhr? Ich glaube nicht. Denn wer sich östlich des Hafens auf einen kleinen Haffstrandspaziergang einlässt, stolpert über Berge von Müll und Abfall die auf den Strand und ins Wasser geworfen wurden.

Es stimmt wehmütig, die Folgen des Krieges auch heute noch so unmittelbar zu sehen und zu fühlen. Was könnte sein, wenn... ?

Mitten im Hafen ein kleiner Steg der zum Leuchtfeuer führt. Ein Blick über das im Dunst liegende Haff zeigt das nahe Frauenburg. Dazwischen Stellnetze, einige Fischerboote.

Über uns "ostpreußischer" Himmel. Blau, kontrastreiche Wolken, ein Himmel wie auch in Masuren.

Ich gehe noch einmal zur Fischpumpe, schaue mir die Heringe an. Aber sie sind mir zu klein, es ist zu viel Arbeit, sie auszunehmen, zu putzen, sie zu braten und einzulegen. Was wird aus solchen Hungerheringen gemacht? Man kann sie kiloweise für ein paar Groschen kaufen.

Wer am Frischen Haff ist, Natur liebt, und dazwischen auch einmal ein Stück Wahnsinn erleben will, sollte die schlaglochübersäte Straße nach Neukrug fahren. Es stimmt wehmütig, ist aber trotzdem lohnend.

Viele Grüße aus Prinzlaff im Danziger Werder (von hier aus sind es auf der Straße 50 Kilometer nach Russland)
Wolfgang

Helga +, Ehrenmitglied
23.04.2012, 17:15
Was könnte sein, wenn... ?

Wie schön könnte es sein, wenn????? Ja, wenn... Das war wieder mal ein schöner Bericht Wolfgang. Ich könnte mich stehenden Fußes auf den Weg machen. Wenn die Arbeit nicht wäre. Noch 2 Jahre, dann könnte ich mir gut vorstellen, neben Danzig auch noch solch schöne Stellen zu erkunden.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
23.04.2012, 17:39
Ohh Wolfgang
Wieder einmal schön Dein Bericht .......
Aber pass bitte auf .... ( noch einige Schritte- dann in Russland .....)
Wenn wir nun auf einmal lange NICHTS von Dir hören ... dann bist Du im Knast gelandet !
Setz noch kurz vorher einen Hilferuf ab !

Viele Grüße
Hans-Jörg

Mandey +08.03.22
23.04.2012, 18:38
Hallo Wolgang
ja so ist es wohl wie du schreibst, auch ich war vor einigen Jahren mal mit meinem Auto dort, aus Neugierde bin ich in einen Sandweg eingebogen, aber nach ca 300 meter hatte sich der Wagen bereits bis zur Achse eingegraben, wir stiegen aus mal nachzuschauen ob ich überhaupt mit eigner Maschinenkraft es schaffen werde da heil raus zukommen, beim aussteigen merkte ich das 1,5 meter neben mir bereits Russische Wachposten (Soldaten) standen, mit Grimmigen Gesichtern, wenn ich Pech gehabt hätte und 2 Metern nach rechts gestanden hätte na den Nasdrowje.
Freundliche Grüße v.Heinz Mandey

Uwe
23.04.2012, 19:46
Hallo Wolfgang,

ich war an dem von Dir beschriebenen Ort vor 18 Jahren. Es scheint sich nicht viel verändert zu haben. Schon damals dachte ich es wäre am Ende der zivilisierten Welt.

Herzliche Grüße

Uwe

asgaard
23.04.2012, 21:16
Hallo Wolfgang,

auch ich bin bei meiner Reise 2010 aus Nickelswade kommend die Strecke fast bis zur Grenze gefahren, aber kurz vor Neukrug haben wir uns entschlossen umzukehren,da es recht spät war und wir mußten ja noch nach Leba zurück und wollten über Karthaus zurück fahren, na da hat ich mich auf was eingelassen bei den Baustellen und Feierabendverkehr. Mir kam die Strecke sehr lang und holperig vor und sehr einsam obwohl es im Juli war, aber sehr schön ,sowas hatte ich noch nicht gesehen. Das nächste mal sind 4 Wochen geplant um es richtig genießen zu können.

Gruß
Wolfgang

stazki
23.04.2012, 22:43
Piaski... welch schöne Erinnerungen ans "Ende eines Zipfels der westlichen Welt". Für uns fast schon obligatorisch, wenn wir im Werder herumziehen, daß ein Ausflug nach Piaski eingeplant ist. Jedesmal lernen wir neue Aussichten auf´s Haff kennen... das letzte Mal 2010 auf einer Terasse eines Cafe´s/Bar (weit hinter der letzten Parkmöglichkeit) bei phantastischem Mondschein, endloser Stille, welche nur durch gelegenliches Krötengequäk unterbrochen wurde.
Erinnerungen an einen endlosen Strand (bis zur russ. Grenze sind es noch fast 3 km), menschenleer... ein Kuhkadaver am Strand... vor der Grenze dann die Strandlaken ausgebreitet... immer unter Beobachtung der Grenzposten auf ihrem Ausguck.

Zurück auf dem wilden Parkplatz... bewacht von einer zuvor schon beschriebener Wildschweinrotte... eine Attraktion seit Jahren in diesem Ort... aufdringlich, diebisch (keine Tasche ist vor ihnen sicher).

Wir freuen uns wieder auf Piaski!

achimbodewig
24.04.2012, 17:23
Ach, Wolfgang,

danke für deine zwei Reiseberichte vom Haff. Sie machen mich total wehmütig. Im Sommer 2010 war ich dort mit dem Fahrrad unterwegs. Auch bis ans Ende der mitteleuropäischen Welt. Die Tour mit dem Rad war eine der schönsten Erlebnisse, die ich in einem Urlaub hatte. Diese Natur! Dieser Himmel! Diese alte Architektur! Ich will da wieder hin!

Ich merke aber auch, wie schnell man unschöne Erinnerungen ausblendet. Gerade eben habe ich – angestoßen durch deine Ausflugsberichte – die vielen Fotos, die ich gemacht habe, durchgesehen und erinnere mich jetzt wieder mit Schrecken an das beklemmende Gefühl, das ich hatte, als ich die Gedenkstätte KZ Stutthof besuchte. Dieser Ort des Horrors mitten in ganz viel Schönheit. Unglaublich, was Menschen Menschen antun können. Wirklich unglaublich. Alleine schon das 1940 erlassene Verbot, Polnisch in der Öffentlichkeit zu sprechen, macht mich heute noch fassungslos. Ich bin so froh, in einem geeinten Europa leben zu dürfen.

Die Touristenbuden und die teilweise etwas missratenenen neueren Gebäude in Kahlberg (Motto offenbar: Hauptsache bunt, laut und billig) hatte ich zum Glück auch schon wieder vergessen.

Wer in meine drei Tage auf der Frischen Nehrung eintauchen möchte, kann sich die Bilder hier als Diashow ansehen:

http://www.dropbox.com/sh/97o6tuhvwllap5a/dEdNOr8Ed4#f:P1070862_1000.JPG

Und meine Gedanken zu den drei Tagen dort:

http://www.plattenbaublog.de/2010/07/09

http://www.plattenbaublog.de/2010/07/10

http://www.plattenbaublog.de/2010/07/11

achimbodewig
24.04.2012, 17:29
Tut mir leid, hier der korrekte Link zu den Fotos:

https://www.dropbox.com/sh/97o6tuhvwllap5a/dEdNOr8Ed4#f:P1070862_1000.JPG

Helga +, Ehrenmitglied
24.04.2012, 20:32
Hallo Achim,

das ist eine wunderbare Bilderserie. Die Fotos von Stutthoff, sie sind so schrecklich und beim anschauen hatte ich das gleiche Gefühl wie bei meinem Besuch dort und habe auch genau so geweint. Ich habe vor Jahren das KZ Buchenwald besucht und dachte auch, ich weiss ja was auf mich zu kommt. Aber das reicht nicht. Es hat mich wieder genau entsetzt wie damals Buchenwald. Und das alles mitten in einer paradiesischen Landschaft. Der schlimmste Feind des Menschen ist wirklich der Mensch.

Aber alles andere so schön, so idyllisch, beinahe traumhaft, dass man es eigentlich Wolfgang nachmachen und auch dort hin ziehen möchte.

Uwe
24.04.2012, 20:55
Hallo Achim,

es ist immer bedrückend an so einem Ort ist meine Erfahrung. Da hilft auch nicht die wunderbare Landschaft das zu überdecken. Ich war nun schon dreimal in Stutthof und das unangenehme Gefühl ist jedesmal dasselbe und wird auch nächste Woche bei meinem vierten Besuch dort so sein. Wenn ich im Buch "Wald der Götter" über Stutthof lese, denke ich immer wie passend und zweideutig der Titel vom Autor gewählt wurde.

Herzliche Grüße

Uwe

ada.gleisner
25.04.2012, 01:48
Guten Abend Wolfgang, oder Guten Morgen ?
Deine erlebnisreichen Berichte über die Heimat unserer Vorderen sind jedesmal wert ins Forum einzutauchen und zu sehen, ob wieder etwas von Dir drin steht. Ich genieße es, Deine Stimmungsbilder zu lesen und Deine Fotos anzusehen, danke von Ada

Wolfgang
01.07.2013, 16:07
Schönen guten Nachmittag,

vorgestern war es wieder einmal soweit: Wir fuhren nach Neukrug/Piaski. Anlass war der Besuch eines Cousins meiner Mutter und natürlich das phantastische hochsommerliche Wetter. Die Strecke wie immer wunderschön. Durch die waldbestandenen Dünen die ganze Nehrung rauf bis Endstation Neukrug. Dort bogen wir dann noch in den Wald ab in Richtung des nichtausgeschilderten bewachten Strandparkplatzes. Noch ein paar Meter zu Fuß und wir waren am Strand mit seinem feinen tiefen Sand.

Obwohl die Hauptsaison schon begonnen hat verliefen sich die wenigen Sonnenhungrigen am endlos weiten Sandstrand. Im Wasser kaum jemand zu sehen trotz sehr angenehmer angenehmer Temperaturen. Ich schwamm ein Stückchen raus und glaube, das Wasser in Ufernähe hatte bestimmt schon 17 oder 18 Grad und weiter draußen waren es höchstens zwei Grad weniger.

Wir hatten für meine Mutter einen bequemen Stuhl mitgenommen damit sie sitzend auf's Meer schauen und das Strandleben beobachten kann während wir uns zur polnisch-russischen Grenze aufmachen wollten. Die Sonne stach bei klarblauem Himmel heiß herunter, aber ein stetiger kräftiger Wind von Nordwest machte das Ganze nicht nur erträglich sondern sogar sehr angenehm.

Zusammen mit Dieter und meiner Frau machten wir uns auf den Weg zu der Grenze, die auch eine Außengrenze der Europäischen Union bildet. Vorbei an den auf den Strand gezogenen Fischerbooten, dort dann durch eine Ansammlung leerer Flaschen und sonstigem Unrat stapfend, den von Fischern einfach in den Sand geworfenen toten Flundern und Pomucheln ausweichend, kamen wir schon nach wenigen hundert Metern in eine menschenleere Gegend. Natur pur. Der warme Wind pfiff um die Ohren. Wunderbar.

Es war zeitaufwändig und auch ein bisschen anstrengend, durch den tiefen Sand zu laufen. Am Wasser ging das nicht schneller da dort der nasse Sand ebenfalls sehr tief war. Für die knapp dreieinhalb Kilometer brauchten wir fast eineinhalb Stunden. Aber das angeschwemmte Treibgut -meist von Wind, Sand, See blankpolierte Baumstämme-, war nicht nur ein Mal Anlass, stehen zu bleiben und zu staunen. Wir entdeckten in ihnen immer wieder neue Tiere: gewundene Schlangen oder auch Tierköpfe. Besonders phaszinierte mich ein von der Natur modellierter Hundeschädel - ich schoss davon gleich mehrere Fotos.

Die Grenze: Ein leichter Maschendrahtzaun, einige Meter ins Meer reichend. Auf polnischer Seite düneneinwärts ein hoher Turm, ein Wacht- und Hörposten. Auf der anderen Seite ein kleines grünes Häuschen, ein verlassener Beobachtungsturm, an einem Pfosten nicht genau erkennbare Geräte, wahrscheinlich Kameras.

Friedlich ist es hier. Trotzdem ein Eiserner Vorhang. Stalins "Schwerthieb" trennte das deutsche Ostpreußen in einen russischen und einen polnischen Teil. Direkt hinter dem Zaun sitzen Kormorane und Seeschwalben. Ich frage mich, warum nur drüben auf der russischen Seite und nicht auch auf der polnischen.

Wir posieren an der Grenze, vor dem Stop-Schild und der Warntafel, fotografieren uns gegenseitig. Wer die Grenze überschreitet, muss mit Haft bis zu drei Jahren rechnen. Wer geht da aber schon freiwillig rüber?

Vollkommene Menschenleere auf der östlichen Seite, keine sichtbaren Grenzposten, nichts. Unendliche Weite bis zum Horizont, bewaldete Dünen, dazwischen blanke weiße Stellen. Das Pillauer Tief ist nur 25 Kilometer entfernt, im Grunde genommen nur ein Katzensprung. Aber auch von mir zu Hause in Prinzlaff sind es nur knappe 50 Kilometer bis hierher zur russischen Grenze. Ein Wahnsinn!

Wir laufen ein wenig am Zaun entlang, hinauf auf die erste Düne. Und dort, auf dem Sandweg steht ein polnisches Geländefahrzeug. Olivgrün, Grenzwacht. Wir werden beobachtet, ein Grenzer kommt auf uns langsam zu, sagt aber nichts. Von hier aus ein phaszinierender Blick über Dünenlandschaft, Strand und Meer!

Und genauso lange wie der Weg zur Grenze dauerte, brauchten wir auch für den Weg zurück. Eineinhalb Stunden. Meine Mutter hatte die Zeit genossen, sich an Zoppot erinnert, an damals als sie noch als junges Mädchen sommers fast täglich am Strand war.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Herbert Claaßen
01.07.2013, 16:38
Hallo Wolfgang!
Ein schöner Bericht und ebenso schöne Bilder. Alles weckt immer wieder Erinnerungen an die Kinder- und Jugendzeit zurück. DANKE !
Viele Grüße!
Herbert

joachimalfred
05.07.2013, 16:24
Lieber Wolfgang,
auch für mich was es im Forum seit langer Zeit wieder einmal
ein sehr schöner Beitrag, bestückt mit sehr schönen Bildern.
Ich denke so oft, wenn ich in der alten Heimat zu Besuch bin,
an das "wenn und aber....." und die Zeit bleib dann fast stehen.
Auch wir waren 2010 auf der Frischen Nehrung bis fast ans Ende
der Welt gefahren, weiter ging es nämlich nicht mehr, die
Russische Grenze stoppte unser Vorhaben, wenn...., dann hätten wir
weiterfahren können und.....,
Besinnlich saßen meine Frau und ich im Sand und ließen hier die Seele
baumeln. Es war aber nur ein kurzer Moment, dann wurden wir von
den Wildschweinen, die auf uns zukamen, in die reale Wirklichkeit zurück
geholt und mussten ins Auto flüchten.
Es war ein schönes, ein anderes Erlebnis als im Trubel von
Danzig, Zoppot, oder Oliva. hier fast unberührte Natur und Einsamkeit.
Fischer wie in alter Tradition ohne viele Hilfsmittel beim Fischen zusehen.
Wie einst in Kindheitstagen an der Weichsel oder am Strand
in Heubude.
Nachdem wir nun schon die Halbinsel Hela besucht haben, ist die
Frische Nehrung noch ein wirkliches Kleinod, wie lange noch?

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joachimalfred
05.07.2013, 16:26
Lieber Wolfgang,
auch für mich was es im Forum seit langer Zeit wieder einmal
ein sehr schöner Beitrag, bestückt mit sehr schönen Bildern.
Besinnlich konnte ich hier die Seele baumeln lassen und nur
an das "wenn u. aber" denken, die Zeit bleib fast stehen.
Auch wir waren 2010 auf der Frischen Nehrung bis fast ans Ende
der Welt gefahren, weiter ging es nämlich nicht mehr, die
Grenze stoppte unser Vorhaben, wenn...., dann hätten wir
weiterfahren können und und....., es war aber nur ein kurzer
Moment, dann wurden wir von Wildschweinen, die auf uns
zukamen, in die reale Wirklichkeit zurück geholt und mussten ins
Auto flüchten.
Es war ein anderes Erlebnis als im Trubel von Danzig,Zopot, oder
Oliva, fast unberührte Natur in der Einsamkeit.
Fischer in alter Tradition ohne viele Hilfsmittel beim Fischen
zusehen.
Nachdem wir nun schon die Halbinsel Hela besucht haben ist die
Stückchen Erde wirklich ein noch Kleinod
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Wolfgang
05.07.2013, 23:50
Schönen guten Abend,

ja, je weiter der Weg nach Osten führt um so einsamer und naturnaher wird es. Wir hatten hier gut 10 Tage einen Cousin meiner Mutter zu Gast und er sah hier jeden Tag Rehe, Fasane, Biber, Hasen. Nur Wildschweine fehlten noch. Und die sahen wir natürlich -wie jedes Mal wenn wir nach Neukrug fahren- gemütlich über die Dünenwaldstraße spazieren.

Jeder Tag bietet Neues. Man muss kein Stadtkind sein um hier von der Natur überwältigt zu werden. Hier draußen gibt es keine Diskos, kein Remmidemmi, selbst die Gastronomie ist teils noch recht schwach auf der Brust. Aber es gibt nette Unterkünfte und wenn man keine auf dem Land unerfüllbaren Ansprüche stellt, ist fast garantiert einen ruhigen und erholsamen Urlaub zu erleben.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfgang
28.08.2013, 19:20
Schönen guten Nachmittag,

vorgestern war ich wieder in Neukrug. Zusammen mit meinem Sohn Martin und dessen Ehefrau fuhren wir ganz gemächlich die gut 50 Kilometer bis in den Neukruger Dünenwald. Es war eine wunderschöne Fahrt, langsam, mit einem Kurzaufenthalt am Haffsandstrand wo wir hinüberblicken konnten nach Frauenburg und Braunsberg. Intensiv orangefarben leuchtender Schlehdorn lud dazu ein, die saftigen Beeren zu pflücken und zu genießen.

Am Meeresstrand angekommen setzte ich mich auf die Dachterasse einer kleinen Imbissbude und verdrückte eine frittenfetttriefende Flunder. Mineralwasser hatte ich glücklicherweise selber dabei, denn da kurz vor Saisonschluss ist, konnte ich weder Bier noch Wasser bekommen. Aber so ist das eben kurz vor dem Ende der Welt... :)

Meine zwei Besucher machten sich auf den Weg zur russischen Grenze. Man muss einfach mal vor dem Drahtzaun gestanden haben um dann den Irrsinn erst recht nicht zu begreifen. Ich lief noch ein wenig am traumhaft schönen Sandstrand entlang, genoss den warmen Spätsommernachmittag, schoss einige Fotos. Faszinierend war ein altes Fischerauto, ein Jeep, fast ausgeschlachtet und trotzdem noch in Betrieb. :)

Und natürlich, auf dem Rückweg, die obligaten Wildschweine. Ich war bestimmt schon zehn Mal in Neukrug, zu allen Jahreszeiten, und immer bekamen wir sie bisher zu Gesicht. Eine Muttersau mit ihren Jährlingen. In Vogelsang (Skowronki) hielt ich an einem Fischgeschäft, kaufte einen kleinen schönen Räucheraal mit gut 400 Gramm. Der Kilopreis hier 120 Zloty (ca. 28,00 Euro), selbst für unsere Gegend ein sehr günstiger Preis.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Heibuder
28.08.2013, 19:44
Schöne Fotos, anheimelnder Kiefern- und Dünenstrand, Wolfgang!

3. Bild zeigt aber Sanddorn, nicht Schlehdorn! Ist sehr reich an Vitamin C!

Wolfgang
28.08.2013, 20:06
Schönen guten Nachmittag,
hallo Wolfgang,

ohhhh, auhh! :) Natürlich SANDDORN! Wenn ich in Norddeutschland bin, schaue ich mich immer nach einem Sanddornlikör um. Also da war ich vollkommen weggetreten als ich Schlehdorn schrieb... :)

Danke und schöne Grüße
Wolfgang

Beate
28.08.2013, 22:36
Och, Wolfgang, Schlehdornlikör gibt es aber auch! Überaus lecker...;)

Schöne Grüße Beate

Wolfgang
28.08.2013, 22:50
Schönen guten Abend,
hallo Beate,

meinen "Schlehdorn" werde ich jetzt wohl für ewig auf's Brot geschmiert bekommen... :)

Da weiß der Deubel was mich geritten hat! Mein Sohn war es der mich darauf aufmerksam machte: "Papa, Du stehst direkt neben dem Sanddorn und siehst ihn nicht!"

Er ist ganz einfach zu finden und bietet kiloweise Beeren zum Pflücken: Kurz vor Neukrug, genau dort wo erstmals ein freier Blick runter zum Frischen Haff durch die Kiefern möglich ist, genau dort müsst Ihr anhalten. Und dann runter zum Wasser. Es sind gerade mal 100 Meter.

Die mehr säuerlich als süßaromatischen Beeren, der Blick auf's Haff, nach Frauenburg und Braunsberg, all das sind kleine paradiesische Wunder. Es gilt nur, sie zu entdecken.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang